Eine düstere Fortsetzung, die mit de inneren Dämonen ihrer Figuren spielt!
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 3 angelangt. "Throne of Glass - Erbin des Feuers" ...
Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 3 angelangt. "Throne of Glass - Erbin des Feuers" habe ich zuletzt Anfang 2017 gelesen und eine Rezension geschrieben. Da sich meine Meinung und meine Perspektive auf die gesamte Reihe sechs Jahre später weiterentwickelt hat, habe ich beschlossen, nach meinem Reread neue Rezensionen zu verfassen.
"Celaena wusste, dass das Gold in ihren Augen Feuer gefangen hatte, denn als sie Maeve ansah, war das Gesicht der Königin kalkweiß geworden. Und dann setzte sie die Welt in Brand."
Zuerst wenige Worte zum Buchcover. Ich mochte die minimalistische Gestaltung der Reihencover mit der illustrierten Silhouette unserer Hauptfigur vor einem weißen Grund schon immer sehr gerne. Auf Band 3 sieht man Celaena in einer dunklen Kampfmontur mit einer türkisfarbenen Schärpe, wehenden weißen Haaren und einem gespannten Bogen. Ergänzend wird sie hier durch feinen türkisfarbenen Nebel umwabert - eine subtile Andeutung auf Rowans Kräfte, die hier eine wichtige Rolle spielen. Für mich sind die deutschen Cover der ersten Ausgabe nach wie vor die schönsten und deutlich gelungener als die extrem modernen Neuauflagen!
Immer wenn ich ein altes Lieblingsbuch rereade, habe ich ein wenig Angst, dass sich meine Wahrnehmung zu stark verändert hat und ich bei einem erneuten Lesen ernüchtert und enttäuscht zurückbleibe. Diese Sorge hätte ich mir bei "Throne of Glass" nicht machen müssen. Die Geschichte von Celaena hat mich genau wie beim ersten Lesen von der ersten Seite an mitgerissen und wieder überzeugen können. Zwar hat "Throne of Glass - Erbin des Feuers" im ersten Drittel einige Längen, da sich die Autorin hier viel Zeit nimmt, mehrere neue Handlungsstränge einzuführen und die Entwicklung ihrer Hauptfigur voranzutreiben, dennoch entfaltet sich hier nun endlich die epische Magie, die diese Reihe zu einer meiner absoluten All-Time-Favorites macht! Nachdem wir Celeana zuerst im harten Wettkampf als kaltherzige Assassine kennenlernten, der zweite Teil sich dann eher auf die Intrigen am Hof des Königs konzentrierten, so ist "Throne of Glass - Erbin des Feuers" eine eher dunkle, düstere und magische Fortsetzung, die sehr viel mit den inneren Dämonen ihrer Charaktere spielt.
Erster Satz: "Himmel, was es heiß in diesem dämlichen Königreich."
Mit diesen Worten beginnt der dritte Teil ohne große Umschweife und führt uns nach Wendlyn. Um ihren größten Feind besiegen zu können und damit ganz Erilea aus der grausamen Herrschaft des Königs von Ardalan befreien zu können, musste Celaena Sardothien den Mann verlassen, den sie liebt und zu einem neuen Kontinent aufbrechen. Mittlerweile ist sie in Wendlyn angekommen und hofft, dort von ihrer Fae-Tante Maeve mehr über die verschollenen Wyrdschlüssel zu erfahren, durch die der König seine Macht erhält. Aber die Königin der Fae gibt ihre Geheimnisse nur preis, wenn Celaena sich als würdig erweist. Trainiert vom undurchsichtigen Fae-Elitekrieger Rowan versucht Celaena, die Quelle ihrer Magie zu kontrollieren und ihr Fae-Erbe zu akzeptieren, was schwieriger ist als gedacht. In der Zwischenzeit forscht Chaol in Rifthold gemeinsam mit Celaenas Cousin Aedion heimlich nach der Ursache für das Verschwinden der Magie in ganz Adarlan, auch um seinem magisch begabten Freund, Kronprinzen Dorian, zu helfen. Ein gefährliches Spiel, denn der König verfolgt mit Hexen und magischen Kreaturen in der Ferianschlucht bereits seine eigenen schrecklichen Pläne mit weitreichenden Folgen für alle Bewohner Erileas...
War die Geschichte zuvor noch recht einfach und stringent erzählt, weitet Sarah J. Maas ihre Geschichte ab diesem dritten Band auf verschiedenen Handlungsstränge aus, die auf verschiedenen Kontinente spielen – Wendlyn, Rifthold und die Ferianschlucht. Wie zuvor wechselt die Autorin dafür zwischen dem personalen Er-Erzähler ihrer Hauptfiguren hin und her und verschafft uns somit einen guten Überblick über die Geschehnisse in ihrer magischen Welt. Besonders das Setting in Wendlyn, das magische Land der Fae, hat mir sehr gut gefallen. "Wendlyn. Ein Land der Mythen und Ungeheuer - der wahr gewordenen Träume und Albträume" - so nennt Celaena es, als wir gemeinsam mit ihr neue Gebiete erkunden, neuen Monstern begegnen und neue Bekanntschaften schließen. Dabei greift die Autorin nun immer mehr der gezielt verteilten Hinweise aus den ersten beiden Bänden auf und führt die Handlung auf überraschende Weise in eine bereits angedeutete Richtung. Auch wenn ich die gesamte Reihe ja bereits kenne und theoretisch weiß, was passieren wird, konnte sie mich immer wieder überraschen und mit plötzlichen Wendungen an der Nase herumführen. Denn in den sechs Jahren, seitdem ich dieses Buch zuletzt gelesen habe, habe ich unfassbar viele Details und Verbindungen wieder vergessen, sodass es nun umso mehr Spaß macht, zu sehen, wie sich vor meinen Augen wieder das komplexe Handlungskonstrukt enthüllt, dem ich bis zum actionreichen, dramatischen und unglaublich mitreißenden Schluss nur gebannt folgen konnte.
"Sie würde ihr Licht, ihre Gabe in die Welt tragen, würde in der Dunkelheit so hell leuchten, dass alle, die verirrt oder verletzt oder gebrochen waren, den Weg zu ihr finden würden, ein Leitstern für diejenigen, die noch immer in diesem Abgrund steckten. Es würde kein Ungeheuer nötig sein, um ein Ungeheuer zu vernichten, sondern Licht. Licht, um die Dunkelheit zu vertreiben."
Auch der Aspekt der Magie, der bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, da sie in Ardalan nicht mehr gewirkt werden kann, tritt hier mehr in den Vordergrund und ergänzt die Geschichte perfekt und schlüssig. Während die Reihe bisher durch den klassischen Fantasy-Aufbau noch recht einfach war, beginnt die Reihe nun ihre ganz besondere, düster-magische Atmosphäre zu entwickeln. Über Sarah J. Maas´ Schreibstil habe ich schon seitenweise Lobreden geschwungen, die ich eigentlich nur wiederholen kann. Ihre große Stärke ist es, dass sie auch bei komplexen Worldbuildings, vielen Figuren und unübersichtlichen Actionszenen nie das Wesentliche aus den Augen verliert, einzelne interessante Aspekte gekonnt herausspickt und präzise weiterentwickelt. Wie für ihre Geschichten gibt es auch für ihren Schreibstil ein Wort, das ihr erstaunliches Talent, Worte in Sätzen so zu platzieren, dass sie der Geschichte ein imposantes und charakteristisches Auftreten verleihen, super beschreibt: EPISCH. Durch ihre teils sehr außergewöhnliche Wahl der Worte und intensive Szenenbeschreibung, fühlt man sich oft, als würde man einem Film zusehen, der vor den eigenen Augen abläuft. Ein wunderbarer Film voller Action, Gefühle und Hintergrund und mit genialen Schauspielern... Rückblickend hat sich ihr Schreibstil während der letzten Jahren etwas verändert und weiterentwickelt, doch auch bei ihrem ersten Buch hat sie stiltechnisch schon geglänzt!
"Die Narben....das waren nicht die Kennzeichen eines Opfers. Oh nein. Das waren die Trophäen eines Überlebenden."
Am meisten getragen wird die Geschichte aber natürlich durch die Protagonistin selbst - Celaena Sardothien, Ardalans Assassine, Liebhaberin von Luxus und Schönheit, in der zusätzlich ein uraltes Erbe schlummert. Jedes Mal, wenn ich ein Buch der ToG-Reihe zur Hand nehme, bin ich mehr davon überzeugt, dass sie die beste Fantasy-Protagonistin ist, die jemals existiert hat und beim Gedanken daran, welch langer Weg voller Schmerz, Opfer, Magie, Liebe, Freundschaft und Sieg noch vor ihr liegt, läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich würde am liebsten sofort zum nächsten Band greifen und mich schnurstracks auf diese Reise machen.
In diesem dritten Teil hat sie sehr mit den psychischen Auswirkungen der entsetzlichen Ereignisse aus Band 2 zu Kämpfen, die tiefe Spuren in ihrer ohnehin schon geplagten Seele hinterlassen haben. Nun muss sie in einer fremden Umgebung mit den traumatischen Erinnerungen an den Mord ihrer Eltern vor 10 Jahren, ihrer Vergangenheit in den Salzminen von Endovier, dem blutigen Verlust ihrer besten Freundin und der Verantwortung als Königin von Terrasen fertig werden. Nicht gerade hilfreich dabei ist, dass sie von der Fae-Königin Maeve unter Druck gesetzt wird, ihre Gaben und somit ihre Bestimmung als Königin zu akzeptieren, die sie längst in sich begraben hat. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Autorin hier betont, dass solche Dinge selbst an Buchheldinnen nicht spurlos vorbeigehen könenn und sich Zeit nimmt, ihre Vergangenheit zu verarbeiten und neue geistige Stärke zu finden, bevor sie ihre Protagonistin in noch größere Herausforderungen und einen großen Krieg schickt. Auf 656 Seiten dürfen wir hier beobachten, wie sie Schritt für Schritt neue Kraft und Motivation findet, auch dem großen Abgrund in sich selbst klettert und langsam ihr Schicksal als Aelin Ashryver Galathynius annimmt. Ich liebe diese Entwicklung so sehr!!!
"Sie war die Erbin von Asche und Feuer und sie würde sich vor niemandem verbeugen!"
Eine Schlüsselfigur in dieser positiven Entwicklung, wenn auch nicht der alleinig ausschlaggebende Grund ist Rowan, der Elite-Fae-Kämpfer, der dazu ausgewählt wurde, sie zu trainieren um ihre Magie kontrollieren zu können. Schon beim ersten Lesen habe ich mich in diesen unsterblichen Fae-Krieger mit seiner grüblerischen Coolness verliebt und auch jetzt ist er mir wieder sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte allerdings ganz vergessen, dass die Autorin ihn gar nicht sofort als neuen Love Interest einführt, sondern er Celaena zunächst als Freund in einer schwierigen Zeit zur Seite steh. Nach einer schwierigen Phase, in der die beiden erstmal warm werden müssen, entwickelt sich langsam zwischen den beiden ein ganz besonderes Verhältnis, das auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht ... und vielleicht auch auf ein bisschen mehr...
"Er streckte die Hand aus. "Dann also gemeinsam." Sie blickte auf den narbenübersäten, schwieligen Handteller, dann in das tätowierte Gesicht voll Hoffnung. Jemand, der sie verstehen konnte - der wusste, wie es war, tief im Innersten verletzt zu sein, jemand, der selbst noch dabei war, Millimeter um Millimeter aus seinem Abgrund zu klettern. Vielleicht würden sie nie herauskommen, vielleicht würden ihre Wunden nie ganz verheilen, aber ... "Gemeinsam", bekräftigte sie und ergriff seine ausgestreckte Hand. Da begann tief in ihrem Herzen die Asche zu glühen."
Auch die anderen Hauptfiguren wie Dorian oder Chaol spielen nach wie vor eine Rolle, auch wenn ihr Handlungsstrang für mich leider mit der Zeit der uninteressanteste wurde. Durch die beiden haben wir weiterhin den Einblick, was in Ardalan vor sich geht und erfahren von einer Allianz aus Rebellen, die sich gegen den König formiert - angeführt von Aedion, Celaenas loyalem Cousin, mit dem ich ebenfalls erstmal wieder warm werden musste. Unterdessen wird Chaols Freundschaft zu Dorian durch die immer stärkere Kluft und angespanntere Fronten auf eine harte Probe gestellt als beide entscheiden müssen, auf welcher Seite sie in Zukunft stehen und für wen sie kämpfen werden. Mit Dorians Versuchen, seine magischen Kräfte in den Griff zu bekommen, um sie vor seinem blutrünstigen Vater verstecken zu können, seinem Kennenlernen der jungen Heilerin Sorscha und Chaols Forschungen nach dem Verschwinden der Magie läuft dieser Handlungsstrang auf ein tragisches Ende zu, das ich dieses Mal habe kommen sehen, das aber trotzdem sehr weh getan hat.
"Eyllwe", flüsterte Chaol. "Schick eine Nachricht nach Eyllwe. Sag ihnen, sie sollen durchhalten - sie sollen sich bereit machen." Vielleicht war es das Licht, vielleicht war es die Kälte, aber Aedion hätte schwören können, dass der Captain Tränen in den Augen hatte, als er hinzufügte: "Sag ihnen, es ist Zeit zurückzuschlagen!"
Neu sind neben Rowan und Aedion auch die drei verschiedenen Clans der Ironteeth-Hexen, welche den dritten wichtigen Handlungsstrang darstellen. Aus der Sicht der Hexe Manon Blackbeak, bekommen wir einen Einblick in die Pläne des Königs in der Ferianschlucht. Schon seit Band 1 freue ich mich wahnsinnig auf den Start dieses Handlungsstrangs und mein Wiedersehen mit Manon und ihrer Dreizehn - eine über Jahrhunderte zusammengeschweißte Kampfgruppe, ein Zirkel voller interessanter Charaktere und eiskalter Präzession! Überrascht hat mich dann wieder, wie gefühlslos, kalt und grausamen die Hexen zu Beginn dargestellt werden und welchen weiten Weg Manon noch vor sich hat, bis sie zur Heldin wird, die ich in Erinnerung hatte. Trotzdem wurde ihre Perspektive schon nach kurzer Zeit zu meinem Lieblingshandlungsstrang.
"Sie preschten über ein Meer aus Wolken und Abraxos hieb seine Krallen hinein, bevor er sich zur Seite fallen ließ, um eine vom Wind geformte Wolkensäule hochzujagen, höher und höher, bis er ihre Spitze erreichte und sich von seinen Flügeln durch den eiskalten, dünnen Himmel tragen ließ. Die Welt blieb für eine Sekunde stehen. Dann breitete Manon ihre Arme aus und kostete den freien Fall aus, der Wind jetzt Musik in ihren Ohren und in ihrem verkümmerten Herzen."
Denn mit den Ironteeth Hexen halten auch die Wyvern wieder Einzug in die Geschichte! Gezüchtete, drachenähnliche Flugmonster, die als ein reines Kriegsobjekt, auf dem die Ironteeth-Hexen in den Krieg ziehen sollen. So ist das zumindest gedacht. Doch was keiner erwartet hat: Ausgerechnet die angeblich herzlosen Hexen bauen enge Verbindungen zu ihren Reittieren auf und behandeln sie wie Gefährten. Als Manon einem kleinen, verkrüppelten Ködertier begegnet und er sie durch Zufall rettet, wählt sie ihn entgegen allen Spottes kurzerhand für sich aus und nennt ihn Abraxos nach der großen Schlange, die die Welt verschlingen wird. Und schon bald stellt sich das als sehr gute Entscheidung heraus, denn in dem kleinen Tier steckt ein großer Krieger mit viel Mut, Liebe, Mitgefühl und einer Vorliebe für Blumen, in die er immer seine Nase steckt. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich jetzt auf die folgenden Bände freue!!!
"Eine Sekunde lang, mitten im rhythmischen Stampfen um sie herum, das sich so anfühlte, als ob der Berg selbst seine geisterhaften Schwingen ausbreitete, fand Manon, es wäre gar nicht so schlimm zu sterben. Allerdings mit ihm zusammen, nicht allein. "Du gehörst zu den Dreizehn", sagte sie zu Abraxos. "Von jetzt an bis die Finsternis uns scheidet. Du gehörst zu mir und ich gehöre zu dir. Und jetzt zeigen wir ihnen, warum."
Fazit:
In "Throne of Glass - Erbin des Feuers" geht die Reihe vielschichtig, atmosphärisch und berührend weiter. Zwar hat dieser dritte Band im ersten Drittel leichte Überlänge, dennoch entfaltet sich in dieser düsteren Fortsetzung, die sehr viel mit den inneren Dämonen ihrer Charaktere spielt, nun endlich die epische Magie, die diese Reihe zu einer meiner absoluten All-Time-Favorites macht!