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Veröffentlicht am 21.03.2023

Paul findet seine Heimat wieder

Tod in Siebenbürgen
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Die Autorin Lioba Werrelmann hat mit dem vorliegenden Krimi ein wichtiges Thema angeschnitten.

Die Siebenbürger Sachsen, die eigentlich ganz woanders herkamen, das Leben in Rumänien, das kaum ...

Die Autorin Lioba Werrelmann hat mit dem vorliegenden Krimi ein wichtiges Thema angeschnitten.

Die Siebenbürger Sachsen, die eigentlich ganz woanders herkamen, das Leben in Rumänien, das kaum jemand im Westen kennt, die traumhafte Landschaft und die Gastfreundlichkeit, die es kaum noch in dieser Form woanders gibt.

Der Protagonist Paul, der seine Kindheit in einem Dorf in der Nähe der bekannten Draculaburg Schloß Bran verbracht hat, dann aber mit seinem Vater nach Deutschland kam, dort studierte und schließlich ein anerkannter Journalist wurde, kehrt in das Dorf seiner Kindheit zurück, weil er das Häuschen seiner Tante geerbt hat.

Und dann kommt alles anders, als er sich das gedacht hatte.

Vieles, das er verdrängt hat, kommt wieder hoch und als er seinen Freund aus Kindertagen wieder trifft, das Dorf aber eher verlassen wirkt, niemand so recht mit der Sprache heraus will, und sein Freund noch eines Mordes beschuldigt wird, brennen bei ihm einige Sicherungen durch.

Er will seinem Freund helfen, stellt Ermittlungen an, kommt aber keinen Schritt weiter. Erst ein unscheinbares, und deshalb unsichtbares Mädchen hilft ihm auf die Sprünge. Und auch der Satz, den die Tochter eines verstorbenen alten Mannes aus dem Dorf zu ihm sagt: Man muß in Siebenbürgen auch immer die Geschichte mitdenken, wenn man etwas verstehen will. Und es reicht auch nicht, um die Geschichte zu wissen, man muß sie erspüren.

Da ist aber auch noch Maja, vor der Paul fast Angst hat, die im Haus seiner verstorbenen Tante Zinzi wohnt und nicht daran denkt, auszuziehen.

Vieles im Dorf scheint nicht zu stimmen, vieles wird einfach nicht erwähnt, vieles sieht und weiss Paul nicht. Aber da bekommt er Hilfe von mehreren Seiten.

Spannender und unterhaltsamer kann ein Leseausflug nach Siebenbürgen kaum sein, man lernt dabei auch Land und Leute etwas kennen, die siebenbürgische Küche kommt nicht zu kurz, und auch deren Aberglauben und wie sie damit umgehen.

Das Cover zeigt Schloß Bran in seiner ganzen Schönheit.


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Veröffentlicht am 12.03.2023

Ein sehr weiblicher Text

Ein Geist in der Kehle
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Alleine, den Namen der vielfach ausgezeichneten Autorin DOIREANN NI GHRIOFA aussprechen zu wollen, bringt mich an meine sprachlichen Grenzen.
Aber was sie schreibt, läßt sich ganz wunderbar ...

Alleine, den Namen der vielfach ausgezeichneten Autorin DOIREANN NI GHRIOFA aussprechen zu wollen, bringt mich an meine sprachlichen Grenzen.
Aber was sie schreibt, läßt sich ganz wunderbar lesen.
Im Roman geht es um weibliche Angelegenheiten, sei es der Wunsch nach mehr Kindern, sei es das Führen eines Haushalts mit ( nach meiner Meinung ) sehr praktischer Methode. ( Ich schreibe ebenfalls endlos lange Listen... )
Viel autobiografisches wurde da hineingepackt und mit der Vergangenheit verwoben.
So vertieft sich die Protagonistin nach dem Beinahe-Verlust ihrer durch einen Kaiserschnitt geretteten Tochter in ein Gedicht, das sie bereits in der Schule kennengelernt hat.
Der Funke springt über und in langen Nächten und kurzen Tagen vertieft sie sich in diesen ( sehr weiblichen ) Text.
Es ist das Caoineadh, ein Trauerlied und Totenklage der Dichterin und Adeligen Eibhlin Dubh Ni Chonaill, aus dem 18. Jahrhundert.
Sie ist geradezu besessen davon, mehr aus dem Leben dieser leidgeprüften Frau zu erkunden und es wird ihr gelingen, zu offensichtlich sind manche Parallelen in den beiden Leben, fast 300 Jahre auseinander. Aber das ist Leben.
Und daraus entstand ein mitreißendes Buch, das man sich kapitelweise erlesen muss.
Ein schönes Cover lässt Leselust aufkommen.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Anna kommt nach Irland zurück

Die Kinder von Beara
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Ariana Lambert hat nun nach " Verrat" eine Fortsetzung geschrieben, die bestens angekommen ist. Ich hatte beim Lesen tolles Kopfkino und dank Google Maps auch eine sehr konkrete Vorstellung von den Orten, ...

Ariana Lambert hat nun nach " Verrat" eine Fortsetzung geschrieben, die bestens angekommen ist. Ich hatte beim Lesen tolles Kopfkino und dank Google Maps auch eine sehr konkrete Vorstellung von den Orten, die im Buch erwähnt werden.

Auch die Handlung läßt an Spannung keine Wünsche offen und man hat schon etwas das Gefühl, dass daraus eine ganze Serie werden könnte ( ich wünsche mir das jedenfalls), die Geschichte ist noch lange nicht fertig erzählt.

Sympathische und weniger sympathische Protagonisten halten sich in diesem Thriller die Waage und so ganz nebenbei kommt der unbändige Wunsch dazu, eine Reise nach Irland zu planen.

Absolute Leseempfehlung. Man kann diese Buch aber auch ohne davor " Verrat" gelesen zu haben, gut aufnehmen.

Das Cover läßt zudem so richtig schöne Gruselstimmung aufkommen.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Münchner Freundschaft

Roxy
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Der bekannte Schauspieler Johann von Bülow ist nun also unter die Autoren gegangen.

Sein erster Roman ist ihm jedenfalls bestens gelungen und das Grundthema "Freundschaft zwischen eher arm und ...

Der bekannte Schauspieler Johann von Bülow ist nun also unter die Autoren gegangen.

Sein erster Roman ist ihm jedenfalls bestens gelungen und das Grundthema "Freundschaft zwischen eher arm und sehr reich " ist ein Dauerbrenner.

Auf 336 Seiten, gegliedert in 5 Abschnitte beschreibt er die Gedankenkette, die sich dem eher armen Teil der Beziehung zwischen Marc und Robert, der von allen nur Roy genannt wird und der mit einem reichen Elternhaus gesegnet ist.

Aber nun ist Roy tot und Marc unterwegs von Berlin nach München.
Genügend Zeit, um über vieles nachzudenken und viele schöne und weniger schöne Erinnerungen wach zu rufen.
Marc stellt sich nun endlich einer Wahrheit, die er immer etwas verdrängt hatte, als Schüler schon und auch als Teenager und auch als er seine erste Liebe traf. Und er ist sich auch heute noch nicht sicher, ob er sich nun endlich trauen soll, Carolin anzurufen.

Das Cover bezieht sich auf das in den Achtzigerjahren beliebte und bekannte Scene-Lokal Roxy, in dem Marc und Roy viele Nächte abgefeiert haben.

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Veröffentlicht am 09.02.2023

Wie es war, aus vielen Ansichten

Sibir
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Die Autorin Sabrina Janesch hat mit " Sibir" ein echtes 5-Sterne-Buch geschrieben.
Viele Recherchen und Reisen waren notwendig, um zu diesem Ergebnis kommen zu können.

Erzählt wird die sehr ...

Die Autorin Sabrina Janesch hat mit " Sibir" ein echtes 5-Sterne-Buch geschrieben.
Viele Recherchen und Reisen waren notwendig, um zu diesem Ergebnis kommen zu können.

Erzählt wird die sehr berührende Geschichte des damals ( 1945) 10jährigen Josef Ambacher, der mit seiner Familie nach " Sibirien" deportiert wird und schlußendlich in Kasachstan landet.
Unterwegs aber geschieht ein gravierendes Erlebnis: sein jüngerer Bruder überlebt die Reise nicht, und bei der Ankunft verschwindet seine Mutter in einem Schneesturm. So bleiben ihm seine Tante Antonia, sein Großvater, der Harla und seine Großmutter, die Wawa.
Empfangen werden sie mit schiefen Blicken, hier traut keiner dem anderen und alle haben Angst.
Schließlich sind es Harlas tischlerische Fertigkeiten, die einen Schutzmantel um die Familie legen, und Josef hat einen Freund, den kasachischen Buben Tachawi, gefunden, der ihm hilft, in der kasachischen Steppe zu überleben.

Viele kleine Begebenheiten sind es, die hier zu einem interessanten und doch so traurigen Kapitel der Geschichte der " Aussiedler " beitragen.

Aus Erzählungen ihres Vaters, ihrer Tante und Leidensgenossen der Ambachers ersteht ein buntes, bedrückendes und anschauliches Bild der damaligen Zeit und ihrer Leidensgenossen, aber auch von Menschen, die es riskiert haben, helfend einzugreifen.

Erzählt wird wechselweise aber auch die Geschichte Leila Ambachers, der Tochter Josefs, die, nachdem Adenauer es schaffte, die Familien wieder nach Deutschland zurück zu holen, damit kämpft, mit den erzählten und gelesenen Erinnerungen in der Gegenwart anzukommen.
Dabei hilft ihr ihr Freund Arnold. Viele Verhaltensweisen der Kinder ähneln nun in Deutschland denen des Vaters damals in Kasachstan.

Das Cover mit dem Fisch erinnert an die kasachische Steppe im Sommer.

Ein Buch, das man öfters zur Hand nehmen sollte, wenn man selbst mit seinem Leben unzufrieden ist.
Ein wunderbar erzählter Roman über Vorkommnisse in vergangener Zeit, von denen nicht jeder wusste.
Absolute Leseempfehlung

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