Obwohl ich schon viel von der Autorin Kathryn Taylor gehört habe, ist "Wildblumensommer" mein erstes Buch von ihr. Irgendwie hatte ich eine kitschbeladene Geschichte erwartet, jedoch hat dieses Buch viel mehr zu bieten, als eine leichte Liebesgeschichte und die allseits bekannten Probleme und Dramen, die ein Liebesroman normalerweise mit sich bringt, so dass mich dieses Werk doch mehr berührt hat, als ich wohl erwartet hatte.
Es gibt einiges an Dramen, die die Protagonisten verarbeiten müssen. Sei es der Tod von Zoes Bruder, ihre damalige plötzliche Abreise und sehr viele verletzte Gefühle und schlimme Erinnerungen, die sie an das kleine Dorf hat. Trotz dieser vielen und teils komplizierten Verbindungen bin ich sehr leicht in das Buch gestartet und habe zu allen Protagonisten, egal, aus welcher Perspektive der Plot gerade erzählt wird, sehr schnell einen Bezug gefunden. Allgemein fand ich alle Figuren sehr gut und authentisch ausgearbeitet. Alle haben ihren Platz in der Geschichte. Keiner wirkte dabei viel zu intensiv in den Fokus genommen oder zu sehr in den Hintergrund gesteckt oder gar absolut unnötig in die Geschichte integriert. Alle kämpfen mit ihren eigenen Problemchen oder ihrem Schicksal, alle sind gezeichnet und alle haben auch etwas zu erzählen. Leider konnte nicht auf alles tiefergehend eingegangen werden, aber dennoch hat es mir gut gefallen, dass nicht nur Zoe im Vordergrund stand, sondern auch die Geschichte ihrer Sommerfreundin Rose erzählt wird. Dies machte das Buch nicht nur vielschichtiger und spannender, sondern bot auch die Möglichkeit, auf verschiedene Alltagsprobleme und Thematiken einzugehen und diese tiefgründig zu behandeln.
Gerade das machte "Wildblumensommer" für mich auch so spannend und einnehmend. Zoe und Rose sind sich in ihrer Art so ähnlich, kämpfen aber doch mit sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und Umständen, um letztlich die Liebe, Fürsorge und Geborgenheit zu erhalten, die sie brauchen, um wirklich glücklich im Leben zu sein. Beiden wird das nicht einfach so geschenkt, beide müssen darum kämpfen und machen dabei auch einiges falsch. Und obwohl das auf so viele Liebesromane zutrifft, fand ich es in diesem Buch besonders schön erzählt und besonders schön für den Leser aufbereitet. Vor allem, da oftmals die Perspektiven genau an den Stellen gewechselt wurden, an denen ich doch unbedingt wissen wollte, wie es jetzt mit Zoe oder Rose mit ihren jeweiligen Liebsten weitergeht; gerade dann hätte ich am liebsten laut geflucht und manchmal hat es mich frustriert. Aber auch das schafft nur ein Buch, das gut und einnehmend geschrieben ist.
Besonders gut gefallen hat mir natürlich die Hauptprotagonistin Zoe. Ihre Entscheidung, die OP hinaus zu schieben habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Ich hätte mich wohl anders entschieden. Aber ihre Motivation konnte ich trotzdem sehr gut verstehen. Sie kann die unbeendeten und offenen Dinge in ihrem Leben nicht einfach so stehen lassen, braucht Antworten und kehrt daher an einen Ort zurück, an den sie eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte. Ich finde Zoe sehr stark geschrieben und sie hat mir auch sehr imponiert. Sicher hätte ich verschiedene Entscheidungen anders getroffen, hätte an der ein oder anderen Stelle erst überhaupt keine Missverständnisse aufkommen lassen, aber ich habe es Zoe in ihrer Leichtigkeit und Naivität trotzdem einfach abgenommen.
Auch Rose hat mir als andere weibliche Hauptprotagonistin sehr gut gefallen. Und auch sie habe ich bewundert, weil sie in ihrem Leben schon einiges durchgemacht hat und gerade im Alltag einiges leisten muss. Sie ist eine sehr sympathische Frau, deren Wunsch nach Liebe ich besonders gut nachvollziehen konnte. Aber auch bei ihr muss ich sagen, dass ich das Missverständnis gar nicht erst hätte entstehen lassen und die „Lüge“ schnellstmöglich aus dem Weg geräumt hätte – aber es sagt sich auch immer so leicht, dass man es selbst besser gemacht hätte; erst recht, wenn man selbst nie in einer solchen oder einer ähnlichen Situation war.
Ein klein wenig Abzug gibt es von mir für das Ende des Buches, das für mich persönlich zu vorhersehbar war und bei dem ich mir eine bessere Ausarbeitung gewünscht hätte. Das bezieht sich nicht nur auf das Happy End von Rose, sondern vor allem auf die Entwicklungen, die Zoe am Ende des Buches durchleiden musste. Ich hatte eben genau das erwartet (wirklich exakt genauso!) was mir am Ende geboten wurde, was ich ein bisschen schade fand. Da hatte ich nach den Erzählungen von Kathryn Taylor einfach mehr erwartet und kann deswegen leider keine volle Punktzahl für das Buch vergeben, auch wenn das Ende schön geschrieben war.
"Wildblumensommer" ist allerdings ein wunderbar leicht zu lesender Roman. Die Sprache der Autorin machte es mir unglaublich einfach, den Geschichten der beiden Frauen zu folgen, mich in sie hineinzuversetzen und die Spannung, die vermittelt wird, durch das Buch hinweg wahrzunehmen. Sie schreibt einfach wunderschön und einnehmend, nicht nur bezüglich der Figuren, sondern auch in Bezug auf den Plot und all die damit verbundenen Wendungen, Spannungsbögen und Entwicklungen.
Fazit
"Wildblumensommer" ist eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die mehr als nur leicht lesbar ist. Sie bietet Abwechslung, emotionale Wendungen und sehr viel Authentizität. Mir hat das Buch dank der toll ausgearbeiteten Hauptprotagonistinnen einige sehr schöne Lesestunden bereitet.