Zuallererst muss ich sagen, dass ich Charaktere liebe, die moralisch verwerfliche Taten begehen, obwohl sie sich in Positionen befinden, in denen sie diese lieber nicht tun sollten - so wie Nick Beck, ein Polizist, der eine Leiche verschwinden lässt, weil er denkt, dass er die Frau selbst getötet hat.
Der erste Band der neuen norddeutschen Krimi-Reihe "Beck" hat einen fesselnden Schreibstil und eine interessante Erzählstrategie, denn es wird nicht nur aus der Sicht der Protagonistinnen Nick und Cleo geschrieben, sondern auch aus der der vermeintlichen Täterinnen.
Nick ist ein gebrochener alkoholabhängiger Polizist, der sich nach dem Todesfall seiner Kollegin und Liebschaft in eine ländliche Region versetzen lassen hat, in der er als "Dorfbulle" bekannt ist und eher weniger ernst und wahrgenommen wird.
Er zettelt Streitigkeiten mit Bikern an, die seinen heißgeliebten Wagen demolieren und die er dafür nicht einmal festnimmt, da diese ihn im Vollsuf erwischt haben. Er fährt sturzbetrunken eine Landstraße entlang und überfährt dabei versehentlich eine Leiche, von der er denkt, dass er sie selbst getötet hat, und lässt diese dann verschwinden, ehe er herausfindet, dass jemand anderes sie umgebracht hat.
Cleo Torner wird wegen ihrer Schwangerschaft vom Drogendezernat in ein Dezernat für Vermisstenanzeigen versetzt. Ihre Verlobung mit Chris läuft nur semi-gut. Die geplante Hochzeit ist eher eine Bürde als eine Freude, und auch dass sie schwanger ist, begeistert sie immer weniger.
Nick und Cleo arbeiten nur durch Zufall zusammen. Während Cleo sich später an die Mordkommission ranhängt, obwohl sie nicht einmal bei dieser arbeitet, versucht Nick die Tat auf Alleingang aufzuklären - nebenbei immer mit Cleos Unterstützung, die dabei die Rolle seiner besseren Hälfte und des Moralapostels spielt.
Man merkt, dass die beiden irgendetwas miteinander verbindet und dass sie sich aufeinander verlassen können. Eine Liebesgeschichte entwickelt sich nicht, doch das braucht der Roman auch gar nicht. Die beiden funktionieren auch so als Team wunderbar.
Während Nick versucht, den Fall zu lösen und seine Tat dabei zu vertuschen, spielen sich an der Tankstelle, wo er wohnt, noch weitere Probleme und Ungereimtheiten ab, die er versucht, zu beheben. Auch der Streit mit den Bikern entpuppt sich als noch größere Sache. Generell merkt man, dass Nick versucht, ein besserer Mensch und Cop zu werden, doch das Schicksal hat oft andere Dinge mit ihm vor.
Das Ende konnte man ab einem gewissen Punkt teilweise erahnen, doch letztendlich hat es mich auf jeden Fall überrascht. Nicks Tat ist immer noch geheim, doch bekommt man bereits einen Hinweis, dass Cleo das irgendwann wahrscheinlich erfahren wird - vielleicht im zweiten Band.
Der Epilog hat auch noch einmal für einen Höhepunkt gesorgt, indem nämlich Becks Erzfeind, der Elbripper, vorgestellt und seine Sicht beschrieben wurde. Generell fehlt es dem Roman nicht an Spannung. Auch fiebert und rätselt man ununterbrochen mit, nicht zuletzt dadurch, weil man überlegt, ob Nicks Tat nun herauskommt oder nicht.
Aus diesem Grund gebe ich dem Buch 5 Sterne. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil!