Blasse Gesellschaftsstudie
Blasse HeldenEin erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?
Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten ...
Ein erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?
Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten Deutschen. Anton ist in den 30ern, arbeitet in der Kohlebranche und hat - neben schönen Frauen – ein Faible für Theater, Oper & klassische Literatur. Letzteres konnte ich nur schwer nachvollziehen, genau wie der Charakter Anton schwer zu erfassen war. Obwohl ich das Buch innerhalb von 3 Tagen ausgelesen habe, habe ich keinen Draht zur Hauptfigur gefunden. Zu oberflächlich war seine Darstellung, seine Gedankengänge ohne Tiefgang… Dazu beigetragen hat sicher der Aufbau des Romans. Dieser besteht aus sieben Anekdoten, die sich während Antons neun Jahren in Russland zugetragen haben. Die Ereignisse werden zwar chronologischer Reihenfolge erzählt, haben jedoch kaum Bezug zueinander. Ohne den Hauptprotagonisten könnte es sich ebenso um eine Sammlung von Kurzgeschichten handeln. Trotzdem oder gerade deshalb bleibt man als Leser bei der Stange. Der Schreibstil des Autors ist eingängig, mit ein paar Fachbegriffen gespickt und doch leicht zu lesen. Die Episoden sind skurril, teils unvorstellbar und streckenweise sogar unterhaltsam. Sie bieten interessante Einblick in die russische Gesellschaft. Allerdings reichen dieser kurzweiligen, jedoch recht „blassen“ Abstecher in die Vergangenheit nicht, um mir nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.