Die Kehrseite des Traumberufs
„...Das Kalb liegt mit dem Hintern voran. Geh doch schon mal vor! Letzte Strohbuchte. Ich komme gleich nach...“
Das ist nur eine der Szenen im Buch, in denen deutlich wird, dass die Autorin genau weiß, ...
„...Das Kalb liegt mit dem Hintern voran. Geh doch schon mal vor! Letzte Strohbuchte. Ich komme gleich nach...“
Das ist nur eine der Szenen im Buch, in denen deutlich wird, dass die Autorin genau weiß, worüber sie schreibt. Ihre Protagonistin Paula ist Tierärztin. In dem Beruf lernt sie alle Schattenseiten der Massentierhaltung kennen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. In vielen Rückblenden werde ich in die Vergangenheit von Paula geführt, die am 1. Mai 1989 geboren wurde.
Der Schriftstil ist ausgereift. Dazu gehört die realitätsnahe Beschreibung der Arbeit als Tierärztin, aber auch manch bildhafte Darstellung im privaten Bereich.
„...Langsam windet sich der Duschvorhang ihre Fußknöchel die Beine hinauf. Umspannt sie wir ein Kokon, während von oben das heiße Wasser auf sie niederprasselt...“
Paulas Leben scheint vorwiegend aus Arbeit zu bestehen. Sie hat ihren Traumberuf gegen den Willen der Eltern erlernt. Vor allem der Vater hat ihr schon in jungen Jahren klar gemacht, was er von ihr erwartet.
„...Es gibt viele schlaue Menschen. Aber es geht darum, besser zu sein! Es geht darum, selbst die Grenzen zu bestimmen, nicht, sich von anderen welche setzen zu lassen. Wer nicht ganz oben schwimmt, wird stets zu den Verlierern gehören […] Alles über eins Komma null ist absolut inakzeptabel...“
Gute Schulnoten waren alles, kulturelle Interessen überflüssig.
Bei einem Besuch in der Großviehanlage trifft Paula ihre alte Freundin Hanne wieder. Sie ist alleinerziehende Mutter und gerade aus der Elternzeit zurück. Jahrelang hatten sie keinen Kontakt miteinander. Hanne ist Tierpflegerin. Auch hier darf ich als Leser wieder in die Kindheit der beiden eintauchen. Es gab noch eine dritte Freundin – Maria. Die aber bleibt für mich im Gegensatz zu Paula und Hanne relativ blass.
Es fallen Sätze über die Tierhaltung, die zeigen, dass das Tierwohl keine Rolle spielt.
„...Das falsche Medikament durch eine falsche Diagnose und schon hätte der Besamer eine wertvolle Ration Sperma umsonst in die Kuh gebracht. Im Stall zählt jeder Cent...“
Die Behandlungsmethoden und der Umgang mit den Tieren wird sehr realistisch wiedergegeben. Das ist damit keine einfache Lektüre. Personalmangel sorgt dafür, dass Paula eine Menge an Überstunden macht und zu wenig Schlaf bekommt. Besonders schwer fällt es ihr, wenn sie Entscheidungen zwischen Leben und Tod fällen muss.
Dann unterläuft ihr ein Fehler. Jetzt muss sie eine Entscheidung treffen …
In einem Glossar werden die verwendeten Fachbegriffe erläutert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.