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Veröffentlicht am 26.02.2023

Eine Liebesgeschichte - anders als erwartet

KOHI
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KOHI ist japanisch und bedeutet Kaffee. "KOHI - Eine Liebesgeschichte mit Kaffee" ist der erste Roman der österreichischen Journalistin Franziska Isoyama. Das Buch ist bereits 2019 erschienen im Bucher-Verlag ...

KOHI ist japanisch und bedeutet Kaffee. "KOHI - Eine Liebesgeschichte mit Kaffee" ist der erste Roman der österreichischen Journalistin Franziska Isoyama. Das Buch ist bereits 2019 erschienen im Bucher-Verlag und wartet mit einem sehr schönen Cover auf. Der schwarzbraune Kreis ist anmutig wie ein Gemälde im Stil der minimalistisch-abstrakten Zen-Kunst, und hat mich sofort begeistert.

So war meine Erwartung an das Buch sehr hoch und symbolisch aufgeladen. Deshalb habe ich mich anfangs mit der Lektüre etwas schwer getan, denn anders als von mir erwartet, spielt die japanische Kultur zwar eine wichtige, aber nicht die Hauptrolle in diesem Roman. Vielleicht spricht das Cover auch einfach eine andere Zielgruppe an, als der Roman es tut.

Es ist ein Liebesroman, und Japan ist ein Teil der Kulisse. Ja, ein dominanter Teil, aber es ist dennoch kein Buch über Japan. Damit musste ich als Leserin erst einmal klarkommen. Zudem konnte ich mich mit der Hauptperson nicht identifizieren. Deshalb hat es etwas gedauert, bis ich mich in die Geschichte einfühlen und das Buch als das annehmen konnte, was es ist: ein Liebesroman. Franziska Isoyama hat einen schönen Schreibstil und versteht es, Szenen und Landschaften zu beschreiben. Dennoch hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle mehr Tiefgang gewünscht.

Als Liebesgeschichte an sich ist es aber ein schönes Buch.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Kitsch und Kuscheln kann so schön sein

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Manchmal braucht es einen bestimmten Moment um sich in einem Buch wohl zu fühlen. Zum Glück habe ich den ersten Band von "Der Mordclub von Sheftesbury - eine Tote bleibt selten allein" diesen Moment erwischt. ...

Manchmal braucht es einen bestimmten Moment um sich in einem Buch wohl zu fühlen. Zum Glück habe ich den ersten Band von "Der Mordclub von Sheftesbury - eine Tote bleibt selten allein" diesen Moment erwischt. Nach einigen themenschweren Romanen kam mir die locker flockige Erzählung von Emily Winston gerade recht.
Doch hoppla, hier sollte man direkt aufklären:
1. Emily Winston ist das Pseudonym von Angela Lautenschläger
2. So wenig britisch wie die Autorin ist auch das Buch, in dem es nur so von Klischees über das britische Landleben wimmelt, quasi Inspector-Barnaby hochpotenziert - aber dabei wird immer wieder deutlich, dass die Autorin aus Deutschland kommt.
3. Es ist eigentlich kein Kriminalroman, denn der Kriminalfall spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es gibt auch nicht reihenweise Tote, wie der Titel vermuten lässt. Und auch den Mordclub sucht man vergeblich.

Warum das Buch trotzdem 3,5 Sterne von mir erhält?
Es ist ein kuscheliger Landhausroman, flott geschrieben, oft witzig, und bevölkert von lauter netten Menschen. Und manchmal ist das genau das Richtige fürs Gemüt. Das fängt bereits beim schön gestalteten Cover an. Mir gefällt die grelle Gestaltung in orange und pink, und ich bin froh, dass auf dem Titel keine Frau mit Hut oder langen Haaren in der Landschaft herumsteht und auf ein Schloss blickt ;=)

Allerdings sollte das Buch nicht unter Kriminalroman firmieren, wenn es eigentlich nur cozy und kein bisschen crime ist. Dem Folgeband würde ich dennoch eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Feelgood mit ernsten Themen

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan
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Annie hatte Brustkrebs und hat diesen überwunden. Das ist nur eines der vielen durchaus schwerwiegenden Themen, die Karin Janson in ihrem Debütroman anspricht. Annie fühlt sich in ihrer Ehe nicht mehr ...

Annie hatte Brustkrebs und hat diesen überwunden. Das ist nur eines der vielen durchaus schwerwiegenden Themen, die Karin Janson in ihrem Debütroman anspricht. Annie fühlt sich in ihrer Ehe nicht mehr wohl, verliert ihren Job und startet neu durch in einem Oldtimer-Postbus aus dem Jahr 1963. Sie fährt über Land und verkauft Damenunterwäsche. Es ist eine Art Road Novel, in der uns auf 345 Seiten allerlei Menschen mit ihren ganz eigenen Problemen begegnen. So wie im wirklichen Leben. Kaum ein Thema, das in diesem Buch nicht angesprochen wird. Vielleicht ist genau das die Botschaft des Buches: Hej, das Leben ist nicht einfach und wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Aber lasst uns bitte nicht den Mut verlieren.

Ich habe das Buch sehr schnell durchgelesen. Es war unterhaltsam und keineswegs deprimierend, ganz im Gegenteil. Aber es war zugleich nicht sehr tiefgründig, fast schon oberflächlich. Eben ein Feelgood-Roman.

Der deutsche (!) Titel hat mich etwas an Filmtitel aus den frühen 1990ern erinnert, was in mir wahrscheinlich eine falsche Erwartungshaltung geweckt hat. Insgesamt finde ich das Zusammenspiel von Titel , Cover und Inhalt nach Lektüre des Buches nicht sehr stimmig. Annie hat keinen Plan, sie macht sich einfach auf die Reise. Und der Bus, der dabei eine wichtige Rolle spielt, ist auf dem Cover leider nicht zu sehen.

Fazit: Ein nettes Buch zum Abschalten, aber nichts, was mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Tarantino am Chiemsee

CHIEMSEEJAZZ
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Was habe ich erwartet? Einen Regionlkrimi mit Jazz wahrscheinlich, stilvoll genossen zum Sonnenuntergang am Chiemsee. Und da ich Krimireihen am liebsten von vorne bis hinten lese, habe ich mit Buch Nr. ...

Was habe ich erwartet? Einen Regionlkrimi mit Jazz wahrscheinlich, stilvoll genossen zum Sonnenuntergang am Chiemsee. Und da ich Krimireihen am liebsten von vorne bis hinten lese, habe ich mit Buch Nr. 1 angefangen, auch wenn der Band bereits 2011 erschienen ist.

Was habe ich bekommen? Ein Buch, dass meine Bauchmuskeln trainiert hat, denn ich musste immer wieder so laut lachen, dass der Göttergatte das Buch nun auch unbedingt lesen möchte.

Ja, es ist definitiv ein Regionlkrimi. Man bekommt hervorragende Ausflugs- und Restauranttipps, die sicherlich nicht nur für Urlauber von Interesse sind. Ich hätte sie mir anstreichen sollen, um für den nächsten Urlaub gerüstet zu sein. Diese Aufgabe muss nun der Göttergatte übernehmen. Ich habe aber im Museumsladen auf der Fraueninsel mittlerweile sogar einen etwas anderen Reiseführer des Autors erworben.

Doch wer nun kuchenbackende Rentnerinnen mit Häkeldeckchen erwartet, der liegt völlig falsch. Chiemseejazz ist garantiert kein Cozy Crime, denn hier geht es zur Sache. Mal mit derbem und zotigen Stammtisch-Humor, mal mit Szenen, die aus einem Tarantino-Film stammen könnten. Political Correctness ist dem Autor fremd, und das ist hier tatsächlich herrlich erfrischend. Aber manchmal ist es doch einen Ticken zuviel. Manche Zote hat schon mein Großvater zum besten gegeben. Dafür gibt es leider einen Punkt Abzug.

Hervorragend gefallen haben mir die in den Handlungsverlauf integrierten Kochrezepte. Das erinnert an die kulinarischen Krimis von Carsten Sebastian Henn.

Einen weiteren Punktabzug gibt es für das schlampige Lektorat. Da Folgebände dann bei emons erschienen sind, hoffe ich auf Besserung.

Fazit: Eine nette Urlaubslektüre, zu der besser eine Halbe passt, als Champagner und Jazz.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Zürich als Lifestyle

Tiefes, dunkles Blau
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Ich habe Seraina Kobler auf der Ladies Crime Night 2022 im Rahmen der Crime Cologne erlebt und war sehr neugierig auf ihren Zürich-Krimi. Mir hat ihr Auftreten gefallen und ebenso ihre Sprachgewandtheit, ...

Ich habe Seraina Kobler auf der Ladies Crime Night 2022 im Rahmen der Crime Cologne erlebt und war sehr neugierig auf ihren Zürich-Krimi. Mir hat ihr Auftreten gefallen und ebenso ihre Sprachgewandtheit, die während der kurzen Lesung zum Vorschein kam. Nun hat es fast ein Jahr gedauert, bis ich das Buch aus meinem Bücherstapel gezogen und gelesen habe. Leider hat mich die Lektüre dann nicht so überzeugt. "Tiefes, dunkles Blau" ist sicherlich kein schlechtes Buch. Meine Erwartungshaltung war aber eine andere.

Seraina Kobler schreibt und schreibt und beschreibt - sie beschreibt Zürich und das hippe Leben in der Altstadt, sie beschreibt die Landschaft und den Schwarzen Garten, in dem die Seepolizistin ihr Gemüse züchtet und noch so vieles mehr. Doch leider bleibt es beim Beschreiben; sie dringt nicht ein ins tiefe dunkle Blau, sondern bleibt an der Oberfläche. Die Protagonisten bleiben schwach, die Hauptfigur kommt vor lauter Hochglanz-Lifestyle gar nicht wirklich zum Ermitteln, viele Themen werden nur kurz angerissen, aber nicht ausgearbeitet, und selbst die Prostituierten wirken wie feministische Hetären. Lädt Rosa Zambrano zum Essen ein, dann können ihre Kochkünste mit jedem Sternekoch mithalten, und einzig der Uringeruch nach der Street Parade will nicht so ganz in dieses Bild passen, welches auch das Tourismus-Büro von der Stadt hätte entwerfen können.

Nun ist "Tiefes, dunkles Blau" ein Debüt-Roman, und ich wünsche Seraina Kobler, dass es ihr gelingt in weiteren Romanen auch unter die schillernde Oberfläche des Zürich-Sees zu blicken.

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