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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2023

Blasse Gesellschaftsstudie

Blasse Helden
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Ein erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?

Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten ...

Ein erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?

Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten Deutschen. Anton ist in den 30ern, arbeitet in der Kohlebranche und hat - neben schönen Frauen – ein Faible für Theater, Oper & klassische Literatur. Letzteres konnte ich nur schwer nachvollziehen, genau wie der Charakter Anton schwer zu erfassen war. Obwohl ich das Buch innerhalb von 3 Tagen ausgelesen habe, habe ich keinen Draht zur Hauptfigur gefunden. Zu oberflächlich war seine Darstellung, seine Gedankengänge ohne Tiefgang… Dazu beigetragen hat sicher der Aufbau des Romans. Dieser besteht aus sieben Anekdoten, die sich während Antons neun Jahren in Russland zugetragen haben. Die Ereignisse werden zwar chronologischer Reihenfolge erzählt, haben jedoch kaum Bezug zueinander. Ohne den Hauptprotagonisten könnte es sich ebenso um eine Sammlung von Kurzgeschichten handeln. Trotzdem oder gerade deshalb bleibt man als Leser bei der Stange. Der Schreibstil des Autors ist eingängig, mit ein paar Fachbegriffen gespickt und doch leicht zu lesen. Die Episoden sind skurril, teils unvorstellbar und streckenweise sogar unterhaltsam. Sie bieten interessante Einblick in die russische Gesellschaft. Allerdings reichen dieser kurzweiligen, jedoch recht „blassen“ Abstecher in die Vergangenheit nicht, um mir nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.

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Veröffentlicht am 10.02.2023

„Man weint, wenn man kommt, und man weint, wenn man geht“

Nacht über Tanger
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Dieses Zitat am Ende des Buches fasst den exotischen Schauplatz Tanger und die Geschichte von Alice und Lucy zusammen

Im Marokko des Jahres 1956 hat die frisch verheirate Alice Shipley Zuflucht vor ihrer ...

Dieses Zitat am Ende des Buches fasst den exotischen Schauplatz Tanger und die Geschichte von Alice und Lucy zusammen

Im Marokko des Jahres 1956 hat die frisch verheirate Alice Shipley Zuflucht vor ihrer Vergangenheit gefunden. Den schrecklichen Vorfall, der in einer zurückliegenden Nacht ihr Leben veränderte, hat sie nahezu vergessen. Ein unerwarteter Besuch ihrer Zimmergenossin aus College-Zeiten, Lucy Mason, droht nun die verdrängten Ereignisse ans Licht zu bringen. Alice ist sich sicher einem kurzen Besuch standzuhalten, aber je länger Lucy bleibt, umso mehr verstärkt sich die altbekannte Ungewissheit: entweder vertraut sie ihrer alten Freundin – oder ihrem eigenen Verstand…

Abwechselnd wird die Geschichte aus Sicht von Alice und Lucy erzählt. Im ersten Drittel des Buches kann man sich von beiden ein Bild machen. (Die Perspektivwechsel haben mich aufgrund der überschaubaren Anzahl an Charakteren nicht gestört.) Neben der gemeinsamen Vergangenheit verbindet die Hauptprotagonistinnen eine gewisse Nervosität und greifbare Spannung. Im Gegensatz zu der undurchschaubaren Amerikanerin Lucy, lebt Alice zurückgezogen im Schatten ihres Mannes John. Um den Geistern der Vergangenheit zu entfliehen, ist sie ihm von England nach Afrika gefolgt. In Rückblenden wird nach und nach die Vergangenheit aufgedeckt, während sich die Situation in Tanger zuspitzt. Was geschah wirklich in der Winternacht in den Green Mountains von Vermont? Gipfelt die Suche nach der Wahrheit in einer erschreckenden Manipulation?

Die Auflösung erstreckt sich über 367 Seiten, welche in 3 Teile untergliedert ist und sich auf 20 Kapitel sowie Pro- & Epilog verteilt. Obwohl ich das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen habe, fehlen mir neben der Distanz zu den Charakteren jegliche Überraschungsmomente. „Nacht über Tanger“ könnte ich mir gut als Kinoverfilmung der 50er Jahre vorstellen – als Buchveröffentlichung der Neuzeit erscheint es hingegen zu subtil und ereignislos, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben

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Veröffentlicht am 10.02.2023

Einmal Broadway und zurück...

Dear Evan Hansen
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„Ein zutiefst kluger, Mut machender und nicht zuletzt humorvoller Roman über die Erkenntnis, dass wir alle selbst schlimmste Dinge bewältigen können, wenn wir nur wagen, über die Brücke der eigenen Geschichten ...

„Ein zutiefst kluger, Mut machender und nicht zuletzt humorvoller Roman über die Erkenntnis, dass wir alle selbst schlimmste Dinge bewältigen können, wenn wir nur wagen, über die Brücke der eigenen Geschichten aufeinander zuzugehen.“ Nicola Bartels, Verlegerin

Dieses Zitat hat mich neugierig auf ein Buch gemacht, welches ich nur dem Titel nach vom Broadway kannte. Da ich nur selten Jugendbücher lese, war ich umso mehr auf die Umsetzung und den Inhalt gespannt.

Evan Hansen ist 17 Jahre alt, im Abschlussjahr an der High-School und lebt mit seiner Mutter an der Ostküste der USA. Sein Vater ist vor 10 Jahren nach Colorado gezogen und kümmert sich hauptsächlich um seine neue Familie. In der Schule ist er ein Außenseiter. Sein Therapeut ermutigt ihn, Briefe an sich selbst zu schreiben - als Hoffnung und Orientierung.

Einer dieser Briefe gerät dann in falsche Hände und aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände und Entscheidungen, wird Evans Leben innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt…

Das Zitat finde ich auch nach Beendigung der Lektüre noch passend, jedoch empfand ich das Buch als wenig humorvoll. Die Handlung spiegelt in einigen Kapiteln den teils oberflächlichen Umgang der Amerikaner wider. Nichts destotrotz werden wichtige Themen der heutigen Gesellschaft behandelt (z.B. Selbstmord, Drogen, Depressionen). Ich könnte mir vorstellen, dass die Botschaften mit Unterstützung des dazugehörigen Soundtracks auf der Bühne besser zum Tragen kommen. In Buchform bleiben die gute Grundidee, ein flüssiger Schreibstil, jedoch auch einige blasse Charaktere und Längen.

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Veröffentlicht am 10.02.2023

„I want to see the sunshine after the rain…“

Die kleine Bäckerei in Brooklyn
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Nachdem „Das kleine Café in Kopenhagen“ für mich ein Überraschungshit zum Auftakt des neuen Lesejahres war, hatte ich gewisse Erwartungen an die Fortsetzung der „Romantic Escapes“-Reihe. Zu Beginn des ...

Nachdem „Das kleine Café in Kopenhagen“ für mich ein Überraschungshit zum Auftakt des neuen Lesejahres war, hatte ich gewisse Erwartungen an die Fortsetzung der „Romantic Escapes“-Reihe. Zu Beginn des Buches geht es für eine kurze Stippvisite zurück nach London, bevor die restliche Handlung in Manhattan und Brooklyn, New York City angesiedelt ist.

Wie beim Vorgänger wird dem Leser der Einstieg in die Story leichtgemacht und es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Im Mittelpunkt steht diesmal „Lady“ Sophie, eine junge Britin mit weitzurückreichendem Stammbaum. Statt Standesdünkel begegnet man jedoch einer hoffnungsvollen, leicht naiven Frau mit einem Hang zu Romantik und gutem Essen. Seit 2 Jahren führt sie wochentags eine Beziehung mit James, welcher die Wochenenden mit seiner kränklichen Mutter in Cornwall verbringt. Während Sophie sich hinten anstellt und auf einen Heiratsantrag hofft, verschließt sie die Augen vor der Realität. Daher findet sie sich nach einer Begegnung mit Ehefrau und Tochter von James kurzfristig im Flieger nach New York wieder… Vor Ort wartet ein Apartment über einer Bäckerei in Brooklyn auf sie sowie eine Stelle als Food-Journalistin im Rahmen einer Job-Rotation Ihres Londoner Arbeitgebers. Schnell freundet Sophie sich mit Vermieterin und Bäckerei-Inhaberin Bella sowie deren Cousin Todd an. Dieser erweist sich als eingebildeter Womanizer und Autor der Kolumne „Man in the City“. Neben einem kleinen Flirt kurz nach ihrer Ankunft im Big Apple, halten die nächsten 6 Wochen so einige Erlebnisse und Erkenntnisse für Sophie bereit…

Die Geschichte samt ihren Protagonisten ist ebenso leicht zugänglich wie der Vorgänger, allerdings ein bisschen belastet durch die Täuschung und leider recht vorhersehbar. Dabei mag ich nach mehreren Besuchen gern gedanklich nach New York zurückkehren und kann ebenso den kulinarischen Elementen einiges abgewinnen. Trotzdem wollte der Funke diesmal nicht überspringen. „I want to see the sunshine after the rain“ singen Sophie und Bella – mit diesen Worten werde ich dem Folgeband noch eine Chance geben. Auf nach Paris!

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Veröffentlicht am 10.02.2023

Der Zauber der Garteninsel

Die Insel der vergessenen Träume
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Hawaii wäre mein Urlaubsziel im Jahr 2020 gewesen und ich hätte das Buch sehr gern in Vorbereitung auf die Reise gelesen. Aufgrund der aktuellen Situation bleibt es ein Traum, aber ich konnte zumindest ...

Hawaii wäre mein Urlaubsziel im Jahr 2020 gewesen und ich hätte das Buch sehr gern in Vorbereitung auf die Reise gelesen. Aufgrund der aktuellen Situation bleibt es ein Traum, aber ich konnte zumindest gedanklich auf die fernen Inseln schweifen.

Ich mag Romane, welche auf zwei Zeitebenen angesiedelt sind und die Leseprobe weckte entsprechend hohe Erwartungen. Besonders gespannt war ich natürlich auf hawaiianische Kulisse und in dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht…

Ende des 19. Jahrhunderts langweilt sich die junge Clara bei der Familie ihres Onkels in Bremen. Die gebürtige Hamburgerin geht nach kurzer Zeit einem Heiratsschwindler auf dem Leim. Kurz nach der Eheschließung mit Paul Rautenberger verschlägt es sie nach Kauai. Als fortschrittliche Tochter aus gutem Hause fällt Clara das Leben auf der Zuckerrohrplantage ihres Mannes nicht leicht. Nachdem die begabte Malerin Einblicke in die hawaiianische Kultur gewonnen hat, ergreift sie kurzerhand die Flucht – mit unvorhersehbaren Folgen…

In der heutigen Zeit begibt sich Clara’s Ur-Ur-Enkelin Leonie auf die Suche nach ihrem Platz in der Welt. Nach Abbruch mehrerer Studiengänge greift sie nach dem letzten Strohhalm: ein Praktikum in einem Hotel auf Kauai. Leider kommt es bei der Anreise zu Komplikationen und so findet sich Leonie nach einem Sturz mit einer Platzwunde in einem hawaiianischen Krankenhaus wieder…

Wie wird es Clara und Leonie auf Hawaii ergehen? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt das Autorenduo Christiane Lind und Julia K. Rodeit in Form einer unterhaltsamen Geschichtsstunde. Die beiden Handlungsstränge sind nicht uninteressant, allerdings habe ich genauere Angaben zum zeitlichen Ablauf vermisst. Nichtsdestotrotz konnte ich der Handlung mühelos folgen. Die Verwendung hawaiianischer Begriffe, Legenden sowie historischer Fakten sorgen neben anschaulichen Beschreibungen für Lokalkolorit.

Der Punktabzug ergibt sich aus der Häufigkeit der zufälligen Geschehnisse sowie dem Verhalten der Hauptprotagonistinnen, welches mich nicht überzeugen konnte. Ein gewisses Maß an Zufällen und Vorhersehbarkeit hat durchaus Charme – hier wurde es bereits nach kurzer Zeit zu offensichtlich. Die Beweggründe und Erkenntnisse von Clara und Leonie erschienen mir teils schleierhaft und widersprüchlich. Vor allem Leonie’s Naivität wurde mir im Verlauf der Geschichte zu anstrengend. Ich bin im Alter von 20 Jahren zum ersten Mal allein in die USA gereist und kann das fehlende Verantwortungsbewusstsein nur schwer nachvollziehen. Wer darüber hinwegsieht, kann sich jedoch auf kurzweilige Stunden an einem exotischen Schauplatz freuen!

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