erfrischend anders
Ameisen fällt das Sprechen schwer"Ameisen fällt das Sprechen schwer" von René Frauchiger erschien im Mai 2022 im Knapp Verlag. Der (Kurz)Roman umfasst 113 Seiten und ist der zweite vom Autor veröffentlichte Roman.
Protagonist ist der ...
"Ameisen fällt das Sprechen schwer" von René Frauchiger erschien im Mai 2022 im Knapp Verlag. Der (Kurz)Roman umfasst 113 Seiten und ist der zweite vom Autor veröffentlichte Roman.
Protagonist ist der Büroangestellte Peter Haller. Er sitzt im Zug ist auf Weg nach Hause als er kurz vor Bern bemerkt, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Er weiss nicht mehr wer ist und muss erst einmal sein Portemonnaie nach einem Ausweis mit seinem Namen durchforsten. Die Erkenntnis schockt ihn weniger als vielleicht anzunehmen ist. Anstatt sich gleich auf den Weg zu machen, um sich in ärztliche Obhut zu bewegen, versucht er herauszuinden wo er wohnt und wie er dahin kommt. Sowohl das Eine wie auch das Andere gelingt ihm und schon bald findet er sich in seiner Wohnung wieder, welche er mit seiner Lebenspartnerin teilt. Ohne zu sagen, was passiert ist, wartet er ab und lebt das Leben von Peter Haller weiter. Immer in der Annahme, dass es jemanden auffallen müsse und er ein Geständis ablegen muss.
Es handelt sich hier nicht um einen Roman, wie man ihn kennt. Der Schreibstil ist sehr speziell. Abgehackt. Mit vielen kurzen Sätzen versehen. Um in den Text einzutauchen, ist ein konzentriertes Lesen notwendig. Betrachtet man die Geschichte oberflächlich, kann es vorkommen, dass ein Leser enttäuscht über deren Ausgang ist. Setzt man sich genauer mit dem Gelesenen auseinander, ergeben sich viele spannende Perspektiven und Einsichten, über welche es sich lohnt zu sinnieren. Einige der Fragen, welche Peter Haller sich stellt, kann - möglicherweise sollte - sich jeder selbst einmal stellen. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Leben, seinen Wünschen, Erfolgen, verpassten Chancen etc. ist in der heutigen Zeit vielleicht wichtiger als kaum je zuvor.
Eine Interpretation darüber, wie es zum Gedächtnisverlust gekommen ist, ist jedem selbst zu überlassen. Ich persönlich mochte die Geschichte. Die zu grundeliegende Idee ist sehr spannend und lässt viel Raum zum Diskutieren, Philosophieren, Kontemplieren. Das Ganze in einem ungewöhnlichen Schreibstil. Erfrischend anders.