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Veröffentlicht am 20.02.2023

Spannend, kurzweilig, beste Unterhaltung

Das Flüstern der Mütter (Thriller)
2

Wenn „Das Flüstern der Mütter“ nicht Gänsehaut pur ist, was dann! Es ist nicht mein erstes Buch aus der Feder von Gunnar Schwarz und wird auch nicht das letzte sein. Seine Art, Spannung zu erzeugen, nimmt ...

Wenn „Das Flüstern der Mütter“ nicht Gänsehaut pur ist, was dann! Es ist nicht mein erstes Buch aus der Feder von Gunnar Schwarz und wird auch nicht das letzte sein. Seine Art, Spannung zu erzeugen, nimmt mich immer wieder gefangen, ich lese ohne aufzusehen, es drängt mich vorwärts. Muss weiterlesen, immer weiter…

Es geht gleich mal ziemlich heftig los, der Prolog lässt Bilder im Kopf entstehen, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen möchte. Und dann wird sie gefunden - eine junge Frau. Sie hängt kopfüber an einem Ast, die Augen offen, sie sind fixiert. Was sollte sie sehen, was hat sie beobachtet? Oder was sonst hat diese Fixierung zu bedeuten?

Es ist der zweite Band um die Kommissare Lena Freyenberg und Henning Gerlach. Es schadet nicht, wenn man das erste Buch kennt, man kann aber ohne weiteres hiermit einsteigen, das Wesentliche wird gut ins Geschehen integriert.

Die Identität der Getöteten ist alsbald geklärt, ihr Ausweis liegt gut sichtbar neben ihrer Leiche. Ihr familiärer Hintergrund scheint in Ordnung zu sein. Eine weitere Tote wird gefunden, ähnlich zugerichtet. Gibt es Gemeinsamkeiten? Beide hinterlassen zwei Kinder, eine Glückwunschkarte mit makaberem Inhalt trifft ein, ebenso ein USB-Stick mit schrecklichen, schwer auszuhaltenden Aufzeichnungen.

Henning und Lena arbeiten gut zusammen, sie schätzen sich, können sich aufeinander verlassen. Vom Team erfährt man ein wenig Privates, nicht viel, aber doch genug, um sie gut einschätzen zu können. Mehr muss auch gar nicht sein, die Ermittlungsarbeit steht im Vordergrund. Und die hat es in sich.

Auch aus Tätersicht erfahre ich viel Interessantes. Vage könnte ich mir vorstellen, was ihn dazu treibt, die Mütter zu töten. Aber warum nimmt er den Kindern ihre Mutter? Und nach welchen Kriterien sucht er seine Opfer aus? Nicht nur ich, auch die Ermittler tappen im Dunkeln. Wird er wieder zuschlagen? Können sie einen weiteren Mord verhindern? Die intensive Suche bringt sie nicht unbedingt weiter, erst ziemlich zum Schluss wird klar, was so lange übersehen wurde. Auch ich habe mich täuschen lassen.

Ja, so mag ich es – eine Story, die lange undurchsichtig bleibt, dessen Ende man regelrecht entgegenfiebert. Mit authentischen Ermittlern, wendungsreich und geschickt ausgelegten Spuren. Ein Thriller, der gelesen werden will.

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Veröffentlicht am 17.02.2023

Die letzte weiße Kugel

Spinnennetz
5

Neun weiße Kugeln wollen abgefeuert werden, jede einzelne wird tödlich sein und eine davon ist für Joona Linna reserviert.

"Spinnennetz" - der neunte Band der Joona-Linna-Reihe hat es wieder in sich, ...

Neun weiße Kugeln wollen abgefeuert werden, jede einzelne wird tödlich sein und eine davon ist für Joona Linna reserviert.

"Spinnennetz" - der neunte Band der Joona-Linna-Reihe hat es wieder in sich, der tote Serienmörder Jurek Walter spukt noch immer herum. Saga Bauer, die nach ihrem Reha-Aufenthalt in den Polizeidienst zurück will, erhält eine Postkarte (angeblich von Jurek, das Anagramm “Artur K. Jewel” deutet darauf hin) in dem er ihr mitteilt, dass einzig sie es ist, die Joona retten kann. Sollte sie versagen, trifft ihn eine dieser weißen Kugeln.

Saga ist Dreh- und Angelpunkt für ihn, wer auch immer dahinterstecken mag. Sie bekommt ein Päckchen in die Detektei, in der sie vorübergehend arbeitet, zugeschickt. Ihr Chef hat es geöffnet und dann einfach weggepackt, der Zinnfigur darin hat er keinerlei Beachtung geschenkt. Derweilen wird Margot Silverman tot aufgefunden, grauenhaft zugerichtet. Spätestens jetzt steht fest, dass dieser Unbekannte, der sich hinter Jurek Walter versteckt, vor nichts zurückschreckt.

Das ist wieder so ein Buch, das ich am liebsten in einem Happs gelesen hätte. Spannend von Anfang an. Dass Margot, die Chefin der NOA, der Nationalen Operativen Abteilung, nicht ungeschoren davonkommt, ist bald absehbar. Hinter jedem Wort, hinter jeder Zeile, lauert das Grauen. Und es wird noch sehr viel schlimmer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann. Das Autorenduo Kepler ist auch hier, nach acht erfolgreichen Bänden, wieder sehr einfallsreich, ich möchte diesem Unbekannten nicht begegnen und doch zieht mich das abgrundtief Böse magisch an. Ich muss lesen, einfach weiterlesen… Wer ist als Nächster dran? Nach welchem Prinzip werden die Opfer ausgesucht? Ist es noch nicht genug? Nein, es ist noch nicht vorbei, es sind noch weiße Kugeln übrig.

Es bleibt nicht bei dem einen Mord, weitere folgen und werden im Vorfeld angekündigt. Noch mehr Päckchen werden vom Täter verschickt mit schwer zu deutenden Hinweisen. Auch wenn allen voran Saga und Joona immer besser darin werden, die Zeichen zu lesen, so brauchen sie doch zu lange, sie kommen wieder und wieder zu spät.

Man muss schon Nerven wie Drahtseile haben, es geht brutal zur Sache. Und die Leser sind hautnah dabei. Sowohl bei den Taten als auch danach, wenn das Team um Joona die Leichen oder das, was davon übrig bleibt, wieder mal viel zu spät entdeckt. Jedes Mal aufs Neue, nach jedem Mord, hoffe ich, dass die Ermittler dem Täter zuvor kommen. Die furchtbaren Gräueltaten ziehen sich durchs Geschehen, es wird gnadenlos weitergemordet. Auch wenn sie ihm dicht auf den Fersen sind, so entwischt er doch, als ob er das kleinste Schlupfloch findet oder sich in Luft auflösen könnte.

So etliche schmierige Typen sind mir nicht geheuer, es geht beileibe nicht zimperlich zu. Actionreiche, heftige Szenen wechseln sich ab mit ereignisreichen, sehr intensiven und oftmals schwer auszuhaltenden Momenten, es ist wahrlich kein Buch für Zartbesaitete. Der Schluss hat mich dann nochmal richtiggehend verblüfft. Der vermeintlichen Auflösung wird dann noch eins draufgesetzt – Spannung bis zum bitteren Ende sozusagen.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Auf Entdeckungstour

Nice to meet you, Albanien!
2

„So unbekannt wie vielfältig…“ wird Albanien beschrieben und nachdem ich mich festgelesen habe, kann ich diese Aussage nur bestätigen. Mit Etleva Shemai, der gebürtigen und hier aufgewachsenen Albanierin ...

„So unbekannt wie vielfältig…“ wird Albanien beschrieben und nachdem ich mich festgelesen habe, kann ich diese Aussage nur bestätigen. Mit Etleva Shemai, der gebürtigen und hier aufgewachsenen Albanierin und der Journalistin Luisa Willmann habe ich angenehme, wenn auch virtuelle Reisestunden verbracht.

Bevor es immer und überall Internet gab, bin ich nicht ohne mindestens einen, meist mehreren Reiseführern in Buchform verreist. Ich mag diese vielen individuellen Tipps, die Pfade jenseits des Massentourismus, die man nur dann findet, wenn man auf Insider zurückgreifen kann und genau dies und noch so einiges mehr bietet „Nice to meet you, Albanien“.

Wenn ich mir grad mal Tirana, die Hauptstadt, herauspicke, so erfahre ich neben den landschaftlichen Reizen und der geografischen Lage auch so einiges über die Vergangenheit. Auch lerne ich ein wenig albanisch wie etwa, dass giro genau wie in Italienischen der Spaziergang ist. Der Bürgermeister kommt zu Wort, ich gehe ins Theater oder ins Operncafé, viel Sehenswertes wird angesprochen und – wie in einem Reiseführer üblich – sind Tipps für Essen und Trinken, Übernachtung, Ausflüge und noch viel mehr neben sehr ansprechenden Fotos zu finden.

Nützliches, Albanien von A bis Z, findet man am Ende des Buches. Es war, es ist eine kurzweilige Reise in ein Land, das ich als Reiseland bis soeben gar nicht gesehen habe. Ich mag es, von Land und Leuten zu lesen, war gerne auf Entdeckungstour ins Herz von Albanien. Ein Reise-Buch, das Lust und Laune auf das Land macht.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Intensiv, spannend, mitreißend

Northern Spy – Die Jagd
2

Tessa ist gerade Mutter geworden, sie ist alleinerziehend. Ihr Job bei der BBC ist damit gut vereinbar, sie hat ihr Leben im Griff. Das Überwachungsvideo, das ihr vorgespielt wird, zeigt Marian während ...

Tessa ist gerade Mutter geworden, sie ist alleinerziehend. Ihr Job bei der BBC ist damit gut vereinbar, sie hat ihr Leben im Griff. Das Überwachungsvideo, das ihr vorgespielt wird, zeigt Marian während eines Überfalls. Tessa erkennt sie, sieht ihren starren, distanzierten Blick, der ihr seit jeher vertraut ist: Hochkonzentriert – ein Blick, den ihre Schwester schon bei Prüfungen hatte. Spätestens da weiß Tessa um Marians Gesinnung.

„Northern Spy“ erzählt vom Nordirlandkonflikt, der schon lange vor sich hin schwelt. Zu lange. Erzählt von Tessa und ihrem kleinen Sohn Finn, von Marian, ihrer Schwester und von ihrer Mutter. Die Nachrichten von Anschlägen der IRA sind allgegenwärtig, man ist schockiert, geht dann zur Tagesordnung über. Anders geht es nicht.

Flynn Berry macht den Nordirlandkonflikt sichtbar, er schleicht sich in die Familien, zu schnell gerät man zwischen die Fronten. Nichts ist einfach nur schwarz oder weiß, zu viele Abstufungen gibt es dazwischen. Die IRA kämpft im Verborgenen, baut Bomben, plant Anschläge, rekrutiert und bildet aus. Vor diesem Hintergrund ist ein hochspannendes Buch gelungen, es begleitet die beiden so unterschiedlichen Schwestern ein Stück ihres Weges. Es ist ein sehr intensiver Blick hinein in den Alltag zwischen Normalität und dem erbitterten Kampf um die Unabhängigkeit Irlands.

Was für ein intensives Buch! Was für eine Geschichte! Es ist durchweg spannend erzählt. Einmal angefangen, mochte ich es nicht mehr weglegen. Die IRA und der einhergehende Konflikt um ihr Irland werden auf sehr anschauliche Weise nochmal verdeutlicht. Wie schnell gerät man direkt hinein in eine Welt voller Aggressivität und Gewaltbereitschaft. Ein Thriller vor sehr ernstem, vor realem Hintergrund, der auf ganzer Linie überzeugt. Sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Die bewegende Geschichte einer Familie – großartig erzählt

Saubere Zeiten
2

Jakob sitzt im Wohnzimmer, er schaut sich die Familienfotos an. Ein Schnappschuss zeigt seinen Großvater am Strand, an der Hand sein kleiner Sohn, Jakobs Vater. Lange haben sie sich nicht gesehen, doch ...

Jakob sitzt im Wohnzimmer, er schaut sich die Familienfotos an. Ein Schnappschuss zeigt seinen Großvater am Strand, an der Hand sein kleiner Sohn, Jakobs Vater. Lange haben sie sich nicht gesehen, doch nun ist er hier, in Trier, seiner alten Heimat. Sein Vater liegt in der Klinik, es geht ihm nicht gut.

Jakob sieht sich in seinem Elternhaus um. In seinem ehemaligen Zimmer holt ihn die Vergangenheit ein, er entdeckt Tagebücher seines Großvaters und viele von seinem Vater besprochene Tonbänder. Diese führen ihn zurück in eine Zeit, als sein Großvater jung war. Vieles hat er erfunden, er war ein genialer Tüftler. Er, der ehemals kleine Drogist, hat ein Waschmittel auf den Markt gebracht, das der Familie zu Wohlstand verhalf. Wie es scheint, konnte er aber nicht mit Geld umgehen und so haben sie letztendlich alles wieder verloren.

„Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, dass mein Vater mit mir spricht.“ Konnten Vater und Sohn nicht offen miteinander kommunizieren? So viel Sprachlosigkeit war zwischen ihnen und nun hört Jakob die Geschichte von seiner Familie zwischen den Fahrten ins Krankenhaus und den Tonbändern, die ihn zurückführen ins Nazi-Deutschland und ihn später dann nach Brasilien fliegen lassen, nach Rio de Janeiro. Dort trifft er auf Bella, die vor langer Zeit hierher ausgewandert ist. Sie ist es, die ihm ein nicht ganz unwesentliches, lange gehütetes Geheimnis anvertraut.

Andreas Wunn verrät zum Schluss, dass zwar die Fakten rund um das Waschmittel, das sein Großvater erfunden und ihn zu kurzem Reichtum verholfen hat, die seiner Familie sind, alles andere jedoch ist fiktiv. Es ist eine von ihm gut erdachte Geschichte, die aber genau so gewesen sein könnte.

Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, musste ich erst mal ganz tief durchatmen, habe mir das Cover nochmal näher betrachtet und die empfundene Sprachlosigkeit trotz der räumlichen Nähe zwischen Vater und Sohn erst so richtig gespürt. „Saubere Zeiten“ waren es im übertragenen Sinne beileibe nicht, niemand kann sich von Schuld reinwaschen.

Die generationenübergreifende Geschichte um die Familie Auber hat mich sofort gefesselt, dem so einnehmenden Schreibstil konnte und wollte ich mich gar nicht entziehen, hier stimmt alles. Die so unterschiedlichen Charaktere sind allesamt authentisch dargestellt, es sind Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen. Neben Großvaters immer größer werdendem Familienunternehmen mit all den familiären Facetten, auch denen um Jakobs Vater, hat Jakob auch von sich erzählt. Dabei hat er geschickt mit den Zeitebenen gespielt, die Übergänge sind fließend, sie gelingen mühelos, gleiten perfekt ineinander über. Ein großartiges Buch, eine beeindruckende Geschichte, die von mir eine absolute Leseempfehlung erhält.

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