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Veröffentlicht am 17.02.2023

Vom Wunderkind zum Superstar

Wenn ihr wüsstet
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Die im Heyne Verlag erscheinende Biografie "Wenn ihr wüsstet" erzählt aus David Garretts Leben und Leo G. Linder hat es in Schriftform gebracht.

David Garrett ist ein Virtuose auf der Violine, er zählt ...

Die im Heyne Verlag erscheinende Biografie "Wenn ihr wüsstet" erzählt aus David Garretts Leben und Leo G. Linder hat es in Schriftform gebracht.

David Garrett ist ein Virtuose auf der Violine, er zählt zu den weltbesten Geigenspielern und verzaubert seit vielen Jahren mit seiner Musik ein Millionenpublikum. Er ist ein Ausnahmetalent und wenn er spielt, sitzt jeder Ton und es gleicht einer musikalische Perfektion. Doch dieser Erfolg ist ihm nicht zugeflogen, er musste sich seinen Erfolg hart erarbeiten und das schon von Kindesbeinen an.

Schon als Zehnjähriger spielte David Garrett gemeinsam mit internationalen Orchestern die großen Werke der klassischen Musik und wurde als Wunderkind gefeiert, aus diesem Image löste er sich mit Anfang zwanzig und ging zum Studium nach New York. Er findet seinen eigenen musikalischen Weg, indem er den Crossover zwischen virtuoser Geigenmusik mit aktueller Popmusik verbindet.



Wunderkinder haben stets ein großes Talent, aber um dieses Talent zu fördern, braucht es Drill, Disziplin, Lernfähigkeit und viel harte Arbeit. Das Wunder hat aber einen entscheidenden Nachteil, denn diese Kinder verzichten dafür auf eine normale Kindheit mit freier Zeit.

Von frühester Kindheit an wurde David Garrett von seinem Vater zu stundenlangem Üben angehalten und durch die besten Privatlehrern gefördert. David berichtet ehrlich kritisch über diesen Zwang. Und dieser Druck im Kindesalter hinterlässt seine Spuren, der jugendliche Musiker wird krank. Später bewirbt er sich heimlich an der renommierten Juillard School in NY und muss einen harten Weg gehen, bis er im Crossover Erfolg hat und seine Karriere ihm ein Auskommen sichert und ein Leben, das von seinen eigenen Vorlieben geprägt ist.

Auf sehr ehrliche und offene Weise erzählt David Garrett aus seinem Leben, lässt seine Gefühle erkennen und hinter die Fassade seines musikalischen Talents blicken. Was ihm als Karrieresprung geholfen hat, ist gleichzeitig der Verlust der eigenen Kindheit. Doch mittlerweile kann er selbst entscheiden, wohin seine musikalische und persönliche Reise geht. Das Crossover bringt sein Talent auf hervorragende Weise zum Strahlen, denn David verbindet Rockelemente mit klassischer Musik und lässt damit etwas Einzigartiges entstehen, das Musikfreunde aus aller Welt begeistert.

Die kurzweilige Lektüre berichtet auch über berühmte Geigen und deren Besonderheiten und Erbauer. Wir erfahren von der Zusammenarbeit mit Yehudi Menuhin, vom Auftriff bei der Queen, von einem besonderen Erlebnis mit gefärbten Haaren für seine Rolle als "Teufelsgeiger" und von einem Mann, in dessen Leben auch Einsamkeit ein Problem war. Seine Liebe scheint er inzwischen gefunden zu haben, was ich ihm von Herzen gönne.
Diese lebendig geschriebene und interessante Biografie lässt sich gut lesen und wird durch zahlreiche Fotos aus David Garretts Leben in besonderer Weise vervollständigt. Außerdem gehört zu jedem Kapitel ein QR-Code, über den man viele unveröffentlichte Konzertmitschnitte und Aufnahmen, sowie Fotos abrufen kann. Diese Musikerlebnisse vervollkommnen das Buch und machen es auch musikalisch zu einem großartigen Erlebnis.

Eine lebendig erzählte, großartige Biografie über Höhen und Tiefen im Leben des Star-Geigers, die deutlich macht, wie aus dem Wunderkind ein Superstar wurde.

Veröffentlicht am 09.02.2023

Ein lustiges Buch mit Rollentwist

Wo Drachen wachen
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Bei Dragonfly erscheint das Bilderbuch "Wo Drachen wachen" von Susannah Lloyd mit Illustrationen von Paddy Donnelly. Das Buch wird empfohlen für Kinder ab vier Jahren.

Es war einmal ein Ritter, der ...

Bei Dragonfly erscheint das Bilderbuch "Wo Drachen wachen" von Susannah Lloyd mit Illustrationen von Paddy Donnelly. Das Buch wird empfohlen für Kinder ab vier Jahren.

Es war einmal ein Ritter, der sich aufmacht, um einen Drachen zu bezwingen. Die anderen Ritter lachen ihn aus, aber er will es ihnen beweisen und nimmt sein Pferd und die Drachenkarte, die ihm den Weg zum Drachen weisen soll. Doch so sehr er auch sucht, er kann einfach keinen Drachen entdecken und die Geschichte nimmt einen ganz anderen Verlauf als gedacht.

Üblicherweise erzählen Rittergeschichten von tollkühnen Helden, die jeder Gefahr trotzen und hilflose Jungfern und Prinzessinnen aus den Klauen von gefährlichen Drachen befreien. Aber hier wird eine Geschichte erzählt, die völlig anders verläuft und damit das Rollenbild vom mutigen Ritter und der hilflosen Prinzessin mal auf den Kopf stellt. Denn dieser Ritter redet zwar gestelzt wie ein Ritter, aber er ist alles andere als klug, denn er erkennt die Gefahr nicht und nimmt hier keine Heldenrolle ein. Ganz im Gegenteil! Dafür erweisen sich die Jungfrau und das Pferd des Ritters als wahre Helden, die der Geschichte zu einem guten Ausgang verhelfen. Und gerade die Naivität und Dösigkeit des Ritters verleiht der Story einen witzigen Effekt, der selbst den Kleinsten schon deutlich macht, dass hier nicht die männliche Hauptrolle, sondern in diesem Fall eine mutige Jungfer (steht für Frauen und Mädchen), die wahre Heldin darstellt.

Die farbigen Illustrationen zeigen neben den agierenden Figuren auch die Landschaft in herrlichen Bildern und die liebevollen kleinen Details laden zum Entdecken ein. Mit viel Humor, tollen Bildern und einer gut vorlesbaren Geschichte kann dieses Buch wirklich gut unterhalten. Es startet mit einer sehr aufregenden Suche nach einem Drachen, die fast aus dem Ruder läuft, wäre da nicht eine mutige Prinzessin und ein schlaues Pferd.

Das Buch nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Drachenbezwingung, die mit einer starken Protagonistin den Spieß vom heldenhaften Ritter mal umdreht. Für Kinder ist das ein großer Spaß und damit werden sowohl tolle Mädchen als auch tolle Jungen ihre Freude an der Story haben.

Dieses Buch ist ein besonderes Lesevergnügen, es lässt sich prima vorlesen und ansehen und sorgt mit dem überraschenden Rollentwist und Widerspruch zwischen Text und Bildern auch für wunderbare Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Anschaulich und packend erzählte Zeitgeschichte

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
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Der historische Roman "Die Heimkehr der Störche" von Theresia Graw ist der zweite Band der Gutsherrin-Saga aus dem Ullstein Verlag.

1952: Dora landet nach ihrer Flucht aus Ostpreußen auf einem Hof in ...

Der historische Roman "Die Heimkehr der Störche" von Theresia Graw ist der zweite Band der Gutsherrin-Saga aus dem Ullstein Verlag.

1952: Dora landet nach ihrer Flucht aus Ostpreußen auf einem Hof in der Lüneburger Heide, wo sie hart arbeitet und von einem Studium der Tiermedizin träumt. Als sie eine Zusage zum Studium an der Universität in Ostberlin bekommt, nimmt sie an und findet dort auch ihre große Liebe Curt wieder, der dort im Gefängnis einsitzt. Dora nimmt die Herausforderung an und kämpft um Curts Freilassung und um ihre Liebe.

Da ich den ersten Band der Reihe nicht kenne, war ich skeptisch, ob mir wichtige Inhalte fehlen würden. Doch das war überhaupt kein Problem. Theresia Graw entwickelt sehr fesselnd und interessant den Lebensweg Doras Anfang der 1950er Jahre weiter und weckt mit anschaulichen, zeitbeschreibenden Schilderungen die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der DDR zum Leben. So bekommt man den gelebten Sozialismus mit Mangelwirtschaft und politischer Bildung, sowie die Repressalien, die Bespitzelung und das Denunzieren aus nächster Nähe mit. Es wird deutlich, dass Dora noch immer auf ihre große Liebe Curt hofft, der in einem Stasigefängnis eine lange Strafe absitzen muss. Sie hat Glück, weil sie einen Studiumsplatz bekommt und mit Kind bei der Familie ihrer Schwägerin unterkommen kann. Doch dann trifft sie wie viele anderen Bewohner der DDR ein Schicksal, das ein Leben in Freiheit und Gleichheit nicht möglich macht.

Ich war gefesselt von Doras Erlebnissen, war geschockt, als sie von der Stasi instrumentalisiert wird und habe mit ihr gebangt, als sie 1953 in die Wirren des Volksaufstand gerät.

In diesem Roman geht es um Vertreibung, Flucht, Lebensträume und Familie und ein Leben in der DDR, mit allen Facetten des Sozialismus. Wer diese Zeit nicht miterlebt hat oder darüber gehört hat, bekommt hier einen umfassenden Eindruck, der vielleicht die Probleme extrem bündelt, aber doch den Kern der Lage genau benennt. Durch diese Szenen entsteht eine spannende Geschichte, der man sich nicht entziehen kann.

Die ersten beiden Teile waren für mich perfekt, der dritte fällt dagegen etwas ab, was aber meiner Bewertung nichts anhaben kann. Denn die Geschichte ist einfach unglaublich mitreißend und absolut zeitbeschreibend, dass ich das Buch in wenigen Tagen ausgelesen habe.


Dieser Roman ist unglaublich mitreißend und fesselnd geschrieben, denn er verbindet eine interessante Familiengeschichte mit Liebe und packender deutscher Zeitgeschichte, sodaß man direkt in die Zeit eintaucht und alles gefesselt liest. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Fesselndes Lesehighlight mit starken Frauen!

Der Ruf des Eisvogels
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Im Lübbe Verlag erscheint Anne Prettins Roman "Der Ruf des Eisvogels".

Olga kommt 1925 in der Uckermark zur Welt, verliert bei der Geburt ihre Mutter und statt des eigenen Vaters kümmert sich ihr Großvater ...

Im Lübbe Verlag erscheint Anne Prettins Roman "Der Ruf des Eisvogels".

Olga kommt 1925 in der Uckermark zur Welt, verliert bei der Geburt ihre Mutter und statt des eigenen Vaters kümmert sich ihr Großvater um Olga und vermittelt ihr die Wunder der Natur und die Liebe zur Medizin, denn er ist Arzt und naturverbunden. Als der zweite Weltkrieg losbricht, flieht Olga und kehrt erst fünfzig Jahre später mit ihrer Tochter und Enkelin nach Ginsterburg zurück.



Bei diesem Roman bin ich voll und ganz in die fesselnde Geschichte eingetaucht. Ich wurde emotional mitgerissen von den berührenden Schicksale der interressanten Frauenfiguren Olga, Annemie und Lotte, deren Leben sich immer wieder verknüpfen. Anne Prettin hat einen bildhaften, schönen und einnehmenden Erzählstil der unterhaltsam und abwechslungsreich durch die Handlung führt, mit wunderschönen, bildgewaltigen Naturbeschreibungen überzeugt und mit tragischen Schilderungen immer wieder für fesselnde Momente sorgt. Über allem schwebt der Ruf des Eisvogels und zeigt die engelhafte Verbindung zwischen Mutter und Tochter, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht.



Der Roman wird aus unterschiedlichen Zeitsträngen erzählt, bei denen mich unchronologische Zeitsprünge zunächst gestört haben, die sich aber mit der Zeit problemlos einfügen. Im Gegenwartsstrang von 1991 unternimmt Olga mit Tochter Becki und Enkelin Sara eine Reise in ihre frühere Heimat Ginsterburg. Dort kommen ihr alte Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in den Sinn, die als Rückblenden immer wieder eingeschoben werden und vom Leben mit ihrem Großvater "Pa" erzählen und auch von ihrer medizinischen Tätigkeit. Aber es gelangen auch schwierige, schicksalshafte Erlebnisse aus Olgas Vergangenheit ans Licht, die Olga auf der Ginsterburg-Reise über ihr Leben nachsinnen lassen. Wir erfahren von glücklichen und schönen Lebensmomenten, aber auch vom erfahrenen Leid der Kriegszeit und sind hautnah und berührend bei den tragischen Wendungen in ihrem Leben dabei. Nach und nach werden alle Details aufgedeckt, die uns Olgas Gewissensbisse verständlich machen und die Wahrheit über die Vorkommnisse während des 2. Weltkrieges in Ginsterburg, Oldenburg und Kühlungsborn erklären. Die aktuellen Reiseerlebnisse bringen Olga dazu, endlich reinen Tisch zu machen und die Wahrheit offen zu legen. Das sorgt am Ende noch einmal für einen großen Überraschungseffekt, der stimmig zu Olgas Charakter passt und der dem Buch einen gelungenen Abschluß verleiht.


Eine ganz wunderbar erzählte, berührende Geschichte von starken Frauen, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Diesen großartigen Roman zeichne ich vollkommen überzeugt als Buchempfehlung aus! Für Leser:innen die Frauenromane mit Zeitgeschichte und Lebensschicksalen mögen.

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Ein fröhlich bunter Bilderbuch-Spaß mit Lerneffekt der Gegensätze

Roald Dahl – Gegensätze
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Im Penguin Junior Verlag erscheint das Pappbilderbuch "Gegensätze" von Roald Dahl für Kinder ab 2 Jahren. Die Illustrationen stammen von Quentin Blake.

Mit humorvollen Bildern werden in dem robusten Pappbilderbuch ...

Im Penguin Junior Verlag erscheint das Pappbilderbuch "Gegensätze" von Roald Dahl für Kinder ab 2 Jahren. Die Illustrationen stammen von Quentin Blake.

Mit humorvollen Bildern werden in dem robusten Pappbilderbuch Gegensatzpaare vorgestellt. Spielerisch und auf einem Bild vereint lernen Kinder die Unterschiede zwischen groß und klein, schwer und leicht, lang und kurz, außen und oben und am Tag und in der Nacht, die bunte Tierfiguren und natürlich das große Krokodil in Szene setzen und verdeutlichen.

Aus der Reihe "Lustig lernen mit dem riesengroßen Krokodil" ist dieses Buch mein Lieblingsbuch, denn die Gegensätze werden sehr offensichtlich und damit auch für kleine Kinder nachvollziehbar vorgestellt.

Als zusätzlicher Rate- und Entdeckungsspaß verstecken sich hinter vier Klappen entsprechende Gegensätze, was Kinder zum Sprechen anregt und immer wieder hinter die Klappen schauen lässt.

Der Elefant ist groß, die Maus ist klein. Anhand des Größenverhältnisses verstehen Kinder das anhand der Bilder sehr schnell. Sie lernen unterschiedliche Tiere wie Pelikan, Giraffe, Affen, Frosch, Igel und Nilpferd kennen und können auf den bunten Seiten die Farben benennen.
Und auch der Purzel-Baumvogel ist wieder mit dabei, was mit ihm geschieht, sorgt noch für eine besondere Überraschung am Ende des Buches.


Für mich das Beste der vier Bilderbücher aus der Roald Dahl-Reihe "Lustig lernen mit dem riesengroßen Krokodil", denn hier werden Gegensätze, Tiere und Farben lehrreich gezeigt.