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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2023

Einmal quer durch Deutschland

Der Wisent
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Der Wisent. Ein Buch mit prägnantem Titel und rasendem Cover springt eigentlich ist Auge, aber irgendwie ist es mir seit dem Erscheinen noch nicht so oft begegnet. Nachdem ich es nun mit viel Freude gelesen ...

Der Wisent. Ein Buch mit prägnantem Titel und rasendem Cover springt eigentlich ist Auge, aber irgendwie ist es mir seit dem Erscheinen noch nicht so oft begegnet. Nachdem ich es nun mit viel Freude gelesen habe, wundert es mich noch mehr. Denn dieser kuriose Roadtrip zwei alter Herren ist wirklich unterhaltsam und hält so einiges bereit!
Heniek und Andrzej sind schon immer Freunde und leben im polnischen Dorf Gajerudki. Gemütlich und nie mit dem Drang von dannen zu ziehen. Aber dann im hohen Alter wird Heniek von seiner Frau nach 36 Ehejahren verlassen! Die schöne Beatka geht nach Holland! Heniek ist am Boden zerstört und da kommt Andrzej auf die Idee, dass Heniek zu ihr fahren soll um sie zurückzugewinnen. Natürlich ist Andrzej als bester Kumpel bereit ihn zu begleiten. Und so beginnt dieser Roadtrip mit einem annektierten Mercedes in Polen, einmal quer durch Deutschland bis nach Domburg in Holland. Die unerfahrenen Reisenden kommen in so machen aberwitzige Situationen, sind aufgeschmissen und müssen sich mit Händen und Füßen verständigen. Herrlich, amüsant, wirklich gute Unterhaltung.
Konrad Bogusław Bach schreibt dieses Debüt sehr gelungen. Auch wie er doch eigentlich große gesellschaftliche Themen nebenbei auffächert, macht er super. Da merkt man doch, dass der Autor polnische Wurzeln hat, Deutschland wie seine Westentasche kennt und im Grunde ein Europäer ist. Das macht das Buch auch aus. Eine Sicht auf Details zum Schmunzeln. Alle sind eins, aber doch jeder für sich anders.
Fazit: Auch wenn es der hundertste Roadtrip ist, diese beiden Herren interpretieren das Spiel neu! Sehr unterhaltsam, witzig und charmant: lesen!!!

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Veröffentlicht am 08.02.2023

Hier ist mal der Mann der Depp

Keine wie sie
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Nach 10 Jahren Beziehung wird Matjaž von seiner Freundin verlassen und ist wieder auf dem Markt zu haben. Er trauert der Liebe seines Lebens hinterher und trifft so allerlei anderer Frauen, die allesamt ...

Nach 10 Jahren Beziehung wird Matjaž von seiner Freundin verlassen und ist wieder auf dem Markt zu haben. Er trauert der Liebe seines Lebens hinterher und trifft so allerlei anderer Frauen, die allesamt anders sind. Wahrlich ein Liebesroman mit einem Plot, den man schon oft gelesen hat.
Anders ist an diesem Debüt ‚keine wie sie‘ ist die erfrischende Art wie das Dating in der slowenischen Hautstadt Ljubljana im Akademikermilieu beleuchtet wird. Mit wortwitzigen Dialogen macht es einfach Spaß sich dem verlassenen Matjaž anzuschließen und zu schauen wo die Reise für ihn hingeht.
Die slowenische Autorin Jela Krečič, die auch Journalistin ist, hat hier wirklich ein gutes Debüt vorgelegt. Der Roman,der im Original bereits 2015 erschien und ein Erfolg wurde, kommt nun superb von Liza Linde übersetzt zu uns.
Klar, das allgemeine Großstadtleben könnte man auch in anderen Europäischen Städten verorten, aber der Roman hat slowenischen Charm und bringt einem auch das ein und andere regionale bei.
Wunderbar, dass der kleine, aber feine mitteldeutsche Verlag dieses Buch im Programm hat!

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Veröffentlicht am 08.02.2023

Wer ist hier wem ausgeliefert?

Eine Liebe in Pjöngjang
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“Ihr Handlungsspielraum war groß, ihre Übersicht dagegen minimal.” S. 62

Andreas Stichmann schickt uns mit Claudia Aebischer nach Nordkorea zunächst mit samt einer Delegation junger ambitionierter Journalisten, ...

“Ihr Handlungsspielraum war groß, ihre Übersicht dagegen minimal.” S. 62

Andreas Stichmann schickt uns mit Claudia Aebischer nach Nordkorea zunächst mit samt einer Delegation junger ambitionierter Journalisten, die über die Eröffnung der deutschen Bibliothek in Pjönjang das gleiche Geschwaffel schreiben würden wie so viele vor ihnen schon.
Claudia Aebischer wird länger bleiben und sich um die Bibliothek in den anfänglichen Tagen kümmern. Und um Claudia Aebischer wird sich Sunmi kümmern, da sie als sprachenaffine Gelehrte des Tourismusbüros hier nahe an der Ausländerin dran sein kann. Die beiden kommen sich näher und die Verstrickungen werden mehr.

„Glück und Scham lagen dicht beisammen.“ S.14

Andreas Stichmann hat mich auf weniger als 200 Seiten sprachlich stark mit auf eine Reise nach Nordkorea genommen, die so viele gute Bilder und Gedanken hat, dass ich wirklich sehr begeistert bin vom Roman. Auf jeden Fall wurde dieser Roman berechtigt auf die Longliste des Deutschen Buchpreises 2022 genommen.

“Angetrieben hatte sie weniger die Verbesserung der Welt als mehr die Sehnsucht nach Bestätigung.” S. 67

Mich persönlich haben besonders drei Aspekte des Romans angesprochen: 1) Die Sprachkunst mit der hier jeder Satz in die richtige Form gebracht wurde, 2) eine andere Herangehensweise an das Innenleben eines so brutal geführten Landes und 3) die Beziehung der beiden Protagonisten mit all ihren Dynamiken und Beweggründen.

„Der Mensch sei gut, die Wissenschaft klasse, die Zukunft ein Bilderbuch, sagte die Diktatur.“ (S 117)

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Lost Places

Atlas der vergessenen Orte
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Travis Elborough hat in diesem „Atlas der vergessenen Orte“ allerlei Spannendes zusammengetragen von dem ich zumindest so nicht wusste. Klar, sind auch Orte dabei, die bekannt sind. Sicherlich sind das ...

Travis Elborough hat in diesem „Atlas der vergessenen Orte“ allerlei Spannendes zusammengetragen von dem ich zumindest so nicht wusste. Klar, sind auch Orte dabei, die bekannt sind. Sicherlich sind das auch für jeden andere. Mir war beispielsweise das Pockenkrankenhaus auf Roosevelt Island bekannt, weil ich schon dort war. Dafür kannte ich Wünsdorf in Deutschland nicht. Das ist ein Ort der hier auftaucht in der Kategorie `Unklare Situationen` mit spannenden Bildern. Jedes einzelne Portrait faszinierend und spannend, ich kann es nicht anders sagen!
Aber ich hege auch eine besondere Liebe zur Geografie und zu ungewöhnlichen Orten. Das Buch enthält auch großartige Karten von Martin Brown. Die Fotografien mit den tollen Lagekarten macht es in Kombination mit den Texten zu einer gelungene Übersicht.
Die „geheimen“ Orte sind in verschiedene Kategorien eingeteilt: Leer stehende Bauwerke, Unklare Situationen, verfallene Reiseziele, Endstationen und ausgediente Einrichtungen. Die beiden schicken uns mit Karten und Bildern rund um den Globus.
Fazit: Ein tolles Buch für alle, die gerne die Welt auf ungewöhnliche Weise entdecken!

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Mitdenken ist IMMER gut!

Nur über meine Leiche
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Bildlich hatte ich beim Lesen Berlin-Kreuzberg vor Augen. Eine multikulturelle Gegend, die ihr eigenes Ding macht und sich nicht von anderen sagen lassen was gerade cool oder hip ist. Der Fokus ist deutlich ...

Bildlich hatte ich beim Lesen Berlin-Kreuzberg vor Augen. Eine multikulturelle Gegend, die ihr eigenes Ding macht und sich nicht von anderen sagen lassen was gerade cool oder hip ist. Der Fokus ist deutlich auf Konsumkritik und Gemeinschaft. Auch regt das Buch auf seine Art an, dass hinterfragen und selbst denken immer die bessere Wahl ist.
Im Mittelpunkt steht Lila, die bei ihrer Friseur-Salonbetreibenden Oma aufwächst. Das Viertel und auch der Landen wird massiv von den „Pinken“ angegangen, ein Megakonzern, der versucht eine Monopolstellung beim Verkauf von allem zu gelangen und auch einen ganz bestimmten Lifestyle vermarkten, dem viele hirnlos nacheifern. Natürlich geht es rabiat zu eines Tages ist Oma weg und Lila muss sich mit ihren Freunden alleine dem Angriff der Pinken stellen!
Im Grunde werden durch die "Pinken" aber auch spannenderweise Strukturen wie Stasi und Naziverbindungen deutlich, wenn es um Macht und Aushorchen und unter Druck setzen geht. Genauso wird "Germany's next top model" so richtig schön durch den Kakao gezogen wird. Eine gute Lektüre, die uns zeigt, dass wahre Freundschaft statt Follower zählen und ein positiver Umgang auch ohne Geld glücklich macht!
Wir fanden es lustig und lehrreich zugleich, spricht aber sicherlich mehr Mädchen an und ist aus meiner Sicht eine gute Lektüre ab Klasse 5, frühstens ab 10 Jahren! Oder auch zum Vorlesen und gemeinsam besprechen geeignet.

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