Absolutes Lesehighlight auch für Nicht-Computerspiele-Nerds
Morgen, morgen und wieder morgenInhalt
In „Morgen, morgen und wieder morgen“ geht es um Sadie und Sam, die sich als Kinder kennenlernen und schnell einen gemeinsamen Nenner finden: beide lieben es, Computerspiele zu spielen und so verbringen ...
Inhalt
In „Morgen, morgen und wieder morgen“ geht es um Sadie und Sam, die sich als Kinder kennenlernen und schnell einen gemeinsamen Nenner finden: beide lieben es, Computerspiele zu spielen und so verbringen sie Stunden um Stunden damit gemeinsam zu zocken.
Nachdem sie sich jahrelang nicht mehr gesehen haben, treffen sie sich dann Mitte der 90er-Jahre zufällig wieder – Sam hat gerade sein Harvard-Studium aufgenommen und Sadie studiert am MIT. Und immer noch teilen die beiden ihre frühere Leidenschaft für Computerspiele, weshalb sie sich entschließen zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein Spiel zu designen. Doch als ihr erstes Spiel unerwartet zu einem riesigen Hit wird, beginnt die harmonische Fassade zwischen den beiden zu bröckeln und ihre Freundschaft und alles, was sie sich aufgebaut haben, wird plötzlich von Rivalitäten und Missverständnissen bedroht.
Meine Meinung
Bei Beginn der Lektüre des Buches hatte ich tatsächlich überhaupt keine Vorstellung davon, was mich in dieser Geschichte erwarten würde oder in welches Genre das Buch gehen könnte. Und auch im Nachhinein tue ich mich schwer damit, hier eine genaue Zuordnung zu treffen und finde auch, dass das Buch einfach so unglaublich vielschichtig ist und so vieles vereint, dass es fast schon unfair wäre, es auf ein bestimmtes Genre „festzunageln“.
Das Cover spiegelt perfekt wider, dass es um Computerspiele und die 90er geht – diese Optik ist einfach unverkennbar und gefällt mir daher wirklich gut, weil sie super zum Inhalt passt.
Bis ich mich an den Schreibstil der Autorin gewöhnt hatte, hat es allerdings ein paar Seiten gedauert, aber danach hat er mich umso mehr mitgerissen. Es wird ausschließlich aus der dritten Person erzählt, die jedoch die Rollen wechselt und manchmal Sadie, manchmal Sam ist usw. Das lässt den Erzählstil auf den ersten Blick etwas distanzierter wirken, aber die Autorin schafft es dennoch, den Lesenden die Charaktere sehr schnell nahezubringen, da man laufend viel über sie erfährt. Dies passiert auf verschiedenen zeitlichen Ebenen (mal springt man zB in Sams Kindheit, dann wieder in die Gegenwart), die nicht separat gekennzeichnet sind, die man aber schnell zuordnen kann.
Die Charaktere, allen voran Sam und Sadie werden unglaublich interessant und vor allem sehr vielschichtig beschrieben. Dadurch, dass wir sie in vielen verschiedenen Situationen über mehrere Jahrzehnte erleben oder Anekdoten über sie erfahren, fühlt es sich beinahe an als wäre man zusammen mit ihnen aufgewachsen und würde sie persönlich kennen. Ihre Persönlichkeiten sind überaus ausdifferenziert gestaltet, was sie geradezu lebendig wirken lässt. Beide sind keine einfachen Menschen und haben einerseits ihre Talente und sympathischen Eigenschaften als auch Fehler und Dämonen, mit denen sie kämpfen. Das lässt sie authentisch wirken und hat mir daher gut gefallen.
Es gibt in der Geschichte eine Art Rahmenhandlung, die sich über viele Jahre erstreckt, und daneben viele Nebenstraßen, in denen wir in verschiedene Zeiten springen oder kleine Nebenhandlungsstränge kennenlernen. Dadurch ist die Geschichte kurzweilig und hält stets eine gewisse Spannung aufrecht, da man nie genau weiß, in welche Richtung es sich weiterentwickeln wird und welche Hindernisse hinter der nächsten Ecke warten oder was man über die handelnden Personen noch so alles erfahren wird. Es gibt einige lustige Momente, so manch dramatische und auch Situationen, in denen man die ein oder andere Person gerne am Kragen packen und durchschütteln möchte. Sämtliche Emotionen, die man beim Lesen eines Buches haben kann, werden hier bedient, was es zu einem großen Lesegenuss macht.
Besonders hervorheben möchte ich noch, dass mir wahnsinnig gut gefallen hat, wie die Autorin so viele aktuelle und wichtige (gesellschaftliche) Themen in die Geschichte eingeflochten hat, ohne sie jeweils zum Hauptthema zu machen, ihnen jedoch trotzdem den nötigen Raum gegeben und sie eingeordnet hat. Das habe ich in dieser Form noch in keinem Roman gesehen.
Fazit
Ein absolut tolles Buch, das mir in wirklich jeder Hinsicht sehr gut gefallen hat! Und das, obwohl ich selbst mit Computerspielen tatsächlich so gar nichts anfangen kann…