Die Fräuleins von Hamburg
Traumfrauen. Petticoat und große Freiheit -Tricksen und Schummeln - das hat Klara Paulsen schon als Kind auf dem Schwarzmarkt gelernt. Der Vater im Krieg gefallen, die Mutter hart arbeitend und gesundheitlich angegriffen - das waren in der Nachkriegszeit ...
Tricksen und Schummeln - das hat Klara Paulsen schon als Kind auf dem Schwarzmarkt gelernt. Der Vater im Krieg gefallen, die Mutter hart arbeitend und gesundheitlich angegriffen - das waren in der Nachkriegszeit keine guten Voraussetzungen für einen gelungenen Start ins Berufsleben. Insbesondere nicht für eine junge Frau, denn Berufstätigkeit von Frauen wurde damals als eine vorübergehende Episode betrachtet:
"Sie sehen ihre Aufgabe darin, einen Mann zu heiraten, Kinder zu bekommen und einen Haushalt zu führen. Das ist so was, wie der Sinn des Lebens." (S. 191)
Eine erfolgreiche Karriere war für Frauen in dieser Welt nicht vorgesehen. Sie sollten allenfalls assistieren und den Männern den Rücken freihalten, ob nun als Hausfrau oder als Untergebene. Doch dieses Rollenverständnis wird durch eine neue Generation Frauen in Frage gestellt. Und da der Chauvinismus ihnen oft keine andere Wahl lässt, heißt es Tricksen und Schummeln. Und eine mindestens ebenso gute Leistung wie die männlichen Kollegen zu erbringen, um nur einen Bruchteil der Anerkennung zu bekommen.
"Petticoat und große Freiheit" ist der Auftakt einer neuen Reihe mit dem Titel "Traumfrauen", die vom Leben im Hamburg der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erzählt. Und erzählen kann Anna Jansen! In einer lockeren und lebendigen Weise beschreibt sie die soziale Situation der damaligen Zeit, Wohnverhältnisse, fehlende soziale Absicherung, Armut. Zugleich beschreibt sie den Mut und die Kühnheit der jungen Frauen, die sich dennoch auf den Weg machen. Die sich von alten Chauvis nicht unterbuttern lassen, die wild und lebensfroh sind, Petticoats tragen, bei Elvis und Bill Haley in Ekstase geraten und das Leben genießen wollen; Das ganze in einer Zeit, in der es noch eine rigide Gesetzgebung gab, und die sogenannte Kuppelei ebenso strafbar war wie Homosexualität.
So gut mir weite Teile des Buches gefallen haben - es gibt dennoch ein paar Mankos. So haben sich einige Fehler eingeschlichen, die spätestens im Lektorat hätten auffallen müssen. Ich möchte sie hier nicht erwähnen, um die Handlung nicht vorwegzunehmen. Denn eine Leseempfehlung spreche ich trotzdem aus. Auch wenn es mich ärgert, dass das Ende ziemlich abrupt kommt und nicht alle Fäden aufgelöst wurden. Stattdessen gibt es einen etwas plumpen Cliffhänger, der es eigentlich erforderlich macht, den Folgeband ebenfalls zu lesen. Ich fühle mich dadurch genötigt und nicht positiv angespornt "Minirock und neue Zeiten" ebenfalls zu lesen.