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Veröffentlicht am 11.08.2017

Die Fackeln der Freiheit” bildet ein unterhaltsames Bindeglied zwischen der Lord John Reihe und der Highlandersaga und macht das Abwarten bis zum nächsten Jamie & Claire Band einigermaßen erträglich

Die Fackeln der Freiheit
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England 1760: Nachdem die Jakobiten bei Culloden vernichtend geschlagen wurden und viele enge Freunde und Mitstreiter des Schotten James Fraser für die Sache, von den Engländern getötet wurden, sind vierzehn ...

England 1760: Nachdem die Jakobiten bei Culloden vernichtend geschlagen wurden und viele enge Freunde und Mitstreiter des Schotten James Fraser für die Sache, von den Engländern getötet wurden, sind vierzehn Jahre vergangen. Jahre, die Jamie, dem von den Engländern das Leben geschenkt wurde, als Zwangsarbeiter auf Ehrenwort auf dem Anwesen eines englischen Aristokraten zubringen musste und in denen er sich schmerzlich nach seiner großen Liebe und Ehefrau Claire sehnte. Doch die schwangere, zeitreisende Claire ging einst durch einen Steinkreis zurück in ihre Zeitepoche, weil Jamie damals nicht glaubte, dass er Culloden überleben würde.
Sein einziger Trost in dieser für ihn schweren Zeit ist sein unehelicher Sohn William, der nächste Graf von Ellesmere, der auf dem Anwesen, auf dem Jamie seiner Arbeit nachgeht, aufwächst und mit seinem übergroßen Hang nach Abenteuern und der Sturköpfigkeit eines Dreijährigen sein Kindermädchen, seinen Großvater und alle anderen in Atem hält.

Lord John Grey, einst Aufseher im Gefängnis Ardsmuir und immer noch verliebt in Jamie, weilt derweil fernab in London und wird von seinem Bruder Hal damit beauftragt, ein Schriftstück, das in der schottischen Sprache Gälisch verfasst wurde, übersetzen zu lassen, da es ein wichtiger Beweis bei der Überführung eines Kriegsverbrechers sein könnte, dem unter anderem Korruption, Diebstahl und Hochverrat zur Last gelegt werden.
Doch Lord John hat einige Skrupel, denn Major Siverly, der Mann, der sich dieser Vergehen schuldig gemacht haben soll, hat einst sein Leben gerettet und zum anderen soll John in Hals Auftrag Jamie aufsuchen, um diesen das Schriftstück übersetzen zu lassen. Was Hal jedoch nicht ahnt, ist, dass Jamie und John einst im Streit auseinander gegangen sind, nachdem John Jamie nicht nur über seine Homosexualität in Kenntnis setzte, sondern Jamie gegenüber auch seine zärtlichen Gefühle eingestand. Gefühle, die der heterosexuelle Jamie nicht erwidern konnte und wollte.

Währenddessen bekommt Jamie in Helwater Besuch von einem alten Freund und Mitstreiter bei Culloden- einem Iren, der ihm einen in seinen Ohren wahnwitzigen Plan unterbreitet. Jamie soll zusammen mit ihm nach Irland fliehen, denn dort ist ein weiterer Aufstand gegen die Briten geplant. Da Jamie bereits von Claire weiß, dass sämtliche Pläne des Aufstands zum Scheitern verurteilt sind und er zudem kriegsmüde ist, lehnt er dankend ab. Doch der Ire lässt sich nicht so leicht abschütteln.

Weil John sich ziert nach Helwater zu reisen, lässt Hal Jamie kurzerhand von Gefolgsmännern nach London bringen. Obwohl Jamie keine große Lust verspürt, den Engländern zu helfen, weiß er jedoch genau dass diese am längeren Hebel sitzen und er wohl oder übel kooperieren muss- zudem haben Hal und Lord John ihn einst vor dem sicheren Tod bewahrt. Als er das Schriftstück in Händen hält, weiß er jedoch sofort was er vor sich hat. Es scheint, dass es eine Verbindung zwischen Major Siverly und den jakobitischen Verschwörern gibt. Und so befindet er sich plötzlich mit Lord John, dem hartnäckigen Iren der ihn in London abermals auflauerte um ihn für seine Verschwörer zu gewinnen und Lord Johns Kammerdiener Tom auf dem Weg nach Irland um Major Siverly einige unangenehme Fragen zu stellen… Und abermals sitzt Jamie zwischen zwei Stühlen…

„Die Fackeln der Freiheit“ ist zeitlich zwischen Band 2 und Band 3 der Highlandersaga angesiedelt und stellt zudem ein Verbindungsstück zwischen den Lord John Bänden und der Highlandersaga dar.
In diesem Roman erfährt man wie Jamie und Lord John ihre Männerfreundschaft trotz aller Streitigkeiten und Schwierigkeiten, die sie jemals miteinander hatten, erneuerten und zudem erzählt die Autorin ein unterhaltsames Abenteuer aus Lord Johns und Jamies Vergangenheit, das zu meinem größten Vergnügen wieder einmal sehr “gabaldonlike“ geworden ist- sprich man bekommt hier neben des geschilderten „Falles“ nebenbei auch nette, anrührende und witzige Momente zwischen Jamie und seinem Sohn William geboten: nicht zu vergessen Jamies Dialoge mit John und einem ehemaligen, irischen Mitstreiter um die Sache der Jacobiten sind sehr amüsant und lebendig in Szene gesetzt worden und haben mich sowohl zum Schmunzeln, als auch manches Mal zum Nachdenken angeregt.

“Die Fackeln der Freiheit” kann ich zunächst einmal allen Jamie & Claire Fans sehr ans Herz legen, denn auch wenn der zu untersuchende Fall nicht wahnsinnig viele spannende Elemente enthält, ist der Roman dennoch unterhaltsam und schließt für den Leser eine Lücke aus Jamies Vergangenheit. Zudem bekommt man erneut viele Einblicke in Jamies Gedankenweit geboten und kann nachvollziehen wie sehr Jamie unter der Ungewissheit leidet, was Claires Schicksal angeht. Hat sie es geschafft gesund zurückzukehren in ihre eigene Zeitepoche und hat ihr gemeinsames Kind überlebt oder ist sie gestorben? (Sicher, Leser der Highlandsaga wissen bereits wie Claires Zeitreise ausging, dennoch fand ich Jamies Gedankengänge sehr rührend geschildert.)

Sehr spannend beschrieben fand ich Jamies persönliche Begegnung mit der “wilden Jagd” und auch ein Duell das Lord John bestreiten muss, rundet diesen unterhaltsamen historischen Roman perfekt ab. Romantiker werden die Begegnungen zwischen Jamie und Claire sicherlich vermissen; doch für alle, die mehr über die Zeit erfahren möchten, die Jamie einst ohne Claire verbringen musste, bietet “Die Fackeln der Freiheit” eine tolle Ergänzung zur Serie und macht das Abwarten bis zum nächsten Band der Highlandsaga einigermaßen erträglich.

Ungeachtet all des Lobes muss ich zugeben, dass ich lediglich zu „Die Fackeln der Freiheit“ gegriffen habe, weil in diesem Teil der Lord John Reihe Jamie einen so großen Anteil an der Story nimmt und hier der eigentliche Held dieses Romans ist. Und trotz meiner Sympathien für die Romanfigur Lord John, ist und bleibt er für mich leider immer noch eine nette, ehrenhafte aber nicht so interessante Nebenfigur. Ihm fehlt einfach das gewisse Etwas und so wird dieser Ausflug zur Lord John Reihe auch mein einziger bleiben.

Kurz gefasst: "Die Fackeln der Freiheit” bildet ein unterhaltsames Bindeglied zwischen der Lord John Reihe und der Highlandersaga und macht das Abwarten bis zum nächsten Jamie & Claire Band einigermaßen erträglich.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Unglaublich spannender, kurzweiliger und lesenswerter sechster Teil der Reihe um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr bislang

Engelskinder
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Die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway findet bei Ausgrabungen ein weibliches Skelett aus viktorianischer Zeit. Rätselhaft daran, die Tote verlor bereits zu Lebzeiten einen Unterarm und trug stattdessen ...

Die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway findet bei Ausgrabungen ein weibliches Skelett aus viktorianischer Zeit. Rätselhaft daran, die Tote verlor bereits zu Lebzeiten einen Unterarm und trug stattdessen nur noch einen Haken. Kann es wirklich sein, dass sie die Überreste der berüchtigten, angeblichen Kindermörderin Jemima Green, genannt „Mother Hook“, gefunden hat? Ruths Chef, Phil, glaubt allerdings bereits fest daran und sorgt dafür, dass ein Fernsehteam Wind von der Angelegenheit bekommt. Dieses dreht für einen History Channel vor Ort und ausgerechnet Ruth wird dazu auserkoren, den Zuschauern in ihrer Position als Wissenschaftlerin, wichtige Dinge rund um die Ausgrabung näher zu bringen. Obwohl sich Ruth bei dem Gedanken vor der Kamera zu stehen, nicht wirklich wohl fühlt, lässt sie sich auf die Sache ein und ist dann überrascht, wie viel Spaß ihr der Job macht. Ihr zur Seite steht der attraktive, amerikanische Wissenschaftler Frank, der ebenfalls für die TV Serie engagiert wurde.

Ruth und Frank sind sich sehr sympathisch, was DCI Nelson ein wenig stört. Nelson, der Vater von Ruths unehelicher Tochter Kate, lebt zwar noch mit seiner Frau zusammen, die er liebt, doch irgendwie schleicht sich Ruth immer wieder in seine Gedanken.

Doch viel Zeit für private Dinge bleiben weder Ruth, noch Frank, noch DCI Nelson oder auch Cathbad. Denn es werden nacheinander Kinder aus dem Ort entführt und seltsame Briefe hinterlassen, die von dem Verfasser kurz mit „Der Babysitter“ unterschrieben wurden.

Dazu muss Nelson sich auch noch um den ungeklärten Todesfall an einem kleinen Jungen kümmern. Kann es wirklich sein, dass die Mutter des Jungen die Mörderin ist? Es deutet vieles darauf hin, da auch ihre beiden ersten Kinder im Säuglingsalter starben. DCI Nelson glaubt an die Schuld der Frau, doch dann mischt sich wieder einmal Cathbad ein, der zwar mittlerweile in einer anderen Stadt lebt, DCI Nelson jedoch am Telefon bereits vehement darauf hinweist, dass er die Verdächtige kennt und sie keinesfalls die Mörderin sein kann. Nelson lässt das relativ unbeeindruckt, was der Druide ihm erzählt, doch als Cathbads uneheliche Tochter eines Tages vor Nelsons Tür steht und ihm ebenfalls in dieser Sache auf den Zahn fühlen will, beginnt er zähneknirschend damit, auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Nelsons Angst zu versagen ist groß, aber er muss unbedingt einen klaren Kopf bewahren; vor allem als auch noch das Kind einer Kollegin entführt wird…

Nach dem Lesen des fünften Teils „Rabenkönig“, befürchtete ich ja bereits, dass meine liebste Figur der Reihe, der schrullige, clevere Druide Cathbad, in weiteren Teilen nicht mehr in Erscheinung treten würde, doch weit gefehlt, gottlob! Denn Elly Griffith hat tatsächlich ein Herz für ihre Leser und lässt Cathbad im nun sechsten Teil „Engelskinder“ wieder agieren, was mich total gefreut hat. Einige noch offene, lose Fäden der Rahmenhandlung, bzw. was den privaten Bereich der Hauptakteure der Serie betrifft, werden diesmal verknüpft und wie sich Privates und Berufliches so entwickelt, gefällt mir bislang sehr gut.

Aber natürlich ist auch „Engelskinder“ in erster Linie ein Krimi und wartet diesmal sogar mit einem spannenden Krimiplot auf. Zugegeben, Ruths archäologische Qualitäten treten diesmal ein wenig in den Hintergrund und auch die Sache mit dem ausgegrabenen Amulett, das sie einfach heimlich mit nach Hause nimmt, fand ich nicht so wirklich glaubwürdig dargebracht. Doch abgesehen von diesem Minikritikpunkt, empfand ich „Engelskinder“ als ziemlichen Pageturner, den ich praktisch in einem Rutsch durchgelesen habe. Ich finde, dass die Serie von Band zu Band besser wird, abgesehen von dem einen Ausrutscher „Gezeitengrab“, der für meinen Geschmack qualitativ etwas abfiel, dem ich aber dennoch noch vier von fünf Punkten verliehen habe.

Mittlerweile empfinde ich das Lesen der Serie als eine Art „Nachhausekommen“. Denn Haupt und Nebenfiguren sind einem so vertraut geworden und ans Herz gewachsen, obwohl sie durchaus keine einfachen Figuren sind. Ruths spröde, pragmatische Ader mag beispielsweise immer noch vorhanden sein, genauso wie auch DCI Nelsons Launenhaftigkeit oder Cathbads Hang dazu, sich in allem einmischen zu wollen, doch ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich breit grinsen muss über die Schrullen der Romanfiguren.

Elly Griffiths Reihe um Ruth Galloway gehört zu meinen Lieblingskrimiserien, die ich allen Lesern, die Krimis im Stile Ann Cleeves oder Phil Rickman mögen, nur empfehlen kann.

Kurz gefasst: Unglaublich spannender, kurzweiliger und lesenswerter sechster Teil der Reihe um die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr bislang.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt

Die Überlebende
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Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war ...

Sieben Jahre zuvor wurde die Collegestudentin Flora das Opfer einer Entführung. Ihr Peiniger hatte sie fünfzehn Monate in seiner Gewalt, in denen sie durch die sprichwörtliche Hölle ging. Zunächst war sie nur eine Art unbedeutendes Spielzeug für Floras Peiniger, der sie immer wieder vergewaltigte, sie zeitweilig hungern ließ und in eine sargähnliche Holzkiste einschloss, wenn er sie mitnehmen wollte auf Reisen. Schließlich brach der Täter Floras Willen und nahm ihr jegliches Selbstvertrauen. Er fühlte sich sicher, zu sicher, denn Floras Lebenswillen konnte er nicht brechen. Schließlich konnte Flora befreit werden, doch zuvor erschoss sie ihren Peiniger. Ihr Bruder und ihre Mutter waren überglücklich, Flora wiederzuhaben, doch sie begriffen schnell, dass es die unbeschwerte, glückliche Flora nicht mehr gab.

Als nun, sieben Jahre später, junge Frauen verschwinden, ruft das Flora auf den Plan, die sich vorgenommen hat, Jagd auf Männer zu machen, die genauso gestrickt sind, wie ihr damaliger Entführer. Ausgerechnet dem Barkeeper, eines Nachlokals gelingt es, die alkoholisierte Flora auszuschalten und zu entführen. Er ist Flora damit auf den Leim gegangen, denn sie weiß mittlerweile gut, wie sie sich aus gefährlichen Situationen befreien kann und so endet seine Tat tödlich- für ihn, denn Flora gelingt es mit Hilfe einer Mixtur, den Mann auszuschalten. Die herbeigerufenen Cops, unter ihnen auch Detective D.D. Warren, ahnen bereits, dass sich Flora auf eine Art Kriegspfad befindet und beginnen sogleich mit ihren Ermittlungen. Es scheint allerdings, als ob Floras Entführer bereits gemordet hat, denn kurz darauf wird eine Frauenleiche entdeckt. Bevor D.D. Warren Flora nochmals in aller Ruhe ins „Kreuzverhör“ nehmen kann, verschwindet Flora plötzlich von einem auf den anderen Tag aus ihrer Wohnung. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie scheinbar schon wieder Opfer einer Entführung wurde. Doch wer könnte ein Interesse daran haben Flora zu töten? Immerhin ist ihr Peiniger von einst tot!

Ich las vor einiger Zeit bereits einen anderen Teil der D.D. Warren Reihe von Lisa Gardner, der mir an sich gut gefallen hatte, so dass ich schnell neugierig wurde, auf „Die Überlebende“. Beide Bücher haben gemeinsam, dass Frauen im Fokus der Geschichten stehen, die in der Not lernen mussten, über sich selbst hinauszuwachsen. Während ich fand, dass die psychologischen Aspekte in „Wer stirbt, entscheidest du“, damals noch eher eine untergeordnete Rolle spielten, ist es in „Die Überlebende“ völlig anders. Die Autorin hat sein gutes Händchen dafür, die Gefühle, die Angst, die Fassungslosigkeit und die ohnmächtige Wut Floras darzustellen. Mir gingen die Romanpassagen, in denen Flora sich in Rückblenden an ihre damalige erste Entführung erinnert, ziemlich nahe, weil man sich einfach zu gut in die Romanheldin hineindenken kann. Es ist nervenzerfetzend spannend, aber auch tragisch zu lesen, wie Flora sich während der 472 Tage ihrer Entführung entwickelt. Zugegeben, dass Flora so oft innerhalb kürzester Zeit entführt wird, mutet etwas unrealistisch an. Doch wenn die Autorin am Ende ihres Romans alle Fäden zusammenlaufen lässt, begreift man endlich auch wieso. Es ist, auch wenn man hier gottlob keine Schlachterplatte geboten bekommt, wegen der angesprochenen psychologischen Aspekte, eine ziemlich düstere Story, die nichts für zartbesaitete Leser ist.

Der Roman besteht aus den Romanpassagen der Gegenwart, in denen Flora fieberhaft versucht sich zu befreien, den Rückblenden und den Passagen, in denen D.D. Warrren versucht, mit Hilfe eines Opferspezialisten vom F.B.I. Licht ins Dunkel der laufenden Ermittlungen zu bringen. Ehrlich gesagt fand ich, dass D.D. Warrens Ermittlungsarbeit auch in diesem Band eher zäh und unspannend inszeniert wurde, so dass ich zwischenzeitlich am liebsten vorgeblättert hätte. Da sich aber der Großteil der Story mit Flora beschäftigt und ich bislang selten auf einen solch packenden Psychothriller gestoßen bin, möchte ich dennoch die volle Punktzahl für „Die Überlebende“ vergeben. Übrigens kann man diesen Roman auch gut als „stand alone“ lesen, da D.D. Warrens persönlicher Hintergrund hier rein nebensächlich ist und man auch so gut hineinkommt in die Story.

Kurz gefasst: Ein eindringlicher, düsterer Psychothriller, der unter die Haut geht und einen auch nach dem Lesen noch beschäftigt.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Eine einzigartige, berührende, bittersüße Liebesgeschichte, die man unbedingt gelesen haben sollte, wenn man Liebesromane mit echten Gefühlen und mit viel Tiefgang mag. Für mich einer der besten Liebesromane, den ich je las.

Zwei auf Umwegen
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Als sich Lauren und Ryan ineinander verliebten, war Lauren neunzehn Jahre alt. Doch obwohl beide bereits früh zusammenfanden, glaubten sie, für immer glücklich zu sein. Nun, elf Jahre später, hat sich ...

Als sich Lauren und Ryan ineinander verliebten, war Lauren neunzehn Jahre alt. Doch obwohl beide bereits früh zusammenfanden, glaubten sie, für immer glücklich zu sein. Nun, elf Jahre später, hat sich der Alltagstrott in ihr Eheleben geschlichen. Immer häufiger streiten sich die beiden, über lächerliche Dinge. Und dann, eines Tages ist es so weit- beide begreifen, dass sie nicht mehr so weiter machen können, denn sowohl Lauren, als auch Ryan sind sich nicht mehr sicher, ob sie sich noch lieben oder nur noch hassen. Der Gedanke, dass Hass an die Stelle der Liebe gerutscht ist, macht beiden sehr zu schaffen und so beschließen sie schweren Herzens ein Trennungsjahr. Ein Jahr in dem sie sich prüfen wollen, in dem sie sich erlauben, mit anderen auszugehen, aber vor allem ein Jahr, ohne jeglichen Kontakt miteinander zu haben.

Ryan zieht aus und überlässt den gemeinsamen Hund Lauren. Die ersten Tage und Wochen fällt es Lauren und Ryan sehr schwer ein anderes Leben zu führen, doch nach und nach lässt der erste Trennungsschmerz nach und Lauren begreift, dass sie die Auszeit dazu nutzen kann, auch mal wieder an sich zu denken und etwas für sich zu tun. Als ihr, ihre Kollegin und beste Freundin vorschlägt, dass sie sich doch mal mit einem anderen Mann treffen soll, behagt ihr der Gedanke dennoch nicht so wirklich. Zwar lässt Lauren sich auf ein Date mit David ein, doch ist der Auslöser lediglich, dass sie weiß, dass Ryan bereits begonnen hat, sich mit anderen Frauen zu treffen. Sie hat sich nämlich heimlich in sein E-Mail Konto eingeloggt, wo sie mehrere, an sie adressierte E-Mail Entwürfe gefunden hat, in denen Ryan, Lauren seine tiefsten und geheimsten Gefühle und Gedanken mitteilt. Obwohl Lauren ein schlechtes Gewissen hat, kann sie nicht anders, als immer wieder nachzusehen, ob Ryan weitere Briefentwürfe verfasst hat. Sie beginnt ebenfalls damit, E-Mails an Ryan zu schreiben und als Entwürfe zu speichern, um ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre Wut, in Worte fassen zu können. Doch dann, als Lauren glaubt, alles wäre verloren, fasst sie neuen Mut, denn sie hat die Unterstützung ihrer Familie und von David, mit dem sie nach einer Weile eine lockere Freundschaft mit gewissen Vorzügen verbindet. Gibt es dennoch Hoffnung auf ein Happy End mit Ryan?

Es gibt Romane, die werden bereits im Vorfeld mit reichlichen Vorschusslorbeeren bedacht. Es wird dem Leser suggeriert, dass die Geschichte einzigartig, berührend, bittersüß und so romantisch ist, dass man sie unbedingt lesen muss. Hypes entstehen um diese Bücher, und sehr selten ist es so, dass die Vorschusslorbeeren das halten können, was sie versprechen, denn zumeist ist, trotz des Lobes, alles einfach nur belangloser Einheitsbrei. Und dann gibt es Bücher, die Zufallsfunde sind. Die gar nicht großartig beworben wurden und auf die man eher über Umwege stößt. Und deren Geschichten einen dann so dermaßen überwältigen, dass es einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Genauso solch ein Buch ist Taylor Jenkins Reids „Zwei auf Umwegen“. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann ich jemals so viele Tränen beim Lesen eines Romans vergossen habe, wie hier. Die Autorin hat mich mit ihrer Liebesgeschichte über Lauren und Ryan so sehr berührt, weil die Zeilen, die Lauren und Ryan in ihrer Beziehungspause verfassen, schonungslos ehrlich und real wirken. Man kann sich gut in beide Hauptfiguren hineindenken, liebt und leidet mit Lauren und Ryan mit und kann sich mit ihnen identifizieren. Jeder Mensch, der in einer langjährigen Beziehung lebt, erkennt sich nämlich in gewissen Situationen wieder.

Es ist ein Roman mit einem ungewöhnlichen Anfang, denn er beginnt mit einer Trennung. Nichtsdestotrotz ist Taylor Jenkins Reids Roman ein Plädoyer für die Liebe und das kommt ganz ohne rosarote Wolken und die sonst so üblichen, weichgespülten Phrasen aus. Wer meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich ein sehr kritischer Leser bin und daher nur sehr selten einen Roman in den höchsten Tönen lobe, doch nach dem Lesen von „Zwei auf Umwegen“ ist es mir ein inneres Bedürfnis, dieses wunderschöne, tolle, berührende Buch auch allen anderen interessierten Lesern ans Herz zu legen und zu empfehlen, die Lust auf einen ehrlichen Liebesroman mit viel Tiefgang haben.

Besonders gut gefallen haben mir die E-Mails des Heldenpaars. Ich war beim Lesen so berührt, dass meine feuchten Augen gar nicht mehr trocken wurden.

Nebenher erzählt die Autorin aber auch eine Familiengeschichte. Ich mochte den geschilderten Zusammenhalt von Laurens Geschwistern, ihrer Mutter, Onkel und Großmutter sehr. Die familiäre Atmosphäre verleiht dem Roman noch das Tüpfelchen auf dem „i“.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Atmosphärischer, spannender Nachfolgeband der Victoria Bredon Reihe, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Das Geheimnis des Rosenzimmers
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Victoria Bredon ist dabei, für ihre Freundinnen der Sufragettenbewegung, den nächsten Ort auszukundschaften an dem die Frauen eine Aktion geplant haben. Doch auf Melbury Hall, entdeckt Victoria zufällig ...

Victoria Bredon ist dabei, für ihre Freundinnen der Sufragettenbewegung, den nächsten Ort auszukundschaften an dem die Frauen eine Aktion geplant haben. Doch auf Melbury Hall, entdeckt Victoria zufällig noch etwas anderes. Während sie sich im Garten versteckt, erspäht sie Lord Melbury, der sich mit zwei Männern am Hinterausgang unterhält. Diese Art von verstohlen wirkender Unterhaltung, ist Victoria suspekt und so macht sie heimlich Fotoaufnahmen von den drei Männern. Auch die Neugierde ihres Butlers Hopkins ist sogleich geweckt, der glaubt, dass einer der Männer auf dem Photo, der Mann mit der Narbe, wahrscheinlich ein Deutscher sein könnte. Was hat der Lord bloß heimlich mit einem Deutschen zu besprechen? Hopkins verspricht sich in der Stadt nach den Männern umzuhören. Aber auch Jeremy ist in eine Sache hineingeschlittert, die ihm beinahe das Leben kostet. Nur knapp entgeht er einem Anschlag und muss für eine Weile untertauchen. Victoria ist entsetzt aber auch traurig, als Jeremy ihr eröffnet, dass er sich ohne sie auf den Weg machen muss und fürchtet sich, dass Jeremy womöglich etwas zustoßen könnte.

Als sie von ihrer Freundin Rosalyn, die in Deutschland lebt und verheiratet ist, eine Einladung erhält, in der diese Victoria inständig darum bittet, in einem Vermisstenfall diskret zu ermitteln, nimmt sie diese Einladung an und reist an den schönen Rhein, allerdings ohne Hopkins, der zunächst in London bleiben soll, um mehr über die unbekannten Männer mit denen Lord Melbury zu tun hatte, in Erfahrung zu bringen.

Victorias Freundin beichtet ihr auf deren Burg, dass sie mit einem anderen Mann fremdgegangen ist. Zwar war es für sie nur eine harmlose Tändelei, da Rosalyn ihren Mann liebt, doch fürchtet sie um das Leben ihres Ex-Geliebten, der seit dem Tag seiner Abreise kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Erschwerend kommt dazu, dass Rosalyn bei einer Seance durch ein Medium erfuhr, dass ihr Geliebter wohl ermordet worden sei. Zwar ist Victoria amüsiert über die leichte Überspanntheit ihrer überaus romantisch veranlagten Freundin, doch kommt sie deren Bitte um Nachforschungen gerne nach. Womit sie nicht rechnet, ist, dass sie nur wenig später tatsächlich über eine Leiche stolpert.

Und zu allem Überfluss muss sie auch noch ein Abendessen mit ihrer Großmutter überstehen, die Rosalyn nichts ahnend eingeladen hat. Victoria ist hin und hergerissen, denn ihr Verhältnis zur Großmutter ist alles andere als perfekt. Die Dame aus dem Hochadel, hat es Victorias Mutter nie verziehen, dass diese sich einst einen Bürgerlichen zum Manne nahm. Und dennoch, Victoria benötigt dringend die Hilfe ihrer Großmutter, denn sie hat im Nachlass ihrer bereits vor Jahren verstorbenen Mutter, einer Malerin, ein Bild gefunden, dass von einem anderen Maler erschaffen wurde, in dem ein Liebesbrief versteckt war. Kann es sein, dass die Beziehung von Victorias Eltern gar nicht so glücklich war, wie sie immer dachte?

Nachdem Pauline Peters, alias Beate Sauer, ihre Leser im ersten Teil der historischen Krimireihe, „Die rubinrote Kammer“, bereits mit der Welt der Victoria Seaton und allen wichtigen Akteuren bekannt gemacht hat, lässt sie die unkonventionelle, moderne junge Frau ein weiteres Mal auf detektivischen Pfaden wandeln. Und obwohl man schon im ersten Teil einiges über die Vergangenheit von Victoria und ihren Eltern erfahren durfte, gelingt es der Autorin nun abermals, die Neugierde ihrer Leser bis zum Schluss zu schüren, denn neben dem zu ermittelnden Kriminalfall, begibt sich Victoria erneut auf Spurensuche in Bezug auf das Verhältnis ihrer Eltern.

Aber nicht nur Victorias Romanpassagen sind spannend geschrieben; dazu darf man zwischenzeitlich Butler Hopkins bei seinen Recherchen über die Schulter schauen, der dabei in Lebensgefahr gerät oder aber Jeremy. Ich habe beim Lesen feststellen müssen, dass mir nicht nur Victoria, sondern auch der urenglische Hopkins und der wagemutige Jeremy, schon sehr ans Herz gewachsen sind. Alle drei bilden eine feste Einheit, entwickeln sich stetig weiter und ich hoffe sehr, dass die Autorin ihre Victoria Bredon Reihe weiter führen wird.

Was mir aber besonders gut gefällt, ist Pauline Peters Schreibstil. Sie drückt sich der Epoche entsprechend, zeitgemäß aus, so dass das historische Flair jederzeit gewahrt bleibt. Zwar würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass Victoria und Jeremy ein paar Liebeszenen mehr geschenkt bekommen würden, die für mich einfach dazugehören, doch ist das eigentlich meinerseits nur ein kleiner Kritikpunkt, da man hier in erster Linie eine historischen Krimiserie in Händen hält, in der die Kriminalfälle natürlich auch mehr im Fokus stehen. Zwar kann man sich als Leser diesmal schneller denken, wer der Schurke/Mörder in diesem Roman ist, doch tappt man, ob seiner Beweggründe, lange Zeit im Dunkeln.

Ein wenig erinnert mich die Serie an die wunderbare Francesca Cahill Buchreihe von Brenda Joyce. Wer diese mochte, wird bestimmt auch von Victoria Bredons Abenteuern begeistert sein.