Cover-Bild Der Ort, an dem die Reise endet
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 21.03.2017
  • ISBN: 9783832164249
Yvonne Adhiambo Owuor

Der Ort, an dem die Reise endet

Roman
Simone Jakob (Übersetzer)

Kenia, 2007. Odidi Oganda, ein hochtalentierter Student, wird in den Straßen Nairobis erschossen. Seine Schwester Ajany kehrt aus Brasilien zurück, um mit ihrem Vater seinen Leichnam nach Hause zu überführen. Doch die Heimkehr auf die verfallene Farm im Norden des Landes hält keinen Trost für sie bereit. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen, die der Mord heraufbeschworen hat und die Familie im Griff halten: an die koloniale Gewaltherrschaft und die blutigen Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit. Ajanys Mutter flieht von Wut und Trauer erfüllt in die Wildnis. Und ihr Vater muss sich einer brutalen Wahrheit stellen. Doch im Moment größter Verzweiflung entsteht auch etwas Neues: Eine Liebe – oder zumindest eine Verbindung – nimmt ihren Anfang.
›Der Ort, an dem die Reise endet‹ ist ein großer Roman über eine versehrte Familie und ein zerrissenes Land. Mit einer Sprache, die einem den Atem raubt, voller Kraft und Intensität, erzählt Yvonne Adhiambo Owuor eine Geschichte von universeller Dringlichkeit – eine Geschichte von Macht und Täuschung, von unerwiderter Liebe und dem bedingungslosen Willen zum Überleben.

»Yvonne Adhiambo Owuor hat mit ihrem ersten Roman ein Stück Weltliteratur geschrieben.« KATHARINA GRANZIN, TAZ

»Kenia wurde von Ngũgĩ wa Thiong’o auf die literarische Weltkarte gesetzt, Yvonne Adhiambo Owuor schraffiert nun diese Karte neu. Ein zeitgeschichtliches Panorama […] von intimer Intensität.« ILIJA TROJANOW


»Dieser kraftvolle erste Roman wird Vergleiche mit William Boyd und sogar Graham Greene und Joseph Conrad evozieren … Eine wichtige Ergänzung der Literatur der afrikanischen Gegenwart.« BOOKLIST

»Owuor beweist auf diesen Seiten außergewöhnliches Talent und eine beachtliche Bandbreite. Ihr Stil ist im Wechsel impressionistisch und rau, beschwörend und drängend. Ein bemerkenswerter Roman.« THE WASHINGTON POST

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2020

Sprachgewaltig und überrollend, teils fast überfordernd

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„Ein kurzes Ratata.
Odidis anderes Knie gibt nach.
Er bricht zusammen.
Atmet gurgelnd aus.
Es heißt.
Dass, wenn ein Mensch stirbt, er sein gesamtes Leben in einer raumlosen Zeit, einem zeitlosen Raum ...

„Ein kurzes Ratata.
Odidis anderes Knie gibt nach.
Er bricht zusammen.
Atmet gurgelnd aus.
Es heißt.
Dass, wenn ein Mensch stirbt, er sein gesamtes Leben in einer raumlosen Zeit, einem zeitlosen Raum an sich vorbeiziehen sieht und alles erneut durchleben kann, was er je gefühlt hat, nur in rasender Geschwindigkeit und in eine sonnengleiches Licht getaucht.“ (S. 16)

Die mir vorher völlig unbekannte Yvonne Adhiambo Owuor, die bisher „nur“ Kurzgeschichten veröffentlich hatte, empfinde ich sprachlich wirklich geradezu als genial, in ihrem Debütroman finde ich einen Gebrauch von Sätzen und selbst Zeilenumbrüchen, wie ich es vorher so noch nie gelesen habe, sie kann tatsächlich sogar Zeit so darstellen!

Der Roman ist ein Parforceritt durch die Geschichte Kenias, aber auch der britischen Kolonialherren dort – ich benötigte zwischendurch Rückgriff auf die Wikipedia-Artikel zu Kenia und zur Geschichte Kenias (besonders Volksgruppen, Korruptions-Skandale, die Zeit ab dem Zweiten Weltkrieg – erschreckend, wie wenig ich wusste).

Moses Ebewesit Odidi „Didi“ Oganda wird zu Beginn der Erzählung verfolgt und dann erschossen – seine Schwester Arabel Ajany „Jany“ Oganda kehrt (nicht nur) deshalb aus Brasilien zurück in ihre Heimat Kenia, zu den Eltern Aggrey Nyipir Oganda (Baba) und Akai Lokorijom „Akai-ma“. Keine, wirklich keine der vielen weiteren Personen im Buch ist nur bloße Randfigur, die meisten haben letztendlich mehrere Rollen, oft mehrere Namen.

Owuor schafft es, die Geschichte Kenias anhand ihrer Personen aufzuspannen, und dabei noch voller Sprachzauber die jeweilige Atmosphäre zu vermitteln: sie berichtet über die Zeit des kenianischen Freiheitskampfes gegen die britischen Kolonialherren, mit Verhaftungen, Folter, Massenhinrichtungen, und kooperierender „Tribal Police“ aus Kenianern. Sie erzählt über die Beteiligung afrikanischer Soldaten (King’s African Rifles) in den Kriegen der Briten, über alte Seilschaften aus alten Zeiten. Sie vermittelt den Enthusiasmus der Unabhängigkeit, die Hoffnung aus den Bildungsinitiativen des Mboya-Kennedy-Airlifts – und die Ernüchterung durch Korruption, Uneinigkeit der verschiedenen Volksgruppen und wirtschaftliche Probleme.
„Mboya? Argwings? J.M.? Pio? Ouko? Ward? Goldenberg? Anglo-Leasing? Dieser Artur-Abschaum?“ (S. 355) – das sind die Probleme. Die Lösung? „Meine Amnesie, deine Amnestie – oder umgekehrt.“ (S. 358), üblicherweise mit Gegenleistung. So wurden „Kenias offizielle Sprachen: Englisch, Swahili und Schweigen.“ (S. 372), so hüten alle Protagonisten ihre Geheimnisse, verharren in dem Schmerz über das, worüber sie nicht reden.

Das alles ist nicht eine Sekunde langweilige trockene Geschichte, sondern mitreißend dargebracht. Ich wusste nie, ob ich gerade näher an der Hoffnung der Protagonisten war, die trotz allem immer weitermachten, oder an ihrer Hoffnungslosigkeit – es war teilweise einfach „sehr viel“ von diesem mir sehr fremden Land. Die Handlungen sind oft so weit außerhalb meiner Welt, dass ich sie häufiger nicht nachvollziehen kann. Dann wiederum folgen Szenen von Zartheit, Liebe, Verzweiflung, Loyalität, die universell sind. Täter wird Opfer wird Täter. Die Handlung springt sehr stark, zwischen mehreren Personen, die dazu noch an verschiedenen Orten beschrieben werden, und mit häufigen zeitlichen Rückgriffen, darüber hinaus werden häufig muttersprachliche Begriffe, Namen, Sätze, Textfetzen eingestreut, zwar jeweils übersetzt, aber doch als „Stolperstellen“ für das deutsche Lesen. Personen tauchen viele Seiten später wieder auf, Andeutungen werden klar, Handlungsstränge werden meisterhaft verwoben und weit verstreut weitergeführt. Nein, kein einfaches Buch – kein einfaches Thema. Ein Buch, bei dem es sich lohnt, dabei zu bleiben, auch wenn das zu Anfang des letzten Drittels schon anstrengend war, bis zur Erkenntnis: Auch der Tod, auch ein Ende kann ein Anfang sein.

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Veröffentlicht am 25.07.2017

Afrikanisches Leid

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Ajany kehrt aus Brasilien nach Kenia zurück. Anlass ist der Tod ihres Bruders Odidi, der in den Straßen Nairobis erschossen wurde. Mit Ihrem Vater zusammen will Ajany den Leichnam nach Hause bringen, nach ...

Ajany kehrt aus Brasilien nach Kenia zurück. Anlass ist der Tod ihres Bruders Odidi, der in den Straßen Nairobis erschossen wurde. Mit Ihrem Vater zusammen will Ajany den Leichnam nach Hause bringen, nach Hause auf eine heruntergekommene Farm im Norden des Landes. Mit der Trauer kommen auch die Erinnerungen.
Dann taucht auch noch Brite Isaiah Bolton auf, der auf der Suche nach seinem Vater Hugh ist, den er nie kennengelernt hat. Auch er kommt zu spät um von Odidi noch etwas über seinen Vater zu erfahren. Odidis Familie ist in der Trauer gefangen und will sich nicht auch noch mit dem Fremden auseinander setzen. Ajanys Mutter entzieht sich dem allen durch Flucht in die Wildnis.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Es gibt viele Rückblicke und die Zeiten wechseln häufig, auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Der Schreibstil wirkt zerrissen und ist mit fremder Sprache durchsetzt. Die Erklärung gibt es zwar im Anhang, aber ich blättere ungern ständig während des Lesens zurück. Es dauerte eine Weile bis ich mich auf die Geschichte einlassen konnte, doch dann sah ich in der Zerrissenheit der Sprache die Zerrissenheit der Gefühle. Die Sprache ist außerordentlich kraftvoll und voller Bilder und Metaphern.
Es ist eine uns fremde Welt, die wir kennenlernen und auch wenn einem beim Lesen manches verständlicher wird, bleibt sie uns weiterhin fremd. Nichtsdestotrotz nimmt einen die Geschichte gefangen.
In Ajanys Erinnerungen erfahren wir sehr viel darüber, wie die Geschwister aufgewachsen sind. Aber auch die Erinnerungen an die koloniale Gewaltherrschaft und die blutigen Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit haben die Familienmitglieder weiterhin im Griff. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man schon ein wenig über die Geschichte Kenias weiß.
Die Figuren sind alle ganz besondere Charaktere, die authentisch und interessant dargestellt sind. Sie sind versteinert in ihrer Trauer und verzweifelt.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 19.10.2018

Leben in Kenia

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Als der Student Odidi in Nairobi erschossen wird, eilt seine Schwester Ajany, die in Brasilien lebt, sofort in ihre alte Heimat nach Kenia zurück und möchte der Familie helfen und dann auch herausfinden, ...

Als der Student Odidi in Nairobi erschossen wird, eilt seine Schwester Ajany, die in Brasilien lebt, sofort in ihre alte Heimat nach Kenia zurück und möchte der Familie helfen und dann auch herausfinden, was genau passiert ist. Gemeinsam mit dem Vater holt sie den Bruder bei dem Bestatter ab und sie fliegen auf ihre Farm, wo die Mutter sehr aufgelöst reagiert, als sie von dem Tod ihres Sohnes erfährt. Um die Tochter kümmert sie sich gar nicht, sondern verschwindet in die Wildnis, um mit ihrer Trauer alleine zu sein.

Es wird etwas aufgewühlt, als Isaiah Bolton auf die Farm kommt. Er möchte mehr über seinen Vater herausfinden und wurde noch von Odidi eingeladen, auf die Farm zu kommen, wo der Name des Vaters in einigen Büchern zu finden ist. Immer wieder gibt es Rückblenden in die Kindheit und Jugend von Odidi und Ajany, die sich gut verstanden haben. Sowohl beim Spielen in der Nähe der Farm, als auch im Internat hat Odidi seine Schwester immer beschützt und er war für sie da.

Das Buch ist auf jeden Fall etwas besonderes. Schon das Cover ist sehr auffallend, auch wenn es kaum etwas verrät, da nur die Schrift des Titels im Vordergrund steht und man kein Bild sieht, wie es sonst eher üblich ist. Es wirkt sehr edel und das Lesebändchen unterstreicht das auch noch einmal. Ich finde auch die Karte von Kenia sehr gut und wichtig, da ich mich mit Kenia noch gar nicht befasst habe und mich in dem Land auch nicht recht auskannte.

Wichtig fand ich auch das Glossar, in dem einige der verwendeten Wörter und Begriffe erklärt wurden. Aber trotz des Glossars muss ich sagen, dass noch einige Begriffe im Buch vorkamen, die nicht erklärt oder übersetzt wurden und das hat das Lesen schon recht anstrengend gemacht. Überhaupt ist der Schreibstil nicht immer leicht zu lesen. Man muss sich auf das Buch einlassen und kann es nicht einfach mal so zwischendurch lesen. Aber wenn man sich darauf einlässt, dann kann man ein wunderbares Buch über die kenianische Kultur und die Menschen dieses Landes lesen.

Veröffentlicht am 09.09.2021

Afrikanisches Familienepos

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Ein afrikanisches Buddenbrooks? Oder gemahnt es doch eher an "Korrekturen", den (fast) zeitgenössischen großen Roman von Jonathan Franzen? Nichts von beidem, finde ich: es ist eine weitere eindringliche ...

Ein afrikanisches Buddenbrooks? Oder gemahnt es doch eher an "Korrekturen", den (fast) zeitgenössischen großen Roman von Jonathan Franzen? Nichts von beidem, finde ich: es ist eine weitere eindringliche Familiengeschichte, eine sehr spezielle. Eine aus einer absolut fremden, fernen Welt, eine, die mich zunächst neugierig werden ließ. Doch aufgrund des fahrigen, nicht stringenten Erzählstils war für mich der Zauber rasch verflogen, als mühselig empfand ich es, mir diese Geschichte von einem fernen Kontinent, einem mir gänzlich unbekannten Land, zu erarbeiten, mich auf die Charaktere und ihre Schicksale einzulassen.

Die Geschichte, in deren Mittelpunkt zwei Generationen und zwei Familien, nein: eigentlich eine Familie in der Hauptrolle, eine in der Nebenrolle und eine Freundschaft, die aber auch beide Familien über beide Generationen berührt, stehen, ist sehr fahrig und - man möge es mir verzeihen - aus meiner Sicht wirr erzählt, immer wieder wird die Zeit und das Setting gewechselt. Und es kommen - eigentlich überaus interessant und spannend - eine Menge kenianische Persönlichkeiten (und auch solche aus den Nachbarstaaten) vor. Eigentlich mag ich so etwas, im vorliegenden Kontext empfand ich es einfach nur als verwirrend. Es ist eine tragische Geschichte, in die ich mich aber nicht so einfinden konnte, dass sie mich tiefer berührt, in mir das Interesse an weiteren Nachforschungen zu Kenia geweckt hat.

Der Stil ist anspruchsvoll, eindringlich, dabei nicht unanstrengend, nicht zuletzt aufgrund der vielen fremdartigen Namen von Personen und Ortschaften, die eine Rolle spielen oder auch nur erwähnt werden, denn auch das passiert ständig. Wobei diejenigen, die sich darauf einlassen, durchaus Unterstützung erfahren, nämlich in Form eines ausführlichen Glossars am Ende des Buches.

Die Autorin Yvonne Adhiambo Owuor ist sicher eine gewaltige Stimme ihres Landes, aber leider eine, die mich nicht so ganz erreichen konnte!

Veröffentlicht am 01.02.2020

Nicht leicht zu lesen, unruhiger Stil

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Das Cover gefällt mir zwar farblich, aber einen Bezug zum Inhalt finde ich da leider nicht so leicht.
Zum Geschehen selbst finde ich den Originaltitel "Dust"("Staub") eigentlich passender, aber "Der Ort, ...

Das Cover gefällt mir zwar farblich, aber einen Bezug zum Inhalt finde ich da leider nicht so leicht.
Zum Geschehen selbst finde ich den Originaltitel "Dust"("Staub") eigentlich passender, aber "Der Ort, an dem die Reise endet" gefällt mir ebenfalls recht gut und ist meiner Meinung nach ein schöner Buchtitel, der zu Spekulationen einlädt und dessen Bezug zu den Ereignissen im Laufe der Geschichte sogar zweifach verdeutlicht wird.
Die Lektüre eben dieser Geschichte fiel mir allerdings leider nicht sehr leicht und ich fand sie bedauerlicherweise auch nicht nachhaltig beeindruckend.
Positiv zu vermerken wären die geschichtlichen Hintergründe, die in der Inhaltsangabe ja bereits erwähnt wurden. Auch die familiäre Story war schon irgendwie spannend, wenn auch natürlich in erster Linie traurig.
Aber es störte meinen Lesefluss erheblich, dass ständig in der Zeit und den Handlungsorten gesprungen wurde und ich anfänglich jeder Veränderung eine Weile brauchte, um herauszufinden, wer denn nun gerade wann wo war und warum.
Die für europäische Leser etwas ungewöhnlich anmutenden Namen machten das Ganze natürlich auch nicht gerade wesentlich einfacher.
Ich bin der Auffassung, es wäre besser gewesen, anlässlich jedes Szenenwechsels Ort- und/oder Zeitangaben zu vermerken.
Die sicher ursprünglich gut angedachte Geschichte ließ auch den verschiedenen Beziehungsproblemen vergangener Generationen für meinen Geschmack viel zu viel Raum.
Trotzdem war es nicht uninteressant, einmal über den Tellerrand hinaus nach Afrika zu blicken.
Ob ich jedoch ein weiteres Buch dieser Autorin würde lesen wollen, halte ich zumindest im Moment für eher weniger wahrscheinlich.
Fazit: Für Leute mit Geduld und Interesse sowohl an Geschichte, Familien-Sagas und fremden Kulturen einen Versuch wert.

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