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Veröffentlicht am 27.06.2023

Upgrade

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Die Geschichte "Upgrade" von Blake Crouch spielt in den USA in einer nicht genauer benannten Zukunft. Während einer Einsatzmission gerät Special Agent Logan Ramsay in Kontakt mit einer mysteriösen Substanz. ...

Die Geschichte "Upgrade" von Blake Crouch spielt in den USA in einer nicht genauer benannten Zukunft. Während einer Einsatzmission gerät Special Agent Logan Ramsay in Kontakt mit einer mysteriösen Substanz. Anfangs scheint dies keinerlei Auswirkungen auf ihn zu haben, was Logan mit Erleichterung feststellt. Doch schon bald bemerkt er Veränderungen an sich selbst: Seine Sinne werden schärfer, sein Gedächtnis wird unschlagbar und er erlangt eine beeindruckende körperliche Fitness. Es gibt eine bestimmte Ursache dafür, weshalb ausgerechnet er dieses "Upgrade" erfährt. Diese Ursache reicht bis in die Vergangenheit zurück und ist mit einem schrecklichen Geheimnis seiner Familie verbunden, das Logan am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen würde. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Was mit Logan geschieht, stellt lediglich den ersten Schritt eines hinterhältigen Plans dar, die gesamte Menschheit zu verbessern, selbst wenn dabei neunzig Prozent der Weltbevölkerung ihr Leben lassen müssen.

"Upgrade" behandelt das Thema Genmanipulation und seine Konsequenzen. Die Gesellschaftskritik von Crouch regt zum Nachdenken an und die Geschichte bleibt durch zahlreiche Wendungen spannend. Die düstere und realistische Vision einer Zukunft, in der Überflutungen und Hungersnöte die Zivilisation stark verändert haben, erzeugt eine beklemmende Atmosphäre.

Der Autor hat gründlich recherchiert, so weit ich das als Laie beurteilen kann, die wissenschaftlichen Zusammenhänge werden verständlich erklärt, sodass man den Gedankengängen des Protagonisten gut folgen kann. Manchmal empfand ich die wissenschaftlichen Erklärungen jedoch als zu ausführlich, insbesondere im mittleren Teil des Buches. Das letzte Viertel des Buches gewinnt jedoch wieder an Tempo und macht die zuvor langatmigen Passagen wett.

Auf der anderen Seite war mir die Beschreibung der Naturveränderungen durch den Klimawandel und des Lebens im Allgemeinen etwas zu knapp gehalten, davon hätte ich sehr gern mehr gelesen.Die Vorstellung von einem versunkenen New York oder einem von der Wüste erstickten Las Vegas fand ich faszinierend, da es nicht übertrieben wirkte, sondern eine einfache Folgeerscheinung: Wenn der Meeresspiegel steigt, versinkt eine Stadt. Wenn die Erde austrocknet, breiten sich Wüsten aus und selbst unterirdische Seen gehen zur Neige.

Der Held der Geschichte, Logan Ramsay, war mir sofort sympathisch. Seine interessante Kindheit an der Seite einer wissenschaftlich begabten Mutter, die fast dem Wahnsinn verfallen ist, hat natürlich dazu, aber auch seine Beziehung zu seiner Frau, seiner Tochter und seine Gründe, warum er bei der staatlichen Organisation GPA arbeitet, hat dazu beigetragen.

Er ist ein sympathischer Held, dessen Hintergrundgeschichte gut dargestellt wird. Seine Entwicklung im Laufe der Handlung und sein innerer Kampf mit den moralischen Dilemmata sind überzeugend.


Insgesamt ist "Upgrade" ein packender Roman, der mit einer düsteren Zukunftsvision, Gesellschaftskritik und spannenden Wendungen überzeugt. Die detaillierten wissenschaftlichen Erklärungen könnten für manche Leser etwas zu ausführlich sein, werden jedoch durch den fesselnden Plot und die interessante Entwicklung des Protagonisten wettgemacht.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

The Violence

The Violence – Wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?
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Amerika in der nahen Zukunft. Nach außen hin führt die Familie Martin ein perfektes Leben, doch Investmentbanker David verprügelt seine Frau Chelsea regelmäßig bis zur Bewusstlosigkeit. Als sich ein mysteriöses ...

Amerika in der nahen Zukunft. Nach außen hin führt die Familie Martin ein perfektes Leben, doch Investmentbanker David verprügelt seine Frau Chelsea regelmäßig bis zur Bewusstlosigkeit. Als sich ein mysteriöses Virus ausbreitet, das alle, die es infiziert, in einen exzessiven Gewaltrausch stürzt, sieht Chelsea ihre große Chance, sich und ihren beiden Töchtern ein neues Leben zu ermöglichen. Ein Leben in einer Welt, die sich am Ende radikal von unserer unterscheiden wird.

Das Buch hat zu Beginn eine Triggerwarnung und ausnahmsweise unterstütze ich diese mit einer ebensolchen. Der Klappentext wird der Stimmung, die gerade auf den ersten Seiten von der Autorin erzeugt wird, nicht annähernd gerecht.

Chelseas Familie ist nach außen hin perfekt, Vater, Mutter und zwei wohlgeratene Mädchen, eines im Teenageralter, eines niedliche 5 Jahre alt, leben in einem wunderschönen Haus, dessen Küche von einem Kalender mit Bildern einer glücklichen Familie geschmückt wird. Doch der schöne Schein trügt, das Leben Chelseas und ihrer älteren Tochter Ella ist geprägt von der Angst vor David. Jeden Abend warten die Beiden auf seine Heimkehr, immer darauf bedacht kein falsches Wort zu sagen oder etwas zu tun, was den Investmentbanker verärgern könnte, meist vergeblich, denn David genießt die Macht, die er sich gewalttätig über seine Familie verschafft hat. Nicht nur körperliche Misshandlungen prägen ihr Leben, David hat seine Frau finanziell von sich abhängig gemacht und hält sie verbal klein, sie entspräche nicht mehr der Frau, die sie einmal war, sie sei nicht mehr schön genug, kümmere sich nicht genug um die Kinder und den Haushalt, unbewusst unterstützt Chelseas Mutter Davids psychische Misshandlungen an seiner Frau. Sogar Ella wird in ihrer Beziehung zu einem Mitschüler, das Opfer seiner Manipulationen und physischer Gewalt.

Als ein unbekannter Virus auftritt, der Menschen in Mörder verwandelt, sieht Chelsea eine Chance sich und ihre Kinder von David zu befreien.

Im Laufe der Geschichte wird auch das Leben von Chelseas Patricia Mutter beleuchtet und als Leserin und Leser versteht man immer mehr, wie sie zu dem Menschen wurde, der sie ist.

Alle drei Frauen machen eine beeindruckende Entwicklung durch, besonders natürlich Chelsea sie kämpft um ihre Freiheit und die ihrer Töchter und entwickelt sich von einem Opfer zu einer Kämpferin.

Delilah S. Dawson legt den Focus auf die Opfer, die gewalttätigen Männer in ihrer Story bleiben eher blass und trotz ihrer Taten im Hintergrund, das ist jetzt schwer zu beschreiben, aber die Autorin schafft es diese Männer so zu zeigen, wie sie trotz aller körperlichen Überlegenheit sind, klein und erbärmlich, machen sie sich durch ihre psychische und physische Gewalt groß.


Eindrücklich beschreibt die Autorin, wie sehr in der Gesellschaft Täter geschützt werden, den Opfern wird nicht geglaubt oder sie sind »selber schuld« an ihrer Situation, oft sind sie finanziell abhängig von den Tätern, was bei einer Flucht dazu führen könnte, dass sie ihre Kinder verlieren. Häusliche Gewalt ist ein Thema, das viel mehr in die Öffentlichkeit gehört, vor allem muss den Opfern die Scham genommen werden, denn die gehört auf die Seite der Täter.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche

Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche
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Da ich nachweislich besser backen als kochen kann, ich aber meine Kinder, die sich für eine vegetarische Lebensweise entschieden haben, nicht immer nur mit Kuchen füttern will, wenn sie zu Besuch kommen, ...

Da ich nachweislich besser backen als kochen kann, ich aber meine Kinder, die sich für eine vegetarische Lebensweise entschieden haben, nicht immer nur mit Kuchen füttern will, wenn sie zu Besuch kommen, begab ich mich auf die Suche nach einem Kochbuch, in dem die Zutaten nicht aus das Budget des ganzen Monats sprengen und die nicht aus den entlegensten Winkeln der Erde kommen.

Durch eine mir bekannte Bloggerin bin ich auf das Buch:

Nachhaltig Kochen: Die 40 Euro von Hanna Olvenmark gestoßen.


Das Buch beginnt mit Erklärungen zu saisonalen Produkten und warum es manchmal besser ist, TK-Ware zu nutzen und einer Erklärung, wie die 40 Euro Woche aufgebaut ist.

Jede Woche beginnt mit einem Speiseplan für die Woche, in der man nur 6 Mal kochen muss, eines der Gerichte ist immer ein Großgericht, das man an einem anderen Tag der Woche wieder aufwärmt und mit Hinweisen, was für den nächsten Tag schon vorbereitet werden kann. Ebenso gibt es eine Einkaufsliste, die nach Kategorien unterteilt ist, sodass man im Idealfall nicht durch den Supermarkt irren muss.

Ich sprach ja gerade vom Idealfall, in der tiefsten Provinz bekommt man alles was benötigt wird zwar an einem Ort, aber mit 40 Euro kommt man dabei nicht aus, natürlich kann man einige Lebensmittel austauschen, aber, gerade bei meinem Experiment 1 Woche vegetarisch, nach diesem Kochbuch, habe ich mich streng an die Liste gehalten. Ich habe also auch die Zutaten gekauft, die man normalerweise sowieso im Haus hat. Meine Rechnung belief sich auf ca. 75 Euro, einiges habe ich jetzt allerdings auf Vorrat, sodass die Folgerechnungen niedriger ausfallen werden und man muss bedenken, dass die Lebensmittelpreise in teilweise astronomische Höhen gestiegen sind.

Und dann ging es ans Kochen.

Die Rezepte sind übersichtlich und die Schritt- für Schrittanleitungen gefallen mir sehr gut, zu jedem Rezept gibt es ein ansprechendes Bild, das Appetit auf das Gericht macht.
Alles was ich nachgekocht habe, hat mir auch sehr gut geschmeckt, sogar das indische Gericht.

Garam-Masala-Curry, mit Tomate, Kokosmilch und Kichererbsen

dass sich mein Mann gewünscht hatte, ich bin kein Freund der indischen Küche und hatte mir deshalb noch eine Kartoffel-Sellerie-Suppe gekocht, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn auch das hat mir sehr gut geschmeckt. Ebenso wie alle anderen Gerichte, die ich nachkochte. Einfach und bodenständig zum Beispiel war:

Kartoffelpüree mit Pilzsauce und grünen Bohnen in Knoblauch.

Die Rezepte sind fast alle sehr gut und einfach nachzukochen, dazu und das ist das wichtigste sind sie sehr schmackhaft, ich werde also häufiger das eine oder andere nachkochen, nicht, nur wenn die Kinder zu Besuch kommen.

Was ich nicht machen werde, ist, die Reste des Großgerichts für mehrere Tage in den Kühlschrank oder die TK zu stellen, um sie am Sonntag nochmals aufzutischen, gerade am Wochenende bleibt doch mehr Zeit und vor allem Lust dazu frisch zu kochen.

Pro für das Kochbuch:

Leckere und einfach nachzukochende Gerichte
Viele Zutaten hat man entweder schon im Haus oder man kann sich einen Vorrat anlegen, weil sie gut haltbar sind.

Keine Fleischersatzprodukte.



Contra für das Kochbuch

ich habe noch nie in einer Woche so viele Brühwürfel verarbeitet
sehr Hülsenfrüchte lastig
Mit 40 Euro in der Woche kommt man momentan nicht aus
Wenn man auf mehr als ein Geschäft angewiesen ist und mit dem Auto einkaufen muss, wird es etwas schwierig mit der Nachhaltigkeit (aber dafür kann natürlich die Autorin nichts)

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Die Kolonie

Die Kolonie
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Ausnahmsweise erzähle ich kurz etwas zum Autor, der 1948 geborene Ingenieur Wang Jinkang hat in der Ölförderindustrie gearbeitet und wurde über Nacht mit seinen Kurzgeschichten berühmt. Seitdem hat er ...

Ausnahmsweise erzähle ich kurz etwas zum Autor, der 1948 geborene Ingenieur Wang Jinkang hat in der Ölförderindustrie gearbeitet und wurde über Nacht mit seinen Kurzgeschichten berühmt. Seitdem hat er über 15 Romane und 80 Kurzgeschichten veröffentlicht. Am Anfang des vorliegenden Romans steht: »Figuren und Handlung dieses Romans sind frei erfunden, doch den historischen Hintergrund hat der Autor am eigenen Leib erlebt.«


Ich war gespannt auf die Geschichte, die Wang Jinkang zu erzählen hat, vor allem da er die Kulturrevolution am eigenen Leib erlebte, wie er schreibt. Das Bild von China und den Menschen dort, das ich jahrelang vor Augen hatte, war geprägt von Fernsehbildern, die Paraden zeigten und immer gleich gekleideten Menschen, denen, wenn sie sich nicht regierungstreu verhielten, in Umerziehungslager geschickt wurden, Die genaue Zahl der Todesopfer ist wohl bisher nicht bekannt.

Als Leserin und Leser muss man sich einlassen wollen auf eine für uns vollkommen andere Kultur und dem Umgang, den die Menschen untereinander.
Guo Qiuyun, wird als Studentin in ein Umerziehungslager geschickt und trifft dort auf Yan Zhe, gemeinsam wollen sie ein Serum herstellen, das die Menschen zu Altruisten macht, die ihr eigenes Leben, ihr denken und handeln dem Allgemeinwohl unterordnen, wie Ameisen, die zum Wohl ihres Staates und besonders dem der König sterben würden.

Das Buch ist definitiv nichts für zwischendurch, es fordert seine Leserinnen und Leser, viele Begriffe und auch die Handlungen der Protagonisten erschlossen sich mir nicht immer auf Anhieb, also hieß es außerhalb des Buches, außerhalb der Geschichte zu recherchieren.

Ich werde das Buch wohl zu gegebener Zeit nochmals lesen, mit mehr Hintergrundwissen, zur Kulturrevolution, dass ich mir bisher und bis dahin angelesen haben werde.

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Veröffentlicht am 17.02.2023

Therapiert

Therapiert
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Auf den ersten Blick scheint die Star-Therapeutin Clarissa alles erreicht zu haben, sie gilt als Koryphäe ihres Fachs. Doch der schöne Schein trügt, sowohl privat als auch beruflich läuft es nicht so wie ...

Auf den ersten Blick scheint die Star-Therapeutin Clarissa alles erreicht zu haben, sie gilt als Koryphäe ihres Fachs. Doch der schöne Schein trügt, sowohl privat als auch beruflich läuft es nicht so wie es soll. Clarissa kann es sich nicht erlauben, noch einen Patienten zu verlieren und so verwendet sie all ihre Energie darauf, der jungen Ira zu helfen, die zunächst einmal schweigt.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen, in relativ kurzen Kapiteln lässt die Autorin Martta Kaukonen, jeweils einen der vier Hauptcharaktere erzählen, sodass man sich nach und nach ein genaueres Bild der Personen machen kann. Hierbei lag mein Hauptaugenmerk natürlich auf Ira und es stellte sich die Frage: Ist sie wirklich die zwanghafte Lügnerin, wie sie von sich selbst behauptet und wenn ja, was von dem, was sie erzählt, kann man ihr glauben?

Je nachdem, um wen es in den einzelnen Kapiteln gerade gegangen war, änderte sich auch meine Meinung, zu den einzelnen Personen, ihren Beweggründen, oftmals hat mich das mehr verwirrt, als dass es mich bei der »Wahrheitsfindung« unterstützt hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das Buch bewerten soll, es hat mich gut unterhalten und es gab immer wieder Passagen, die mich am Buch hielten und mich überraschten. Es hatte aber auch seine schwachen Momente, für mich waren es dann doch die, in denen die Autorin wieder eine neue Wendung ins Spiel brachte. Aber wie schon geschrieben, im Großen und Ganzen war das Buch unterhaltsam und ich würde mich über weitere Bücher der Autorin freuen, ihr Debüt lässt schon mal auf viel Gutes hoffen.

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