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Veröffentlicht am 05.02.2023

Kinderbibel mit Alltagsbezug

Die Kinder-Mitmachbibel. Bibelgeschichten erzählen und gestalten. Lesen, basteln, spielen – die Bibel und den Glauben kreativ entdecken: Kinderbuch ab 6, ideal für Grundschule & Gemeinde
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In diesem Buch werden 24 Geschichten aus der Bibel nacherzählt, acht aus dem Alten Testament und sechzehn aus dem Neuen Testament. Jede Geschichte erstreckt sich über ein bis drei Doppelseiten, danach ...

In diesem Buch werden 24 Geschichten aus der Bibel nacherzählt, acht aus dem Alten Testament und sechzehn aus dem Neuen Testament. Jede Geschichte erstreckt sich über ein bis drei Doppelseiten, danach folgt auf einer weiteren Doppelseite eine praktische Anwendung. Dabei wird ausgefüllt, gemalt, gedichtet, gebastelt oder gebacken.

Beim Alten Testament geht es um die Schöpfung, um Abraham, Mose, David und Jesaja. Das Neue Testament beginnt mit der Geburt Jesu, danach kommen Geschichten und Gleichnisse aus seinem Leben, gefolgt von seiner Kreuzigung und Auferstehung und einer kleinen Auswahl von Erlebnissen der ersten Kirche.

Die Sprache ist kindgerecht und passt gut zum angegebenen Alter ab sechs Jahren. An manchen Stellen wechselt die Erzählform zwischen Gegenwart und Vergangenheit, was beim Lesen ein wenig holprig wirkt.

Die Nacherzählung der Geschichten beinhaltet schon einen Schwerpunkt und eine Deutung, die jeweils mit der nachfolgenden Aktion vertieft wird. So geht es beispielsweise bei der Geschichte von Zachäus um Ausgrenzung, die Erzählung vom großen Festmahl fordert auf ein Fest zu gestalten und zu überlegen wer selten eingeladen wird. Das ist ein schöner Weg biblische Geschichten mit der Lebenswelt der Kinder zusammenzubringen.

Die beiden Autorinnen sind in der Landeskirche beheimatet, darum geht dieses Buch von der Kindestaufe aus, was freikirchliche Leser vielleicht irritieren wird. Die Aufforderung ein Bild von Gott zu malen wird sicher auch kontrovers gesehen.

Die Fragen und Anregungen am Ende der Geschichten könnten an manchen Stellen Kinder allein überfordern, besonders wenn sie nicht christlich erzogen worden sind, zum Beispiel die Frage: Warum musste Jesus sterben? Darum macht es sicher Sinn wenn Kinder und Eltern oder Lehrer dieses Buch gemeinsam lesen.

Die Zeichnungen sind wunderschön und einladend. Sie sind einfach gehalten, und es macht einfach Spaß sie zu betrachten. Vor allem Gestik und Mimik sind gelungen. Schön ist auch, dass bei jeder Geschichte die biblische Verweisstelle angegeben ist.

Ein kleiner Fehler: Auf der Rückseite steht, dass das Buch 26 Geschichten enthält, es sind aber nur 24.

Fazit: Eine sehr schön gezeichnete Kinderbibel für Kinder im Grundschulalter, das praktische Anregungen zu den erzählten Geschichten bietet. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 31.01.2023

Die Bibel mit jüdischen Augen lesen

Wer predigte in ihren Synagogen?
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Der Jude Erwin Pinchas Spitzer war erst sechzehn Jahre alt als er 1938 in seiner Heimatstadt Wien gefangen genommen und in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Er konnte jedoch von dort fliehen und ...

Der Jude Erwin Pinchas Spitzer war erst sechzehn Jahre alt als er 1938 in seiner Heimatstadt Wien gefangen genommen und in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Er konnte jedoch von dort fliehen und siedelte 1940 nach Palästina über. Anstatt seines deutschen Namens nahm er den Namen „Lapide“ an, das von dem hebräischen Wort für Fackel abgeleitet ist.

Als Fackelträger war er darum bemüht sich für die Verständigung zwischen Juden und Christen einzusetzen, so siedelte er 1974 auch mit seiner Familie nach Deutschland über, um von dort aus Versöhnungsarbeit zu leisten.

Seine Veröffentlichungen sind vor allem für Christen interessant, um die Kultur und Denkweise, in der Jesus beheimatet war, besser zu verstehen. Dieses umfangreiche Buch wurde von Lapides Sohn zusammengestellt und enthält Texte, die zu Lebzeiten Lapides veröffentlicht wurden, und teilweise vergriffen und darum nur schwer erhältlich sind. Ergänzt werden diese Niederschriften mit einer Einleitung, in der Yuval Lapide das Vermächtnis seines Vaters erklärt.

Christliche Leser werden nicht alle Denkansätze Lapides zustimmen können, darum gilt für dieses Buch, „Prüfet alles, das Gute behaltet.“ Interessant sind vor allem Worterklärungen und aufschlussreiche Erläuterungen über die Kultur und Religion zur Lebzeit Jesu. So wirken die Erklärungen Lapides warum Jesus am Kreuz nicht von Gott verlassen wurde, sehr stimmig. Andere Überlegungen, die der historisch-kritischen Textforschung folgen und davon ausgehen, dass Texte redigiert wurden, und die nicht von einem übernatürlichen Wirken des Heiligen Geistes ausgehen, teile ich persönlich nicht. Aber das hindert mich nicht von dem zu lernen, was ich einleuchtend finde.

Es beeindruckt mich, dass Lapide, genauso wie Christen, ehrfurchtsvoll das Leben von Jesus ansieht. Er erinnert daran, dass Jesus zunächst einmal Jude war, und dass „das zweite Testament“ von Juden und für Juden geschrieben wurde. Dabei möchte er Christen nicht von seinem jüdischen Glauben überzeugen, aber er erwartet gegenseitige Achtung für die Überzeugung des anderen.

Fazit: Ein interessantes Lesebuch, mit Abfassungen eines jüdischen Gelehrten, die Christen helfen können die Kultur und den Hintergrund von biblischen Texten besser zu verstehen. Auch wenn einiges nicht mit dem christlichen Glauben übereinstimmt, können Christen dieses Buch mit Gewinn lesen.

Veröffentlicht am 30.01.2023

Kulinarischer Genuss

Genießen in Wien
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Die Autorin dieses Buchs möchte unerkannt bleiben, denn sie ist inkognito unterwegs, auf der Suche nach neuen Hotspots und geheimen Ecken in Wien, ihrer Lieblingsstadt. Der wunderschön gestaltete Ratgeber ...

Die Autorin dieses Buchs möchte unerkannt bleiben, denn sie ist inkognito unterwegs, auf der Suche nach neuen Hotspots und geheimen Ecken in Wien, ihrer Lieblingsstadt. Der wunderschön gestaltete Ratgeber enthält eine Unmenge an Restaurantempfehlungen, dazu einige andere Tipps für Sehenswürdigkeiten in dieser besonderen Stadt.

Die Unterteilung nach Themen in den vierzehn Kapiteln des Buchs hilft bei der Auswahl. So gibt es zum Beispiel eine Reihe von Plätzen für das Frühstück, andere im Freien, manche zum Kaffeetrinken oder welche für ein süßes Dessert. Ein Highlight sind die Hinweise auf verschiedene Märkte in der Stadt, diese werden ausführlich vorgestellt, in Form eines Bummels über den Markt. Einige Unternehmer kommen in Interviews selbst zu Wort, beispielsweise ein Schneckenfarmer oder eine Winzerin.

Bei allen unterschiedlichen Tipps steht immer der kulinarische Genuss im Vordergrund. So gibt es auch Verzehrmöglichkeiten in Museen oder noch ausgefalleneren Plätzen, wie in einem Gewürzparadies oder einem Buchladen. Auch die berühmten Wiener Kaffeehäuser fehlen nicht.

Die Hinweise zu den einzelnen Gastronomiebetriebe sind allerdings recht knapp. So erhält der Leser neben der Anschrift und Hinweise zur Webseite nur wenige Informationen, die etwa einen Absatz pro Wirtschaft umfassen. Eine sehr schöne Ergänzung sind die Bilder, die stilvoll angeordnet sind, und mal Speisen, mal den Betrieb zeigen. Besonders hilfreich ist eine Zusammenstellung der beschriebenen Orte nach Stadtbezirken am Ende des Buchs, allerdings fehlen hier Seitenzahlen. Hinweise zum Preisniveau wären eine schöne Ergänzung bei der nächsten Auflage!

Fazit: Ein edel gestaltetes Buch, das als Navigationshilfe durch die Wiener Gastronomieszene dienen kann. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 10.01.2023

Geliebt, um zu lieben

Heute weiß ich, wer ich bin
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Als Friederike zur Welt kommt, hat ihre Verwandtschaft ganz andere Sorgen. Nur ein Tag nach ihrer Geburt flieht die Familie aus Breslau und entgeht so nur knapp der Bombardierung. Mutter und Großmutter ...

Als Friederike zur Welt kommt, hat ihre Verwandtschaft ganz andere Sorgen. Nur ein Tag nach ihrer Geburt flieht die Familie aus Breslau und entgeht so nur knapp der Bombardierung. Mutter und Großmutter gelangen nach einer mühsamen Reise mit Friederike und ihrer großen Schwester nach Lübeck, was zur neuen Heimat wird.

Friederike wächst mit dem Gefühl heran, für ihre Familie eine Last zu sein, denn mit einem Säugling zu fliehen, war alles andere als leicht. Ihre Mutter kann außerdem schwer Gefühle zeigen, sodass Friederike in einem kalten, lieblosen Zuhause aufwächst.

Schon früh heiratet sie, denn das erste Kind ist schneller unterwegs als geplant. Aus dem liebevollen Freund wird ein wortkarger Ehemann. Friederike, die ihren Liebestank in der Ehe endlich auffüllen wollte, verzweifelt, da sie sich ungeliebt fühlt.

Jahrelang kämpft sie mit Depressionen, Medikamentenabhängigkeit und Suizidgedanken. Als ihre Schwägerin sie zu einer christlichen Tagung einlädt ahnt sie nicht, dass sich dadurch ihr Leben komplett ändern wird.

Friederikes Wunden heilen, weil die bedingungslose Liebe Gottes ihr hilft nicht mehr alles von anderen Menschen zu erwarten. Nun möchte auch sie Menschen helfen, die in Not sind. Ein besonderes Anliegen sind ihr Mütter, die ungewollt schwanger geworden sind. Sie und ihr Mann gründen eine Lebensgemeinschaft für Menschen in Not. Dazu gehört auch eine Babyklappe, denn auch wenn diese Form der Hilfe umstritten ist, geht es Friederike allein darum Menschenleben zu retten.

Dieses Buch über ein bewegtes Leben ist spannend geschrieben und lässt sich schnell lesen. Interessant sind vor allem die weisen Erkenntnisse dieser lebenserfahrenen Frau. So lernt sie Menschen zu vergeben, die sie verletzt haben, beschäftigt sich mit der Frage, was es bedeutet seine Eltern zu ehren, und gibt schonungslos ehrlich weiter, wie ihre Ehe mit Gottes Hilfe gerettet wurde.

Faszinierend sind ihre Erlebnisse als Senioren-Modell und bei der Show „Wer wird Millionär“. Friederike ist eine Frau, die viel erlebt hat und mit ihrer ganzherzigen dienenden Einstellung beeindruckt. Einzig störend ist ein wenig Selbstruhm, der an manchen Stellen durchscheint.

Fazit: Eine lesenswerte Autobiographie über eine Frau, die dank ihrer eigenen Lebenswunden und einer gastfreundlichen Einstellung Hoffnung weitergibt. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 08.01.2023

Eine weitere lustige Geschichte von Jonasson, die Politik, Kriminalität und Freundschaft vermischt

Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der Welt
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Johan freut sich, dass sein großer Bruder so gut zu ihm ist. Er erklärt ihm alles, was er wissen muss, spielt mit ihm und kümmert sich um alles. Doch der 30jährige Johan merkt erst viel später, dass sein ...

Johan freut sich, dass sein großer Bruder so gut zu ihm ist. Er erklärt ihm alles, was er wissen muss, spielt mit ihm und kümmert sich um alles. Doch der 30jährige Johan merkt erst viel später, dass sein Bruder ihn dabei gnadenlos ausnutzt.

Die geerbte Wohnung wird verkauft und von dem hohen Erlös bekommt Johan nur ein Wohnmobil, während sein Bruder den Rest nimmt und einen Diplomatenposten in Rom antritt. Da Johan kein sicherer Fahrer ist, schiebt er beim Rangieren seines neuen Wohnmobils einen abgestellten Wohnwagen einen Abhang herunter. Das erweist sich allerdings als Glück, denn die Wohnwagenbesitzerin wird zu einer guten Freundin.

Johann unterstützt seine neue Freundin bei ihrem Vorhaben alte Rechnungen zu begleichen. Als sie dabei in Konflikt mit der Polizei geraten, rettet sie die 75jährige Agnes und schließt sich ihnen gleich an. Ihre Reise führt sie über Zürich, Rom und bis hin zu einer abgelegenen afrikanischen Insel. Als sich herausstellt wer der Präsident dieser Insel ist, wendet sich ihr Schicksal und sie finden neue Verbündete.

Dieses Buch erinnert an andere Erzählungen Jonassons. Ganz unterschiedliche Menschen finden sich als Reisegefährten zusammen und erleben dabei Unglaubliches. Dabei spielen weltpolitische Personen und Ereignisse eine wichtige Rolle. Bei allem überwiegt ein heiterer, unterhaltsamer Ton, wie bereits gewohnt bei Jonasson.

Die Geschichte spielt im Herbst 2011. Es geht um den drohenden Weltuntergang, den Kommunismus, die russische Mafia und Korruption. Die drei Freunde und andere, die sich ihnen anschließen sind liebenswert und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Dass sie dabei Millionen Menschen betrügen, wird dabei schnell vergeben.

Trotz ein paar Längen macht es Spaß dieses Buch zu lesen und mithineingenommen zu werden bei diesem Abenteuer auf einer kleinen afrikanischen Insel. Den Reiz dieses Buchs macht vor allem die geschilderte Freundschaft der Helden der Geschichte aus.

Fazit: Eine unterhaltsame und leichte Ferienlektüre, mit den Themen Korruption und Kommunismus, Rache und Freundschaft. Empfehlenswert!