„Man weint, wenn man kommt, und man weint, wenn man geht“
Nacht über TangerDieses Zitat am Ende des Buches fasst den exotischen Schauplatz Tanger und die Geschichte von Alice und Lucy zusammen
Im Marokko des Jahres 1956 hat die frisch verheirate Alice Shipley Zuflucht vor ihrer ...
Dieses Zitat am Ende des Buches fasst den exotischen Schauplatz Tanger und die Geschichte von Alice und Lucy zusammen
Im Marokko des Jahres 1956 hat die frisch verheirate Alice Shipley Zuflucht vor ihrer Vergangenheit gefunden. Den schrecklichen Vorfall, der in einer zurückliegenden Nacht ihr Leben veränderte, hat sie nahezu vergessen. Ein unerwarteter Besuch ihrer Zimmergenossin aus College-Zeiten, Lucy Mason, droht nun die verdrängten Ereignisse ans Licht zu bringen. Alice ist sich sicher einem kurzen Besuch standzuhalten, aber je länger Lucy bleibt, umso mehr verstärkt sich die altbekannte Ungewissheit: entweder vertraut sie ihrer alten Freundin – oder ihrem eigenen Verstand…
Abwechselnd wird die Geschichte aus Sicht von Alice und Lucy erzählt. Im ersten Drittel des Buches kann man sich von beiden ein Bild machen. (Die Perspektivwechsel haben mich aufgrund der überschaubaren Anzahl an Charakteren nicht gestört.) Neben der gemeinsamen Vergangenheit verbindet die Hauptprotagonistinnen eine gewisse Nervosität und greifbare Spannung. Im Gegensatz zu der undurchschaubaren Amerikanerin Lucy, lebt Alice zurückgezogen im Schatten ihres Mannes John. Um den Geistern der Vergangenheit zu entfliehen, ist sie ihm von England nach Afrika gefolgt. In Rückblenden wird nach und nach die Vergangenheit aufgedeckt, während sich die Situation in Tanger zuspitzt. Was geschah wirklich in der Winternacht in den Green Mountains von Vermont? Gipfelt die Suche nach der Wahrheit in einer erschreckenden Manipulation?
Die Auflösung erstreckt sich über 367 Seiten, welche in 3 Teile untergliedert ist und sich auf 20 Kapitel sowie Pro- & Epilog verteilt. Obwohl ich das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen habe, fehlen mir neben der Distanz zu den Charakteren jegliche Überraschungsmomente. „Nacht über Tanger“ könnte ich mir gut als Kinoverfilmung der 50er Jahre vorstellen – als Buchveröffentlichung der Neuzeit erscheint es hingegen zu subtil und ereignislos, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben