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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2023

So skurril und faszinierend wie der Autor selbst

Kannibal. Jagdrausch
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Ich bin großer Fan von Mark Benecke und seinen Büchern, in denen er seine Arbeit beschreibt. Dass er seit kurzem auch Krimis schreibt, ist ein nettes Gimmick. Das Büchlein kommt mit knapp 200 Seiten daher ...

Ich bin großer Fan von Mark Benecke und seinen Büchern, in denen er seine Arbeit beschreibt. Dass er seit kurzem auch Krimis schreibt, ist ein nettes Gimmick. Das Büchlein kommt mit knapp 200 Seiten daher und ist ansprechend und hochwertig gestaltet. Bei der Kürze des Buches darf man keine tief-schürfende Lektüre erwarten, die Story ist aber trotzdem unterhaltsam.

Zum Inhalt: als in Berlin ein Koffer mit Knochen gefunden wird scheint für Privatermittler Bastian Becker der Fall glasklar: ein Kannibale treibt sein Unwesen in Berlin. Doch was ist das Motiv des Täters und wie kann er überführt werden? Becker stürzt sich in die Ermittlungen, auch wenn er droht, sich dabei selbst zu verlieren.

Das Buch wechselt zwischen Ermittler- und Täterperspektive. Und beleuchtet indirekt durch Recherchematerial und Gespräche das Thema Kannibalismus, was ja immer noch ein sehr gesellschaftlich tabuisiertes Thema ist. Besonders die Täterperspektive fand ich anfangs etwas anstrengend zu lesen, ohne genau festmachen zu können, woran das lag.

Der Ermittler selbst mit seiner leicht verschrobenen Art und seiner Eigenschaft sich beinahe körperlich in den Fällen zu verlieren ist schon interessant zu verfolgen. Vor allem da er eher unübliche Ermittlungsansätze verfolgt und über einen weitreichenden Wissensschatz verfügt, was die menschlichen Abgründe betrifft. Man merkt schon, dass hier auch was von Beneckes Fachwissen und Erfahrung eingeflossen ist.

Ansonsten ist der Fall recht kurzweilig gestaltet, allzu viele Irrungen und Wirrungen können ja bei 200 Seiten auch nicht auftreten. So richtig spannend fand ich den Fall tatsächlich nicht, eher interessiert und neugierig habe ich die Aufklärung des Falls verfolgt. Ein bisschen Raum für privates im Leben der Ermittler blieb auch, aber alles eher oberflächlich.

So richtig gecatcht hat es mich jetzt nicht, war aber angenehm zu lesen und insgesamt auch recht unterhaltsam

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Veröffentlicht am 08.02.2023

ganz schön schwermütig

Whitestone Hospital - Drowning Souls
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Mit „Drowning Souls“ ist der zweite Band der Whitestone Hospital Reihe von Ava Reed erschienen. Das Buch knüpft unmittelbar an das Ende von Band 1 an, was man deswegen unbedingt vorher lesen sollte. Ähnlich ...

Mit „Drowning Souls“ ist der zweite Band der Whitestone Hospital Reihe von Ava Reed erschienen. Das Buch knüpft unmittelbar an das Ende von Band 1 an, was man deswegen unbedingt vorher lesen sollte. Ähnlich wie bei Grace Anatomy schlittern die Charaktere hier gefühlt von einer Katastrophe in die nächste und obwohl es sich um einen Liebesroman handelt ist der Tenor der Geschichte eher schwermütig.

Zum Inhalt: nach einer Gasexplosion im Whitestone Hospital liegen die Nerven blank. Das Team hat einen Kollegen verloren, vier weitere erholen sich von ihren Verletzungen. Unter ihnen auch Mitch Rivera, der Verbrennungen zweiten Grades davongetragen hat. Und Sierra gibt sich die Schuld daran. Weil sie nicht schnell genug war, nicht gut genug. Und trotzdem klopft ihr Herz unaufhörlich schneller, wenn sie auf Mitch trifft.

Die Aufmachung der Reihe ist einfach wunderschön und ich mag das Konzept, dass die Bücher direkt aneinander anschließen, aber andere Pärchen in den Fokus stellen. Trotzdem komme ich mir ein bisschen so vor als würden wir von einer Katastrophenepisode in die nächste rutschen. So endet Band 2 tatsächlich wie er begonnen hat: mit einem tragischen Unfall, der als Cliffhanger offen gelassen wird und schon das Drama für Band 3 einleitet.

Tatsächlich hat mir in diesem Band ein bisschen die Leichtigkeit gefehlt, die ich an Band 1 so geschätzt habe. Es geht hier viel um persönliche Unsicherheiten und Ängste, um Schuld und Schuldgefühle. Das wird auch toll in die Handlung eingearbeitet und sehr nahbar durch die Charaktere umgesetzt, aber irgendwie ist es mir dadurch schwerer gefallen, die Liebesgeschichte zu genießen.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass es mir sehr gefallen hat Mitch und Sierra besser kennenzulernen und ich fand ihre Interaktionen und Zänkereien wirklich süß. Auch der Klinikalltag und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Sorgen sind wieder gut in die Rahmenhandlung integriert worden und wirkten auf mich recht authentisch.

Für mich Band 2 schwächer als Band 1 aber trotzdem sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Wie weit gehst du für dein Kind?

Die Herzchirurgin
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„Die Herzchirurgin“ macht durch das blutrote Cover allein schon einen furchteinflössenden Eindruck und auch der Inhalt steht dem mit einem temporeichen Plot und perfiden Wendungen in nichts nach. Ein spannender ...

„Die Herzchirurgin“ macht durch das blutrote Cover allein schon einen furchteinflössenden Eindruck und auch der Inhalt steht dem mit einem temporeichen Plot und perfiden Wendungen in nichts nach. Ein spannender Thriller, der die Protagonisten an ihre Grenzen treibt.

Zum Inhalt: Dr. Anna Jones ist eine Koryphäe auf ihrem Fachgebiet. Als sie einen aufstrebenden Politiker operieren soll, dringen bewaffnete Männer in ihr Haus ein und entführen ihren Sohn. Sie stellen Anna vor sie Wahl: den Politiker auf dem Operationstisch sterben lassen oder ihr Kind nie wiedersehen.

Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Bücher komplett ohne Sympathieträger auskommen. Anna Jones ist eine strenge, kalte Frau die für ihren Job lebt, wodurch ihr Kind auf der Strecke bleibt. Zum äußersten getrieben legt sie jegliche moralische Grundsätze ab- eben weil sie es muss. Und obwohl sie eigentlich das Opfer in diesem Fall ist, ist sie auch ganz bewusst Täterin. Dieser Gewissenskonflikt, dem sie sich stellt ist sehr deutlich spürbar und immer präsent. Das gibt der Geschichte eine interessante Perspektive bei der man nie weiß, was man von Anna noch erwarten kann.

Die Geschichte ist relativ temporeich und macht einige Nebenschauplätze auf, von denen nicht alle vertieft werden. Und auch wenn ich den groben Rahmen ziemlich vorhersehbar fand, so passieren immer wieder Sachen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Das Ende kam ziemlich abrupt und bleibt einfach im Raum stehen ohne sich wie ein echter Abschluss anzufühlen.

Das Buch war spannend zu lesen und hatte zwischendurch immer wieder Pageturner-Qualität. Trotzdem hat für mich irgendwas gefehlt, damit auch der letzte Funke überspringt. Vielleicht fand ich es auch einfach unrealistisch, wie Anna die komplette Handlung quasi im Alleingang bestreitet und die Polizei gefühlt spielend überlistet.
Auf jeden Fall ein solider Thriller, der aber kleine Schwachpunkte hatte, die mich letztendlich doch gestört haben.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Die Arbeitswelt ist nicht mehr zeitgerecht

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
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Corona hat unsere Arbeitswelt auf den Kopf gestellt: Kurzarbeite, Homeoffice, Hybridsysteme zur Bürobelegung. Aber schon davor hat es gebrodelt: immer mehr Arbeit muss durch immer weniger Personal gestemmt ...

Corona hat unsere Arbeitswelt auf den Kopf gestellt: Kurzarbeite, Homeoffice, Hybridsysteme zur Bürobelegung. Aber schon davor hat es gebrodelt: immer mehr Arbeit muss durch immer weniger Personal gestemmt werden, die Löhne sind oft nicht angemessen für die geleistete Arbeit und von Work-Life-Balance kann oft keine Rede sein. Journalistin Sara Weber hat sich diesem topaktuellen und stetig hochkochenden Thema angenommen. Unter dem charmanten Titel „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten“ beschriebt sie Arbeitnehmersituationen und bietet Ideen und Lösungsansätze, wie die Arbeitswelt sich verbessern kann und muss.

Das Buch ist in zwei Teile und diverse Unterkapitel gegliedert, wobei man grob sagen kann, dass Teil 1 die aktuelle Situation, besonders beim Arbeitnehmer widerspiegelt und Teil 2 versucht, innovative Vorschläge zu machen, wie eine moderne Arbeitswelt aussehen kann. Dabei werden verschiedene Themenbereiche angesprochen, wie Arbeitszeitmodelle, Remote Arbeitsplätze, aber auch Diversität und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Das Buch schlägt insgesamt einen schönen, umfassenden Bogen über die Themen, die Arbeitnehmer besonders beschäftigen und an denen Arbeitgeber dringend arbeiten müssen, um weiter qualifiziertes und motiviertes Personal rekrutieren zu können.

Ich habe das Gefühl das Buch spricht vor allem die jüngeren Generationen (<40 Jahre) an. Ich selbst habe mich und meine Gedanken und Gefühle bezüglich Arbeit und was ich mir davon erhoffe, in vielen Punkten wiedergefunden. Natürlich hat die Autorin nicht die Zauberwaffe gefunden, um Arbeit zu revolutionieren. Aber man merkt, dass hier wirklich Recherchearbeit im Buch steckt. Es werden viele Denkansätze und Ideen wiedergegeben, Beispiele für Chancen aufgezeigt und Probleme direkt angesprochen. Die Autorin beschäftigt sich hierbei auch mit den „Randgruppen“ des Arbeitsmarktes und zeigt auch hier klare Probleme unserer Gesellschaft und Denkweise auf.

Ich glaube das Buch erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und die Preisgabe konkreter Lösungskonzepte für bestehende Probleme. Aber es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und öffnet die Augen dafür, dass sich „tot zu schuften“ eben nicht selbstverständlich ist. Ich finde das Buch daher sehr lesenswert und auch für mich einen kleinen Reminder mal zurückzutreten und Resümee zu ziehen.

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Veröffentlicht am 02.02.2023

Das Fräulein ermittelt wieder

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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„Der Tote im Kurhaus“ ist der zweite Band einer Reihe um das Fräulein vom Amt Alma Täuber und nimmt uns wieder mit in die 20er Jahre in Baden-Baden. Obwohl es sich um eine Reihe handelt sind die Bände ...

„Der Tote im Kurhaus“ ist der zweite Band einer Reihe um das Fräulein vom Amt Alma Täuber und nimmt uns wieder mit in die 20er Jahre in Baden-Baden. Obwohl es sich um eine Reihe handelt sind die Bände in meinen Augen gut unabhängig lesbar. Der Fall ist wieder sehr atmosphärisch und konnte mit den fantastischen Figuren wieder auf ganzer Linie überzeugen.

Zum Inhalt: das Stück Aida erobert dir Bühnen von Baden-Baden und lockt die Kurgäste an. Dich dann wird der Tenor des Stückes ermordet aufgefunden und Alma Täuber befindet sich mitten in einem neuen Fall, denn den festgenommenen Verdächtigen kennt sie persönlich. Kann das Fräulein vom Amt den Fall lösen?

Ich bekomme bei dieser Reihe immer Miss Marple Vibes. Denn Alma hat diese etwas sittenstrenge, seriöse Art, gepaart mit einem scharfen Verstand und einer Portion Neugierde, durch die sie sich selbst öfter mal in Schwierigkeiten bringt. Schön finde ich, dass Alma in diesem Band ein bisschen über den biederen Gesellschaftschatten springt und überlegt, was sie selbst eigentlich will.
Hinzu kommen die vielen bunten Nebencharaktere von denen ich vor allem Wölkchen und Almas schrullige aber herzensgute Familie ins Herz geschlossen habe.

Wie schon in Band 1 ergeben sich hier auch wieder viele Hinweise aus den unzähligen Gesprächen, die Alma führt, sodass man gut miträtseln kann, wer der Täter sein könnte. Das Ägypten-Thema hat mir gut gefallen und ist ansprechend umgesetzt. Der Fall wird langsam aufgebaut und zusammengesetzt.

Neben dem Fall geht es auch um den Wandel in der Moral und der Gesellschaft, sowie Almas eigenes Hadern mit ihrer Stellung und dem Zwiespalt ihrer Gefühle. Das wirkt sehr authentisch und sympathisch und es ist leicht, sich in Alma hineinzuversetzen und mit ihr zu fühlen.

Ich fand den Fall wieder anschaulich konstruiert und das Buch sehr unterhaltsam.

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