Die englische Ausgabe ist vermutlich besser..
Liebe, Schnee und andere DesasterJuno und ich hatten einige Startschwierigkeiten. Anfangs war mein Gedankengang zu ihrer Person in etwa wie folgt: Meine Güte, die übertreibt aber ein wenig.
Ziemlich schnell aber hatte sie mich mit einem ...
Juno und ich hatten einige Startschwierigkeiten. Anfangs war mein Gedankengang zu ihrer Person in etwa wie folgt: Meine Güte, die übertreibt aber ein wenig.
Ziemlich schnell aber hatte sie mich mit einem ironischen Schreibstil ins Boot geholt ... oder vielmehr auf die Skipiste.
Als sie auf Boy trifft, war ich vermutlich genauso mäßig begeistert von ihm, wie sie auch. Dummerweise konnte ich mich auch den Rest des Romans über nicht für den Skilehrer und Hobbykletterer erwärmen. Vielmehr war mein Eindruck von ihm durchweg ziemlich mies. Boy konnte zwar seine süßen Momente haben, aber dennoch war er mir unsympathisch. Besonders geärgert hat mich, als er Juno, die für ihn nach seinem Skiunfall extra länger im Urlaub bleibt, einfach von sich wegstießt, als wäre sie eine Marionette. Er mag sich vielleicht schlecht fühlen, so allein und bewegungsunfähig in einem Krankenhausbett. Aber auf Juno hätte er auch Rücksicht nehmen können. Die Worte, die er da zu ihr sagt, waren so unendlich gemein. Dabei war sie so liebevoll und verständnisvoll ihm gegenüber. Er hatte sie einfach nicht verdient.
"Ich betrachtete ihn und meinte zu verstehen, warum sich die meisten Menschen nicht um die Umwelt, den Klimawandel oder die Kriege in Ländern fernab scheren. Denn wenn man einen Menschen so sehr liebt, fühlt sich alles andere belanglos an."
~S.234
"Mum hatte Angst vor dem Autofahren, aber sie liebt mich, deshalb hat sie es trotzdem getan. Und ich werde dasselbe für Boy tun."
~S.210
Naja, wenigstens ist er wohl ein ganz guter Skilehrer.
"Ich muss zugeben, dass er ein guter Lehrer ist. Er ist sehr geduldig, sieht sofort, was ich falsch mache, und erklärt es verständlich."
~S.51
In der Liebesgeschichte zwischen Boy und ihr kommen mir überdies entschlossen zu viele Zufallsfaktoren auf.
Außer Boy und Juno kommen nicht viele andere Charaktere vor. Da wäre nur noch Junos Mutter Siobhan (Doherty hat eindeutig eine Vorliebe für seltsame Namen.), der neue Freund ihrer Mutter Ed (Gründer eines bekannten Smoothie-Imperiums), dem Juno gegenüber nicht immer ganz so fair ist und ihre Zwillings-Stiefgeschwister, die ich direkt ins Herz geschlossen habe.
Zu guter Letzt möchte ich noch Tara vorstellen, die "gute Seele" des Chalets, die für die Familie während ihres Aufenthalts in den Schweizer Bergen kocht. Sie freundet sich schnell mit Juno an und ist die einzige Freundin, die wirklich gut für Juno ist. Ihre Freunde zuhause sind mir eher unsympathisch, da sie unsere Protagonistin zu sehr unter Druck setzen.
Klar, Juno wirkte anfangs auch allzu verkrampft, aber dennoch wünsche ich ihr einfach nur alles Gute auf der Welt.
Kommen wir noch zur Örtlichkeit... Die Schweizer Alpen sind natürlich eine tolle Atmosphäre für einen winterlichen Roman. Die atemberaubende Landschaft kommt nicht zu kurz - selbst wenn ein Großteil des Romans beim After Ski oder im Krankenhaus spielt. Wintergefühle treten also durchaus über.
Durch den Spielort tritt in der deutschen Ausgabe aber ein entscheidender Nachteil auf: Wenn Deutsch gesprochen wird, ist das enorm seltsam, weil Juno nichts versteht, wir Leser aber sehr wohl und rund herum ja auch alles im Deutschen formuliert ist in unserer Ausgabe. Deshalb rate ich zum englischen Original.
Das Fazit
Juno wünscht man alles Gute und der Spielort ist glücklich gewählt. Doch der herzerwärmende Funke tritt bedingt durch Boys Verhalten nicht über. Dabei ist dieser bei Winterromanzen gerade das Reizvolle. Außerdem empfehle ich zur englischen Ausgabe zu greifen.