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Veröffentlicht am 20.02.2023

Fesselnd bis zur letzten Zeile

In den letzten Stunden der Dunkelheit
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„...Es hat immer schon Krieg gegeben, und es wird ihn immer geben. Es liegt in der Natur des Menschen, eigene Interessen mit Gewalt durchzusetzen, einander zu übervorteilen, zu vertreiben und zu unterdrücken...“

Diese ...

„...Es hat immer schon Krieg gegeben, und es wird ihn immer geben. Es liegt in der Natur des Menschen, eigene Interessen mit Gewalt durchzusetzen, einander zu übervorteilen, zu vertreiben und zu unterdrücken...“

Diese Worte eines amerikanischen Offiziers im April 1945 deuten darauf hin, wie die Entwicklung weitergehen wird. Schon bald werden aus Partnern Feinde. Doch nun kommt es erst einmal darauf an, den Krieg zu gewinnen und die eigene Position zu stärken.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Thriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dafür hat auch der Schriftstil gesorgt, der zum einen für den hohen Spannungsbogen verantwortlich ist, zum anderen aber auch die gesellschaftlichen Ereignisse gekonnt auf den Punkt bringt.
Captain Frederic Carvis ist Dolmetscher der US – Armee. Plötzlich erhält er einen ungewöhnlichen Einsatzbefehl. Er soll nach Berlin fliegen und den Physiker Paul Bergmann eine Ausreise nach Amerika ermöglichen.

„...Alsos (Anmerkung: eine amerikanische Geheimdienstoperation) sammelt keine Informationen mehr, sondern die Köpfe des deutschen Atomprogramms. Kernphysiker, Chemiker, Bombenexperten. Und wir müssen uns beeilen, damit die Russen uns nicht zuvorkommen...“

Carvis aber will nicht nach Berlin, denn es ist momentan der gefährlichste Ort in Deutschland. Doch dann sagt er aus persönlichen Gründen zu. Carvis kennt Bergmann und dessen Familie. Er hat 1936 in Berlin Physik studiert. Dabei hat er damals viele namhafte Physiker kennengelernt. Ab und an gibt es Rückblenden in die Jahre 1936 und 1937. In letzteren Jahr musste Carvis Deutschland verlassen.
Das Unternehmen von Alsos ist minutiös geplant. Aber Planung und Realität sind zwei Seiten einer Medaille. In Berlin hofft das letzte Aufgebot auf den Sieg. Außerdem sind die Russen auf den Spuren von Bergmann.
Major Walter Heinrich ist als Aufpasser für Paul Bergmann abkommandiert. Seine Einschätzung des Wissenschaftlers bestätigt sich an vielen Stellen des Buches.

„...Aufgeblasener Wichtigtuer, dachte Heinrich. Unsere Welt stürzt in Trümmer, und er sorgt sich um Pünktlichkeit...“

Nicht nur die Beschreibung der Kämpfe in Berlin zeugen von der umfangreichen Recherche des Autors. Mir gefällt, dass viele der Protagonisten vielschichtig dargestellt werden. Oft sind es Kleinigkeiten, die dafür sorgen, ob Menschlichkeit siegt. Genau diese kurzen Episoden sind es, die der Geschichte eine besondere Authentizität geben. Meist sind es fein ausgearbeitete Gespräche, die die Situation auf den Punkt bringen.

„...“Du bist zu weich, Kolja“, sagte Patzejew. „Hatten die Faschisten Mitleid, als sie unsere Heimat überfielen? Unser Volk ermordeten?“ „ Dieses Mädchen wird wohl kaum dabei gewesen sein. Stell dir vor, es wäre deine Tochter.“ „Meine Töchter sind tot. „ „Ich weiß.“...“

Für Carvis und seine Leute geht es in Berlin um Leben und Tod. Im Prinzip kann jede Begegnung die letzte sein. Der Kontakt zur Basis ist abgebrochen und Bergmann ist nicht leicht zu händeln. In einem Punkt allerdings sieht er die Zukunft voraus. Als Carvis ihn auf die Gefahren der Bombe aufmerksam macht, entgegnet er:

„...Jetzt werden Sie mal nicht moralisch, Carvis. Sie haben Skrupel, aber damit sind sie alleine. Oder glauben Sie, dass ihre amerikanischen Landsleute, die in diesem Augenblick die gleiche Militärforschung betreiben, irgendwelche Hemmungen haben, eine Atombombe einzusetzen?...“

Im Anhang gibt der Autor noch eine Menge an Hintergrundinformationen. Das rundet die Geschichte ab.
Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Es zeigt die ganze Unmenschlichkeit eines Krieges und ein Stück Geschichte, die selten thematisiert wurde.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Spannender Krimi

Mostviertler Grafen
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„...Wimmer stellte sich auf die Zehenspitzen. Jetzt erkannte er es deutlich: Im Wasser trieb ein Körper, das Gesicht nach unten im Wasser...“

Eigentlich wollte sich Alfred Wimmer nur die Triftvorführung ...

„...Wimmer stellte sich auf die Zehenspitzen. Jetzt erkannte er es deutlich: Im Wasser trieb ein Körper, das Gesicht nach unten im Wasser...“

Eigentlich wollte sich Alfred Wimmer nur die Triftvorführung ansehen. Am Nachmittag sollte der Schmiedekurs weitergehen. Doch dann erkennt er den Toten. Es ist der Schmiedepapst Lugbauer, der Leiter des Kurses.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. In diesem Fall stehen die Schmiede und ihre Traditionen im Mostviertel im Mittelpunkt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Besonders dabei gefallen mit die kursiv eingefügten Gedanken der Protagonisten. Sie ermöglichen mir als Leser, tiefer in das Geschehen einzudringen.
Der Fall landet bei Major Brandner. Der hat im Mostviertel schon so seine Erfahrungen gesammelt. An seiner Seite ist eine junge Frau, Inspektorin Annika Lindner. Sie ist zwar etwas forsch, aber auch ehrgeizig. Sie bringt neuen Wind in die Ermittlungen. Major Brandner findet das richtige Maß an Fördern und Fordern.
Der Fall spielt im Oktober. Ab und an gibt es Rückblenden in den Juni. Da fand das traditionelle Schmiedefest statt.

„...Lugbauer trug natürlich die Festtagstracht der Eisenstraße mit den Metallgussknöpfen und der eisernen Anstecknadel am Sakko, und darunter leuchtete das Gilet wie dunkelrot glühendes Eisen...“

Als Täter kommen in erster Linie die Teilnehmer des Kurses infrage. Das Mordwerkzeug war nämlich ein geschmiedeter Nagel. Doch der Tote hat sich auch andere Feinde gemacht, die beim Schmiedekurs bei den Auszeichnungen nicht berücksichtigt worden sind. Außerdem führt die Nachbarin der Witwe sie auf eine weitere Spur, denn die Frau hat genug Zeit, um ihre Umgebung zu beobachten.
Sehr gut wiedergegeben werden die lokalen Gegebenheiten. Der Fall führt mich durch mehrere Orte in Niederösterreich.
Schnell gibt es einen Verdächtigen. Doch die Beweise sind mager. Doch dann geschieht ein zweiter Mord. Dieses Mal hat es nichts mit dem Schmiedekurs zu tun.
Es ist Annika, die die richtige Idee hat.
Am Ende informiert der Autor über Fiktion und Realität.
Das Buch hat mir sehr gtu gefallen. Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen und gut ausgearbeitete Gespräche. Das macht das Lesen zum Vergnügen.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Die Ostergeschichte für Kinder erzählt

Tamara, Kiki und das Osterwunder
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„...“Piep!“, schimpfte Kiki, der kleine Spatz. Er flatterte wild mit den Flügeln, seine Füße zappeln in der Luft...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Kinderbuch, dass Kindern die Ostergeschichte nahebringt. ...

„...“Piep!“, schimpfte Kiki, der kleine Spatz. Er flatterte wild mit den Flügeln, seine Füße zappeln in der Luft...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Kinderbuch, dass Kindern die Ostergeschichte nahebringt. Es sind zwei Tiere, die das Geschehen beobachten: Kiki, der kleine Spatz, und Tamara, die Gazelle.
Die Geschichte wird kindgerecht erzählt. Sie beginnt mit Jesu Einzug in Jerusalem und endet mit der Auferstehung. Sie beschränken sich auf wesentliche Etappe. Dabei wird berichtet, was Kiki und Tamara sehen und hören.
Die Texte sind relativ groß geschrieben und klar gegliedert. Die Absätze haben zum Vorlesen genau die richtige Größe.
Die Bilder sind farbenfroh, liebevoll gezeichnet und fein ausgearbeitet. Sie passen zum Text. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass im Garten Gethsemane der Himmel in dunklen Blautönen gehalten ist und der Mond scheint. Sonst dominieren als Hintergrundfarben helle Brauntöne. Auf jeden der Bilder ist irgendwie der kleine Spatz zu sehen.
Die Texte sind in die Bilder integriert. Auffallend ist außerdem die gute Papierqualität. Als Hardcover ist das Buch auch für kleine Kinderhände günstig. Das große Format lässt viel Raum für die Zeichnungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bleibt nahe am Bibeltext und vermeidet durch geschickte Wortwahl und Auswahl der Beiträge mögliche Überforderung. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Kampf um Gerechtigkeit

Hannah und ihre Brüder
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„...Solomon zog die Luger und drückte die Waffe fest auf Rosenzweigs Stirn. Man hörte den Aufschrei einer Frau. Die Menge wich zurück...“

Elliot Rosenzweig hatte sich die Eröffnungsgala in der Oper anders ...

„...Solomon zog die Luger und drückte die Waffe fest auf Rosenzweigs Stirn. Man hörte den Aufschrei einer Frau. Die Menge wich zurück...“

Elliot Rosenzweig hatte sich die Eröffnungsgala in der Oper anders vorgestellt. Was will der Mann von ihm, der ihn beschuldigt, Otto Piontek zu sein?
Der Autor hat einen fesselnden Roman geschrieben. Die Geschichte umfasst zwei Handlungsstränge. Einerseits ist sich Ben Solomon sicher, Hauptscharführer Otto Piontek erkannt zu haben. Dabei geht er nicht nur vom Äußeren aus, dass sich nach fünfzig Jahren stark verändert hat. Es sind die Stimme und die Gesten, die ihn überzeugen. Ben möchte, dass Otto für seine Schuld vor Gericht kommt. Gleichzeitig erfahre ich aus Bens Erzählung die Lebensgeschichte von ihm und Otto.
Liam bittet Catherine, Ben zu unterstützen. Die ist zuerst skeptisch. Könnte es sich um eine Verwechslung handeln? Liam stellt allerdings die richtigen Fragen.

„...Hast du dir einmal überlegt, wie ein Überlebender eines Konzentrationslagers ohne einen Cent in der Tasche nach Amerika kommen und schon bald einer der reichsten Männer Chicagos werden kann?…

Elliot behauptet, selbst im KZ gewesen zu sein. Er gehört zu den angesehensten Männern der Stadt. Das will er sich nicht kaputt machen lassen. Also beauftragt er einen Privatdetektiv, um Informationen über Ben Solomon und Otto Piontek einzuholen. Steckt da wirkliches Interesse oder nur eine geschickte Verschleierungstaktik dahinter?
Heftig sind die Abschnitte, die in der Vergangenheit spielen. Die Juden in Zamóc wähnten sich lange sicher. Bens Vater gehörte eine Glasfabrik. Nach der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht beginnt der langsame Abstieg. Mehr möchte ich zu diesem Teil der Erzählung nicht sagen. Das muss man lesen und auf sich wirken lassen.
Je mehr Catherine in Bens Geschichte eintaucht, desto mehr ist sie gewillt, ihm zu helfen. Dabei entwickeln sich intensive Gespräche.

„...Gott hat den Holocaust nicht gewollt. Er war der Wille derer, die vom Bösen erfüllt waren. Er war der Wille des Teufels…

Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Der wird auch durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten aufgebaut.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein Werk gegen das Vergessen.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Amüsante Geschichte

Wie ich Fräulein Luise entführte und mit ihr eine geheime Reise unternahm
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„...Momentan ging ich montags mit Leo zum Karate, dienstags mit Celestine zum Ballett, mittwochs mit Käthe zum Geigenunterricht, donnerstags mit Milo zur Kinderwerkstatt und freitags mit Jamie zum Zirkuskurs...“

Die ...

„...Momentan ging ich montags mit Leo zum Karate, dienstags mit Celestine zum Ballett, mittwochs mit Käthe zum Geigenunterricht, donnerstags mit Milo zur Kinderwerkstatt und freitags mit Jamie zum Zirkuskurs...“

Die 10jährige Greta hat damit ein volles Programm. Dann aber ist der Kurs in der Kinderwerkstatt zu Ende und Greta verschweigt das ihren Eltern. Plötzlich hat sie einen freien Nachmittag. Den verbringt sie bald bei Fräulein Luise, einer alten Dame im Haus.
Die Autorin hat ein amüsantes Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht. Er strotzt vor ungewöhnlichen Einfällen und ist mit viel Humor gespickt.
Als Fräulein Luise nach einem Sturz ins Altenheim kommt, hat Greta eine ungewöhnliche Idee. Sie verlässt mit Luise das Heim. Bald sind beide mit einem Auto unterwegs nach Frankreich. Fräulein Luise hat noch einen Schlüssel für ein Haus dort.
Das Roadmovie besticht durch das ungewöhnliche Zusammensein der beiden Protagonisten. Luise ist trotz ihrer fast 80 Jahre noch für manch unerwartetes Verhalten offen. Ihre Fähigkeiten am Steuer lesen sich so:

„...Fast ohne zu hüpfen entfernten wir uns von der Tankstelle und rasten in Schneckengeschwindigkeit auf die Autobahn zu...“

Bald schließt sich den beiden ein junger Anhalter an. Der übernimmt das Steuer. Damit vervielfacht sich das Reisetempo. Außerdem finden sie einen ausgesetzten Hund.
Die Geschichte hat mich prima unterhalten.

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