Eine literarische Perle, die den Meerjungfrauen-Mythos mal von einer ganz anderen Seite zeigt.
Die Meerjungfrau von Black ConchBeschreibung
In den Gewässern vor einer karibischen Insel ist ein junger Fischer namens David ausgefahren, um seiner Arbeit nachzugehen, doch was er im April 1976 zu sehen bekommt, verschlägt ihm die ...
Beschreibung
In den Gewässern vor einer karibischen Insel ist ein junger Fischer namens David ausgefahren, um seiner Arbeit nachzugehen, doch was er im April 1976 zu sehen bekommt, verschlägt ihm die Sprache: eine Meerjungfrau. Von nun an besucht er die schöne Meeresfrau Aycayia, auf der ein uralter Fluch lastet, regelmäßig und wird ihr damit zum Verhängnis. Amerikanische Touristen fangen sie ein und David gelingt es im letzten Augenblick seine Meerjungfrau zu retten und in seinem Haus zu verstecken. Aycayia beginnt sich in eine Menschenfrau zurückzuverwandeln und findet bei David nicht nur Liebe und Geborgenheit, sondern auch die Chance auf ein neues Leben. Wäre da nicht der Fluch, der wie ein Damoklesschwert über dem jungen Glück hängt…
Meine Meinung
Monique Roffey entführt die Leserschaft in ihrem Roman »Die Meerjungfrau von Black Conch« in karibische Gefilde, nach Black Conch, einer fiktionalen Insel, die Trinidad nachempfunden ist und lässt in den Mythos der Meerjungfrauen eintauchen, indem sie die Legenden mit lokaler Geschichte verknüpft.
In einer poetisch anmutenden Sprache vermischt mit dem Slang der Inselbewohner von Black Conch erzählt die Autorin eine fesselnde Geschichte von gleich zwei großen Lieben, weiblicher Selbstbestimmung und dem Erbe des Kolonialismus und der Versklavung.
Bei der Erzählung wechselt sich die Stimme eines allwissenden Erzählers mit Tagebucheinträgen des jungen Fischers David ab und in klangvollen Versen kommen sogar die Gedanken und Gefühle der Meerjungfrau Aycayia zur Geltung. Besonders interessant ist dabei die Vergangenheit der bereits jahrhundertealten Meerjungfrau, die aus dem Volk der Taino stammt und aufgrund ihrer Schönheit von den Frauen ihres Stammes verflucht wurde.
Zugeben, auch wenn der besondere Erzählstil und die deutsche Übersetzung des Slangs zunächst gewöhnungsbedürftig ist, gelingt es Monique Roffey einen Sturm der Gefühle loszutreten, dessen Sog man sich nur schwerlich entziehen kann. Die einzigartige Melodie der Erzählung hatten mich somit schnell in den Bann gezogen und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Neben der Hauptstory über den gutmütigen Fischer David und die Meerjungfrau Aycayia gibt es noch einen weiteren fesselnden Handlungsstrang über die mächtigste Frau von Black Conch, Miss Arcadia Rain, welche als Nachkommin eines anglikanischen Priesters ein schweres Erbe auf der Insel antritt. Ihre Liebe zu dem Einheimischen Life ist den immer noch spürbaren Narben ausgeliefert, die der Kolonialismus und die Sklaverei Land und Leute beibrachte. So zieht Miss Rain ihren taubstummen Sohn Reggie in einem auf einem Hügel thronenden, alles überschauenden, Herrenhaus alleine groß.
Sehr gerne hätte ich noch viel mehr über die Geschichte von Miss Rain, Life und ihrem Sohn Reggie gelesen und fände es super, wenn es vielleicht ein Spin-Off dazu geben würde. Ansonsten bin ich sehr verzaubert von Monique Roffeys »Die Meerjungfrau von Black Conch«, einer ungewöhnlichen Betrachtung des Meerjungfrauen-Mythos, der hier mit viel Herz und Gefühl erzählt wird.
Fazit
Eine literarische Perle, die den Meerjungfrauen-Mythos mal von einer ganz anderen Seite zeigt und das alles dicht mit der karibischen Geschichte verknüpft.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.12.2022