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Veröffentlicht am 12.02.2023

Thriller mitten in der Schweiz!

Das Sanatorium
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Elin Warner und Will Riley reisen aus South Devon in England in die tief verschneiten Schweizer Berge. In einem Hotel oberhalb von Crans Montana, im Wallis, wollen sie die Verlobung von Elins Bruder Isaac ...

Elin Warner und Will Riley reisen aus South Devon in England in die tief verschneiten Schweizer Berge. In einem Hotel oberhalb von Crans Montana, im Wallis, wollen sie die Verlobung von Elins Bruder Isaac mit seiner Verlobten Laure feiern.

Das Hotel, das früher ein Sanatorium für Tuberkulosekranke war, wurde komplett umgebaut und Laure arbeitet in dem Betrieb. Am ersten Abend ihres Aufenthalts verschwinden Laure und das Zimmermädchen Adele. Kurz darauf wird eine Leiche im Schnee vor dem Hotel gefunden. Elin, die vor ihrer Auszeit als Detective Sergeant gearbeitet hat, sieht sich, statt im Urlaub, mitten in einem Alptraum gefangen.




Zuerst war ich eher skeptisch. Eine Autorin, die in England aufgewachsen ist und heute dort lebt, schreibt ein Buch, das im Wallis, in der Schweiz, handelt? Dann erfuhr, ich, dass Sarah Pearse mehrere Jahre in der Schweiz gelebt hat und so war ich sehr gespannt auf das Setting mitten im Winterwunderland Wallis.

Gelungen!

Sarah Pearce kennt die Schweizer Berge so gut, dass nicht nur der grau bleierne Himmel kurz vor einem heftigen Schneefall authentisch beschrieben wurde. Die Autorin fällt auch nicht auf Fallstricke wie das Swisscomnetz oder eine Umbenennung des Air Zermatt Helikopters rein. Man spürt sehr gut, dass sie weiss und kennt, worüber sie schreibt. Die Gletscherschmelze, die, wie im realen Leben, durch den Klimawandel lange verschollene Bergopfer freigibt, inklusive! In «Das Sanatorium» steckt sehr viel authentische Schweiz, mitten im tief verschneiten Wallis!

Etliche Perspektivwechsel machen die Geschichte einerseits lebendig, andererseits wirr und ich war ein paar Male nah daran, den Faden zu verlieren. Meiner Meinung nach hätten zum Beispiel die Hintergründe einer Nebenfigur, deren einziger Zweck darin bestand, eine Leiche in Schnee und Eis zu finden, nicht so detailliert beschrieben werden müssen. Als zu detailliert empfand ich auch die Lebensumstände von Elin Warner. Nicht relevant ist, weshalb sie eine Auszeit nimmt und was in ihrem letzten Fall geschah. Es werden auch einige traumatische Ereignisse aus Elins Kindheit aufgearbeitet. Diese hingegen finde ich stimmig in die Geschichte eingeflochten, ergeben sie doch einige Unsicherheiten betreffend Täteridentität.

Die Figur Elin ist sehr labil und so konnte ich ihre Reaktionen nicht immer gut heissen oder nachvollziehen. Elin macht jedoch eine enorme Entwicklung durch und mausert sich zu einer kompetenten Ermittlerin, die versucht, sich, die anderen Gäste und das Personal zu beschützen. Denn nicht nur, dass eine Lawine die Gruppe von der Zivilisation abtrennt, sondern auch ein Mörder etliche Menschen um die Ecke bringt. Die Frage nach dessen Identität hat ordentlich Spannung in die Geschichte gebracht und mich bis zum Schluss umtrieben. Die Auflösung birgt einige überraschende Elemente und hat mich begeistert.

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Veröffentlicht am 09.02.2023

Missverständnisse!

Du bist mein Lieblingsgefühl
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Es ist Liebe auf den ersten Blick als sich Max und Nela zum ersten Mal begegnen. Ausgerechnet in einem Geschäft für Brautmode laufen sie sich über den Weg. Beide machen sich keine Hoffnungen, da Max einer ...

Es ist Liebe auf den ersten Blick als sich Max und Nela zum ersten Mal begegnen. Ausgerechnet in einem Geschäft für Brautmode laufen sie sich über den Weg. Beide machen sich keine Hoffnungen, da Max einer Frau bei der Anprobe der Brautkleider zur Seite steht und Nela eines anprobiert.

Doch beiden geht die Begegnung nicht mehr aus dem Kopf, bis sie sich zufällig wiedersehen. Es entwickelt sich ein Sog, den beide überrascht. Dabei ist Nela mit ihrem Leben glücklich so wie es ist und Max sieht sich als bindungsgeschädigt. Ihre Zukunftsträume klaffen komplett auseinander und eine gemeinsame Zukunft scheint zum Scheitern verurteilt zu sein.




Ich habe schon auf der ersten Seite geschmunzelt, so locker und witzig ist der Schreibstil. Gelacht habe ich über die teilweise flapsigen Dialoge zwischen Max, seiner Schwester Steph und seinem besten Freund Chris. Allerdings rutschen die Gespräche oft unter die Gürtellinie, was ich schade finde. Denn mit dem humorvollen Schreibstil hat es die Autorin nicht nötig, mit Fäkalsprache ( das Wort Sch…kommt ziemlich oft vor) oder mit vulgären Ausdrücken diesen aufzupeppen. Immer wieder wurden zudem englische Ausdrücke eingewoben. So ist Nela « flirty» gelaunt oder Max ist « cheesy» oder « strange» drauf. Auch solche Ausdrücke wären nicht nötig gewesen.

Nela ist eine überzeugte Singlefrau. Sie muss über ihren Schatten springen und Kompromisse eingehen, um sich auf Max einzulassen. Die Gefühlswelt von Nele macht die Handlung zu einem Hin und Her und das Auf und Ab empfand ich einerseits nachvollziehbar, andererseits auch leicht anstrengend. Nela zeigt bei Nervosität Tendenz zu plappern, was ich gutgeschrieben und erheiternd empfand.

Max ist traumatisiert von etwas, das sich Familiengeheimnis nennt und erst nach der zweiten Hälfte des Buches näher benannt wird. Max war nicht so mein Fall, er hätte etwas mehr Tiefe vertragen. Obwohl die Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht von Nela und Max geschrieben sind, empfand ich Nela authentischer und sympathischer.

Richtig gut gelungen fand ich die Nebenfiguren. Tassilo, der 15-jährige Nerd, der in Nelas Plattenladen abhängt oder ihre Freundin Laura, die kurz vor der Entbindung steht. Oder aber Steph, die Schwester von Max, die ihm auch mal ordentlich die Meinung sagt und nicht nur geschäftlich eine Stütze ist.

Max und Nela kommen Mitte Buch zusammen und ab da kann man als Leser nicht sicher sein, ob sie auch zusammenbleiben. Diese Unsicherheit hat mir gut gefallen und verlängert den Lesespass. Bis bei mir doch ab und zu der Gedanke aufkam, dass künstlich in die Länge gezogen wird. Bedenkenlos hätte um die 100 Seiten gekürzt werden können, ohne dass die Geschichte gelitten hätte.

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Actionreich!

Flieh um dein Leben
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Mike Wingate wird als 4-Jähriger von seinem Vater John auf dem Spielplatz bei einem Waisenhaus ausgesetzt. Obwohl er seinem kleinen Sohn verspricht, ihn wieder abzuholen, sieht Mike seinen Vater nie mehr.

31 ...

Mike Wingate wird als 4-Jähriger von seinem Vater John auf dem Spielplatz bei einem Waisenhaus ausgesetzt. Obwohl er seinem kleinen Sohn verspricht, ihn wieder abzuholen, sieht Mike seinen Vater nie mehr.

31 Jahre später hat Mike seine Kindheit im Waisenhaus hinter sich gelassen, ist mit Annabell verheiratet und Vater einer Tochter.

Die 8 Jahre alte Kat ist sein Ein und Alles und er macht alles, um seine Frau und die kleine Tochter zu beschützen. Als Auftragskiller Jagd auf die Familie machen, wehrt sich Mike. Obwohl er keine Ahnung hat, weshalb seine Familie ins Visier der Killer geraten ist.




Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der es in sich hat. Der 4-jährige Mike wird von seinem Vater ausgesetzt und steht plötzlich ganz alleine da. Da hatte mich die Geschichte schon am Wickel, denn man versteht sofort, dass John gezwungen ist, seinen Sohn auszusetzen, um ihn zu schützen.

Weswegen und vor wem ? Das ist die Frage, die mich durch das Buch getrieben hat. Die Geschichte wiederholt sich in der Gegenwart und verrutscht um eine Generation. Nun steht Kat, die 8 Jahre alte Tochter von Mike, im Fadenkreuz von Killern und benötigt Schutz. Ich konnte mir nicht vorstellen, was die Gründe für diese generationenübergreifenden Taten sein könnten. Die Auflösung empfand ich als sehr konstruiert, jedoch clever. Denn darauf wäre ich nie gekommen. Es sei dahingestellt, ob dieses Motiv 31 Jahre lang von den Tätern verfolgt werden könnte.

Gregg Hurwitz hat eine rasante Geschichte geschrieben, die sehr viele Gänsehautszenen beinhaltet. Temporeich wird man als Leser durch die Handlung katapultiert und so ist der Schock gross, als die letzten 50 Seiten eher gemächlich über die Bühne gehen. Dieser Thriller, der in Kalifornien handelt, ist durch und durch amerikanisch angehaucht. Sehr viel Actionszenen, sehr viel Gewalt mit Fäusten und Waffen, Drohungen und Verfolgungsjagd zu Fuss und mit quietschenden Autos…oft fühlte ich mich wie in einem Actionfilm.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Ein Mann muss her!

Bissle Spätzle, Habibi?
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Als sich der jüngere Bruder von Amaya Baysan verlobt und die kleine Schwester kurz vor der Heirat steht, machen sich ihre Eltern noch grössere Sorgen um ihre älteste Tochter. Schliesslich ist Amaya schon ...

Als sich der jüngere Bruder von Amaya Baysan verlobt und die kleine Schwester kurz vor der Heirat steht, machen sich ihre Eltern noch grössere Sorgen um ihre älteste Tochter. Schliesslich ist Amaya schon 30 und weit und breit ist kein Freund in Sicht.

Um ihre Eltern zu beruhigen, meldet Amaya sich auf Minder, der Partnerschaftsbörse für muslimische Paare an. Ismael gefällt ihr gut … als guter Freund. Es ist Daniel, der beste Freund von Ismael, der ihr Herz in Wallung bringt.

Amaya traut sich nicht ihren Eltern Daniel vorzustellen, denn er hat nicht nur den falschen Glauben, er ist auch noch ein Schwabe.




Die Geschichte beginnt spritzig und witzig im Kreis der Familie Baysan. Bei etlichen Dialogen habe ich geschmunzelt und vor allem die Mutter von Amaya hat mich mit ihrer trockenen, aber auch engstirnigen Art begeistert.

Leider verliert sich der Witz und die Spritzigkeit im Lauf der Geschichte immer mehr. Amaya sucht auf Biegen und Brechen einen Freund, meldet sich bei Minder, der muslimischen Version von Tinder an. Zwischendurch biss ich mich durch Machtkämpfe mit Schauspielkollege Lucas und Zickereien am Set.

Amaya ist 30 Jahre alt und ihre Eltern haben Torschusspanik. Ein Freund, der Muslime sein muss, unabdingbar für das Ansehen der Tochter und der Familie. Amaya, gefangen zwischen zwei Kulturen, sieht das erst gelassen, gibt dem Druck jedoch immer mehr nach. Damit verkörpert sie sehr authentisch, die in Deutschland lebende junge Frau, deren Familie eine andere Kultur und ganz andere Werte lebt. Ich habe oft nicht verstanden, weshalb Amaya ihren Eltern, mit denen sie ein gutes und enges Verhältnis hat, nicht einfach von Daniel erzählt. Aber ich bin auch nicht in dem eng gesteckten Rahmen der Partnerwahl aufgewachsen wie die Protagonistin.

Die Autorin hat selbst marokkanische Wurzeln und das merkt man sehr gut. Denn nicht nur die Stimmung und Situation in der Familie Baysan ist gut eingefangen. Auch die Köstlichkeiten, die Mama Baysan auftischt, lassen Einblicke in die marokkanische Küche zu. Rituale, wie die vor der Hochzeit von Schwester Meryem fand ich spannend und lehrreich. Abgesehen von einigen Passagen, die vor allem um Amayas Arbeit als Schauspielerin gehen, liest sich die Geschichte gut und flüssig.

Besonders gut gefallen haben mir die Rückblicke in Amayas Kind und Jugendzeit. Diese sind in eingeschobenen Kapiteln in einem anderen Schriftbild verfasst und zeigen eine Realität von Kindern mit fremdländischen Wurzeln in Deutschland. Zwei Kulturen, die aufeinanderprallen und Amaya, die versucht ihren eigenen Weg zu finden. Absolut authentisch wird aufgezeigt, wie die Eltern Baysan versuchen ihren drei Kindern ihre Werte mitzugeben und sie zu integrieren.

Die Liebesgeschichte von Daniel und Amaya wird nicht gross ausgeführt. Tatsächlich geschieht gerade in der Phase der beginnenden Liebe in der Handlung ein Zeitsprung von einem Jahr. Der Fokus von «Bissle Spätzle, Habibi?» liegt vielmehr auf der Akzeptanz eines nicht muslimischen Freundes von Mama und Baba Baysan.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Psychothriller

Die Witwe
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Jean und Glen Taylor führen eine Ehe, in der die Rollen klar verteilt sind. Glen bringt das Geld nach Hause und bestimmt. Jean fügt sich und leidet unter ihrer Kinderlosigkeit.

Plötzlich verändert sich ...

Jean und Glen Taylor führen eine Ehe, in der die Rollen klar verteilt sind. Glen bringt das Geld nach Hause und bestimmt. Jean fügt sich und leidet unter ihrer Kinderlosigkeit.

Plötzlich verändert sich Jeans Leben, denn Glen wird verdächtigt, die 2-jährige Bella entführt zu haben. Nach und nach kommt Glens dunkle Seite zum Vorschein, für Jean ist jedoch klar, dass sie zu ihrem Mann hält.

Kurze Zeit später ist Jean Witwe, denn Glen stirbt!







Sehr vielseitig hat die Autorin Fiona Barton diese Geschichte gegliedert. In kurzen Kapiteln, die jeweils nur ein paar Seiten lang sind, wird die Sicht der verschiedensten Figuren dargestellt. Am meisten kommt unter «Die Witwe» Jean zum Zuge, aber auch die Mutter des entführten Kindes (Gwenn) oder «Die Journalistin» Kate bekommen ihre Kapitel. Natürlich mischen auch die Ermittler unter «Der Polizist» mit. Erstaunt war ich, dass Glen, der Ehemann von Jean, nie im Mittelpunkt steht, sondern stets über ihn von anderen Figuren erzählt wird.

Jean, die von ihrem Mann Jeanie genannt wird, konnte ich lange nicht einschätzen. Unbedarft trifft es wohl am ehesten, wie mir Jean rüberkam. Sie stand völlig unter der Kontrolle ihres bestimmenden Mannes und hat mich über die ganze Geschichte gesehen überrascht. Wie und warum verrate ich natürlich nicht. Nur so viel: Irgendwann gegen Mitte war ich so gefesselt und ich wollte unbedingt erfahren, was genau geschehen ist. Ich war absolut sicher, dass Jean bei den ganzen Vorfällen die Hand im Spiel hatte. Ob ich wohl recht hatte?

Die drängendste Frage war, wie Glen gestorben ist. Aber auch, ob er die Entführung der 2-jährigen Bella verschuldet hat und wenn, weshalb? Immer wieder musste ich in dieser Geschichte mit meinen Vorurteilen, Vermutungen und Verdächtigungen kämpfen. Die Autorin schafft es, verschiedene falsche und echte Fährten nebeneinander laufen zu lassen, bei denen ich mir nie sicher war, was ich davon nun schlussendlich glauben soll und kann. Wer hat eine Straftat begangen und warum?

Meiner Meinung nach hätte dieses Buch das Wort «Psychothriller» vorne auf dem Einband verdient. Dann wäre auch unbedingt nötig, dass die Kindesentführung, um die sich die ganze Handlung dreht, auf dem Klappentext erwähnt wird. Dies in erster Linie, damit potenzielle Leser gewarnt sind, dass das Buch Themen wie Missbrauch und Kindesentführung beinhaltet. Denn für alle Leser sind diese Themen nicht geeignet.

Dann wird von Figuren Psychoterror ausgeübt, der zwar subtil, aber doch vorhanden ist. Insgesamt gesehen, wäre da die Genreeinteilung "Psychothriller" angebracht gewesen.

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