Eine Geschichte wie eine Anekdote
Ich habe „Roxy“ als Hörbuch gehört, gelesen vom Autor selbst. Und ich muss sagen: der kann einfach richtig gut vorlesen. Johann von Bülow hat eine wahnsinnig angenehme Stimme und erzählt sein Buch sehr ...
Ich habe „Roxy“ als Hörbuch gehört, gelesen vom Autor selbst. Und ich muss sagen: der kann einfach richtig gut vorlesen. Johann von Bülow hat eine wahnsinnig angenehme Stimme und erzählt sein Buch sehr flüssig und mit einer Leichtigkeit, die es wie eine nette Anekdote unter Freunden wirken lässt. Und obwohl es so leicht wirkt, lässt das Buch nicht an Tiefgang und Emotionalität missen. Die Thematik rangiert irgendwo zwischen der Euphorie und Melancholie des Lebens und Erwachsenwerdens- was für ein Buch!
Zum Inhalt: Marc und Roy sind alte Schulfreunde, sie wachsen im München der 80er Jahre auf und obwohl ihre Voraussetzungen für das weitere Leben sehr unterschiedlich sind- Roy ist Industriellensohn, Marc wachst eher kleinbürgerlich auf, spüren sie eine tiefe Verbundenheit. Sie wachsen aneinander, konkurrieren miteinander. Bis ihre unterschiedlichen Lebenswege sie zwangsläufig auseinanderreißen. Doch immer treffen sie wieder aufeinander, finden einander. Bis zu ihrem letzten Treffen, das auf einem Friedhof stattfindet.
Die Geschichte wird aus Marcs Perspektive erzählt, der getrieben vom Konkurrenzkampf mit seinem Kindheitsfreund Roy und seiner eigenen Planlosigkeit durchs Leben treibt. Marc weiß nicht was er will, weiß nicht wo sein Platz ist, weiß nicht wie man sich festlegt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, über das Erwachsenwerden und die Sinnfindung des Lebens.
Natürlich kommt das Buch, in dem Versuch ein Coming-of-Age Roman zu sein nicht ohne einige Klischees der Jugend aus. Diese passen aber hervorragend ins Bild. Das München der 80er und Marcs Station in Wiesbaden werden sehr greifbar geschildert, die Probleme, denen sich der junge Mann stellen muss, sind herrlich menschlich und erzeugen eine Art Nostalgie-Stimmung z.B. als er über die Schwierigkeiten des Telefonierens und des Anrufbeantworters erklärt. Als jemand, der diese Zeit nicht selbst erlebt hat, kommen mir diese Erinnerungen gleichwohl skurril wie unterhaltsam vor.
Es ist schwer mit diesem unsteten Protagonisten warm zu werden, der sich so durchs Leben treiben lässt, ohne jemals wirklich anzukommen. Am meisten nachvollziehen und mit ihm mitfühlen konnte ich wohl ganz am Ende. Für mich war dieses Buch eine Geschichte, der ich gerne gelauscht habe und die voll war von den Fantastereien der Jugend und der Suche nach sich selbst.