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Veröffentlicht am 29.08.2023

Friends to Lovers

Dunbridge Academy - Anyone
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Anyone ist der zweite Teil der Dunbridge Academy Reihe, der von Tori und Sinclair handelt. Es ist ein Friends-to-lovers Roman, der aus beiden Sichten in der Ich-Perspektive geschrieben wurde. Beide Protagonisten ...

Anyone ist der zweite Teil der Dunbridge Academy Reihe, der von Tori und Sinclair handelt. Es ist ein Friends-to-lovers Roman, der aus beiden Sichten in der Ich-Perspektive geschrieben wurde. Beide Protagonisten kennen wir bereits aus Band 1. Wer aber diesen nicht gelesen hat, muss sich keine Sorgen machen. Denn zusammen lernen wir sie beide erst richtig in diesem Buch kennen. Tori, ein starker, tougher und willensstarker Mensch, ist mit Sinclair, eigentlich Charles, der lustige, tiefgründige Freund, schon seit einer langen Zeit befreundet. Beide mögen sich sehr, so sehr, dass sie sich insgeheim lieben, es aber nicht dem jeweils anderen sagen. So kommt es dazu, dass es ein Tanz um die Wahrheit ist, der immer wieder durch Missverständnisse und Falschinterpretationen gestört wird. Können sie beide jedoch ihren eigene Ängste überwinden und sich ihre Gefühle gestehen?


Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und leicht zu lesen. Sarah Sprinz hat eine Art zu schreiben, die sehr fesselnd und spannend ist. Ihre malerischen Worte erzeugen ein Kunstbild im Kopf, wodurch man unheimlich viel Spaß hat beim Lesen. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber Friends-to-Lovers ist nicht gerade mein Lieblingstrope. Denn da sind die Gefühle bereits da, aber ich liebe es, mich mit den Protagonisten ineinander zu verlieben. Und da sie ja Freunde sind, kennen sie sich ja auch noch. So fehlt mir das gemeinsame Kennenlernen und Betreten des unbekannten Terrains sehr. Deswegen bin ich nicht so ein Fan von diesem Trope. Aber weil es Sarah Sprinz ist, habe ich zu diesem Buch gegriffen, meine Erwartungen aber wegen des Tropes eher normal gehalten. So wurde ich auch nicht enttäuscht. Die Gefühle waren da, sehr stark, das hat man gespürt. Und nur zu gerne hätte ich gewusst, wie sie sich ineinander verliebten. Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick aus der 7. Klasse, als sie sich das erste mal angenähert haben, ohne zu wissen, dass es keine einfache Annäherung war. Danach sind wir in der Gegenwart und bekommen mit, wie sehr sie umeinander tanzen, ohne in den Partnertanz zu kommen. Das Herumschleichen kann ich verstehen. Als Freunde hat man ja Angst, die Freundschaft aufs Spiel zu setzen, wenn der/die andere nicht die gleichen Gefühle hat. Oder es komisch wird. Da ist es mehr als gut nachvollziehbar, dass man mit Angst und Zurückhaltung reagiert. Aber irgendwann, wenn gefühlt die ganze Schule beiden sagen, dass sie miteinander reden sollten und es jedem bewusst ist, dass da mehr als nur freundschaftliche Gefühle sind, sollte man doch über die Schwelle springen und reden. Stattdessen haben sich beide in etwas hineingeritten und Zusammenhänge herbeigezogen, die gar nicht existierten. Ab einem Punkt hat es tatsächlich genervt, dass da große Szenen entstanden sind, die im Kopf spielten und nicht in der Realität. So vieles hätte man sich sparen können, wenn sie einfach mal miteinander geredet hätten. Oder nicht selbst irgendwelche Sachen zusammengereimt hätten. Und dann das ganze mit Val - habe ich nicht wirklich gemocht. Vor allem, weil es in Band 1 schon sehr grenzwertig war und hier die Grenzen überschritten sind. Das fand ich nicht so gut. Besonders, da Tori ja weiß, dass das, was sie für Valentine empfindet, nicht das ist, was sie für Sinclair empfindet. Es war einfach unfair, wie sie sich Val und Charles gegenüber benommen hat. Egal, ob jung oder alt, hier hätte ich mehr reiferes Handling erwartet. Aber was wiederum positiv war, ist, dass Tori ihren Fehler einsieht und zugibt. Egal, wie es geendet ist. Und als Tori und Sinclair endlich zusammenkommen, habe ich nichts mehr als Erleichterung gespürt. Denn endlich haben sie es geschafft! Die bereits bestehenden Gefühle intensivierten sich, ihre Beziehung erreichte den nächsten Schritt.


Die ganze Thematik um Romeo und Julia fand ich ebenfalls interessant, vor allem, wie Sarah einem Klassiker Moderne und neue Interpretationen beigemessen hat. Bloß hätte ich mir gerne mehr Szenen gewünscht, wo man über das Nachspielen der Szenen lesen könnte. Also wie es in Theatern geprobt wird. Aber das sind Luxuswünsche, deren Fehlen nicht dem Inhalt schaden. Gegen Ende ist alles zusammengekommen und erreichte nochmal einen Höhepunkt, der alles abrundete. Dass es so typisch NA Ende mit allem drum herum war, genoss ich sehr! Doch die letzten Seiten waren mies, denn sie geben uns einen Vorgeschmack auf Olives Geschichte.


Fazit: Es ist nicht mein liebster Teil der Reihe, aber er konnte mich sehr gut unterhalten. Und wegen Sarahs Schreibstil ist man doch in all ihren Geschichten gefesselt und will weiter wissen.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Grenzwertige Werte, zu vieles in einem kurzen Buch

Feels like Loss
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Dies ist der zweite Band der Feels-like-Reihe und setzt einige Wochen nach dem Ende des ersten Bands an. Es geht weiter um Mila und Leo, die ihr Glück, das sich auf einem wackeligen Grat befindet, immer ...

Dies ist der zweite Band der Feels-like-Reihe und setzt einige Wochen nach dem Ende des ersten Bands an. Es geht weiter um Mila und Leo, die ihr Glück, das sich auf einem wackeligen Grat befindet, immer noch nicht ganz fassen können und vorsichtiger im Leben umgehen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt einfach nur grandios, man fliegt nur durch die Seiten und Emotionen. Auch dieser Band hält beide Perspektiven bereit, sodass wir wieder intensiver in die Geschichte gezogen werden.

Das Buch beginnt sehr ruhig, man spürt noch die Wunden und Nachwirkungen der Schicksalsschläge aus dem ersten Band, kommt aber langsam wieder in die neue Normalität an. Doch dann war’s das auch mit dem Frieden. Denn Mila und Leo lernen nun, was es heißt, eine Beziehung zu führen und dass es nicht immer „Friede, Freude, Eierkuchen“ sein kann. An sich finde ich es toll, dass die Autorin auch die schwierigen Momente einer Beziehung zeigen möchte, weil es für sie wichtig ist, wenn beide Partner ihr bestes geben und in sie investieren. Anfänglich habe ich sie noch gelesen und verstanden. Doch leider kamen mir diese Streitigkeiten ab einem Zeitpunkt sehr gewollt und gekünstelt vor. Mila und Leo haben sich über Sachen gestritten, wo ich nur die Augen verdreht habe. Da war kein Verständnis, keine Kommunikation und keine Reife. Und das stand im Widerspruch zu dem, wie wir sie beide in Band 1 kennengelernt haben. Und das fand ich sehr schade. Besonders Leo kam mir wie ein ganz anderer Mensch vor. Da war nichts mehr von dem lieben, verständnisvollen Leo, der auf andere eingeht. Er war mehr „zickig“, egoistisch und auf sich fokussiert. Auch hatte ich das Gefühl, das Mila viel mehr einsteckt, als Leo es tut, und viel mehr gibt. Diese ganze Konstellation war sehr schade um ihre Beziehung. Natürlich ist keiner perfekt und keine Beziehung einwandfrei. Aber diese Auseinandersetzungen müssen zu den Personen passen und verständlich und realistisch sein. Und dann kommt der erste große Wendepunkt, der mich geschockt hat. Eigentlich hatte ich etwas anderes erwartet, weil Sarah so rote Heringe gelegt hat und uns Vorahnungen hat aufkommen lassen. Doch dann kam es ganz anders und das hatte ich nicht erwartet. Da hat jemand sich selbst und seine Prinzipien vergessen. Ich war einfach nur enttäuscht. Sehr enttäuscht. Dass die Beziehung an dieser einen Entscheidung leiden wird, war klar. Aber dass sie sich so schnell wieder näherkommen und zueinander finden, war für mich so unrealistisch. Vor allem, weil der Grund für das Verhalten in externe Sachen gesucht wird. Nein? Das war die bewusste Entscheidung einer Person, niemand hat sie dazu gezwungen. Einfach das ganze um diese Fehlentscheidung - no go. Ich war echt wütend und enttäuscht. Aber gut, dann war das ganze wieder schnell gegessen, obwohl es etwas sehr krasses ist, und ohne sich wirklich auszusprechen, weil „die Umstände ihnen gezeigt hätten, dass sie sich versöhnen sollten“. Und der Umstand, auf den sie anspielen, ergibt für mich in dem Sinne keinen Zusammenhang. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Keine Ahnung. Auf jeden Fall geht das Leben weiter und nun kommt das, was der Klappentext eigentlich sagte: Leo erfährt etwas über ihn und seine Vergangenheit; dass die Wahrheit, in die er gelebt hatte, gar keine ist. Auf den Spuren seiner Herkunft begibt er sich auf eine Reise und natürlich begleitet ihn Mila dabei. Auch hier wieder, als Leo einige neue Wahrheiten und Vermutungen erfährt, benimmt er sich so egoistisch und schottet sich von allen ab. Er lässt seinen Geschwistern nicht einmal die Möglichkeit, mit sich reden zu lassen. Like - was geht hier ab, Leo? Hör ihnen doch zu? Aber nein, Leo lässt nichts mit sich gefallen, will aber, dass alle ihm Gehör schenken. Er benimmt sich wie ein komplett anderer Mensch und das macht mich so traurig, aber auch wütend. Wer ist Leo in Wahrheit? Der, den wir in Band 1 kennengelernt haben? Oder der, den wir jetzt zu Gesicht bekommen? Ein weiterer Punkt, der noch extrem gestört hat, ist die Tatsache, dass Leo die Erklärung für seine Wutausbrüche in der Familie sucht. Also weil er der Sohn von seinem Vater ist. Ungeachtet dieser biologischen Beziehung oder Nicht-Beziehung. Leo hat diese Wutprobleme. Und wie er mit Mila in solchen Situationen umgeht, ist einfach unterm Strich. Und dass sie das alles mit sich geschehen lässt, gleicht schon beinah einer toxischen Beziehung. In manchen Situationen konnte ich Leos Reizbarkeit noch verstehen, aber nicht darüber hinaus. Nun gut, auf der Suche nach seinen Spuren wird Leo fündig und erfährt endlich, wer er ist. Mila weicht ihm dabei keine Sekunde von der Seite. Dieser Part der Geschichte hat mir wesentlich besser gefallen, weil Leo zwischendurch der alte zu sein scheint. Und als alles der Besserung hinläuft, passiert doch wieder etwas, wo wir geglaubt haben, diese Tatsache in Band 1 abgeschlossen zu haben. Aber nein, mit voller Wucht kommt ein neuer Schicksalsschlag heftig auf uns zu und raubt uns den Atem. Nur sehr knapp können wir einem bösen Ende entkommen. Auch hier beschreibt die Autorin die Situation so authentisch, so gewaltig und bildlich, dass der Lesende eine Gänsehaut bekommt. Wieder bangen wir, wieder weinen wir, wieder hoffen wir auf eine Besserung. Denn die Angst, dass es nun endgültig ist, hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Zwischendurch sprechen sich Leo und Mila etwas aus, Leo redet auch endlich mit seinen Geschwistern, auch wenn die Situation und die Umstände nicht gerade passend waren und es etwas passieren musste, damit Leo sein Ego runterschlucken kann. Und dann kommt das Ende. Nach allem, was sie durchgestanden haben, was sie durchmachen mussten, hätte ich nicht erwartet, dass das passiert. Das ist doch keine Liebe. Und wenn ich so rückblickend darüber nachdenke, lässt mich das Buch mit widersprüchlichen Gefühlen zurück. Ich mag es wirklich gerne, aber auch nicht. Leos andere Seite und dieser eine erste Wendepunkt sind meine großen Kritikpunkte, die mich wirklich gestört haben. Weil das alles aus dem nichts kam. Hätten wir Leo so kennengelernt, würde ich das alles anders betrachten. Aber so war er nun mal nicht. Und das macht es schwer, nachzuvollziehen, warum er so handelt. Und dann dieser blöde Wendepunkt, der wahrscheinlich für Emotionen und OMG-Moment sorgen sollte, mich aber nur enttäuscht, vor allem, weil das alles super schnell verziehen wurde, ohne groß darüber zu reden. Eigentlich hätte dieses Problem ein ganzes Buch bekommen sollen. Oder es liegt an mir und ich sehe diese eine Fehlentscheidung als fatal an. Ich weiß es nicht. Alles in allem kann ich sagen, dass die Geschichte unterhaltsam und bis auf die Kritikpunkte doch auch schön zum Lesen war, was nicht zuletzt am spannenden Schreibstil der Autorin lag.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Durchwachsene Meinung

Warrior & Peace
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Warrior & Peace habe ich auf eine Empfehlung hin einer Freundin gelesen. Bislang kannte ich Stella Tack als NA-Romance Autorin und wollte mich, da ich ihren Schreibstil und Humor sehr mag, auch im Bereich ...

Warrior & Peace habe ich auf eine Empfehlung hin einer Freundin gelesen. Bislang kannte ich Stella Tack als NA-Romance Autorin und wollte mich, da ich ihren Schreibstil und Humor sehr mag, auch im Bereich Fantasy umschauen, da Fantasy ja mein eigentliches Genre ist. Doch leider, leider, leider hat das Buch nicht ganz den Hype getroffen, das es hat. Klar, Schreibstil und Humor waren on point, das steht außer Frage. Aber inhaltlich hatte ich so meine Schwierigkeiten. Zum einen passiert gefühlt nichts und wenn etwas geschieht, nur das, was auf dem Klappentext steht. Also hat man sich quasi mehr oder weniger selbst gespoilert, wenn man den Klappentext liest. Zum anderen fehlte mir schlichtweg der rote Faden. Ja, man liest viele Szenen, aber irgendwie waren sie für mich für den Verlauf der Story nicht relevant. Teilweise sogar zusammenhanglos und kamen als aneinandergereiht vor. Sehr oft fragte ich mich, was mir diese Szene zeigen soll. Was ich aus ihr ziehen soll. Ich hätte mir tatsächlich viel lieber gewünscht, dass man den Fokus auf Punkt 5 des Klappentexts - also: „5. Tja, und schließlich bin ich in der Hölle einem Gefängnisflüchtigen über den Weg gelaufen. Sein Name ist Peace. (Sohn des Zeus/ arroganter Arsch/ verboten heiß/ seelenlos …). Er versucht mit einem absolut hirnrissigen Plan die Götter aus dem Olymp zu stürzen.

Und ich?

Ich werde ihm dabei helfen.“ - gelegt hätte. Das hörte sich für mich am interessantesten an und war am Ende auch ausschlaggebend dafür, dass meine Wahl auf dieses Buch fiel. Und dieser Punkt ist auch der Grund, warum ich am Ende enttäuscht zurückgelassen wurde, weil ich dem viel mehr Bedeutung beigemessen habe als ich es sollte. Ja, man läuft Peace über den Weg, ja, er ist dieser typische bad boy, ja, er hat etwas mysteriöses und anziehendes an sich. Aber wo sind die Funken zwischen ihm und Warrior? Wo und wie haben sie sich verliebt? Das kam bei mir nicht ganz an. Irgendwann las ich nur, wie besitzergreifend Peace ist. Das ganze dazwischen ist an mir vorbeigerauscht. Was mich auch sehr stutzig gemacht hat, war die Beziehung zwischen Warrior und ihren Bruder Maddox. War der ganze Aufbau Absicht? Die Nähe, die Inszenierung? Sollte es das erzielen, was bei mir ankam? Oder ist das reine intensive Geschwisterliebe? Ich weiß es nicht. Gegen Ende des Buchs kam dann endlich Fahrt auf, die auf Punkt 5 des Klappentexts deuteten. Und das Ende war natürlich ein cliffhanger, der Lust auf Band 2 macht. Trotz allem ließ sich das Buch schnell lesen, weil Stella Tack sehr einnehmend und bildhaft schreibt, was das Lesen erleichtert und umso schöner macht. Auch wenn ich inhaltlich meine Schwierigkeiten hatte und enttäuscht wurde, kann ich das Buch empfehlen, weil es anders ist und man dem tackischen Humor nicht entkommen möchte. Band 2 werde ich ebenfalls noch lesen, jedoch noch nicht jetzt. Glaube, etwas Abstand und Pause zur Geschichte würde mir guttun. Und dieses Mal, ohne den Klappentext zu lesen!

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Veröffentlicht am 28.08.2022

War es nötig?

All in - Zwei Versprechen
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Okay, ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum und welchen Zweck dieser zweite band hatte. Für mich war das Ende vom ersten Super, weil es gezeigt hat, dass es im Leben nicht immer kunterbunt geht. Aber mit ...

Okay, ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum und welchen Zweck dieser zweite band hatte. Für mich war das Ende vom ersten Super, weil es gezeigt hat, dass es im Leben nicht immer kunterbunt geht. Aber mit dieser Fortsetzung wollte die Autorin wohl zeigen, dass es nach einem Schicksalsschlag besser werden kann. Dies gelang ihr auch, aber die Gefühle sind bei mir nicht angekommen. Es war eher mühsam, sich durch die Story zu kämpfen. Das Ende jedoch war wiederum sehr schön.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Interessant, doch zwiegespalten

Like water in your hands
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Das Buch ist ein own voice mit pakistanischen Protagonisten, die in Wien leben. Es geht um Arwa und Tariq, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Während sie gleichzeitig versuchen, ihr Leben, ihre ...

Das Buch ist ein own voice mit pakistanischen Protagonisten, die in Wien leben. Es geht um Arwa und Tariq, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Während sie gleichzeitig versuchen, ihr Leben, ihre Verantwortungen, Träume, Wünsche und Familie unter einem Hut zu vereinbaren.
Eins vorweg. Ich bin selbst Pakistanerin mit beiden Elternteilen als Pakistaner, weshalb ich die Geschichte anders wahrgenommen habe.
Ich habe das Buch zwar beendet. Dennoch fällt es mir schwer, diese Rezension zu schreiben, weil mich das Buch mit widersprüchlichen Gefühlen zurücklässt.
Die Story wird aus der Ich-Perspektive geschrieben, was an sich gut ist. Denn so baut man eher eine persönliche Bindung zu den Charakteren auf. Was mich allerdings gestört hat, war, dass in der ersten Hälfte des Buchs ausschließlich aus Arwas Sicht erzählt wird, in der zweiten plötzlich nicht nur Tariq hinzukommt. Sondern der Fokus auf ihn gelegt wird. So hatte ich das Gefühl, dass ich Arwa auf halbem Weg verloren habe. Sie ist nämlich keine einfache Protagonistin, denkt viel zu viel nach, nimmt alles akribisch genau wahr und projiziert vieles im Leben auf sich selbst. In ihre Gedanken einzutauchen war sehr interessant. Sie springt von einem Gedanken zum anderen, ist emotionsgeladen und sehr unsicher. Der Schreibstil hat dies sehr gut aufgegriffen und wiedergegeben. Allerdings war ihre Geschichte nicht fertig erzählt, als dann Tariqs Sicht kam. Da hätte ich mir wirklich gewünscht, dass es entweder so geblieben wäre, wie im ersten Teil, oder Tariq direkt zu Beginn seine eigenen Kapitel bekommt. Oder aber, wenn man es so lassen möchte, wie es ist, dann hätte ich nicht komplett den Fokus auf Tariq geschoben, sondern ihn zusätzlich hinzugenommen. Ja, es gibt noch Kapitel aus Arwas Sicht, aber nur vereinzelte und sehr wenige. Und das fand ich schade, weil wir erst eine komplette Hälfte brauchen, um so richtig in ihren Kopf anzukommen und dann plötzlich aber nicht mehr bei ihr sind. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass Arwa eine komplett andere Person ist, wenn wir sie aus Tariqs Sicht zu Gesicht bekommen.
Tariqs Kapitel waren schön zu lesen. Warum der komplette Fokus auf ihn gelegt wurde, weiß ich nicht, da wir zu Beginn nur mit Arwa vertraut gemacht wurden. Aber es war einfacher in ihm zu versinken als mit Arwa.
Generell passiert sehr wenig in den ganzen 476 Seiten. Einfach, weil der Fokus viel auf mental health gelegt wurde und somit auf die Gefühlslage, den Gedanken und dem Inneren der Charaktere. Wer also eine temporeiche Geschichte braucht, wird diese als langatmig empfinden. Wer aber genau eine langsame Story mit solchen Themen braucht, ist hier richtig. Der Aspekt mit mentaler Gesundheit hat mir gut gefallen. Es zeigt nämlich, dass auch „Ausländer“ normale Menschen sind, die eben solche Probleme haben können. Nicht, weil sie aus einem bestimmten Kulturkreis kommen, sondern einfach, weil sie Menschen sind. Da hat die Autorin auch Vorurteile aufgegriffen und widerlegt, dass viele Menschen den Grund der psychischen Störungen eben in der Herkunft suchen, dies aber falsch sei, weil jeden diese Ängste hätten treffen können. Mit Arwas Mutter weist sie jedoch auch auf, dass es diese auch in Verbindung mit der Herkunft sein können. Aber nicht, weil sie Pakistanerin ist, sondern wegen der Tatsache, dass man alleine in ein fremdes Land zieht, die Sprache lernen muss, keine Anhaltspunkte findet und weil Europäer verschlossen sind und nicht wirklich direkt und gut auf Ausländer, vor allem muslimisch geprägte, anzusprechen sind. So kann die Einsamkeit einen Innerlich verzehren. Vor allem Leute aus diesem Kulturkreis, die mit voller Familie aufgewachsen sind. Das hat Sohail gut ausgearbeitet. Und jetzt kommt wieder das Aber: es wird schön beschrieben, wie es sich alles für Arwa anfühlt. Bei einem Zusammentreffen der Freunde trifft Arwa zufällig auf Sophia, die ihr innerhalb 5 Minuten, die sie sich da kennenlernen, sagt, dass sie hochsensibel ist. Erstens, wie genau hat Sophia das sehen können, wenn Arwa nicht viel von sich preisgegeben hat? Zweitens haben Sophia und später auch Tariq, als Arwa es ihm erzählt, so getan, als sei diese Tatsache so offensichtlich gewesen, dass es sie erstaunte, dass es Arwa nicht selbst aufgefallen sei. Nein? War es nicht wirklich. Man merkt natürlich, dass Arwa sich viel zu sehr Gedanken macht und wirklich alles wie ein Schwamm aufsaugt. Aber nicht jeder kann das Kind beim Namen nennen. Und so auf der Hand gelegen war es auch nicht. Und jetzt auch mein großer Kritikpunkt. Es wird nicht weiter darauf eingegangen. Arwa weiß nun, dass sie hochsensibel ist, googelt es und das war’s. Da hätte ich mir mehr Detail gewünscht. Mehr Erklärung und Hintergründe. Dass Arwa es später in ihren Therapiestunden ansprechen wird, ist schön und gut. Aber da wir diese nicht mehr zu lesen bekommen, hätte ich mir wirklich mehr Detail hinsichtlich dessen gewünscht.
Details - das ist auch so ein Störfaktor bei mir gewesen. Denn meiner Meinung nach haben die wichtigen Szenen überhaupt keine Erzählung gefunden, sondern werden im Nachhinein kurz und schmerzlos erzählt. Beispiele: Arwa trifft nach sehr langer Zeit auf ihre Mutter. Es war überraschend und sie kam plötzlich. Aber es passierte. Und dann wird auf dieses Treffen nicht mehr eingegangen, sondern rückwirkend erzählt, dass sie gesprochen und Chai getrunken haben. Dabei wollte ich aber mit Arwa da sitzen und live mitverfolgen, wie sie mit ihrer Mutter ins Gespräch kommt, wo sie beide eine ungesagte Blase zwischen sich schweben haben. Das fand ich einfach so schade. Genauso die Szene, wo wir aus Tariqs Sicht erfahren, dass Arwa für ein paar Tage zurück in die Steiermark geht, um ihren Vater zu sehen. Dieses Treffen wird auch nicht beschrieben, sondern später einfach erzählt, dass sie da war und beide zwar froh waren, sich gegenseitig zu sehen, aber in leiser Zustimmung den Abstand bewahren wollen. Ich will das Lesen. Wie sah diese Zustimmung aus? Woran haben sie es ausgemacht? Welche Gefühle herrschten dort? Es ging doch die ganze Zeit darum, dass sie mit ihren Eltern nicht mehr das idyllische Leben hat wie früher, als sie ein Kind war. Warum darf ich, nachdem Arwa eine wichtige Erkenntnis macht, sie nicht auf ihre Reisen begleiten, die enorm wichtig für sie waren? Dafür gab es andere Stellen, die man hätte kürzen können.
Durch die ganze Geschichte hinweg wird die pakistanische Kultur beschrieben. Und da hatte ich auch so meine Schwierigkeiten. Man muss wissen, dass Pakistan ein Land vieler Völker ist, wo jedes Volk seine Kulturen hat. Aber übergreifend haben wir im Endeffekt doch eine ziemlich ähnliche Tradition. Hinzukommen noch, dass Gebräuche sich von Familie zu Familie unterscheiden, weshalb dieses Buch nicht die pakistanische Kultur widerspiegelt, aber im Großen und Ganzen schon. Und dass die Religion, also der Islam, eine größere Rolle in unserem Leben spielt und unsere Kultur auch geprägt hat. Denn der Islam gibt uns Freiheiten, wo Kulturen gerne einkreisen wollen. Womit ich nun Schwierigkeiten hatte: es wird meiner Meinung etwas widersprüchlich beschrieben. In einer Stelle heißt es, dass sie konservative kulturelle Regeln haben. Aber an anderer Stelle wird das Gegenteil beschrieben. Da war ich verwirrt. Habe ich es falsch verstanden? Oder habe ich eine andere Definition von konservativ und kulturell? Ich weiß es nicht. Viele Punkte habe ich wiedererkannt. Viele waren neu. Denn wir müssen bedenken, dass unsere Eltern zu einem Zeitpunkt ihr Land verlassen und nach Europa gekommen sind. Wie wir hier die Kultur ausleben, kann sich wiederum von Familie zu Familie unterscheiden. Was aber nicht schlimm ist. Es war für mich interessant, solche Kleinigkeiten zu lesen. Was ich allerdings erwähnen muss, Pakistan ist ein muslimisch geprägtes Land. So ist auch die Lebensweise beeinflusst. Deswegen sind intime Beziehungen vor der Ehe nicht üblich. Sie sind verboten. Im Buch werden aber solche intimeren Szenen beschrieben. Da entscheidet jeder für sich. Ich sage es nur, um zu erwähnen, dass dies kein Regelfall ist. Man wartet bis nach der Ehe.
Wo ich auch etwas verwirrt war, ist, als Tariq meinte, dass sein Vater sehr streng und strikt sei. Aber gleichzeitig sagt er, dass sein Vater es eingesehen hat, seinen Kindern die freie Entscheidung zu geben, wie und ob sie ihre Religion ausleben wollen. Das ist für mich nicht strikt. Das wäre es, wenn die Eltern ihren Kindern nichts erlauben würden, außer eben nur das, was die Eltern für richtig empfinden. Generell kam es mir nicht vor, dass Tariq eingeschränkt sei, da er macht und tut, wonach er will. Er grenzt sich eher selbst ein.

Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und jeder ist auf seine Weise stark und findet auf seine Weise die Antwort zu „wer bin ich? Wo gehöre ich hin?“. Bloß das Gefühl, dass fast alle Charaktere eine dunklere Aura um sich haben, ist erschreckend für mich. Weil es auch zu viel sein kann.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und bildhaft. Gewöhnungsbedürftig war er allerdings an Stellen, wo plötzlich englische Sätze eingeschoben sind. Ich kenne es aus Urdu, das englische Wörter hin und wieder oder auch teilweise ganze Sätze in Anspruch genommen werden. Es ist der Historie bedingt. Aber dass im deutschen dann vereinzelte englische Wörter vorkamen, war für mich neu. Aber keineswegs ein Minuspunkt oder so!
Es gibt einen Punkt, den ich mich die ganze Zeit frage. Ich selbst bin ja aus der Mitte und hatte keine Probleme mit den ganzen Traditionen, den Bollywood Filmen etc. klarzukommen. Aber wie es für einen Außenstehenden, der nichts mit alldem zu tun hat, vorkommt, kann ich mir nicht vorstellen und frage mich, ob es für sie interessant ist oder ob sie nur Bahnhof verstehen, so wie ich, als ich als Kind nicht ganz die deutschen Trends und den neuesten Klatsch und Tratsch mitbekommen habe.
Das Ende fand ich schön. Es ist offen gehalten, damit jeder sich selbst ausmalen kann, wie es weitergeht. - Vielleicht erfahren wir das auch in den Folgebänden, wer weiß.- Wichtig ist nur, dass beide Charaktere einen wichtigen Schritt im Leben gemacht haben.
Alles in allem kann ich sagen, dass die Autorin vielen kleinen Aspekten eine Stimme verliehen und Vorurteile direkt angesprochen hat. In vielen Situationen konnte ich mich identifizieren, in vielen auch nicht. Wir sind eben die erste Generation hier und müssen unseren Platz finden. Gleichzeitig mit Rassismus kämpfen, der uns nie wirklich willkommen fühlen lässt. Dass wir uns mit Gleichgesinnten - also ebenfalls Pakistaner oder aus der Umgebung kommenden und in Europa aufwachsenden - am besten und wohlsten fühlen, kam ebenfalls sehr gut rüber. Sie verstehen einfach unseren Standpunkt und können mit uns, wenn auch nicht dieselbe, aber die gleichen Erfahrungen teilen. Wie auch am Rande erwähnt wird, wie Rassismus etc. einen prägen können - denn Nuh lässt sich nicht mehr Nuh, sondern Noah nennen. Weil er als Kind deswegen gehänselt wurde. Aber nein. Einfach nein. Er macht es nur, weil er gehänselt wurde und dazugehören möchte. Und das tat mir so leid! Das kenne ich von vielen und aus eigener Erfahrung. Man gibt sich und seine Kultur auf, um die europäische anzunehmen und wenigstens etwas Zusammengehörigkeit zu fühlen. Aber das tun wir nicht, weil niemand 100% dies akzeptiert. Ich habe einfach gelernt, dass ich nicht Leuten hinterherrennen muss. Wer mich akzeptieren möchte, muss mich entweder ganz oder gar nicht nehmen. Aber so halbe Dinger tue ich nicht.
Eine interessante Geschichte, die Einblick auf viele Punkte gewährt. Es war schön, über die eigenen Traditionen zu lesen.

[Rezensionsexemplar]

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