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Veröffentlicht am 26.03.2018

komplexer Wirtschaftskrimi

Operation Bird Dog
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Carl Wrede ist 14 Jahre als seine Eltern sich am Weihnachtstag umbringen. Wie durch ein Wunder überlebt er den erweiterten Suizid und ist von Anfang an überzeugt, dass seine Eltern nicht Selbstmord begangen ...

Carl Wrede ist 14 Jahre als seine Eltern sich am Weihnachtstag umbringen. Wie durch ein Wunder überlebt er den erweiterten Suizid und ist von Anfang an überzeugt, dass seine Eltern nicht Selbstmord begangen haben. Das traumatische Erlebnis verändert den Jungen, macht ihn zum introvertierten Einzelgänger, und 10 Jahre später ist der Wunsch übermächtig geworden, selbst herauszufinden, wie seine Eltern wirklich zu Tode kamen. Die Geschichte spielt also von Anfang an in zwei Zeitebenen. 1948 und 1958.

1948 wird Deutschland weiterhin von den Siegermächten kontrolliert, die in ihren jeweiligen Besatzungszonen die nötigen Machtbefugnisse haben. Ganz langsam wird die BRD in die Unabhängigkeit entlassen. Einer der ersten Schritte ist eine Währungsreform, denn die Menschen hungern noch immer und die Wirtschaft läuft nur langsam an. Da Bankier Wrede direkt und indirekt mit dem Prozess der Währungsreform zu tun hatte, liegt die Vermutung des Lesers nahe, dass sein Tod damit zu tun haben könnte. Bei der Vermutung bleibt es erst mal sehr lange, denn der Autor nimmt sich Zeit und fährt jede Menge Personal und verschachtelte Handlungsstränge auf, um die komplizierte Thematik zu beleuchten. Dabei tummeln sich diverse reale Persönlichkeiten und auch fiktive Darsteller in beiden Zeiten.

1958 versucht Carl mit allen Mitteln, seine Theorie von einem Mord zu beweisen und kann schließlich seinen Vormund überzeugen, dass an der Sache vielleicht doch etwas dran ist. Interessant ist dabei vor allem zu lesen, wie wenig oder viel sich in 10 Jahren in Deutschland verändert hat und wie stark vor allem die amerikanischen Einflüsse immer noch waren.
Das Thema des Buches ist spannend und man merkt dem Autor seinen wirtschafts- journalistischen Hintergrund deutlich an. Auch, dass er bei seiner Recherche sehr fleißig war, kommt gut rüber. Der Erzählstil an sich war für mich etwas sperrig zu lesen. Eine sehr verzwickte Handlung und viele Darsteller und noch mehr Nebendarsteller machen das Ganz unübersichtlich, obwohl es ein Personenverzeichnis gibt. Es gelang mir auch oft nicht, dem Verlauf der Geschichte ganz zu folgen oder ich brauchte ziemlich lange, um zu verstehen, worum es in manchen Szenen eigentlich ging. Es fällt mir schwer, den Finger direkt auf das Problem zu legen. Personen wie Carl, Tennenbaum oder Jennings dürfen durchaus mit Gedanken und Gefühlen agieren, aber ich kam ihnen nicht wirklich nahe. Den Fakten wurden intensive Beschreibungen gewidmet, dafür fehlte es oft an Aktion und Spannung. Ich denke, es hätte mir gefallen, wenn die fiktive Handlung etwas ausführlicher gewesen wäre und in Dialogen die Zusammenhänge und Rückschlüsse, die vor allem Carl und Jennings gezogen haben, noch besser erklärt worden wären. Auch Beschreibungen von Orten und Situationen hätte man noch ausbauen können.

Fazit: Der Autor hat etwas zu sagen aber an der Struktur eines spannenden Kriminalfalles muss er noch etwas arbeiten, damit es nicht wie eine nüchterne Reportage rüberkommt.

Veröffentlicht am 26.07.2017

mäßig spannend

Tiefe Schuld
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Die Autorin Manuela Obermeier war -oder ist - Polizeihauptkommissarin. Diese Kenntnisse können in einem Kriminalroman sicherlich von Vorteil sein. Deshalb hatte ich vor allem an den technisch korrekten ...

Die Autorin Manuela Obermeier war -oder ist - Polizeihauptkommissarin. Diese Kenntnisse können in einem Kriminalroman sicherlich von Vorteil sein. Deshalb hatte ich vor allem an den technisch korrekten Teil der Geschichte hohe Erwartungen. Außerdem verspricht der blutrote Wald auf dem Cover und der spannungsgeladene Klappentext einen guten Krimi. Solche Vorschusslorbeeren sind natürlich nicht immer förderlich, wenn man eine neue Autorin mit einem zweiten Band für sich entdecken will.
Vielleicht hat es daran auch bei mir etwas gehakt.

Zum einen fehlte mir wohl Vorwissen aus dem ersten Band. Das Privatleben der Hauptperson Toni Stieglitz ist zwar angerissen und das es einen rüden Ex-Lover gibt, wird ziemlich oft in den Ängsten der Kommissarin erwähnt. Aber irgendwie hätte ich noch zusätzliche Infos gebraucht denn so richtig schlau geworden bin ich nicht aus dem Privatleben der Polizistin. Alles erscheint etwas wirr und deprimierend obendrein. Allein schon das Verhalten ihrer Eltern, die dem Ex-Freund doch tatsächlich nachtrauern und sich wenig um die Gefühle ihrer Tochter scheren, ist grenzwertig. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass anteilsmäßig mehr von der Seelenpein als vom Kriminalfall berichtet wird. Der Fall an sich, der in Toni diese gemischten Gefühle auslöst, weil sie selber ähnliches erlebt hat, ist schnell erzählt, logisch aber ohne große Überraschungen aufgebaut.

Alles in allem ein vorhersehbarer und deshalb nur mäßig spannender Plot mit einer Heldin, die ich nicht ganz einschätzen konnte und die mir nicht wirklich sympathisch war. Nicht unbedingt eine Krimireihe, die ich weiterverfolgen werde. Ich hätte mich auch noch auf ein bisschen mehr Lokalkolorit gefreut.

Veröffentlicht am 25.05.2017

geschichtlich lesenswert

Das Haus der schönen Dinge
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„Das Haus der schönen Dinge“ war mein erstes Buch von Heidi Rehn. Ich konnte einfach nicht widerstehen, da es in meiner Heimatstadt spielt und zu einer Zeit, die mich immer besonders interessiert.

Die ...

„Das Haus der schönen Dinge“ war mein erstes Buch von Heidi Rehn. Ich konnte einfach nicht widerstehen, da es in meiner Heimatstadt spielt und zu einer Zeit, die mich immer besonders interessiert.

Die fiktive jüdische Familie Hirschvogel betreibt 1897 ein angesehenes „Kaufhaus“ in der Münchner Innenstadt. Thea und ihr Mann Jakob leiten die Firma mit viel Herzblut und Engagement. Sie und ihre Familie gehören zu den angesehenen Unternehmern der bayerischen Landeshauptstadt, sind gestandene Münchner und schon seit vielen Generationen tief verwurzelt in der deutschen Kultur. Vor allem Thea ist es, die mit Modernisierungen und zukunftsweisenden Entwicklungen das Kaufhaus in den nächsten Jahren zu einem florierenden und stetig wachsenden Betrieb macht. Nicht nur die neueste Mode aus England und Paris liegt ihr am Herzen, sondern auch das Wohlergehen ihrer Angestellten und die Zufriedenheit der Kundschaft. Aber als Leser weiß man natürlich, dass die Tage der jüdischen Firmeninhaber im Deutschen Reich bereits gezählt sind und auch die Hirschvogels bald in Gefahr schweben.

Die Geschichte wird über drei Generationen und 5 Jahrzehnte erzählt. Zwangsläufig musste die Autorin also Zeitsprünge einbauen, um all das abzudecken, was sie erzählen wollte. Eben diese Zeitsprünge waren es aber leider auch, die mir überhaupt nicht gefallen haben. Mir war das Tempo, in dem hier durch die Jahrzehnte erzählt wurde zu groß. Ich hatte mehr als einmal das Gefühl, dass die Geschichte etwas zusammengestaucht ist. Mir passiert das nicht so oft, aber ich bin der Meinung, die Familie und ihre Erlebnisse hätten noch mindestens 200 Seiten mehr gebraucht, um angemessen Raum zu bekommen. Es waren ja auch sehr viele Lebensgeschichten, die hier erzählt wurden. Viele Beziehungen, viele dramatische Entwicklungen. Zwangsläufig konnte viele Dinge nur in einem Rückblick oder einer Zusammenfassung erzählt werden und einige wichtige Ereignisse wurden dabei mit wenigen Sätzen abgehandelt, was ich schade fand. Dadurch fiel es mir schwer, die große Schar an Protagonisten richtig kennen zu lernen und die meisten Personen konnten mich gefühlsmäßig nicht erreichen. Auch nahm die reale Zeitgeschichte und die geschichtlichen Fakten einen großen Raum ein. Das fand ich zwar positiv aber ich hatte dabei das Gefühl, dass die menschlichen Dinge zurückstehen mussten, weil einfach nicht genug Seiten dafür waren.

Unbedingt zu erwähnen ist die herausragende Recherchearbeit von Heidi Rehn. Akribisch und genau beschreibt sie, wie die Kaufhäuser sich von kleinen Gemischtwarenläden zu richtigen mehrstöckigen Warenhäusern mauserten. Wie sie durch immer neue Ideen und Innovationen die Menschen in ihren Bann zogen. Wie in den Geschäftsräumen durch Konzerte und Lesungen und Bibliotheken die Kultur gefördert wurde. Auch die Entwicklungen von Arbeitsrecht und Unternehmertum und natürlich die Anfänge des Dritten Reiches werden anschaulich erzählt. Viele kleine und große Details gibt es hier zu entdecken und für einen Münchner ist das Lokalkolorit und der Münchner Dialekt sicherlich ein weiteres Schmankerl.

Mein Fazit:
Historisch hat mich das Buch voll und ganz überzeugt. Die Menschen blieben mir darüber aber leider fremd.

Veröffentlicht am 24.05.2017

noch jede Menge Luft nach oben

Das Erbe der Seher
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Mit „Das Erbe der Seher“ legt James Islington seinen Erstlingsroman vor – und es ist gleichzeitig auch der Einstieg in eine neue Fantasy-Reihe. Da ich immer auf der Suche nach Autoren bin, die mir die ...

Mit „Das Erbe der Seher“ legt James Islington seinen Erstlingsroman vor – und es ist gleichzeitig auch der Einstieg in eine neue Fantasy-Reihe. Da ich immer auf der Suche nach Autoren bin, die mir die Zeit zwischen den Tad-Williams- und George-Martin-Romanen versüßen und Brandon Sanderson ja nicht NOCH mehr schreiben kann, war ich gespannt, wie sich die Licanius-Saga anlässt.

Leider wäre ich schon fast über den Anfang gestolpert, denn nach einem sehr verwirrenden Prolog startet die Geschichte von Davian und seinen Freunden Werr und Asha etwas langatmig und ohne großen Aha-Effekt. Islingtons Erzählstil ist einfach und deshalb gut lesbar, allerdings auch ohne große Raffinesse. Aber dafür ist das Konstrukt seiner Welt ziemlich kompliziert und ehrlich gesagt hat es ziemlich lange gedauert, bis ich kapiert habe, wie hier alles so läuft und wo die Reise hingehen soll. Das ist ja mal prinzipiell nicht schlecht, denn ich mag es, mich in eine neue Fantasywelt reinzuarbeiten. Aber an mancher Stelle hatte ich den Eindruck, dass er zu verworren oder absichtlich nur bruchstückhaft erklärt, um den Leser lange im Ungewissen zu halten und Geheimnisse zu errichten, die gar nicht so geheimnisvoll sind. Dabei lässt er schon mal Begriffe unerklärt oder die Protagonisten berichten von Geschehnissen, die der Leser leider bis zum Ende des Buches nicht richtig einordnen kann.

Die jugendlichen Helden sind mit all den auch aus anderen phantastischen Büchern bekannten Inkredenzien zusammengerührt. Davian ist unsicher wegen seiner magischen Kräfte und seiner Bestimmung. Werr und Asha haben anfangs um einiges mehr Elan und Espirt als Davian und ergänzen sein etwas zögerliches Wesen. Der Autor versucht seine Helden von vielen Seiten zu beleuchten. Es gibt viele Dialoge im Buch; etwas, was ich immer sehr schätze. Allerdings hapert es für mich noch etwas an einem groß angelegten Spannungsaufbau und ich wurde bis weit über die Mitte des Romans vertröstet, bis sich endlich abzeichnete, welchen Weg der Autor mit seiner Geschichte einschlagen will. Natürlich handelt es sich um eine Reihe – oder Trilogie. Das man da mit seiner Munition vorsichtig umgeht und sich noch den ein oder anderen Schuss für die Fortsetzung aufhebt ist klar. Aber wenn ich den Vergleich ziehe, zu den oben bereits erwähnten Autoren, dann ist zwar das Setting einigermaßen interessant aber der erste Band ist für nicht wirklich gelungen, da er zu viel Ausdauer und Langmut von mir verlangt hat und bis jetzt nicht mit großen Überraschungen oder wirklich neuen Ideen punkten konnte. Solide aber für mich nicht ganz vier Sterne.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Luna im Turm

Königreich der Schatten: Die wahre Königin
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Vor 17 Jahren hat irgendetwas die Welt von Relhok verändert. Seitdem herrscht eine lange rabenschwarze Nacht, die jeden Tag nur von einer Sonnenstunde unterbrochen wird. In der Dunkelheit sind hungrige ...

Vor 17 Jahren hat irgendetwas die Welt von Relhok verändert. Seitdem herrscht eine lange rabenschwarze Nacht, die jeden Tag nur von einer Sonnenstunde unterbrochen wird. In der Dunkelheit sind hungrige Finsterirdische unterwegs, die alles in die Tiefen der Erde ziehen, was sie an Lebendem finden können. Außerdem wurde das herrschende Königspaar ermordet und nur mit viel Glück konnte eine königstreue Amme die neugeborene Tochter retten und mit Hilfe eines Soldaten in Sicherheit bringen. Die beiden verstecken das Kind weit weg in einem Turm vor den Augen des neuen Herrschers. Luna, die trotz einer Behinderung zu einem klugen und neugierigen Mädchen herangewachsen ist, rettet einem jungen Mann im Wald das Leben. Fowler erweist sich bald als nützlich, denn die Häscher des Königs sind Luna nach so vielen Jahren auf der Spur und als sie fliehen muss hilft er ihr und zusammen können sie fürs Erste entkommen.

Die wahre Königin ist der erste Band im „Königreich der Schatten“. Das etwas märchenhaft anmutende Setting hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Es war eine Mischung aus vielen Versatzstücken vieler Geschichten. Von Rapunzel bis zu Zombieromanen lässt sich hier so einiges finden. Im Laufe der Geschichte musste ich leider feststellen, dass Frau Jordan die Zügel nicht immer so richtig in der Hand hielt. Soll heißen, dass es für mich einen ständigen Tempowechsel gab der den Lesefluss störte und sehr viele Fragen aufwarf, die mir zu keiner Zeit beantwortet wurden. Es gab schöne und gehaltvolle Abschnitte und auch einige, die eine große Spannung aufbauten. Die wirklich spannenden Szenen waren dann aber immer etwas abgehakt und für meinen Geschmack viel zu kurz gehalten. Das Potential verpuffte meistens in wenigen Sätzen und ließ mich etwas ratlos zurück. Weder die Aktionen der Protagonisten noch ihre Gefühle und Motivationen waren außerdem so richtig ausgearbeitet. Natürlich konnte man dadurch jede Menge rein interpretieren. Aber mir mangelte es an vielen Stellen an einer soliden Beschreibung und schlichtweg an Handlung. So blieben die beiden für mich trotz aller Sympathiepunkte etwas blass und die plötzliche und überraschende Tiefe ihrer Liebe für mich nicht nachvollziehbar.

Fazit: Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, die die Autorin im ersten Band aber leider nicht ausreichend genutzt hat. Ich hatte das Gefühl, als hätte sie keine Zeit gehabt und wolle zu einem schnellen Ende kommen. Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und für Jugendliche und jung Gebliebene gleichermaßen passend. Also ein Buch welches sich schnell und problemlos lesen lässt aber keinen tiefen Eindruck bei mir gemacht hat.