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Heather_H

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2023

Nicht ganz rund

Enna Andersen und die verlorene Zeit
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MEINE MEINUNG
Für mich war es der erste Fall von Enna Andersen und ihrem Team, ich habe aber sehr gut hinein gefunden. Wie bei allen Reihen, in die man mittendrin einsteigt, musste ich mich anfangs ein ...

MEINE MEINUNG
Für mich war es der erste Fall von Enna Andersen und ihrem Team, ich habe aber sehr gut hinein gefunden. Wie bei allen Reihen, in die man mittendrin einsteigt, musste ich mich anfangs ein wenig orientieren und die vielen Namen auseinander halten. Das ist mir aber schnell gelungen, nach den ersten Kapiteln hatte ich den Überblick und war gut in der Story angekommen.

Die Charaktere gefielen mir gut, insbesondere der Teamgeist hat meine Begeisterung geweckt. In vielen Krimis liest man vom "lonesome" Hero, der den Fall im Alleingang, manchmal auch gegen Kollegen, löst. Hier hilft und unterstützt man sich gegenseitig und hält sich den Rücken frei. Überhaupt standen die Charaktere im Fokus. Der Fall selbst ist für die Protagonistin ein hochpersönlicher, aber auch das Privatleben der anderen hat eine große Rolle im Buch eingenommen. Mir hat das gut gefallen, weil die Charaktere so nahbarer und greifbarer werden, und für mich hat der Spannungsbogen nicht darunter gelitten. Die vielen Dialoge rücken ebenfalls die Figuren in den Vordergrund, daneben hat sich Anna Johannsen mit Beschreibungen zurück gehalten. Ironischerweise werden auch die Charaktere selbst wenig beschrieben - ich hatte bis zum Schluss kein wirkliches Bild von Enna vor Augen, weil nur an einer Stelle ihre Haarfarbe erwähnt, aber sonst nichts zu ihrem Aussehen geschrieben wird. Für mich war das so in Ordnung, ich kann mir aber vorstellen, dass das nicht Jedermanns Sache ist.

Die Story gefiel mir. Anfangs stochern sie bei den Ermittlungen sehr im Nebel herum, benennen es selbst als ihre Taktik bei Cold Cases: Staub aufwirbeln und wenn er sich gelegt hat, nachsehen, welches Bild man erkennen kann. Viel anderes bleibt einem bei einer Tat, die sich vor über 20 Jahren ereignet hat, auch nicht übrig. Trotzdem fand ich die Herangehensweise der Ermittler recht strukturiert und durchdacht. Weniger gefallen hat mir aber, dass sie sich teils illegaler Methoden bedienen. Für mich ist das immer eine unglaubwürdige Doppelmoral: Die Polizisten ziehen Täter dafür zur Rechenschaft, dass sie sich nicht an Recht und Gesetz gehalten haben - indem die Polizisten selbst dagegen verstoßen. Hrmpf. Klar sind Einbruch und Mord moralisch nicht das Gleiche, strafbar sind sie aber beide.

Leider hat mich auch das Ende ein wenig enttäuscht. Mit dem Wissen am Ende kamen mir einiges in der Rückschau unlögisch vor. Ich verstehe es aus dramaturgischen Gründen und sehe den Mehrwert für die Story, aber es ergibt keinen Sinn. Das finde ich sehr schade, und ich bin noch nicht sicher, ob ich die Reihe weiter verfolgen möchte oder nicht.

FAZIT
Klarer Fokus auf den Charakteren, die mir gut gefallen haben. Die Story hätte aber besser durchdacht werden müssen - hier gibt es logische Fehler.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.02.2023

Guter Thriller, hat am Schluss aber ein wenig enttäuscht

Das makellose Mädchen
3

MEINE MEINUNG
Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Protagonistin Wren erzählt aus der Ich-Perspektive, lässt den Leser dadurch an ihren Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen teilhaben. ...

MEINE MEINUNG
Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Protagonistin Wren erzählt aus der Ich-Perspektive, lässt den Leser dadurch an ihren Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen teilhaben. Dabei spricht sie Adam immer mit "du" an, richtet Fragen an ihn, teilt ihm ihre Gefühle und ihre innere Verfassung mit. Für mich ist dadurch ein intimer Charakter entstanden, so, als würde man Tagebucheinträge lesen und Dinge mitbekommen, die eigentlich nicht für einen bestimmt sind. Das fand ich toll, und das hat sehr schnell viel Nähe zur Protagonistin geschaffen. Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen, fand sie sympatisch und authentisch.
Einige Abschnitte werden aus anderen Perspektiven geschildert, andere Abschnitte behandeln Wrens sehr prägende Kindheit. Von Anfang an ist klar, dass in ihrer Vergangenheit etwas Schlimmes geschehen sein muss, das deutliche Narben hinterlassen hat.

Die Idee und die Handlung gefielen mir auch sehr. Die Idee, Jemanden zu daten, ihn kennen und lieben zu lernen und hinterher festzustellen, dass vielleicht nichts von alledem echt war, fand ich spannend. Dabei flicht die Autorin viele aktuelle Themen unterschwellig mit ein. Dating im Internet, Traumata und Bewältigungsstrategien sowie Selbstverwirklichung sind nur einige, die immer wieder anklingen und der Geschichte Tiefe verleihen.

Der Spannungsbogen war von Anfang an da und wurde konstant hoch gehalten, das hat es mir unmöglich gemacht, das Buch aus der Hand zu legen.

Leider konnte die Autorin das hohe Niveau nicht bis zum Schluss halten. Im letzten Drittel verhält sich die Protagonistin in meinen Augen unlogisch, sie macht Dinge, die wenig Sinn ergeben und nicht zu ihrem Charakter passen. Dadurch kann die Handlung noch einmal an Fahrt aufnehmen und steuert auf das temporeiche Finale zu - aber es nervt mich, wenn sich Figuren aus dramaturgischen Gründen unlogisch verhalten, wie hier. Schade, schade.

FAZIT
Eine tolle Story, interessante Charaktere, gut erzählt. Hat aber leider am Schluss etwas enttäuscht, weil die Protagonistin sich unlogisch verhielt.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 18.01.2023

Spannender Hauptstadtthriller

Die Stunde der Hyänen
0

MEINE MEINUNG
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Der Autor schafft es, in diesem Thriller hochaktuelle und brisante Themen stimmig zu einem spannenden Plot zu vereinen: Es geht um gewalttäige ...

MEINE MEINUNG
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Der Autor schafft es, in diesem Thriller hochaktuelle und brisante Themen stimmig zu einem spannenden Plot zu vereinen: Es geht um gewalttäige Beziehungen, um Chauvinismus und Missbrauch, aber auch um Staatsverdrossenheit, politischen und religiösen Extremismus.

Mir gefiel der Erzählstil sehr. Der personale Erzähler begleitet die verschiedenen Personen und der Fokus liegt auf ihren Gedanken, Empfindungen und Eindrücken, dadurch werden die Charaktere greifbar, ihre Handlungen nachvollziehbar. Die Figuren fand ich interessant, manche ein kleines bisschen zu stereotyp, aber stimmig. Es sind keine schillernden Protagonisten, sie stammen aus benachteiligten Milieus, und müssen sich ihren Weg suchen und erkämpfen, teilweise auch gegen die eigenen Dämonen.

Besonders gut gefiel mir das Setting. Dass der Autor Berlin kennt und weiß, wovon er schreibt, ist offensichtlich. Nicht nur die örtlichen Gegebenheiten, sondern auch die Menschen und das, was sie bewegt, finde ich gut getroffen. Identifikation mit dem Kiez, Zusammenhalt und Großzügigkeit, aber auch Abgrenzung und Vorurteile sind nur einige der Themen, die hier anklingen. Dieser tiefe Einblick in die (nächtliche) Hauptstadt hat mich begeistert.

Einzig die Auflösung konnte mich nicht ganz überzeugen, ich fand sie nicht ganz stimmig. Die Entwicklung zweier Figuren konnte ich nicht nachvollziehen, das Handeln zweier anderer Figuren kam für mich Tage zu spät, ohne dass ersichtlich wird, was sie in der Zwischenzeit getan haben. Insgesamt kam mir es mir ein wenig zu bemüht vor, alle Stränge zu einem sauberen Abschluss zu bringen. Nichtsdestotrotz wurde ich gut unterhalten und hatte spannende Lesestunden.

FAZIT
Ein toller Thriller mit spannenden Figuren. Der Blick des Autors auf Berlin und die verschiedenen Milieus sowie sein Erzählstil haben mir sehr gut gefallen, klare Leseempfehlung.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2023

Spannender Klimathriller

Dark Clouds
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INHALT
Innerhalb weniger Tage kommt es in Deutschland, aber auch ganz Europa zu extremen Wetterereignissen. Aus dem Nichts bilden sich Wasserhosen, kommt es zu Starkregen und Überflutungen, die nicht nur ...

INHALT
Innerhalb weniger Tage kommt es in Deutschland, aber auch ganz Europa zu extremen Wetterereignissen. Aus dem Nichts bilden sich Wasserhosen, kommt es zu Starkregen und Überflutungen, die nicht nur Straßen und Häuser zerstören, sondern auch Menschenleben fordern. Die Politik schaut tatenlos und unbeholfen zu, auch weil die in Europawahl in wenigen Tagen ansteht.
IT-Spezialist Arian Fischer stößt bei seinen Berechnungen auf ein bedrohliches Szenario und findet in der Wolkenforscherin Fjella Lange und dem Schadensgutachter Philip Graf Gleichgesinnte. Zusammen versuchen sie, den Naturgewalten auf den Grund zu gehen. Sind das wirklich nur die Folgen des Klimawandels, oder wirken hier andere Mächte? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

MEINE MEINUNG
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, und die gut 500 Seiten sind nur so dahin geflogen. Der Schwerpunkt liegt auf der Handlung, auf den Naturgewalten und den Schwierigkeiten und Folgen, mit denen die zentralen Figuren zu kämpfen haben. Neben den drei im Klappentext erwähnten gibt es noch einige andere, die immer wieder im Fokus des Erzählers stehen. Dabei beschreibt der Autor genug, um sich die Szenerie gut vorstellen zu können, ohne sich in Überflüssigem zu verlieren. Auch die Unerbittlichkeit der Natur bzw. des Wetters wird gut geschildert. Es hat aber bei mir ein paar Kapitel gedauert, bis ich aus den wenigen lokal geschilderten Problemen das gesamte Ausmaß verstanden habe; dazu haben Auszüge aus Zeitungsartikeln, Blogeinträgen und Ähnlichem, die sich am Ende jedes Kapitels befanden, sehr geholfen.

Der Autor hat gekonnt einen Spannungsbogen gezogen, der das gesamte Buch über hält, weil auch Nebenstränge spannend erzählt werden und auch an sich erzählenswert sind - ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass etwas überflüssig war oder weniger ausführlich hätte beschrieben werden können.

In meinen Augen kommen jedoch die Charaktere etwas zu kurz; ich habe ein wenig Tiefe vermisst. Die Figuren werden relativ oberflächlich beschrieben, man erfährt nur wenige Hintergründe zu ihnen, und es werden vor allem ihre Handlungen beschrieben, das fand ich ein wenig schade. Die Figuren waren mir durchaus sympathisch, aber ich habe nicht wirklich Zugang zu ihnen gefunden.

Mir ist klar, dass dem Autor das Thema wichtiger war als die Figuren; und das Thema hat bei mir durchaus verfangen. Ich habe auch das Nachwort des Autoren gelesen, was ich - offen gestanden - nur selten tue, und ich werde sicher noch eine Weile darüber nachdenken und auch Nachrichten zu Starkwetterereignissen sicherlich etwas aufmerksamer verfolgen als bislang.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Kurzweilig, aber nicht nah am Original

Skandal & Vorurteil
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MEINE MEINUNG
Ich bin sonst nicht unbedingt Fan von blumig-romantischen Covern, aber dieses fand ich sehr schön, und die Anspielung auf "Stolz und Vorurteil" hat mich neugierig gemacht.
Amanda Quain holt ...

MEINE MEINUNG
Ich bin sonst nicht unbedingt Fan von blumig-romantischen Covern, aber dieses fand ich sehr schön, und die Anspielung auf "Stolz und Vorurteil" hat mich neugierig gemacht.
Amanda Quain holt die Charaktere aus dem Original mit ihrem Debütroman ins heutige Amerika, an eine Elite-Highschool. Protagonistin ist Georgie Darcy, die Schwester von Fitz (Mr.) Darcy, der ebenso wie Lizzie Bennet und die meisten anderen historischen Figuren hier lediglich eine Nebenrolle spielt. Da dieses Buch als "Retelling" bezeichnet wird, hatte ich mir tatsächlich etwas mehr Originalnähe versprochen und war ein wenig enttäuscht, dass nur am Rande darauf eingegangen wurde.

Stattdessen dreht sich ein Großteil um die Gefühle und Gedanken von Georgie. Sie leidet darunter, ihren Bruder enttäuscht zu haben und von ihrer großen Liebe Wickham betrogen worden zu sein, und fühlt sich von ihren Mitschülern ausgegrenzt und allein. Immer wieder grübelt sie und sucht nach einem Ausweg, aber es kam mir vor wie eine sich selbst erfüllende Prophezeihung: Sie erwartet, dass sie versagt - also versagt sie auch (in ihren Augen). Anfangs fand ich das noch gut nachvollziehbar, mit der Zeit und den Wiederholungen aber fand ich es ein wenig anstrengend. Sie drehte sich im Kreis, die Handlung kam nicht wirklich voran, und das hat mich ein wenig ermüdet.

Mit der Zeit schafft sie es, aus dieser Endlosschleife ein wenig heraus zu kommen und macht eine gute Entwicklung - aber mir waren die vielen Passagen und das fast schon Suhlen im Selbstmitleid etwas zu viel. Georgie kam mir häufig sehr naiv vor, so manches Verhalten konnte ich nicht verstehen und ich habe mich gefragt, wieso sie sich nicht einfach mal mit ihrem Bruder und anderen ausspricht, statt zu versuchen, alles mit sich selbst auszumachen.

Auch Fitz fand ich in diesem Buch über weite Passagen eher unsympathisch, konnte sein Verhalten nicht nachvollziehen, und bin nicht wirklich mit ihm warm geworden. Schade, denn Mr. Darcy ist mein Lieblingscharakter im Original.

Zum Ende hin hatte die Geschichte immer weniger mit dem bekannten Vorbild zu tun. Wenn ich das aber ausblende, und an der Buch ohne die Erwartungshaltung heran gehe, dass es sich um ein Retelling handelt, und ohne das Suchen nach Parallelen zur von mir heißgeliebten Story, würde ich sagen, dass es ein schöner und romantischer Jugendroman ist. Auch wenn ich meine Problemchen mit der Protagonistin hatte, kann ich mir vorstellen, dass sie das Gefühlsleben von Teenagern gut trifft und ihnen damit näher sein kann als mir. Und auch wenn mir das Ende ein klein wenig zu schnell ging und ich am Schluss manche Unterhaltungen nicht ganz zu den Charakteren passend fand, wurde ich gut unterhalten und habe die Geschichte gern gelesen.


FAZIT
Ein unterhaltsamer und romantischer Jugendroman, den ich aber nicht als Retelling bezeichnen würde. Außer den Namen und manchen Charakterzügen haben die Figuren nichts mit dem historischen Original gemeinsam.

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