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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2023

Berührende Geschichte

Licht sucht sich seinen Weg
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„...Die Särge waren natürlich geschlossen. Keine Blumen schmückten sie. Nicht einmal in der Kirche gab es Blumen, aber durch das Fenster fiel das kühle Morgenlicht...“

Für Ruth ist es einer der härtesten ...

„...Die Särge waren natürlich geschlossen. Keine Blumen schmückten sie. Nicht einmal in der Kirche gab es Blumen, aber durch das Fenster fiel das kühle Morgenlicht...“

Für Ruth ist es einer der härtesten Tage ihres Lebens. Ihr Mann und ihr Schwiegervater, beide Ärzte, waren bei der Bombardierung eines Krankenhauses in Afghanistan ums Leben gekommen, Ihre beiden Töchter, die 6jährige Sofie und die 2jährige Vivienne, müssen nun ohne Vater aufwachsen.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Streckenweise lehnt sie sich dabei an die biblische Geschichte von Ruth an und überträgt sie ins Heute. Das aber funktioniert nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Ruth zieht mit ihren Kindern zu einem Cousin ihres Mannes. Elam gehört zur mennonitischen Gemeinde und hat eine große Cranberryfarm. Elam ist ein ruhiger und zurückhaltender Mann.

„...Er selbst hatte Erfahrung mit Trauer und wusste: Trauer ließ sich am besten schweigend ertragen...“

Während Vivienne noch nicht wirklich begreift, was geschehen ist, äußert sich bei Sofie, einem typischen Papakind, die Trauer in Weinkrämpfen, Wut und Aggression gegenüber anderen.
Briefe, kursiv gedruckt, geben einen Einblick in Ruths sechsjährige Ehe. Sie zeigen, dass da einiges im Argen lag. Chandler ging in seinem Beruf auf und überließ alles andere seiner Frau. Sie war im Heim und Kindererziehung gefangen. Jetzt stellen sich manche Fragen neu.

„...Wo war Ruths Platz auf der Welt? Zu welchen Menschen gehörte sie? Sie hatte sich so lange wie eine alleinerziehende Mutter gefühlt, und trotzdem hatte sie keine Ahnung gehabt, wie verwundbar man sich fühlte, wenn man sein Leben tatsächlich ganz allein bestreiten musste...“

Zur Trauerbewältigung kommen finanzielle Fragen. Ihr Mann war im Auftrag von Ärzte ohne Grenzen unterwegs. Die Versicherung weigert sich zu zahlen. Außerdem war vor kurzem ihr Vater gestorben. Ihre Mutter hatte sich eine kleinere Wohnung gesucht. Dort konnte Ruth nicht unterkommen.
Zwar hatte sie ein abgeschlossenes Studium, aber sie hatte nie in ihrem Beruf gearbeitet. Das Angebot von Mabel, ihrer Schwiegermutter, auf Elams Farm zu ziehen, war Rettung in der Not. War es aber eine Dauerlösung?
Elam und Ruth reden nicht viel. Wenn es aber zu Gesprächen kommt, dann gehen sie in die Tiefe. Elam trägt eine tiefe Glaubensüberzeugung in sich.

„...Gott liebt dich auch in deinen Zorn und deinen Schmerz. Auch dann findet er dich liebenswert...“

Als das Leben wieder in ruhige Bahnen abzugleiten beginnt, erhält Ruth eine unerwartet Nachricht.

„...Die Phasen der Trauer lief plötzlich rückwärts. Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz, das alles kämpfte um einen Platz in ihrem Herzen...“

Dann gibt es eine weitere Wende. Das Buch kombiniert im Prinzip zwei Probleme miteinander. Zum einen geht es um die Bewältigung von Trauer, zum anderen aber wird auch die Frage aufgeworfen, wie eine Ehe für beide Seiten glücklich und zufrieden gestaltet werden kann.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Liebe macht blind

Wolken über Gut Eichenwalde
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„...Antonia gähnte hinter vorgehaltener Hand, die lange Fahrt ermüdete sie allmählich. Das regelmäßige Rattern des Zuges war einlullend und ihr fielen immer wieder die Augen zu. Dann träumte sie, dass ...

„...Antonia gähnte hinter vorgehaltener Hand, die lange Fahrt ermüdete sie allmählich. Das regelmäßige Rattern des Zuges war einlullend und ihr fielen immer wieder die Augen zu. Dann träumte sie, dass das alles gar nicht wahr sein konnte, der Verlust ihres Vaters und der plötzliche Tod der Mutter...“

Wir schreiben das Jahr 1926, als Antonia von einer Fürsorgerin auf das Gut ihres Großvaters nach Eichwalde gebracht wird. Sie ist gerade 16 Jahre jung und hat einige Zeit im Waisenhaus verbracht.
Die Autorin hat einen vielschichtigen historischen Roman geschrieben. Darin wird deutlich, dass gerade auf dem Lande die Folgen des Krieges noch nachwirken, während sich in den Städten überschäumende Lebenslust breit macht.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Allerdings könnte die Schrift etwas größer und dunkler sein. Die kleine, blasse Schrift stört den Lesefluss und lässt das Auge schnell ermüden.
Der Großvater nimmt die Enkelin auf und gibt ihr ein Heim. Schnell zeigt sich aber, dass Theresa, seine Frau, das Mädchen so schnell wie möglich wieder los werden will. Auch Margarethe, Theresa Tochter aus erster Ehe, ist gehässig zu Antonia. Sie ist nach einem Reitunfall leicht behindert und neidet Antonia ihre Gesundheit.
Freundlicher tritt ihr Maximilian, Margarethes Bruder, gegenüber. Antonias Zuneigung gehört sofort ihn.
Der Großvater will auf den Gut wieder Pferde züchten. Der Krieg hat den Bestand enorm reduziert. Max nutzt die Gelegenheit und reist nach England, wo er einen Freund hat. Hier zeigt sich, dass der junge Mann das leichte Leben und die Vergnügungen liebt, aber nicht mit Geld umgehen kann. In England lernt er das Polospiel kennen. Er möchte auf den Gut selbst Turniere organisieren. Das Spiel wird sehr gut beschrieben.

„...Du bist ja zum Glück ein sehr guter Reiter. Aber wundere dich nicht über den Sattel. Er ist absichtlich flach gehalten, damit man sich bei einer Vor- oder Rückhand, einer Back, besser wenden und drehen kann...“

Schon vor Antonias Ankunft stand es mit der Ehe des Großvaters nicht zum besten. Er hält das Geld zusammen und hat in erster Linie die Zukunft des Gutes im Auge. Seine Frau möchte ein bequemes Leben als Gutsbesitzerin und am besten einiges am Gut umbauen.
Antonia wird ihre Liebe zu Max zum Verhängnis. Sie deckt sein Vergehen und verlässt das Gut. In meinen Augen ist sie sehr naiv. Auch nachdem sie die Wahrheit weiß, hat sie nichts dazugelernt. Sie vertraut Max blind. Das könnte ihr in den folgenden Teilen noch zum Verhängnis werden.
Spannung bezieht das Buch auch den schwierigen Beziehungen der Protagonisten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Historischer Krimi in München anno 1912

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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„...Obduktionsassistentin. Das klang zumindest ungeheuer wichtig. Tante Martha schrie trotzdem Zeter und Mordio, sobald sie verstanden hatte, was der Begriff bedeutete...“

Anna ist gelernte Krankenschwester. ...

„...Obduktionsassistentin. Das klang zumindest ungeheuer wichtig. Tante Martha schrie trotzdem Zeter und Mordio, sobald sie verstanden hatte, was der Begriff bedeutete...“

Anna ist gelernte Krankenschwester. Mit ihrem verwitweten Vater und mehreren jüngeren Geschwistern lebt sie auf einem bayrischen Dorf. Ihr Onkel versorgt ihr eine Stelle bei der Gerichtsmedizin in München. In der Familie gibt es unterschiedliche Meinungen dazu. Der Vater überlässt Anna die Entscheidung. Sie sagt zu.
Die Autorin hat eine spannenden historischen Krimi geschrieben, der im Jahre 1912 spielt. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet.
Kaum ist Anna an der Arbeitsstelle angekommen, wird sie gleich zur Obduktion einer Wasserleiche hinzugezogen. Doktor Gernhuber nimmt sich dabei Zeit, ihr den Sinn der Arbeit zu erklären.

„...Denken Sie immer daran, dass wir bei null beginnen müssen. Nur weil die Tote aus dem Wasser gezogen worden ist, muss sie nicht dort gestorben sein. Jemand könnte sie erstochen und danach ins Wasser geworfen haben...“

Die Tote, Adele Röckl, war einst eine berühmte Schauspielerin, die für manchen Skandal gesorgt hatte. Friedrich von Weynand, der unter anderem Namen ein Klatschblatt herausgibt, hat von den Fund der Leiche erfahren. Er fängt Anna ab und horcht sie aus. Dann erscheint ein sehr undurchsichtiger Artikel, der vieles andeutet, aber nichts beweist.
Schnell stellt Friedrich fest, dass Anna nicht so naiv ist, wie er geglaubt hat. Als sie hinter sein Vorgehen kommt, sagt sie ihm gehörig die Meinung. Für sie hat die Würde des Menschen einen anderen Wert als für den eher sarkastischen Friedrich. Das beeindruckt Friedrich.
Ich mag Friedrichs trockenen Humor. Damit überspielt er gekonnt die Baustellen in seinem Leben.

„...Nie wiehert der Amtsschimmel schöner, als wenn er Pickelhaube trägt...“

Seine politischen Einschätzungen sind erstaunlich realistisch. Das Zitat dazu wäre zu umfangreich. Doch seine Charakterisierung von Erzherzog Franz Ferdinand und dm neuen König von Bayern ist an Ironie nicht zu überbieten.
Der Fall Adele Röckl wird als Selbstmord abgehakt. Dann aber kommen neue Fakten auf den Tisch. Zusammen gehen Anna und Friedrich diesen nach. Gleichzeitig führt Friedrich Anna in die Kulturstätten Münchens ein. Er akzeptiert, dass sie dabei feste Grenzen setzt. Als Leser erhalte ich somit einen Einblick in das gesellschaftliche Leben der damaligen Zeit.
Die Ermittlung des Täters sorgt für eine handfeste Überraschung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Anna ist eine junge Frau, die weiß, was sie will. Und mit Doktor Gernhuber hat sie einen Chef, der sie fordert und fördert.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Neuer Fall in Brunngries

Prost, auf die Singles
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„...Oha! In den Klamotten steckt ja jemand drin. Da schlft wohl einer seinen Rausch aus...“

Kurt und Michi aber stellen schnell fest, dass es sich um eine junge Frau handelt. Und diese ist tot.
Der Autor ...

„...Oha! In den Klamotten steckt ja jemand drin. Da schlft wohl einer seinen Rausch aus...“

Kurt und Michi aber stellen schnell fest, dass es sich um eine junge Frau handelt. Und diese ist tot.
Der Autor hat erneut einen amüsanten Dorfkrimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Fall landet bei Hauptkommissar Tischler. Die Tote hatte am Abend an einem Speeddating teilgenommen. Auch Oberwachtmeister Fink war auf der Veranstaltung. Er weiß, dass sich die Frau dort sehr unbeliebt gemacht hat.
Das Team aber hat noch ein weiteres Problem. Die Dienststelle in Brunngries soll geschlossen werden. Tischler kommentiert das so:

„...Männer in Führungspositionen erreichen ein gewisses Alter und verspüren plötzlich den Drang, sich selbst ein Denkmal zu setzen. Dann schießen ihnen die Synapsen quer und sie überlegen sich, wie sie der Nachwelt mit irgendeinem Hirngespinst auf den Sack gehen können...“

Die Ermittlungen ziehen sich hin. Weder die Teilnehmer der Veranstaltung, noch die Berufskollegen scheinen ein Motiv zu haben. Dafür gibt es im Dorf einige andere interessante Neuigkeiten.
Weil der Förster zur Kur muss, nimmt Tischler dessen Dackeldame Resi zu sich.

„...Der Vorteil, einen Vierbeiner an seiner Seite zu haben, war, dass man in den Genuss der frischen Morgenbrise kam, bevor die ersten Autos über die Hauptstraße von Brunngries rollten...“

Das Buch zeichnet sich durch den Lokalkolorit aus. Ich fand die Eifersüchteleien zwischen Nori und Tereza fast spannender als den Fall. Und der Herr Bürgermeister hält auch gern die Hand auf.
Dann aber weist die Kriminaltechnik auf eine Spur hin, die letztendlich zur Überführung des Täters führt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Kampf u Gerechtigkeit

Esthers Verschwinden
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„...Die amerikanischen Soldaten sahen Bilder, die sie bis zum Ende ihrer Tage nie vergessen würden. Abgehärtete, kampferprobte Männer, die ind er Normandie gelandet waren. […] Buchenwald übertraf alles, ...

„...Die amerikanischen Soldaten sahen Bilder, die sie bis zum Ende ihrer Tage nie vergessen würden. Abgehärtete, kampferprobte Männer, die ind er Normandie gelandet waren. […] Buchenwald übertraf alles, was sie jemals erlebt hatten...“

Zu den befreiten Häftlingen aus Buchenwald gehörten Eli Rosen und sein Sohn Isaak. Sie stehen im Mittelpunkt des Romans.
Der Autor hat einen gut recherchierten Roman geschrieben. Drei Handlungsstränge durchziehen das Geschehen. Der erste beginnt 1939 in Lublin, der zweite 1945 nach der Befreiung und der dritte im Jahre 1966 in Amerika.
Der Schriftstil ist über weite Strecken relativ sachlich. Emotionen werden selten thematisiert. Das lässt allerdings manche Geschehnisse besonders nachdrücklich wirken.
Die Personen werden gut charakterisiert. Eli hat zusammen mit seinem Vater in Lublin eine Baufirma. Sein Gegenspieler ist Max Poleski. Der weiß genau, wie man seinen Mantel nach dem Wind dreht und aus jeder Situation das Beste herausholt. Er ist bei Eli angestellt, bekommt aber von den deutschen die Firma überschrieben. Die Arbeit macht nach wie vor Eli. Max behauptet, ihn vor den Repressalien der Nazis beschützen zu können.
Im Jahre 1945 landen Eli und Isaak im DP – Lager Föhrenwald. Hier warten die Juden auf ihre Ausreise nach Amerika. Das kann Jahre dauern. Für viele ist das schwer erträglich.

„...In den amerikanischen DP – Lagern warten 250000 Personen auf ein amerikanisches Visum, und die Einwanderungsquote liegt bei 6000 pro Jahr...“

Plötzlich wird bekannt, dass jemand illegal ein Visum besorgen kann. Der Preis dafür ist horrend. Eli kommt die Beschreibung bekannt vor.
Sehr gut wird das Lagerleben beschrieben. Wieder sind mehr Menschen auf engsten Raum untergebracht als eigentlich möglich ist. Das führt zu Krankheiten. Schwierig ist es auch, Familienangehörige zu finden. Max hofft, dass seine Frau Esther überlebt hat.
Eli und Isaak kommen nach Amerika. Im Jahre 1966 kommt er erneut auf die Spur seines Gegenspielers. Jetzt geht es um Waffenhandel und Korruption, denn der Vietnamkrieg ist in vollem Gange.

„...“Steigende Kosten“, murmelte Mimi. „Warum erzählt uns keiner, wer an dem Krieg verdient?“...“

Mimi ist Journalistin. Zusammen mit Eli nimmt sie die Spur auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird sehr deutlich, dass auch nach dem Krieg das jüdische Volk kaum Fürsprecher hatte, während manche Täter bei geschickten und raffinierten Agieren durch alle Maschen schlüpften.

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