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Veröffentlicht am 27.03.2023

fantasievolle Geschichte, besondere Stimmung

Waraka
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In Waraka ist der Schlüssel der Herrschaft die Angst. Die Bevölkerung lebt in ständiger Furcht vor der Großen Schlange, einer Gottheit, die die Stadt in Schutt und Asche legen könnte. Ihren Hüter Skarf ...

In Waraka ist der Schlüssel der Herrschaft die Angst. Die Bevölkerung lebt in ständiger Furcht vor der Großen Schlange, einer Gottheit, die die Stadt in Schutt und Asche legen könnte. Ihren Hüter Skarf fürchten sie ebenfalls, schließlich hat auch er Einfluss darauf, ob sie alle in Sicherheit sind. Außerhalb der sicheren Stadtmauern lauern weitere Gefahren und Bestien, eine angsteinflößender als die andere. Auch Prinz Arkyn soll lernen, sich die Angst der Menschen zu nutze zu machen. Solange sie ihn fürchten, werden sie sich nicht gegen ihn auflehnen. Eine wichtige Tat auf seinem Weg zum König ist es, sein Seelentier zu töten, während die Einwohner seiner Stadt ihm dabei zuschauen. Doch der Prinz rebelliert, obwohl er sich der möglichen Konsequenzen bewusst ist. Mit Glück gelingt es dem Jugendlichen mit seinem Seelentier, einem Smilo, zu fliehen, nur um sich außerhalb der Mauern weiteren Gefahren ausgesetzt zu sehen und in eine Welt einzutauchen, die ihm fremd ist und in der er sich allein niemals durchschlagen können wird. Gemeinsam mit Saga, auf die er am Meer zufällig stößt, und dem Smilo beginnt für Arkyn eine aufregende Zeit voller Fragen, Gedanken und einer ungewissen Zukunft.

Die Geschichte rund um Prinz Arkyn geht direkt spannend los. Man erlebt den Jugendlichen kurz vor dem „Hier und Jetzt“ einer Art Prüfung, in der er sich als zukünftiger König als würdig erweisen muss, indem er sein Seelentier, einen Säbelzahnjagur (Smilo), umbringt. Arkyn will das allerdings auf keinen Fall tun, obwohl er die Konsequenzen auf verschiedene Weise durchgespielt hat. In dieser ersten Phase erlebt man auch den Hüter der Schlange, Skarf, und bekommt einen Eindruck davon, mit welch harter Hand er die Menschen führt und wie unerbittlich er ist, aber eher auf eine unterschwellige Art. Für Arkyn gab es bisher nichts anderes, als das Leben in seinem goldenen, privilegierten Käfig und doch steht seine Entscheidung fest. So wird es gleich zu Beginn des Buches recht turbulent mit der Flucht des Prinzen und den Gefahren, die direkt danach im Wald rund um die Stadtmauern auf ihn warten. Schließlich kennt Arkyn die Welt „draußen“ höchstens aus Erzählungen, wenn überhaupt. Für ihn gibt es viel zu entdecken, zu hinterfragen und zu lernen.
Im Verlauf bleibt das Tempo innerhalb der Geschichte nicht dauerhaft so hoch. Es gibt immer wieder Passagen, in denen es etwas ruhiger ist, in denen die Charaktere sich viele Gedanken machen, Lösungen suchen oder auf der Reise von einem Ort zum nächsten sind. Auf sie lauern unterwegs weitere Gefahren, Turbulenzen und Auseinandersetzungen, aber auch sehr schöne, fast magische Momente. Die Mischung hat mir insgesamt gut gefallen, der Schreibstil ist mitnehmend, bildgewaltig und zwischendurch auch ein wenig philosophisch. Nach und nach lernt man mehr über die Welt kennen, mit all den besonderen, vielseitigen Kreaturen und den facettenreichen Gegenden. All die kreativen Ideen, die in diesem Buch stecken, haben mich sehr fasziniert und angesprochen. Waraka hat einiges zu bieten und durch den bildhaften Stil und die detaillierten Formulierungen ist es gut möglich, sich die Wesen und Orte gut vorzustellen und sich einen Eindruck von all dem zu verschaffen, was da auf Arkyn und Saga zukommt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Arkyn, so erlebt man ihn intensiver als Saga, die in manchen Situationen eher etwas rätselhaft bleibt, auch weil sie sich nicht so sehr offenbart, teilweise recht schweigsam und nachdenklich ist. Mit der Zeit erfährt man aber auch über sie und ihre Herkunft etwas mehr. Die Art, wie das in die Handlung eingeflochten ist, hat mir gut gefallen, weil es sich nicht nur auf die Dialoge beschränkt. Bei den Gesprächen hätte ich mir manchmal noch etwas mehr gewünscht, auch wenn nachvollziehbar ist, dass die Jugendlichen teilweise überfordert und ratlos sind, weil sie Entscheidungen treffen müssen, die weitreichende Folgen haben können und teilweise nicht klar ist, ob es erfolgreich sein kann, was sie sich vorgenommen haben. Trotzdem war es mir manchmal einfach etwas zu wenig, was dabei bei mir ankam. Auch war die freundschaftliche Verbindung zwischen Saga und Arkyn für mich nicht immer so klar greifbar. Schöner zu verfolgen war da für mich die Bindung, die nach und nach zwischen dem Prinzen und seinem Smilo entstanden ist. Geholfen hat dabei auch die Gabe, die Arkyn in sich trägt.

Die Entwicklungen in der Handlung sind relativ klar ersichtlich und waren größtenteils für mich nicht besonders überraschend. Dennoch hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und für jüngere Lesende sind manche Sachen vielleicht auch nicht ganz so offensichtlich, wie sie für mich waren. Für mich war die Handlung eher geprägt durch die besondere Stimmung, die teilweise herrschte, die facettenreichen Wesen, die vielen wundervollen Ideen und den Mut des Protagonisten, sich gegen das System aufzulehnen und dabei seinen ganz eigenen Weg zu finden, mit dem er hofft zu verhindern, dass zu viel Schaden angerichtet wird. Immer wieder fließt auch das Thema Angst in die Handlung mit ein, denn das ist ja etwas, worauf die Herrschaft in Waraka bisher basierte.

Fazit

Ein schönes Jugendbuch, in dem facettenreiche Ideen stecken, die durch den bildgewaltigen Stil gut vorstellbar rübergebracht werden. Die Stimmung innerhalb der Geschichte habe ich als besonders empfunden. Zeitweise ist es eher ruhiger, nachdenklicher und durch die Art, wie die Dinge offenbart werden fast etwas philosophisch, ohne dabei unverständlich zu werden. Dann gibt es aber auch wieder turbulentere Momente, schwerwiegende Entscheidungen, bei denen die Unsicherheit bleibt, ob das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein kann. Das Buch lebt durch die starke Bindung zwischen den Protagonisten, die für mich aber nicht in jeder Facette greifbar war, dem Mut des Prinzen und dem Wunsch, etwas zu verändern und nicht weiter mit der Macht der Angst zu herrschen.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

gelungener Auftakt- magische Abenteuer auf dem Meer

Das magische Schulschiff (Band 1) - Verbündete des Meeres
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Seit einem ziemlich angsteinflößendem Ereignis hat Marie Seen und Meere nur noch aus der Ferne beobachtet. Betreten hat sie das Wasser nicht mehr, außer es ließ sich gar nicht vermeiden, dann aber auch ...

Seit einem ziemlich angsteinflößendem Ereignis hat Marie Seen und Meere nur noch aus der Ferne beobachtet. Betreten hat sie das Wasser nicht mehr, außer es ließ sich gar nicht vermeiden, dann aber auch nur ein kleines Stück, keinesfalls so weit, dass es zu gefährlich werden könnte. Als sie dann eine Einladung für das magische Schulschiff bekommt, kann sie es kaum glauben. Die Reaktion des Wassers auf sie ist kein Fluch oder böses Omen, Marie trägt Wassermagie in sich! Kaum zu glauben für das Mädchen. Und nun gehört sie zu den Auserwählten, die auf dem Schiff den Umgang mit ihrer Wassermagie lernen soll. Und nicht nur das, auch um die Lebewesen des Meeres wird es gehen, sowie die Dinge, die man auf einem Schiff beachten muss und noch so einiges mehr. Langweilig wird es auf dem Wasser ganz sicher nicht, schon allein weil eine ungeahnte Gefahr lauert und die Kinder bald zeigen müssen, was sie schon alles gelernt haben.

Der Reihenauftakt hat mir insgesamt gut gefallen. Es ist eine Geschichte, die im Verlauf immer abenteuerlicher wird und erste Einblicke in die Magie gibt. An vielen Stellen bleiben hier noch Dinge offen und ich bin neugierig, was es dazu noch alles zu erfahren geben wird. Manche Aspekte sind noch nicht ganz so greifbar und einige Zusammenhänge ergeben sich bisher noch nicht komplett, aber in einem Auftaktband verrät man natürlich auch noch nicht alles. Vor allem bei den magischen Komponenten gibt es da noch zahlreiche unbeantwortete Fragen, die sich sicher dann im Verlauf ergeben werden, wenn die Kinder den Umgang mit ihrer Magie und ihren magischen Kompassen besser beherrschen. Die Ideen, die im Buch stecken, haben mir gut gefallen. Die verschiedenen Dinge, die die Figuren mit ihrer Wassermagie machen können, sind auf vielfältige Weise nützlich und gehen in ganz unterschiedliche Richtungen. Die Themen, mit denen sich die Schüler auf dem Schiff auseinandersetzen sind abwechslungsreich und man hat ganz nebenbei beim Lesen noch kleine Lerneffekte, zum Beispiel was die Pflege von Korallen angeht. Es gibt witzige Momente, aber auch turbulentere Szenen und kleine Auseinandersetzungen zwischen den sehr verschiedenen Schülern. Hauptsächlich stehen die neuen Schüler der Wellenkorn im Fokus des Geschehens, aber auch die älteren Schüler, die noch mit an Bord sind, tauchen immer mal wieder auf und unterstützen die Neulinge. Ebenso mit von der Partie sind natürlich die Lehrer, die für verschiedene Bereiche spezialisiert sind.

Sprachlich ist das Buch einfach gehalten, so dass es auch für junge Lesende gut zu verstehen sein sollte. Schwierigere Begriffe, die die neuen Schüler zum Teil ja auch noch nicht kennen, werden im Zusammenhang dann gut erklärt. An sich ist der Schreibstil sehr leichtgängig und mitnehmend, als etwas störend habe ich es empfunden, dass über weite Strecken des Buches die Namen der Erwachsenen immer voll ausgeschrieben werden. Die Schulleiterin Ava Krull kommt zum Beispiel sehr oft vor, aber auch die anderen Lehrenden. Meinen Lesefluss hat das immer wieder gestört, weil es sich nicht so schön einfügt, als wenn man etwas häufiger dann mal Lehrer, Lehrerin, Schulleiterin oder einfach Frau oder Herr genutzt hätte. Auch fand ich es eher unwahrscheinlich, dass die Kinder, wenn sie untereinander reden, den vollständigen Namen der Erwachsenen sagen würden. Mit Voranschreiten des Buches wurde es etwas weniger.
Richtig toll sind die schwarz-weißen Illustrationen innerhalb des Buches. Mir gefällt der Stil und ich fand die Bilder auch gut platziert. Zwischendurch befinden sich am Rand kleine Zeichnungen, die ich eher als Dekoration einordnen würde, die aber auch einen Bezug zum Meer und der Handlung haben. Ab und an gibt es dann aber auch größere Abbildungen, die sich direkt auf die Ereignisse beziehen bzw. das aktuelle Geschehen zeigen und damit die Handlung zusätzlich lebendig machen und unterstützen. Auch die Charaktere kann man sich damit noch etwas besser vorstellen.

Marie, Ilvy, Theo, Kira und Adrian sind die Neuen auf der Wellenkorn. Von den meisten von ihnen erfährt man zunächst eher wenig. Nur Marie steht zu Beginn des Buches ein wenig mehr im Fokus. Allerdings habe ich mich hier gewundert, wieso sie Wassermagie nicht in Betracht gezogen hat, bei der seltsamen Reaktion des Wassers auf sie, wenn die Magie an sich allgemein bekannt zu sein scheint. Zumindest wunderte sich niemand übermäßig über die Einladung bzw. wurde das nicht in Frage gestellt. An der Stelle muss man dann einfach hinnehmen, wie es ist. Viele Informationen dazu erhält man nämlich nicht.
Zwischendurch gibt es dann im Verlauf auch zu den anderen noch kleine Einblicke. Auch hier erhoffe ich mir in den Fortsetzungen dann noch etwas mehr. Man bekommt mit der Zeit aber trotzdem einen Eindruck von ihnen, so dass man sie recht gut einschätzen kann. Vor allem Adrian ist zunächst gar kein Teamplayer. Er spielt sich gern in den Vordergrund, tut sich wichtig, will überall ganz vorn dabei sein, belächelt teilweise auch die anderen. Also eher ein unangenehmer Mitschüler, der sich nicht beliebt macht. Den anderen fällt Zusammenhalt und sich gegenseitig zu unterstützen wesentlich leichter. Diese Herausforderung kommt dann aber auf alle zu. Sie müssen ihre Schwächen ausgleichen, Stärken nutzen, wachsen im Verlauf mehr zusammen und gehen Aufgaben gemeinsam an. Es war schön zu sehen, wie zwischen ihnen langsam eine Verbindung entsteht. Dass sie manches noch nicht so gut einschätzen können oder auch mal naive Entscheidungen treffen und ihrer Abenteuerlust nachgeben, empfand ich hier als passend für das Alter und die Situation, in der sie stecken.

Umso weiter das Buch voranschreitet, umso spannender und turbulenter wird die Handlung. Es tut sich eine Gefahr auf, mit der vorher in der Form keiner gerechnet hat. Für die Kinder ist nur schwer greifbar, wie mächtig die Gegner wirklich sind, aber die Zeit drängt. So entsteht ein wassermagisches Abenteuer, in dem die Schüler zeigen können, was sie schon gelernt haben und dass sie eben doch zusammenhalten können, wenn es darauf ankommt. Diese turbulenten Ereignisse machen auch sehr neugierig auf die Fortsetzung.
Fazit

Ein Auftakt, der neugierig macht und erste Einblicke in die Welt voller Wassermagie bietet. Hier und da würde ich mir noch etwas mehr Informationen wünschen, damit die Magie, die Fähigkeiten und Möglichkeiten noch greifbarer werden und man auch die Charaktere noch besser kennenlernen kann, aber da wir noch ganz am Anfang der Reihe sind, kann das ja noch kommen. Ich mochte die Dynamik in der Geschichte und besonders die magischen Elemente.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

voller Emotionen, für mich aber nicht so stark, wie Band eins

When You Come Back to Me
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Zweiter Band: Es ist zwar der zweite Band der Reihe, es steht jetzt jedoch ein anderes Pärchen im Mittelpunkt des Geschehens, man muss den Auftakt also nicht unbedingt kennen, um der Handlung folgen zu ...

Zweiter Band: Es ist zwar der zweite Band der Reihe, es steht jetzt jedoch ein anderes Pärchen im Mittelpunkt des Geschehens, man muss den Auftakt also nicht unbedingt kennen, um der Handlung folgen zu können. Da die Protagonisten aus „The girl in the love song“ aber über einen Teil des Buches am Rande eine Rolle spielen, bekommt man von ihrer Geschichte natürlich schon ein bisschen was mit, sollte man die Bücher in der falschen Reihenfolge lesen.

Holden Parrish ist hochintelligent und kommt aus einer millionenschweren Familie. Sein Leben könnte also eigentlich gar nicht so schlecht sein, möchte man meinen, allerdings ist Holden alles andere als glücklich und ausgeglichen. Er ist innerlich gebrochen, versteckt seinen Schmerz, seine Ängste und sein Trauma hinter einer meterdicken Mauer und baut sich eine Fassade aus Zynismus und Überheblichkeit auf, damit niemand sieht, wie es ihm wirklich geht. Auch jede Menge Alkohol hilft ihm dabei, das letzte Jahr Highschool zu überstehen, sein Erbe einzusacken und nie wieder mit seiner Familie zu tun haben zu müssen. In seinem Plan, irgendwie zu überleben und das Schuljahr durchzustehen, war Verlieben ganz sicher nicht einkalkuliert.
Auch für River Whitemore ist es das letzte Highschool-Jahr, bevor er dann als große Football-Hoffnung an ein College gehen und seinen Vater glücklich machen kann. Die Begegnung mit Holden bringt bei River einiges durcheinander, mehr als er zulassen kann und will, wo doch ohnehin alles gerade schon ziemlich schwierig bei ihm ist.

Die Geschichte wird aus den Ich-Perspektiven von River und Holden geschildert. So kann man beide Charaktere sehr intensiv begleiten und bekommt detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten. Bei beiden Protagonisten ist einiges los und doch sind ihre Situationen völlig verschieden.
Durch die schlimmen Erlebnisse in der Vergangenheit, wütet in Holden ein ziemlich düsterer Sturm, der ihn immer wieder in den Abgrund ziehen will. Er ist nachhaltig geprägt und kann, verständlicherweise, nicht einfach abschütteln, was er erlebt hat. Weniger verwunderlich, dass er mit seiner Familie so wenig wie möglich zu tun haben will. Holden ist oft abweisend, überheblich, zynisch und wirkt damit auf sein Umfeld wohl wenig sympathisch. Durch die Blicke hinter seine Mauern, bemerkt man aber, dass er noch so viele andere Seiten hat, die er aber nur den wenigsten zeigt. Zum Selbstschutz hat er sich eine Fassade angeeignet, die nur wenig zu ihm durchdringen lässt. Schafft es doch mal jemand, wühlt es den jungen Mann oft ziemlich auf. Ich fand Holden interessant, er ist vielseitig und mit seinen düsteren Päckchen bringt er einiges mit, was die Geschichte und die gesamte Atmosphäre beeinflusst. Sein Kampf ist ein harter, der Mitgefühl erzeugt. Und so schrecklich und erschütternd die Erlebnisse von Holden auch sind, die ich gar nicht irgendwie kleinreden oder abmildern will, so fand ich es doch etwas schade, dass man das Thema auch in „Someday, Someday“ der Autorin hatte. Holden und Silas, einer der Protagonisten des anderen Buches, kennen sich und haben das gleiche durchgemacht. Das macht es nicht weniger schlimm, aber es ist hier natürlich eine sehr ähnliche Bearbeitung des Themas, auch wenn die Lebenslagen der beiden eine andere ist und durch die anderen Protagonisten, die dazu kommen noch weitere Aspekte dazu kommen.
River ist der Star-Quarterback seiner Schule, er ist beliebt und könnte eine großartige Karriere vor sich haben. Seine Familie ist, im Gegensatz zu der von Holden, sehr liebevoll und unterstützend, aber die Erkrankung eines Familienmitgliedes überschattet aktuell alles. Und auch die Frage, was er für seine Zukunft will, beschäftigt den jungen Mann sehr. Als er dann Holden begegnet, ändert sich seine Gedankenwelt, er erlebt das erste Mal eine Nähe, die ihn tief berührt und aufwühlt, er ist nur nicht bereit, das direkt offen zuzulassen, würde es doch einfach alles ändern. Rivers Baustellen sind etwas anders, aber auch bei ihm ist einiges los, er muss sich sortieren und herausfinden, was er will. Insgesamt ist er in vielen Punkten etwas gefestigter als Holden.
Da größere Teile der Handlung parallel zu den Geschehnissen des ersten Buches der Reihe spielen, sind vor allem bei River, durch die Verbindung zu Violet, der Protagonistin aus Band eins, viele Entwicklungen in diesen Abschnitten bereits bekannt und wenig überraschend. Nur dass man jetzt eben die Innensicht von River erhält. Es war zwar interessant, diese Einblicke zu bekommen, aber etwas weniger Wiederholungen wären auch schön gewesen. Über die bekannten Sachen hinaus gibt es aber auch weitere Einblicke und besonders in Kombination mit Holden kommen dann auch neue Dinge hinzu.
Holden spielte im ersten Buch nur sehr am Rande eine Rolle, seine Passagen bringen daher mehr Unbekanntes mit sich.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und mitnehmend. Es gibt sehr viele emotionale und berührende Momente. Manchmal wird es recht düster, besonders durch Holdens Dämonen, aber auch River muss einiges verarbeiten und für sich selbst sortieren und auch Holdens dunklen Momente aushalten. Immer wieder. Manche Passagen gingen mir schon also schon unter die Haut. Andere Szenen waren nicht unbedingt neu, weil man aus dem ersten Buch schon manches wusste und auch Holdens Probleme durch das Lesen von „Someday, Someday“ für mich nicht völlig „neu“ waren, auch wenn jeder natürlich anders mit Erlebtem umgeht.
River und Holden entwickeln eine besondere Dynamik, die nicht unbedingt von einer Kontinuität geprägt ist. Es geht auf und ab, sie nähern sich an und entfernen sich wieder voneinander- zumindest was Kommunikation und persönliche Begegnungen angeht, von ihren Gefühlen zueinander nicht unbedingt, nur dass sie sich das nicht immer so zugestehen oder zulassen. Es gibt sehr süße, aber auch aufwühlende Momente zwischen ihnen. Und immer wieder hochgezogene Mauern und ein abbrechen der eigentlich aufkommenden, positiven Entwicklungen. Hier hätte es aus meiner Sicht gern etwas weniger oft sein können, auch wenn verständlich ist, dass besonders Holden Zeit braucht.
Im Verlauf kommen dann auch zwei Zeitsprünge, an denen ich kleine Kritikpunkte habe, die ich aber nicht so gut spoilerfrei aufdröseln kann. Ich habe schon verstanden, wieso diese nötig waren, um die Entwicklungen in der Handlung zu untermauern, manches daran hat mir persönlich trotzdem nicht so gut gefallen. Auch waren mir manche Sachen am Ende des Buches einfach etwas zu fröhlich, positiv, happyendig, im Gegensatz zum gesamten Verlauf der Geschichte.
Fazit

Alles in allem schon eine berührende Geschichte mit interessanten Charakteren, die mir auch zusammen gut gefallen haben, auch wenn sie es sich nicht unbedingt immer leicht machen. Die großen Überschneidungen zu Band eins zu Beginn des Buches waren etwas schade und auch die Parallelen zu „Someday, Someday“ hätten für meinen Geschmack etwas weniger sein dürfen, um es einfach noch mitnehmender und berührender zu machen. Auch wenn ich das Ende den Charakteren gönne, war es mir, im Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte etwas drüber.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

nur wer wach bleibt, hat eine Chance – temporeiche Kindergruselstory

Crater Lake: Schlaf NIEMALS ein (Crater Lake 1)
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Auf einer Klassenfahrt kann man so einiges erleben. Und auch wenn Lance nicht alle seine Mitschüler und schon gar nicht die fiese Lehrerin, die mitfährt, mag, erhofft er sich eine tolle Zeit mit seinen ...

Auf einer Klassenfahrt kann man so einiges erleben. Und auch wenn Lance nicht alle seine Mitschüler und schon gar nicht die fiese Lehrerin, die mitfährt, mag, erhofft er sich eine tolle Zeit mit seinen Freunden. Was sie dann jedoch im Camp Crater Lake erwartet, hätte sich niemand von ihnen vorher ausmalen können. Schon bei der Anfahrt wird es ziemlich unheimlich, als ihnen ein blutüberströmter, verwirrt wirkender Mann entgegentaumelt. Auch danach bleibt vieles ziemlich wunderlich und als dann die Nacht hereinbricht, wird es noch verrückter. Nur wer nicht einschläft, hat eine Chance, von den gruseligen Entwicklungen verschont zu bleiben. Lance und seine Freunde haben alle Hände voll zu tun, um einen Plan zu schmieden und irgendwie eine Lösung zu finden. Und ganz wichtig: sie dürfen dabei niemals einschlafen.

Zu Beginn des Buches ist es noch relativ ruhig und man bekommt die Chance, die Protagonisten ein wenig kennenzulernen und ein Gespür für das Klassengefüge zu bekommen. Schnell wird deutlich, dass sich nicht alle grün sind und es besonders zwischen Protagonist und Ich-Erzähler Lance und Trent zahlreiche Unstimmigkeiten gibt. Aber auch Lehrerin Miss Hoche macht es Lance nicht unbedingt leicht. Sie bevorzugt die Schüler und Schülerinnen, die brav zuhören und niemals irgendwas tun, was ihr nicht in den Kram passt. Wer mal leise tuschelt oder sich nicht ganz fügen will, fällt in ihrer Gunst, so banal der Grund auch gewesen sein mag. Viele der jungen Charaktere haben Spitznamen, die gemischt mit ihren richtigen Namen genutzt werden. Da muss man sich eventuell ein wenig sortieren, damit man weiß, wer wer ist und in den Dialogen weiß, wer spricht und auf wen sich bezogen wird. Mir sind diese Verbindungen nicht schwer gefallen, junge Lesende brauchen hier möglicherweise ein paar Seiten, bis sie richtig im Geschehen angekommen sind.
Sprachlich ist der Text einfach gehalten. Kurze Sätze und nicht zu ausgedehnte Kapitel machen es leicht, der Handlung zu folgen und bieten eine klare Struktur. Durch die vielen Dialoge kann man schnell eine Verbindung zu den Figuren aufbauen und wird gut in der Geschichte mitgenommen. Es gibt einige ernste, gruselige Passagen im Buch, aber auch immer wieder Szenen, in denen es mit viel Humor in den Dialogen zugeht. Anschauliche Beschreibungen unterstützen die unheimliche Atmosphäre und machen es leicht, sich die Umgebung vorzustellen und sich innerhalb des Camps zu orientieren. Auch die Veränderungen, die bei den Schlafenden ausgelöst werden, werden gut vorstellbar beschrieben.

Mit der Ruhe ist es dann auch recht schnell vorbei im Buch. Schon bei der Anfahrt zum Camp geht es mit den ersten blutig-gruseligen Passagen los. Dieser Klassenausflug ist alles andere als gewöhnlich und stellt die Freunde vor einige Herausforderungen, die sie nur gemeinsam lösen können. Dabei gehen auch mal Dinge schief oder es gelingt ihnen nur sehr knapp, sich aus misslichen Lagen zu befreien. Sie werden also nicht zu fehlerfreien Superhelden, wachsen aber definitiv über sich hinaus. Immer wieder müssen sie neue Pläne schmieden, sich beraten, gegenseitig stützen und vorallem wachhalten. Um sie herum wird es immer gefährlicher, nirgends sind sie mehr sicher, denn am Crater Lake breitet sich eine Form von Aliens aus, die nach und nach alles befällt. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso temporeicher wird es. Ruhepausen werden immer kleiner, denn die Lage spitzt sich zu und Lance und seine Freunde müssen sehr kreativ werden, um irgendwie eine Lösung gegen dieses übermächtig wirkende Chaos zu finden. Zwischendurch gibt es recht viel hin und her, sie brauchen immer wieder neue Verstecke, das war mir manchmal etwas viel, auch wenn es verständlich war, dass sie nicht zu lange an einem Ort bleiben konnten.
Ob einige Szenen „zu gruselig“ sind, wird sicher an jedem Lesenden selbst liegen. Manche Abschnitte sind schon ziemlich unheimlich und auch mal ein bisschen eklig, ich persönlich empfand es nicht als zu schlimm, aber das Empfinden dahingehend ist ja sehr individuell. Wenn man sich für dieses Gruselbuch entscheidet, sollte man auf jeden Fall nicht zu empfindlich oder ängstlich sein.

Aufgrund der Erzählperspektive lernt man Lance am besten kennen, aber auch von den Schülern und Schülerinnen, mit denen er viel Zeit verbringt, erfährt man im Verlauf dann ein wenig mehr. Ich fand es schön, dass neben der temporeichen Gruselstory auch Platz für persönlichere Gespräche, kleine Geheimnisoffenbarungen und schöne Botschaften war. Vertrauen und Zusammenhalt ist wichtig, das merken sie natürlich auch beim Kampf gegen die Aliens, aber die jungen Figuren spüren auch, dass sie gar nicht so viel Angst davor hätten haben müssen, ihre Geheimnisse mit ihren Freunden zu teilen, weil diese hinter ihnen stehen und auch gern für sie da sind. Oft macht es die Situation auch leichter, wenn man sich jemandem anvertraut und über Dinge, die einen belasten, spricht. Hier stecken also auch ein paar schöne Botschaften in der Geschichte. Die Figuren nutzen ihre Stärken, unterstützen sich gegenseitig bei Schwächen und stecken auch mal zurück, wenn klar wird, dass andere aus bestimmten Gründen gerade einfach besser geeignet sind um das eine oder andere zu erledigen. Neben den bösen Aliens mit ihrem perfiden Plan, gibt es noch einen weiteren Unruhestifter, der als Gegenpol zu den Freunden deutlich zeigt, wie man sich eigentlich nicht verhalten sollte.

Fazit

Eine temporeiche Gruselgeschichte mit einer ziemlich abgedreht wirkenden Alien-Invasion. Manches wirkte schon ziemlich schräg, es sorgt aber auf jeden Fall für eine unheimliche Atmosphäre, viele Herausforderungen und Probleme, die die Freunde nur mit Zusammenhalt, Offenheit und der Konzentration auf ihre ganz persönlichen Stärken meistern können. Die Geschichte wirkte für mich abgeschlossen, auch wenn das Buch als Reihenauftakt ausgeschrieben ist. Insgesamt leicht zu lesen, gut verständlich geschrieben, manchmal überraschend, manchmal auch ziemlich offensichtlich und vorhersehbar, mit unheimlicheren Passagen und auch schönen Botschaften.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

schöne Märchenadaption mit eigenen Elementen

A (Gay) Cinderella Story
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Kurz nach dem Tod seines Vaters hat sich für Quinn zu Hause alles geändert. Seine Stiefmutter schikaniert ihn, kommandiert ihn herum, lässt ihn schuften, damit es ihr und ihren leiblichen Söhnen gut geht, ...

Kurz nach dem Tod seines Vaters hat sich für Quinn zu Hause alles geändert. Seine Stiefmutter schikaniert ihn, kommandiert ihn herum, lässt ihn schuften, damit es ihr und ihren leiblichen Söhnen gut geht, egal ob für Quinn dabei genug Zeit bleibt, sich um seine eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Er erträgt es stumm, auch wenn es in ihm brodelt und er sich nichts mehr wünscht, als endlich dort raus zu kommen. Die letzten Monate bis zum Abschluss will er aber noch durchhalten und dann ausbrechen aus seinem Leben hinter den Mauern.
Obwohl Finnley und Quinn schon seit Jahren auf die gleiche Schule gehen, hatten sie bisher nicht viel miteinander zu tun. Als sie nun immer wieder ins Gespräch kommen, entsteht eine unerwartete Bindung zwischen den beiden jungen Männern, die beide ihre Probleme mit sich herumtragen, auch wenn man diese nach Außen hin nicht immer sieht und ahnt. Der beliebte Eishockeytorwart hat nicht das perfekte Leben, das man meinen möchte. In Quinn löst er eine Vielzahl an Gefühlen aus, die er jedoch nicht bereit ist zuzulassen, nicht in seiner aktuellen Situation, nicht mit dem Wissen, dass seine Stieffamilie es ihm ohnehin kaputt machen würde… Wird Quinn für sich einstehen und den zarten Gefühlen eine Chance geben?

Bereits bei der Programmvorschau des Verlags bin ich auf das Buch aufmerksam geworden und habe es mir direkt notiert. Besonders spannend fand ich, dass der Autor selbst sagte, ihm war die Tiefe seiner Charaktere wichtig. Bei einer Cinderella-Story erwartet man ja nun nicht zwingend eine ausgeprägte Figurentiefe, sondern vielleicht eher eine romantische Lovestory, mit viel Zucker und Herz. Dieses Buch bietet aber auf jeden Fall mehr und auch nicht ganz so viel Zucker, wie man vielleicht zunächst denken würde. Es hat mir gut gefallen, wie die Charaktere angelegt waren und dass sie ihre Päckchen und Probleme hatten, die immer wieder zum Tragen kamen und auch nicht innerhalb von zwei-drei Seiten überwunden wurden. Das eine oder andere mag vielleicht auch mal unrealistisch erscheinen, aber es ist natürlich fiktiv und es ist eine Märchenadaption, außerdem reagiert jeder Mensch ganz unterschiedlich auf erlebte Schicksalsschläge, hat ganz eigene Hoffnungen und Wünsche, an die man sich manchmal auch unsinnigerweise klammert und nicht einfach loslassen kann, selbst wenn einem das bewusst ist. Insgesamt war es für mich ziemlich stimmig.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Protagonist Quinn erzählt, wodurch man besonders ihn sehr intensiv kennenlernen kann. Die Einblicke in seine Gedanken und Gefühle machen ihn greifbar und zeigt, wie viel in ihm tobt und wie sehr er zwischendurch mit sich, seinen Wünschen und Hoffnungen und den Fesseln kämpft, die um ihn gelegt wurden. Durch die schwierige Situation zu Hause kann er nicht leben, wie er es gern würde, er will aber auch nicht zu viel davon nach draußen dringen lassen und behilft sich daher manchmal mit Lügen, die ihm nicht immer leicht fallen, die für ihn aber nötig sind, damit nicht die gesamte Schule weiß, wie schlimm es für ihn mit seiner Stieffamilie teilweise ist. Seine besten Freunde wissen aber davon und haben viel Verständnis, wenn man wieder was nicht geklappt hat, wie geplant. Besonders seine beste Freundin bestärkt ihn aber auch immer wieder darin, endlich auszubrechen und sich das nicht länger gefallen zu lassen. Wieso es Quinn so schwer fällt und was ihn da hemmt, wird im Verlauf des Buches immer weiter aufgelöst. So wie Quinn als Charaktere gezeichnet wurde, empfand ich es als nachvollziehbar, auch wenn ich hin und wieder dachte, er sollte es einfach wagen. Trotzdem konnte ich verstehen, wieso er eigentlich auf etwas anderes gehofft hat und wie tief in ihm verwurzelt dieser Wunsch war. Als Außenstehender betrachtet und bewertet man Situationen ja ohnehin noch mal anders, als wenn man mittendrin steckt.
Finnley erleben wir zwar nicht aus der Ich-Perspektive, aber da Quinn und er zunehmend mehr Zeit miteinander verbringen, bekommt man auch von ihm einen immer besseren Eindruck. Er ist da auch etwas offener und freigiebiger mit Informationen und vertraut sich Quinn schneller an, als dieser sich Finnley öffnen möchte. Dadurch bekommt man auch von Finnleys Hintergrundgeschichte immer mehr mit und kann sehen, dass der beliebte und erfolgreiche Eishockeytorwart ebenfalls seine Probleme mit sich herumträgt, von denen die allermeisten in seinem Umfeld gar nichts wissen. Zwischendurch habe ich überlegt, ob es mir zu viele Päckchen sind, die die beiden mitbringen und ob es nicht auch weniger getan hätten. Und aus meiner Sicht wäre das ausreichend gewesen, wenn man was gestrichen hätte, allerdings mochte ich die beiden auch echt gern und fand es schön zu sehen, wie sie immer mehr zusammenwachsen, wie sie sich einander öffnen und die Masken langsam fallen lassen. Es ist keine Liebesgeschichte, die übers Knie gebrochen wird, es ist eine Entwicklung da und auch wenn für die Leser früher klar ist, dass da mehr Gefühle sind, als die beiden sich das eingestehen, so war es doch einfach schön, die beiden zu begleiten und zu sehen, wie sie an ihren Baustellen arbeiten, wie sie sich teilweise das erste mal jemandem anvertrauen und was das in ihnen auslöst.
Gut gefallen hat mir die Figurenmischung insgesamt, auch wenn man hauptsächlich von Finnley und Quinn etwas erfährt, so sind doch einige der anderen Freunde und Klassenkameraden immer wieder mit dabei und spielen mal mehr, mal weniger eine Rolle. In den Fokus rückte da vor allem Robin. Robin trägt als Orientierungshilfe für die Mitmenschen mal Mars- und mal Venusarmbänder, damit alle wissen, wie Robin an dem Tag angesprochen werden möchte. Das war ziemlich selbstverständlich in die Handlung mit eingebunden und hat bei niemandem mehr für irritierte Blicke gesorgt. Ich empfand die Art der Einflechtung als sehr angenehm und akzeptanzfördernd. Auch die beste Freundin von Quinn, Avery, ist queer und mit einer Mitschülerin zusammen. Liebe ist Liebe spielt auf jeden Fall an verschiedenen Stellen eine Rolle, ohne dass es wirklich direkt thematisiert wird.

An den Schreibstil musste ich mich zu Beginn etwas gewöhnen. Die Handlung wird im Präsens geschildert, was ich zwar immer mal wieder in Büchern habe, aber nicht so häufig. Dadurch ist es erst etwas ungewohnt gewesen. Auch empfand ich zunächst einige der Beschreibungen als etwas sehr blumig-ausgeschmückt, im Gegensatz zu den sonst sehr modern gehaltenen Dialogen. Mit der Zeit habe ich mich jedoch gut reingelesen und wurde mitgenommen von der abwechslungsreichen Handlung und den facettenreichen Figuren. Viele Elemente der Handlung waren nicht unbedingt überraschend, manches konnte man recht früh erahnen, ein paar Offenbarungen waren dagegen nicht ganz so offensichtlich. Parallelen zum Märchen sind auf jeden Fall vorhanden, es steckt darüberhinaus aber auch anderes in der Geschichte. Ein wenig schade fand ich, dass am Ende ein Punkt, der die Familie betraf, komplett offenbleibt. Die Stieffamilie war das gesamte Buch über ja ein großes Thema und auch wenn es dort dann mit der Zeit Veränderungen gibt, so ist manches halt nicht abschließend aufgelöst worden.
Fazit

Eine schöne, facettenreiche Liebesgeschichte, in der mehr steckte als nur eine romantische Cinderella-Story. Die Protagonisten haben ihre Päckchen zu tragen, die intensiv in die Handlung eingebunden sind und es dadurch nicht so zuckersüß und durchweg romantisch machen. Es gibt durchaus romantischer Passagen und schöne Entwicklungen in der Gefühlswelt der Charaktere, aber eben auf eine etwas langsamere Art, mit dem Überwinden von mehr Hürden und dem Fallenlassen von eigenen Mauern und nicht über Nacht. Das Figurenfeld mit den verschiedenen queeren Charakteren hat mir gut gefallen und der Handlung zusätzlich noch eine etwas andere Note gegeben.

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