Thriller ist nicht mein bevorzugtes Genre, aber zwischendurch lese ich ganz gerne mal einen. Dann muss mich aber Cover und Klappentext gemeinsam ansprechen, das ich zugreife.
Ich wurde bei diesem Thriller wahrlich nicht enttäuscht.
Das Buch wird aus drei Perspektiven erzählt. Einmal aus der von Nina und Frederic, ihrem Mann sowie aus der von Lollo, der Mutter von Jennifer. Dadurch das man diesen Perspektivenwechsel hat, erfährt man sehr viel über das Innere des jeweiligen Protagonisten. Über seine Gedanken, seine Zerrissenheit und alles was ihn ausmacht.
Mir hat diese Technik sehr gut gefallen vor allem gepaart mit diesem recht unkonventionellen Schreibstil, der ganz klar, nüchtern und recht unemotional ist. Oftmals war er sehr gehetzt und man spürte in den Worten die pure Verzweiflung.
Lange habe ich nicht verstanden, warum diese drei Personen im Fokus stehen, doch ganz am Ende, fallen alle Puzzleteile an ihren Platz und es ergibt Sinn.
Nina, ist die Mutter von Smilla und die Ehe frau von Frederic. Gemeinsam haben sie drei Kinder und leben in einem kleinen Haus. In genau diesem will ihre Tochter zusammen mit Jennifer, der Tochter von Lollo und 20 Freunden eine Silvesterparty feiern, doch sie hat kein gutes Gefühl dabei uns ist sich recht unsicher. Generell ist Nina eine Frau, die unzufrieden ist. Unzufrieden mit ihrer Ehe, mit ihrer Figur und auch ein stückweit neidisch auf Lollo und ihre riesiges Haus nebst dem ganzen Geld.
Frederic ist jemand, der seiner Tochter das Vertrauen schenkt und ganz klar hinter den Partyplänen steht. Im Verlauf des Buches merkt man, dass es zwischen ihm und der Verschwundenen Jennifer eine gemeinsame Zeit gibt. Eine, die ihn dazu veranlasst sich selbst innerlich fertig zu machen, sich selbst zur Verzweiflung zu treiben bis dahin, dass er krank wird.
Lollo ist verheiratet mit einem reichen Mann und lebt ein wahres Luxusleben. Man merkt von Kapitel zu Kapitel, dass dieses Leben mehr Schein als Sein ist. Denn sie kann kaum Fragen zu ihrer Tochter beantworten, weiß nicht was diese nach der Schule so treibt, geschweige denn mit wem sie befreundet ist. Dieses laissez faire Verhalten zu Beginn, steigert sich hin bis zur Löwenmama, die alles vernichtet. Sie ist zum Ende hin ein Schatten ihrer selbst und ihr Mann, scheint mit dem Verschwinden von Jennifer anders umzugehen, er stürzt sich kopfüber in die Arbeit.
Drei Menschen, drei Perspektiven und drei unterschiedliche Ansätze mit dem Verschwinden von Jennifer umzugehen.
Das Setting ist zu Beginn die Silvesterparty, die so gekünstelt, so unpersönlich und so affektiert ist, dass man sich selbst als Leser dort nicht wohl fühlt. Man merkt mit jeder gelesenen Seite, dass hier definitiv zu viel Sekt im Spiel war.
Und ab diesem Moment beginnt das Verwirrspiel.
Die Autorin führt den Leser ganz bewusst auf eine Flasche Fährte und ich hätte den Täter, den sie uns präsentiert so unterschrieben und das Buch nach 100 Seiten zugeklappt und mit „Fall gelöst“ abgeschlossen. Doch, das wäre zu einfach, daher beginnt man zu schwanken und akzeptiert das unvermeidbare…
Die alles entscheidende Frage, was ist mit Jennifer passiert? Denn das bleibt ebenfalls lange offen. Ist sie tot, ist sie am Leben und hält sich versteckt oder wurde sie tatsächlich entführt? Fragen…die einem immer wieder im Kopf umhergehen. Denn die Suche ist recht schleppend, man hat eher das Gefühl die Polizei unternimmt nichts und man tappt im Dunkeln.
Doch dann…ja, dann passiert etwas und genau das…verrate ich nicht!
Ich habe lange auf das falsche Pferd gesetzt und war mir sicher, die Richtigen Schlüsse gezogen zu haben, doch am Ende lag ich völlig falsch. Irgendwann gab es einen Hinweis und dieser hat mich nicht mehr losgelassen… doch die Puzzlestücke konnte ich nicht zusammensetzen, bis dann die Auflösung kam und diese hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. Drangedacht ja, aber nicht für möglich gehalten.
Spannung bis zum Schluss…
Ein kleines Gimmick zum Schluss…Wer sich fragt, was es mit dem Eiswürfel Rosen Arrangement auf dem Cover auf sich hat, erfährt die Lösung im Buch.
Meine Bewertung: 5 Sterne
Ich kann nicht anders, als die volle Sternenanzahl zu vergeben, denn dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Es hat alles, was man sich bei einem Thriller wünscht. Spannung, undurchsichtige und nicht wirklich sympathische Protagonisten und eine Auflösung, auf die man niemals gekommen wäre.
Wer Lust hat, Silvester in Schweden zu verbringen, sollte dies unbedingt tun…es lohnt sich, auch wenn die Gäste alles andere als Gastfreundlich sind.