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Veröffentlicht am 25.03.2023

Annie, eine tollkühne Frau mit unschlagbarem Charisma

Die Radfahrerin
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Erst kürzlich habe ich von Susanna Leonard die Romanbiographie ‚Dian Fossey - Die Forscherin‘ gelesen und war begeistert davon, wie brillant die Autorin den Stoff umgesetzt hat. In dieser Romanbiografie ...



Erst kürzlich habe ich von Susanna Leonard die Romanbiographie ‚Dian Fossey - Die Forscherin‘ gelesen und war begeistert davon, wie brillant die Autorin den Stoff umgesetzt hat. In dieser Romanbiografie geht es um eine andere bemerkenswerte Frau, nämlich um die ‚Die Radfahrerin Annie Londonderry‘. Ich gebe zu, ich hatte vorher noch nichts von ihr gehört. Inzwischen weiß ich, Annie war die erste Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete.

Im ‚Bosten Tea Party Club‘ kommt es im April 1894 zu einem Disput zwischen Professor Dowe und dem Zuckerfabrikanten Samuel Thatcher. Thatcher spricht derart despektierlich von Frauen und reizt damit den guten Professor so sehr, dass der sich zu einer Wette hinreißen lässt. Es geht um 5.000 Dollar, die Professor Dowe daraufsetzt, dass es eine Frau schafft, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden.

Auf ein Inserat hin, meldet sich die gewitzte Annie. Sie lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern zusammen mit ihrem Bruder und seiner Familie auf engsten Raum im jüdischen Ghetto der Stadt. Das Einkommen ist knapp, so dass Annie abends Geschäfte abklappert, um Werbeanzeigen für Zeitungen zu ergattern, mit deren Einnahmen sie ihre Familie über Wasser hält. Annie nimmt die Wette an. Der Clou ist, Annie ist in ihrem ganzen Leben noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Erschwerend kommt hinzu, dass an die Wette Bedingungen geknüpft sind. Sie darf nur eine Garnitur Wechselwäsche mit auf die Reise nehmen und ohne einen Dollar in der Tasche starten, jedoch mit 5.000 Dollar zurückkehren. Ganz schön heftig. Annie ist zu dem Zeitpunkt 22 Jahre alt.

Annie ist eine Protagonistin, die mir gefällt. Ich kann ihren Freiheitsdrang nachvollziehen, dass sie der Enge entfliehen will, aber auch, dass sie ihre Familie mit dem Geld absichern möchte, nicht zuletzt auch die Zweifel, die sie quälen, weil sie ihre Familie 15 Monate zurücklassen muss. Ein grausamer Zwiespalt.

Annies tollkühne Radreise ist ein Meilenstein im Kampf um die Rechte der Frauen um Gleichstellung. Männer sahen zu der Zeit in der Frau ein Mittelding zwischen Kind und Mann. Sie nahmen Frauen nicht ernst. Die Frauenbewegung steckte in ihren Anfängen. Feministinnen mahnten die Rechte an, die Männer ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nahmen. Zu diesem Zeitpunkt besaßen Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht. So war die Radreise zugleich auch von gesellschaftlicher Bedeutung. Es galt die Frauenwürde zu verteidigen. ‚Es geht um mehr als nur um einen Rekord, es geht darum, der Welt zu beweisen, dass wir Frauen zu gleichen Leistungen fähig sind wie Männer.‘ (ZITAT)

Annie besaß das Talent, Menschen für sich zu gewinnen und zu begeistern. Sie, die mittellose Jüdin aus dem Ghetto, begegnete Adelige, Mächtige und Reiche auf ihrer Reise. Annie setzte gekonnt und manipulativ ihr Charisma ein, um Menschen um den Finger zu wickeln. Sie nahm es mit der Wahrheit nicht so genau. Ihr Drang, sich ins positive Licht zu stellen, ließ sie Fakten übertrieben und ausschmücken oder gar erfinden. Und dennoch schaffte sie es, auch mich um den Finger zu wickeln.

Susanna Leonhard trifft den Ton dieser Zeit sehr gut. Sie schreibt leicht lesbar und flüssig. Man fühlt sich mitten im Geschehen. Die Autorin versteht es exzellent, den belegten historischen, wie auch den fiktiven Personen Leben einzuhauchen.

Fazit: Eine Romanbiographie, um eine bemerkenswerte und tollkühne Frau mit unschlagbarem Charisma. Super umgesetzt. Ein Pageturner.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Glaubensimpulse

100 Tage Grace & Hope
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Zu allererst fällt die wunderschöne Haptik des Büchleins auf. Aufmachung und Gestaltung wirken tatsächlich sehr edel. Die goldene Schrift auf dem Cover fällt sofort ins Auge. Auch der Inhalt überzeugt. ...


Zu allererst fällt die wunderschöne Haptik des Büchleins auf. Aufmachung und Gestaltung wirken tatsächlich sehr edel. Die goldene Schrift auf dem Cover fällt sofort ins Auge. Auch der Inhalt überzeugt. Es macht Spaß in den Seiten zu blättern und die Texte zu lesen. Auch die traumhaften Illustrationen haben mich stark angesprochen. Auf 100 Doppelseiten können wir Gott begegnen. Auf der einen Seite ist ein Text zu lesen, auf der gegenüberliegenden Seite kann man seine eigenen Gedanken dazu niederschreiben. Die Seiten sind aus starkem Papier. Man kann sich also auch mit verschiedenen Buntstiften auf dieser Seite austoben ohne Angst haben zu müssen, dass sich die Schrift auf der nächsten Seite durchschlägt. Natürlich muss man bei den 100 Tagen nicht der Reihe nach vorgehen, man kann sich den Tag wählen, der einem im Moment gerade anspricht. Es ist ein tägliches zur Ruhe kommen, mit Sätzen die nachklingen. Denn die Texte berühren und machen das Herz weit.

Fazit: Tolles Buch für Gespräche mit Gott.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Ich bin begeistert😉

Wieder Begeisterung empfinden
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Bei mir hat das Büchlein eigentlich offene Türen eingerannt. Ich konnte allen Ausführungen voll zustimmen und doch habe auch ich wunderschöne Gedanken gefunden, die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten.

Das ...

Bei mir hat das Büchlein eigentlich offene Türen eingerannt. Ich konnte allen Ausführungen voll zustimmen und doch habe auch ich wunderschöne Gedanken gefunden, die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten.

Das Büchlein ist im Übrigen sehr hübsch und ansprechend gestaltet. Man blättert gerne durch die Seiten und lässt sich in Staunen versetzten. ‚Wieder Begeisterung empfinden‘ ist Teil einer Selbst- Coaching-Reihe verschiedener Fachautoren mit mittlerweile mehr als zwanzig Übungsheften. Viele Zeichnungen lockern den Inhalt auf. Rosette Poletti hat ihren Band in einer leicht lesbaren Sprache abgefasst. Es macht Spaß ihr in die zauberhafte Welt des Staunens zu folgen und Dankbarkeit zu empfinden.

Fazit: Hilfreiches Büchlein, dass den Blick auf die kleinen Dinge des Alltags richtet.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Zusammenreißen und weitermachen

Astrid Lindgren
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Ich liebte in meiner Kindheit die Bücher von Astrid Lindgren und ich liebe sie noch heute. Und doch hatte diese großartige Autorin selbst kein leichtes Leben. Ihre Lebensgeschichte wurde von Susanne Lieder ...


Ich liebte in meiner Kindheit die Bücher von Astrid Lindgren und ich liebe sie noch heute. Und doch hatte diese großartige Autorin selbst kein leichtes Leben. Ihre Lebensgeschichte wurde von Susanne Lieder in diesem einfühlsamen Porträt aufgezeichnet.

Die Autorin nimmt uns mit, wie Astrid Lindgren ihren kleinen Sohn von seiner Pflegemutter zurückholen muss, weil diese schwer erkrankte und Astrid nun eigentlich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Der Leser durchlebt ihre Ängste. Und doch sagte sich diese beeindruckende Frau ein Leben lang. Das Leben ist das, was man dir vor die Füße legt: Man kann das Beste daraus machen oder aber es beweinen.

Die Autorin schreibt sehr einfühlsam. Sie gibt mit gutem Gespür Astrid Lindgren und ihr Leben authentisch wieder. Der Autorin ist es gelungen Nahe an der Realität zu bleiben.
Zusammenreißen und weitermachen, war Astrid Lindgrens Leitsatz.

Astrid Lindgren hielt ihr Privatleben für sich. Sie ließ sich weder ins Herz noch in die Seele blicken. Die Familie bedeutete ihr alles. Bei Astrid Lindgren lagen Heiterkeit und Melancholie nahe beieinander. Sie war geistreich und schlagfertig und hatte einen herrlich trockenen Humor. Und … sie setzte sich ein für die Rechte der Kinder.

Fazit: Eine sehr gut lesbare Romanbiografie, die interessierten Lesern das Leben dieser großartigen Autorin näherbringt.





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Veröffentlicht am 03.02.2023

Ein harter Hund

Frankie
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Frank Thaler ist vierzehn Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter allein, sein Vater hat die Familie schon verlassen, als er noch ein Kleinkind war. Frank kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit ...



Frank Thaler ist vierzehn Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter allein, sein Vater hat die Familie schon verlassen, als er noch ein Kleinkind war. Frank kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Bislang wusste er nicht mal, dass er einen Großvater hat. Jetzt holt er mit seiner Mutter diesem Mann vom Gefängnis ab. Der 71-jährige Großvater hatte achtzehn Jahre gesessen, wobei ihm zwei Jahre erlassen wurden, wegen guter Führung. Aber insgesamt saß er bereits sechsundzwanzig Jahre seines Lebens. Er ist ein harter Hund. Wegen welcher Verbrechen er einsitzen musste, erfährt Frank weder von seiner Mutter noch von seinem Großvater. Frank spürt die Angst seiner Mutter vor diesem kalten, zynischen Mann. Und doch geht für Frank von diesem schwerkriminellen Großvater eine Faszination aus.

Es ist eine düstere Geschichte mit unglaublicher Sogwirkung. Michael Köhlmeier versteht es seine Leser in die Geschichte reinzuziehen. Sein Schreibstil ist leicht lesbar und doch verursacht sie Gänsehaut und Herzklopfen. Die Protagonisten sind unwahrscheinlich gut gezeichnet. Dieser emotionslose Mensch stand mir so deutlich vor Augen. Er machte mir Angst. Dieser Mann ist kein kuschliger Opa. Er muss schon einiges auf dem Kerbholz haben. Grundlos sitzt niemand eine so lange Haftstrafe ab. Ich bewunderte Frank, wie er es dennoch schaffte Zugang zu ihm zu finden. Und genau das hätte nie passieren dürfen. Vor solchen Menschen hält man sich fern. Die ängstliche Mutter hatte Frank vor dem Kontakt zu ihrem Vater gewarnt. Sie hält ihn für ein gefährliches Tier, sie kennt seine Untiefen.

Die Geschichte wird aus Franks Perspektive erzählt. Das Ende hatte ich so nicht erwartet. Ich blieb zum Schluss ziemlich verstört zurück.

Fazit: Eine perfekt erzählte Geschichte über die Frage nach Verantwortung und Schuld. Ein absolutes Lese-Highlight.


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