Klappentext
„So ganz kann Dane sich nicht erklären, wie er da hineingeraten ist: Gerade ging er noch (überwiegend) friedlich und unbescholten zur Schule, jetzt hat er einen Aufpasserjob. Dumm nur, dass Billy D., ein neuer Schüler mit Downsyndrom, nicht will, dass man auf ihn aufpasst – viel lieber ist ihm, wenn Dane ihm beibringt, wie man sich prügelt, oder wenn er ihm hilft, seinen Dad zu finden. Der hat Billy nämlich einen Atlas mit geheimnisvollen Hinweisen hinterlassen, und Billy ist überzeugt, dass sie ihn am Ende zu seinem Vater bringen werden. Dane kann den Ärger förmlich riechen, der ihm blüht, wenn er Billy einmal quer durchs Land kutschiert, aber dessen Enthusiasmus hat er wenig entgegenzusetzen. Wo ihr Weg sie schließlich hinführt, hat keiner von ihnen geahnt …“
Gestaltung
Von der Optik her sieht „Halbe Helden“ aus, als würde es aus Pappkarton bestehen. Der Titel ist ganz unauffällig auf das T-Shirt gedruckt, sodass es aussieht als würde er wirklich auf das Shirt gehören und nicht der Titel des gesamten Buches sein. Ich finde, dass das Cover eher wie ein typisches „Jungscover“ aussieht. Also eines, das vermutlich eher das männliche Geschlecht anspricht. Dennoch mag ich es gerne, da es hervorsticht und so anders wirkt. Gerade die Pappkarton-Optik gefällt mir. Und noch viel cooler finde ich die kleinen Details wie den T-Shirt-Titel oder das in den Stempeln versteckte Verlagslogo.
Meine Meinung
Mit „Halbe Helden“ habe ich seit langem endlich einmal wieder ein Werk in den Händen gehalten, das nicht aus der Sicht eines Mädchens geschrieben wurde und in dem es keine wirkliche Liebesgeschichte gibt. Dieser Roman sorgt wirklich für frischen Wind! Auch die Thematik hat mir wirklich sehr gut gefallen, denn in „Halbe Helden“ geht es um Freundschaft, um Entwicklung, um Akzeptanz, um Behinderung und um so vieles mehr!
Die Protagonisten der Geschichte sind Dane und Billy. Zwei Jungs, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch dasselbe Schicksal teilen. Dane ist aggressiv, schlecht gelaunt, egoistisch und hat generell ein Bad Boy Image. Billy hingegen ist sehr liebenswert und hat mich oftmals zum Schmunzeln gebracht. Doch er hat allerdings auch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, denn Billy hat das Downsyndrom. Doch beide haben eine ähnliche Familiengeschichte: beide kennen ihren Vater nicht und ihre Mütter reden nicht darüber. Diese Gemeinsamkeit schweißt die beiden zusammen.
Die beiden Figuren lernen sich schnell kennen, doch bis ein zartes Band zwischen ihnen entsteht, dauert es. Diese Entwicklung der Verbindung zwischen den beiden ist es auch, welche den Hauptteil der Handlung ausmacht. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich zunächst, dass es sich bei „Halbe Helden“ um eine Art Road Trip à la „Tschick“ handeln. Aber die Suche bzw. Reise von Dane und Billy nimmt nur einen kleineren Teil der Handlung ein.
Das hat mich sehr überrascht, immerhin hatte ich mit etwas anderem gerechnet. Aber letztendlich muss ich sagen, dass ich wirklich begeistert davon bin, wie die Handlung aufgebaut wurde. Dadurch, dass die Reise einen geringeren Anteil der Geschichte einnimmt, wurde der Fokus auf die Figuren, ihre Entwicklungen und vor allem auch die langsam entstehende Freundschaft gelenkt. Und wow! Es war einfach nur schön, mit zu verfolgen wie Dane und Billy miteinander umgehen und sich langsam annähern.
Dane ist zunächst eher abwehrend und ablehnend Billy gegenüber, denn er ist ein Einzelkämpfer und braucht keine Freunde. Doch Billy sucht seine Nähe und durch Billys sympathische Art hat er Dane schnell für sich gewinnen können. Durch seine Aggressivität ist Dane leicht reizbar, sodass er oftmals in Prügeleien verwickelt ist. Doch durch Billy macht Dane eine unglaubliche Entwicklung durch. Ich fand es einfach erstaunlich zu erfahren, wie diese beiden Figuren sich gegenseitig beeinflussen, helfen und sich so auch weiter entwickeln. Vor allem Dane macht eine unglaubliche Wandlung durch.
Die Figuren in „Halbe Helden“ haben mich generell sehr beeindruckt, denn es sind keine 0815-Figuren, wie man sie aus Romanen kennt. Diese Protagonisten sind echte Menschen. Sie sind so lebensnah und realistisch, dass ich das Gefühl hatte, sie könnten jederzeit neben mir auftauchen und mit mir reden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und jeder sticht durch irgendeine Besonderheit hervor: Billy durch sein Downsyndrom, Dane durch seine aggressive Art und Seely, das Mädchen, das ihnen bei der Suche nach Billys Vater hilft, durch ihr nicht für ein Mädchen typisches Äußeres. So glaubwürdige Protagonisten habe ich lange nicht mehr erlebt!
Besonders berührend war für mich auch der Aspekt, dass Dane ganz normal mit Billy umgeht. Für ihn ist es egal, ob sein Freund das Downsyndrom hat oder nicht. Und genau diese Einstellung erwartet Dane auch von den Mitschülern sowie Mitmenschen. Billy soll wie jeder andere Mensch auch behandelt werden. Dadurch, dass die Autorin dieses Thema anschneidet, verdeutlicht sie im Roman sehr schön, dass man Menschen, die anders sind in egal welcher Weise, nicht gemobbt, geärgert, mit Vorurteilen versehen oder unterschätzt werden sollten. Die Figur des Dane zeigt sehr schön, wie die Alternative aussieht.
„Halbe Helden“ ist warmherzig und auch sehr humorvoll erzählt. Vor allem durch Billy gibt es immer wieder lustige Momente, die die ernste Thematik umspielen und so noch mehr strahlen lassen. Es werden so viele Themen angesprochen und es gibt in diesem Roman so vieles zu entdecken, dass es den Rahmen dieser Rezension sprengen würde, würde ich alles aufzählen. Aber gerade die Kombination aus Humor und Themen, die zum Nachdenken anregen, gepaart mit glaubwürdigen, durch ihre Besonderheit hervorstechenden Protagonisten hat mir einfach unglaublich gut gefallen!
Fazit
„Halbe Helden“ ist ein Roman, den man nicht so schnell wieder vergisst, denn er bringt frischen Wind mit. Es geht in Erin Jade Langes Werk nicht um die in Jugendromanen sonst so typischen Themen wie z.B. Liebe, sondern es geht um so vieles mehr. Freundschaft, Behinderung, der Umgang mit dem Anders sein, Aggressionen, die eigene Identität. Dies und noch so vieles mehr sind die Themen, die in „Halbe Helden“ aufgegriffen und humorvoll sowie nachdenklich erzählt werden. Die Figuren sind dabei so besonders auf ihre ganz eigene Art und Weise, da sie durch ihre Glaubwürdigkeit hervorstechen. Sie entwickeln sich weiter, werden vor unterschiedliche Probleme gestellt, streiten sich, versöhnen sich und sind somit einfach nur wie reale Menschen.
5 von 5 Sternen!
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