Spannendes Gedankenexperiment – langatmig umgesetzt
Der Platz an der SonneDas Buch spielt in einer alternativen Parallelwelt, in der Josua Brenner in Berlin (in der „Neuen Preußischen Republik“) aufwächst. Die Menschen dort leiden unter Armut, Willkür der Regierung(en), überbordende ...
Das Buch spielt in einer alternativen Parallelwelt, in der Josua Brenner in Berlin (in der „Neuen Preußischen Republik“) aufwächst. Die Menschen dort leiden unter Armut, Willkür der Regierung(en), überbordende Bürokratie, Kriegen und Aufständen und schlagen sich meistens mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durch.
Ganz anders als in Europa sieht es im reichen Afrika aus, das Josua Brenner wie das gelobte Land erscheint.
Sein Freund Roller ist dorthin geflüchtet und schickt eine traumhafte Postkarte, die Josua Brenner einfach nicht mehr loslässt, so dass er beschließt ebenfalls sein Glück zu versuchen, um ein besseres Leben in Afrika zu finden.
Meine Meinung:
Ich fand den Grundgedanken des Autors sehr interessant. Sich einen alternativen Gang der Geschichte zu überlegen und die heutigen Gegebenheiten einmal völlig auf den Kopf zu stellen, ist wirklich ein interessanter Gedanke.
Allerdings fiel das Buch bei mir von Anfang an durch einen wenig ansprechenden Schreibstil auf, denn es ist sehr umgangssprachlich, teilweise fast vulgär, gehalten, vielleicht um die Gedanken von Josua Brenner authentischer wiederzugeben.
Dieser Stil zieht sich über die gesamten beinahe 600 Seiten durch, so dass ich durchweg kein Lesevergnügen verspürt habe. Zwischenzeitlich musste ich das Buch auch für einige Zeit weglegen, weil es mich so heruntergezogen hat.
Die gesamte Geschichte zieht sich wie Kaugummi. Jeder Abschnitt – ob Josua Brenner bürokratische Hürden zu überwinden hat, ob er auf einer abenteuerlichen Reise Rückschlag über Rückschlag erlebt oder was auch immer – ist so dermaßen lang und langatmig geschrieben, dass man oft versucht ist, ganze Kapitel zu überblättern. Da ich das nicht getan habe, war ich zum einen total gelangweilt, zum anderen hat mich manch detaillierte Beschreibung richtiggehend runtergezogen.
Das Thema an sich halte ich schon für wichtig und man kann m.E. gar nicht oft genug darauf aufmerksam zu machen. Daher fand ich den Ansatz, den Spieß einmal umzudrehen und die Sicht eines Flüchtlings aus dem armen Europa in das reiche Afrika zu beschreiben, auch sehr innovativ. Nur schade, dass dann durch die wenig überzeugende Umsetzung wieder so viel kaputtgemacht wird.
Fazit:
Das Buch hat in mir durch die Themenwahl hohe Erwartungen geweckt, wurde diesen jedoch leider in keiner Weise gerecht. Aufgrund der aus meiner Sicht wenig ansprechenden Umsetzung kann ich das Buch nicht empfehlen. Da hätte ich meine Zeit wirklich besser nutzen können.