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Veröffentlicht am 11.02.2023

Ein komplexer Mystery-Thriller, der erst auf den letzten Meter überzeugt...

Das neunte Haus
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Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung ...

Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung "Wer die Hölle kennt" Mitte Januar haben Sofia und ich deshalb beschlossen, die Alex-Stern-Reihe als Buddyread anzugehen. Mein erster Eindruck von "Das neunte Haus" war aber leider sehr gemischt, was vor allem daran lag, dass ich nach einem sehr düsteren Prolog nur schwer in die Geschichte gefunden habe. Die etwa 500seitige Geschichte braucht über die Hälfte ihrer Seitenzahl, um richtig in Schwung zu kommen. Erst nach 250-300 Seiten entfaltet sich mühselig ein komplexer Kriminalfall und ein Spannungsbogen wird erkennbar. Zuvor wird die Erzählung immer wieder durch geheimnisvolle Rückblicke und Alex´ holpriges Eingewöhnen in Yale unterbrochen, was mich so gestört hat, dass ich während der ersten 100 Seiten immer mal überlegt, das Buch abzubrechen. Rückblickend bin ich allerdings sehr froh, das nicht getan zu haben. Denn so hätte ich ein grandioses letztes Drittel und ein glamouröses Ende verpasst, in dem die Autorin zeigt, dass sie eben doch eine Größe der Fantasy-Literatur ist, mit der man rechnen muss...!

Schreibstil:
Leigh Bardugo nutzt wie schon bei ihren vorherigen Geschichten einen personalen Er-Erzähler und erzählt zu Beginn auf zwei Zeitebenen von Alex´ Verstrickungen als Abgesandte Lethes. Damit haben sich die Parallelen zu den Grisha-Verse Büchern aber auch schon wieder erschöpft. Denn was wir hier vorgesetzt bekommen, ist deutlich düsterer, blutiger und auch von der Sprache expliziter als die verträumten Jugendbücher, die Leigh Bardugo zuvor geschrieben hat. Auch das undurchsichtige Worldbuilding konnte mich zunächst nur in Teilen überzeugen. Während die Gebäude und die Architektur von Yale auf jeder zweiten Seite erschöpfend beschrieben werden, werden die einzelnen magischen Verbindungshäuser und das Magiesystem nur beiläufig erwähnt und nicht wirklich erklärt, sodass man sich vieles aus dem Zusammenhang erschließen muss. Die am Kapitelende beigefügten Auszüge aus Büchern, Tagebüchern und Aufzeichnungen über Lethe helfen dabei nur wenig und tragen eher zur weiteren Verwirrung bei. Die grundlegende Idee hinter dem Buch, einen College Campus als Schauplatz für okkulte Studentenverbindungen zu nutzen, finde ich allerdings großartig. Über die 500 Seiten wird das Urban Fantasy Setting durch magische Artefakte, lebendige Häuser, mächtige Drogen, tiefe Abgründe, jahrzehntealte Geister und blutige Rituale lebendig gemacht. Im Verlauf der Handlung tauchen jede Menge tolle, originelle Ideen, düstere Gothic-Ideen und viele unerwarteten Wendungen auf, meinen persönlichen Lesegeschmack hat die Autorin mit "Das neunte Haus" aber trotzdem nicht getroffen.

Figuren
: Zu dem sehr holprigen Einstieg beigetragen hat auch die Hauptfigur Galaxy -Alex- Stern, welche mir auf den ersten Blick als Charakter überhaupt nicht zugänglich erschien und eine mehr als schwierige Vergangenheit mit sich bringt. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung ist sie mir mit der Zeit aber doch noch ans Herz gewachsen und hat mich langsam, aber sicher überrascht und eines Besseren belehrt. Zuerst hat sie mein Mitleid errungen, dann ein wenig Sympathie und schließlich sogar Bewunderung für ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen und ihre taktische Gewitztheit. Meine bisherigen Lieblingsfiguren bleiben jedoch trotzdem Darlington und Dawes, welche hoffentlich im zweiten Band noch mehr Auftritte haben werden. Auf die Fortsetzung, die schon bei mir im Regal wartet, bin ich nun nach dem vielversprechenden Ende sehr gespannt, hoffe aber inständig, dass diese weniger zäh beginnt als Band 1.


Die Zitate:


Erster Satz: "Bis es Alex gelungen war, das Blut aus ihrem guten Wollmantel zu waschen, war es bereits zu warm, um ihn zu tragen."

"Du wirst Dinge sehen, die du am liebsten schnell vergessen werden willst. Wunder auch. Aber niemand begreift ganz, was hinter dem Schleier liegt oder was geschehen könnte, wenn es zu uns herüberkommt."

"Sie hat Entsetzliches mit angesehen. Aber sie hat nie Magie erlebt. Deshalb hatte er es getan, nicht aus Schuld oder Stolz, sondern weil dies der Moment war, auf den er gewartet hatte: die Gelegenheit, jemand anderem das Wunder zu zeigen, dabei zuzusehen, wie sie erkannte, dass man sie nicht belogen hatte, dass die Welt, die man ihnen als Kinder versprochen hatte, nicht verlassen werden musste, dass es wirklich etwas gab, was in den Wäldern lauerte, unter den Treppenabsätzen, zwischen den Sternen, dass alles voller Rätsel war."

"Da lächelte Alex - ein kurzer Blick auf das Mädchen, das in ihr war, ein glückliches Mädchen, nicht so rastlos. Das war es, was Magie bewirkte. Es enthüllte das Herz desjenigen, der man zuvor gewesen war, bevor das Leben einem den Glauben an das Mögliche nahm. Es gab einem die Welt zurück, nach der sich alle einsamen Kinder sehnten."

"Die meisten Städte sind Palimpseste", hatte Darlington einmal zu ihr gesagt. Auf der Suche nach der Bedeutung des Worts hatte sie drei Anläufe gebraucht, um die richtige Schreibweise zu finden. "Immer und immer wieder erbaut, sodass man sich nicht mehr daran erinnert, was zuvor wo stand. Aber New Haven trägt die Narben. Die großen Highways, die den falschen Weg nehmen, die toten Büroanlagen, die Ausblicke, die sich auf nichts als Stromleitungen erstrecken. Niemand merkt, wie viel Leben zwischen den Wunden existiert, wie viel die Stadt zu bieten hat. Es ist eine Stadt, die den Wunsch weckt, ihr den Rücken zu kehren und immer weiter wegzufahren."

"Sie wollte Frieden. Lügnerin. Frieden war wie high sein. Er war eine Illusion, etwas, das in einem Augenblick zerbrechen und für immer verloren gehen konnte. Nur zwei Dinge sorgten für Sicherheit: Geld und Macht."

"Vielleicht war es mit guten Dingen genau wie mit schlechten. Manchmal musste man sie einfach zulassen."



Das Urteil:


"Das neunte Haus" ist ein komplexer Mystery-Thriller mit einem vielschichtigen Worldbuilding und einer grandiosen Grundidee, welcher jedoch zu Beginn nur sehr schleppend in Gang kommt und erst im letzten Drittel wirklich überzeugen kann. Um mehr als 3 Sterne für diese Geschichte vergeben zu können, hätte mir ein durchgängiger Spannungsbogen, ein konkreteres Worldbuilding und ein konsequenterer Erzählstrang gefehlt, sodass diese neue Reihe bisher lange nicht an den Zauber von Leigh Bardugos anderen Geschichten heranreichen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2023

Ein komplexer Mystery-Thriller, der erst auf den letzten Meter überzeugt...

Das neunte Haus
0

Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung ...

Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung "Wer die Hölle kennt" Mitte Januar haben Sofia und ich deshalb beschlossen, die Alex-Stern-Reihe als Buddyread anzugehen. Mein erster Eindruck von "Das neunte Haus" war aber leider sehr gemischt, was vor allem daran lag, dass ich nach einem sehr düsteren Prolog nur schwer in die Geschichte gefunden habe. Die etwa 500seitige Geschichte braucht über die Hälfte ihrer Seitenzahl, um richtig in Schwung zu kommen. Erst nach 250-300 Seiten entfaltet sich mühselig ein komplexer Kriminalfall und ein Spannungsbogen wird erkennbar. Zuvor wird die Erzählung immer wieder durch geheimnisvolle Rückblicke und Alex´ holpriges Eingewöhnen in Yale unterbrochen, was mich so gestört hat, dass ich während der ersten 100 Seiten immer mal überlegt, das Buch abzubrechen. Rückblickend bin ich allerdings sehr froh, das nicht getan zu haben. Denn so hätte ich ein grandioses letztes Drittel und ein glamouröses Ende verpasst, in dem die Autorin zeigt, dass sie eben doch eine Größe der Fantasy-Literatur ist, mit der man rechnen muss...!

Schreibstil:
Leigh Bardugo nutzt wie schon bei ihren vorherigen Geschichten einen personalen Er-Erzähler und erzählt zu Beginn auf zwei Zeitebenen von Alex´ Verstrickungen als Abgesandte Lethes. Damit haben sich die Parallelen zu den Grisha-Verse Büchern aber auch schon wieder erschöpft. Denn was wir hier vorgesetzt bekommen, ist deutlich düsterer, blutiger und auch von der Sprache expliziter als die verträumten Jugendbücher, die Leigh Bardugo zuvor geschrieben hat. Auch das undurchsichtige Worldbuilding konnte mich zunächst nur in Teilen überzeugen. Während die Gebäude und die Architektur von Yale auf jeder zweiten Seite erschöpfend beschrieben werden, werden die einzelnen magischen Verbindungshäuser und das Magiesystem nur beiläufig erwähnt und nicht wirklich erklärt, sodass man sich vieles aus dem Zusammenhang erschließen muss. Die am Kapitelende beigefügten Auszüge aus Büchern, Tagebüchern und Aufzeichnungen über Lethe helfen dabei nur wenig und tragen eher zur weiteren Verwirrung bei. Die grundlegende Idee hinter dem Buch, einen College Campus als Schauplatz für okkulte Studentenverbindungen zu nutzen, finde ich allerdings großartig. Über die 500 Seiten wird das Urban Fantasy Setting durch magische Artefakte, lebendige Häuser, mächtige Drogen, tiefe Abgründe, jahrzehntealte Geister und blutige Rituale lebendig gemacht. Im Verlauf der Handlung tauchen jede Menge tolle, originelle Ideen, düstere Gothic-Ideen und viele unerwarteten Wendungen auf, meinen persönlichen Lesegeschmack hat die Autorin mit "Das neunte Haus" aber trotzdem nicht getroffen.

Figuren
: Zu dem sehr holprigen Einstieg beigetragen hat auch die Hauptfigur Galaxy -Alex- Stern, welche mir auf den ersten Blick als Charakter überhaupt nicht zugänglich erschien und eine mehr als schwierige Vergangenheit mit sich bringt. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung ist sie mir mit der Zeit aber doch noch ans Herz gewachsen und hat mich langsam, aber sicher überrascht und eines Besseren belehrt. Zuerst hat sie mein Mitleid errungen, dann ein wenig Sympathie und schließlich sogar Bewunderung für ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen und ihre taktische Gewitztheit. Meine bisherigen Lieblingsfiguren bleiben jedoch trotzdem Darlington und Dawes, welche hoffentlich im zweiten Band noch mehr Auftritte haben werden. Auf die Fortsetzung, die schon bei mir im Regal wartet, bin ich nun nach dem vielversprechenden Ende sehr gespannt, hoffe aber inständig, dass diese weniger zäh beginnt als Band 1.


Die Zitate:


Erster Satz: "Bis es Alex gelungen war, das Blut aus ihrem guten Wollmantel zu waschen, war es bereits zu warm, um ihn zu tragen."

"Du wirst Dinge sehen, die du am liebsten schnell vergessen werden willst. Wunder auch. Aber niemand begreift ganz, was hinter dem Schleier liegt oder was geschehen könnte, wenn es zu uns herüberkommt."

"Sie hat Entsetzliches mit angesehen. Aber sie hat nie Magie erlebt. Deshalb hatte er es getan, nicht aus Schuld oder Stolz, sondern weil dies der Moment war, auf den er gewartet hatte: die Gelegenheit, jemand anderem das Wunder zu zeigen, dabei zuzusehen, wie sie erkannte, dass man sie nicht belogen hatte, dass die Welt, die man ihnen als Kinder versprochen hatte, nicht verlassen werden musste, dass es wirklich etwas gab, was in den Wäldern lauerte, unter den Treppenabsätzen, zwischen den Sternen, dass alles voller Rätsel war."

"Da lächelte Alex - ein kurzer Blick auf das Mädchen, das in ihr war, ein glückliches Mädchen, nicht so rastlos. Das war es, was Magie bewirkte. Es enthüllte das Herz desjenigen, der man zuvor gewesen war, bevor das Leben einem den Glauben an das Mögliche nahm. Es gab einem die Welt zurück, nach der sich alle einsamen Kinder sehnten."

"Die meisten Städte sind Palimpseste", hatte Darlington einmal zu ihr gesagt. Auf der Suche nach der Bedeutung des Worts hatte sie drei Anläufe gebraucht, um die richtige Schreibweise zu finden. "Immer und immer wieder erbaut, sodass man sich nicht mehr daran erinnert, was zuvor wo stand. Aber New Haven trägt die Narben. Die großen Highways, die den falschen Weg nehmen, die toten Büroanlagen, die Ausblicke, die sich auf nichts als Stromleitungen erstrecken. Niemand merkt, wie viel Leben zwischen den Wunden existiert, wie viel die Stadt zu bieten hat. Es ist eine Stadt, die den Wunsch weckt, ihr den Rücken zu kehren und immer weiter wegzufahren."

"Sie wollte Frieden. Lügnerin. Frieden war wie high sein. Er war eine Illusion, etwas, das in einem Augenblick zerbrechen und für immer verloren gehen konnte. Nur zwei Dinge sorgten für Sicherheit: Geld und Macht."

"Vielleicht war es mit guten Dingen genau wie mit schlechten. Manchmal musste man sie einfach zulassen."



Das Urteil:


"Das neunte Haus" ist ein komplexer Mystery-Thriller mit einem vielschichtigen Worldbuilding und einer grandiosen Grundidee, welcher jedoch zu Beginn nur sehr schleppend in Gang kommt und erst im letzten Drittel wirklich überzeugen kann. Um mehr als 3 Sterne für diese Geschichte vergeben zu können, hätte mir ein durchgängiger Spannungsbogen, ein konkreteres Worldbuilding und ein konsequenterer Erzählstrang gefehlt, sodass diese neue Reihe bisher lange nicht an den Zauber von Leigh Bardugos anderen Geschichten heranreichen kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2023

Ein komplexer Mystery-Thriller, der erst auf den letzten Meter überzeugt...

Das neunte Haus
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Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung ...

Handlung: "Das neunte Haus" stand lange Zeit auf meiner Wunschliste, da ich aufgrund der Grishaverse-Bücher ein großer Fan von Leigh Bardugo geworden bin. Anlässlich des Erscheinungstermins der Fortsetzung "Wer die Hölle kennt" Mitte Januar haben Sofia und ich deshalb beschlossen, die Alex-Stern-Reihe als Buddyread anzugehen. Mein erster Eindruck von "Das neunte Haus" war aber leider sehr gemischt, was vor allem daran lag, dass ich nach einem sehr düsteren Prolog nur schwer in die Geschichte gefunden habe. Die etwa 500seitige Geschichte braucht über die Hälfte ihrer Seitenzahl, um richtig in Schwung zu kommen. Erst nach 250-300 Seiten entfaltet sich mühselig ein komplexer Kriminalfall und ein Spannungsbogen wird erkennbar. Zuvor wird die Erzählung immer wieder durch geheimnisvolle Rückblicke und Alex´ holpriges Eingewöhnen in Yale unterbrochen, was mich so gestört hat, dass ich während der ersten 100 Seiten immer mal überlegt, das Buch abzubrechen. Rückblickend bin ich allerdings sehr froh, das nicht getan zu haben. Denn so hätte ich ein grandioses letztes Drittel und ein glamouröses Ende verpasst, in dem die Autorin zeigt, dass sie eben doch eine Größe der Fantasy-Literatur ist, mit der man rechnen muss...!

Schreibstil:
Leigh Bardugo nutzt wie schon bei ihren vorherigen Geschichten einen personalen Er-Erzähler und erzählt zu Beginn auf zwei Zeitebenen von Alex´ Verstrickungen als Abgesandte Lethes. Damit haben sich die Parallelen zu den Grisha-Verse Büchern aber auch schon wieder erschöpft. Denn was wir hier vorgesetzt bekommen, ist deutlich düsterer, blutiger und auch von der Sprache expliziter als die verträumten Jugendbücher, die Leigh Bardugo zuvor geschrieben hat. Auch das undurchsichtige Worldbuilding konnte mich zunächst nur in Teilen überzeugen. Während die Gebäude und die Architektur von Yale auf jeder zweiten Seite erschöpfend beschrieben werden, werden die einzelnen magischen Verbindungshäuser und das Magiesystem nur beiläufig erwähnt und nicht wirklich erklärt, sodass man sich vieles aus dem Zusammenhang erschließen muss. Die am Kapitelende beigefügten Auszüge aus Büchern, Tagebüchern und Aufzeichnungen über Lethe helfen dabei nur wenig und tragen eher zur weiteren Verwirrung bei. Die grundlegende Idee hinter dem Buch, einen College Campus als Schauplatz für okkulte Studentenverbindungen zu nutzen, finde ich allerdings großartig. Über die 500 Seiten wird das Urban Fantasy Setting durch magische Artefakte, lebendige Häuser, mächtige Drogen, tiefe Abgründe, jahrzehntealte Geister und blutige Rituale lebendig gemacht. Im Verlauf der Handlung tauchen jede Menge tolle, originelle Ideen, düstere Gothic-Ideen und viele unerwarteten Wendungen auf, meinen persönlichen Lesegeschmack hat die Autorin mit "Das neunte Haus" aber trotzdem nicht getroffen.

Figuren
: Zu dem sehr holprigen Einstieg beigetragen hat auch die Hauptfigur Galaxy -Alex- Stern, welche mir auf den ersten Blick als Charakter überhaupt nicht zugänglich erschien und eine mehr als schwierige Vergangenheit mit sich bringt. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung ist sie mir mit der Zeit aber doch noch ans Herz gewachsen und hat mich langsam, aber sicher überrascht und eines Besseren belehrt. Zuerst hat sie mein Mitleid errungen, dann ein wenig Sympathie und schließlich sogar Bewunderung für ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen und ihre taktische Gewitztheit. Meine bisherigen Lieblingsfiguren bleiben jedoch trotzdem Darlington und Dawes, welche hoffentlich im zweiten Band noch mehr Auftritte haben werden. Auf die Fortsetzung, die schon bei mir im Regal wartet, bin ich nun nach dem vielversprechenden Ende sehr gespannt, hoffe aber inständig, dass diese weniger zäh beginnt als Band 1.


Die Zitate:


Erster Satz: "Bis es Alex gelungen war, das Blut aus ihrem guten Wollmantel zu waschen, war es bereits zu warm, um ihn zu tragen."

"Du wirst Dinge sehen, die du am liebsten schnell vergessen werden willst. Wunder auch. Aber niemand begreift ganz, was hinter dem Schleier liegt oder was geschehen könnte, wenn es zu uns herüberkommt."

"Sie hat Entsetzliches mit angesehen. Aber sie hat nie Magie erlebt. Deshalb hatte er es getan, nicht aus Schuld oder Stolz, sondern weil dies der Moment war, auf den er gewartet hatte: die Gelegenheit, jemand anderem das Wunder zu zeigen, dabei zuzusehen, wie sie erkannte, dass man sie nicht belogen hatte, dass die Welt, die man ihnen als Kinder versprochen hatte, nicht verlassen werden musste, dass es wirklich etwas gab, was in den Wäldern lauerte, unter den Treppenabsätzen, zwischen den Sternen, dass alles voller Rätsel war."

"Da lächelte Alex - ein kurzer Blick auf das Mädchen, das in ihr war, ein glückliches Mädchen, nicht so rastlos. Das war es, was Magie bewirkte. Es enthüllte das Herz desjenigen, der man zuvor gewesen war, bevor das Leben einem den Glauben an das Mögliche nahm. Es gab einem die Welt zurück, nach der sich alle einsamen Kinder sehnten."

"Die meisten Städte sind Palimpseste", hatte Darlington einmal zu ihr gesagt. Auf der Suche nach der Bedeutung des Worts hatte sie drei Anläufe gebraucht, um die richtige Schreibweise zu finden. "Immer und immer wieder erbaut, sodass man sich nicht mehr daran erinnert, was zuvor wo stand. Aber New Haven trägt die Narben. Die großen Highways, die den falschen Weg nehmen, die toten Büroanlagen, die Ausblicke, die sich auf nichts als Stromleitungen erstrecken. Niemand merkt, wie viel Leben zwischen den Wunden existiert, wie viel die Stadt zu bieten hat. Es ist eine Stadt, die den Wunsch weckt, ihr den Rücken zu kehren und immer weiter wegzufahren."

"Sie wollte Frieden. Lügnerin. Frieden war wie high sein. Er war eine Illusion, etwas, das in einem Augenblick zerbrechen und für immer verloren gehen konnte. Nur zwei Dinge sorgten für Sicherheit: Geld und Macht."

"Vielleicht war es mit guten Dingen genau wie mit schlechten. Manchmal musste man sie einfach zulassen."



Das Urteil:


"Das neunte Haus" ist ein komplexer Mystery-Thriller mit einem vielschichtigen Worldbuilding und einer grandiosen Grundidee, welcher jedoch zu Beginn nur sehr schleppend in Gang kommt und erst im letzten Drittel wirklich überzeugen kann. Um mehr als 3 Sterne für diese Geschichte vergeben zu können, hätte mir ein durchgängiger Spannungsbogen, ein konkreteres Worldbuilding und ein konsequenterer Erzählstrang gefehlt, sodass diese neue Reihe bisher lange nicht an den Zauber von Leigh Bardugos anderen Geschichten heranreichen kann!

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Konnte mich bisher leider am wenigsten überzeugen

Bridgerton - In Liebe, Ihre Eloise
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Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die ...

Handlung: Nachdem ich in den letzten zwei Jahren ein Fan der Netflix-Adaption von Julia Quinns Buchreihe um die acht Geschwister Bridgerton geworden bin, war für mich klar, dass ich unbedingt auch die Buchvorlage lesen muss. Mittlerweile bin ich schon bei Band 5 angelangt, welcher mich allerdings leider bisher am wenigsten überzeugen konnte. Von der einjährigen Brieffreundschaft zwischen Eloise und Phillip erfahren wir beinahe nichts (bis auf wenige kurze Ausschnitte in den ersten Kapiteln und weiteren Schnipseln aus Eloises Korrespondenzen über die Jahre, die den einzelnen Kapiteln des Buches vorangestellt sind) und steigen stattdessen gleich mit einem ersten Treffen in die Geschichte ein. Dadurch, dass die beiden Figuren schon wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung heiraten, erhalten wir zudem nur einen sehr groben und oberflächlichen Eindruck ihrer Beziehung und ich habe sie bis zum Ende als Paar nicht wirklich gefühlt.

Figuren
: Eloise hat sich mit ihrer sehr dynamischen, meinungsstarken und ehrlichen Art sowohl in den Vorgängerbänden als auch in der Serie als eine meiner Lieblingsfiguren hervorgetan. In vielen Szenen handelt sie hier jedoch sehr sprunghaft, redet sich selbst ein, zu aufdringlich und direkt zu sein, zu viel zu reden und fällt mit unüberlegten Aktionen stark aus der Rolle oder dem Bild, das zuvor von ihr präsentiert wurde. Mit Phillip hatte ich ebenfalls einige Probleme. Er ist ein sehr inkonsistenter Charakter mit der emotionalen Tiefe und Reflektiertheit einer Pfütze, der allen Konflikten aus dem Weg geht und zwischenmenschliche Probleme stur auf sein Mann-Sein statt seiner persönlichen Unfähigkeit, zu kommunizieren, schiebt. Besonders in Kombination mit der sehr mitteilungsbedürftigen und meinungsstarken Eloise, die gerne jedes Problem ausdiskutiert, ergeben sich deshalb einige Probleme zwischen den beiden, die mich schier zur Weißglut gebracht haben. Was den beiden Figuren an offensichtlicher Passung in anderen Lebensbereichen fehlt, versucht die Autorin durch eine lebhafte Chemie und gut funktionierende Körperlichkeit wieder wettzumachen. Mir hat das aber nicht geholfen, die beiden als Paar wahrzunehmen und zu akzeptieren.

Schreibstil:
Der Schreibstil des fünften Bandes ist gewohnt locker, humorvoll und atmosphärisch, weicht hier jedoch in einigen Aspekten von der Herangehensweise der Vorgänger ab. Zunächst ist anzumerken, dass "To Sir Phillip, With Love" durch die Themen Depression, Selbstmord, Zukunftsängste und Aggressionskontrolle einige ernsthafte, melancholische Einschläge hat, die die Geschichte um einiges schwergängiger machen als die leichtfüßigen, humorvollen Vorgänger. Als zweites weicht das Setting hier vom kultivierten London ab und entführt auf einen entlegenen Landsitz im ruralen England des Regency. Damit bringt Julia Quinn ordentlich Abwechslung in den 5. Band ihrer Reihe, verpasst es aber leider, das Potenzial ihres neuen Settings ganz auszuschöpfen. Mir persönlich fehlte also definitiv das gemütliche Gegengewicht durch die luxuriöse, opulente Welt des Tons.


Die Zitate:


“Men. The day they learned to admit to a mistake was the day they became women.”

“He shook his head in wonder. "You are magnificent."
"I keep telling everyone that," she said with a nonchalant shrug, "But you seem to be the only one to believe me.”

“I always loved that about you,” Violet said. “I always loved everything about you, of course, but for some reason I always found your impatience especially charming. It was never because you wanted more, it was because you wanted everything.”



Das Urteil:


"To Sir Phillip, With Love" konnte mich bisher leider am wenigsten überzeugen. Diesem fünften Band fehlt durch ernsthafte Themen und teilweise melancholische Einschläge der spritzige, lebensbejahende Charme der Vorgängerbände und zusätzlich habe ich die Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren nicht nachempfinden können. Schade.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 14.07.2022

Konnte mich trotz spannender Handlung und tollem Worldbuilding nicht abholen!

Cursed Worlds 1. Aus ihren Schatten …
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Handlung: "Cursed Worlds" ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Dilogie aus der Feder von Rena Fischer, von der ich bereits die Chosen-Dilogie, die Elbendunkel-Reihe und der Roman "Das Lied der Wölfe" gelesen ...

Handlung: "Cursed Worlds" ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Dilogie aus der Feder von Rena Fischer, von der ich bereits die Chosen-Dilogie, die Elbendunkel-Reihe und der Roman "Das Lied der Wölfe" gelesen habe. Da mir bisher alles sehr gut gefallen hat, was die Autorin geschrieben hat, war ich sehr gespannt auf diese neue Dilogie, in welcher eine Familie, die in verschiedene Welten auseinandergerissen wurde, versucht, über eine magische Fibel wieder zusammenzufinden und sich dabei mehreren lebenslangen Freund- und Feindschaften entgegenstellen muss. Die Autorin erzählt ihre Handlung wie bei ihren Vorgängern auch aus verschiedenen personalen Perspektiven und entführt dabei neben unserer Welt in zwei spannend aufgebaute Fantasywelten: die Welt der Lichtmagier Aithér und die Welt der Dunkelmagier Erebos. Nachdem ich die etwa 500seitige Geschichte nun gelesen habe, kann ich ganz klar attestieren, dass der Weltaufbau interessant und die Handlung spannend und abwechslungsreich sind, dennoch konnte mich "Cursed Worlds" leider nicht abholen. Ich finde es schwer zu sagen, woran es lag, aber ich habe keinen Zugang zur Handlung und den Figuren gefunden und mich deshalb leider ein wenig durch das Buch hindurch gekämpft.

Schreibstil:
An Rena Fischers Schreibstil kann es schonmal nicht liegen. Genau wie in ihren Vorgängerromanen erzählt sie ihre Geschichte gleichzeitig locker, leicht und einfach, aber dennoch ausführlich, magisch und gut durchdacht. Ihr Satzbau ist dabei abwechslungsreich und umgangssprachlich genug, um gut gelesen werden zu können, dabei aber nicht zu schlampig und ungalant formuliert. Dieser Hochseilakt meistert die Autorin wirklich super, was ich, genau wie ihre Fähigkeit, an den richtigen Stellen gefühlvoll, eiskalt, rasant oder ruhig zu schreiben, sehr bewundere. Drachen, Flüche, Reisen durch fremde Welten, getrennte Geschwister, ein übermächtiger Bösewicht und erwachende Magie... Das sind spannende Motive, die die Autorin hier zusammenmischt und eine Grundlage für eine ebenso spannende Geschichte bilden.

Figuren:
Mit den Figuren hatte ich mein größtes Problem, da ich zu ihnen trotz der während der 500 Seiten ausführlichen Beschreibung, Charakterisierung und Entwicklung keinen emotionalen Zugang gefunden habe. Sis, Luke, Finn, Kieran und ihre Begleiter in verschiedenen Welten waren mir einfach alle zu ähnlich und konnten mich mit ihren Konflikten und Gefühlen nicht wirklich erreichen. Da ich nicht sagen kann, dass die Autorin unbedingt etwas anders gemacht hätte als in ihren Vorgängerromanen, würde ich diesen Effekt vielleicht auch auf meine Corona-Erkrankung schieben, die es mir in den letzten Tagen ein bisschen schwer gemacht hat, am Stück zu lesen. Vielleicht muss ich mich einfach zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mit der Geschichte beschäftigen... So bleiben leider ein Beigeschmack von Enttäuschung und eine geringe Motivation, Band 2 zu lesen, welcher am 12. August erscheint.


Das Urteil:


"Cursed Worlds" konnte mich trotz spannender, abwechslungsreicher Handlung, dem interessanten Worldbuilding und dem gewohnt lebhaften Schreibstil der Autorin leider nicht so abholen wie erhofft. Besonders zu den Figuren konnte ich nur schlecht eine Verbindung aufbauen und deshalb nicht so sehr mit der Handlung mitfiebern. Schade.

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