Spannendes Psychodrama
In der Silvesternacht 2018 feiern die befreundeten Familien Wiksell und Andersson mit weiteren Bekannten und Nachbarn ins neue Jahr. Während die 17jährigen Töchter Smillla und Jennifer mit Schulfreunden ...
In der Silvesternacht 2018 feiern die befreundeten Familien Wiksell und Andersson mit weiteren Bekannten und Nachbarn ins neue Jahr. Während die 17jährigen Töchter Smillla und Jennifer mit Schulfreunden im Reihenhaus der Anderssons das erste Mal ohne Eltern feiern, sind Frederik und Nina Andersson bei Lollo und Max Wiksell eingeladen. Mit dabei haben die Anderssons auch ihre jüngeren Söhne Anton und Vilgot. Die traditionelle Silvesterparty der Freunde artet alkoholisch ziemlich aus und selbst als Leser hat man den Wunsch die Location schnellstmöglichst wieder zu verlassen. Am Neujahrstag folgt die Ernüchterung: Jennifer, die Tochter der Wiksells, hat die Party bei Smilla vorzeitig verlassen und ist nicht zu Hause angekommen. Was ist passiert?
Am Cover steht Roman, doch das Attribut Spannungsroman oder Drama passt für die Geschichte viel besser. Erzählt wird aus vier verschiedenen Perspektiven.
Als Leser erkennt man sehr schnell, dass die Freundschaft der beiden Familien nur mehr oberflächlich besteht und sich die drei Freundinnen von damals, Lollo, Nina und Malena, immer mehr voneinander entfernt haben. Nicht nur durch die verschiedenen familiären Situationen, sondern auch durch Neid oder Missgunst, trennten sich die Wege der drei Freundinnen. Während Lollo und Max beruflich äußert erfolgreich sind und sich nur mit dem Besten zufrieden geben, leben Nina und Frederik in einem Reihenhaus. Frederik hat den Beruf als Lehrer seinem Architekturstudium vorgezogen, denn er liebt den Umgang mit Teenagern. Nina hingegen ist unzufrieden mit ihrer Ehe, mit ihrer Figur und auch ein stückweit neidisch auf Lollo und ihr riesiges Haus nebst dem ganzen Geld. Malena hingegen ist noch immer auf der Suche nach dem richtigen Partner und kreuzt jedes Jahr zu Silvester mit einem anderen Mann an ihrer Seite auf. Doch die Tradition zu Silvester gemeinsam zu feiern, halten die drei Frauen noch immer aufrecht.
Mich hat die Geschichte immer mehr und mehr in den Bann gezogen, obwohl uns die Autorin auf eine bestimmte Fährte zu locken versucht - was ihr auch gut gelingt. Doch ist die Lösung wirklich so offensichtlich?
Da wir aus der Sicht von vier Personen lesen, blicken wir sehr schnell hinter ihre Fassaden. Eine der vier legt allerdings ein sehr seltsames Verhalten an den Tag. Malin Stehn hat bei dieser Figur wirklich eine grandiose Charakterstudie erschaffen. Ich habe mich gefragt, wie ich wohl reagieren würde und konnte einige Empfindungen nachvollziehen, andere wiederum überhaupt nicht. Immer wieder blickt man als Leser hinter die Abgründe der menschlichen Seele und erkennt wie wichtig es den Menschen ist, den Schein nach außen zu wahren. Und als Mutter fragt man sich vielleicht auch, wie gut kenne ich mein Kind, dessen Freunde und dessen Freizeitaktivitäten?
Während sich die psychologische Spannung zwar langsam, aber stetig aufbaut, erwartet dem Leser im letzten Drittel nicht nur eine, sondern gleich mehrere unerwartete Wendungen, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen, jedoch logisch sind. Die Frage was mit Jessica tatsächlich geschah, ist fast zweitrangig, denn das psychologische Drama der Erwachsenen ist in diesem Roman das Grundgerüst der Story.
Nur in der Mitte kamen ein paar kleine Längen auf, aber sonst hat mich "Happy New Year" überrascht und sehr gut unterhalten.
Fazit:
Ein spannendes Psychodrama, dass nur in der Mitte ein paar kleine Hänger hat, aber danach mit einem fulminaten Abschluss den Leser fassungslos zurücklässt. Ich fand es großartig und empfehle das Buch gerne weiter!