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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2017

Winstons vierter Fall

Winston (Band 4) - Im Auftrag der Ölsardine
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„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater ...

„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater Winston und seine Freunde haben ein Problem. Im Ort sind wiederholt giftige Köder aufgetaucht, die zum Tod von Hunden und Katzen führen. Manche waren in Wurst versteckt, andere in Ölsardinen. Kira, die mit ihrer Mutter bei Professor Hagedorn lebt, hat mit ihren Schulfreunden Zettel entworfen, kopiert und im Ort verteilt, um die Tierbesitzer zu warnen.
Auch der vierte Katzenkrimi der Autorin lässt für mich als Leser keine Wünsche offen. Winstons Erzählstil begeistert mich nach wie vor.
Zwei Blockflöten und ein schräger Gesang strapazieren Winstons Gehör. Weil die Menschen sich das geduldig anhören, fällt obiges Zitat. Dann verschwindet er nach draußen. Im Hof unterhalten sich die Katzen darüber, was man Weihnachten eigentlich feiert. Nur Odette, eine weiße Katze und Winstons Freundin, weiß es. Das passt Winston allerdings nicht, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Sagte ich, dass ich intelligente Frauen liebe? Ich korrigiere mich: Intelligente Frauen sind die Pest...“
Der Schriftstil steckt voller Humor und geschickten Wortspielen. Die Gespräche von Winston und Odette haben ihren besonderen Reiz. Was tut Kater nicht alles für Katze!
Neben den Ermittlungen erzählt Odette von ihrer Vergangenheit. Nach ihrem Erleben ist klar, dass sie Menschen äußerst kritisch gegenübersteht.
Als die Kinder per Telefon die ersten Informationen zu denjenigen, die Gift auslegen, erhalten, erleben sie nicht nur eine Überraschung. Klasse finde ich, wie es Winston immer wieder gelingt, Kira seine Wünsche verständlich zu machen. Auch Babuschka, Kiras Oma, hat erneut einen großen Auftritt.
Die Geschichte ist spannend und hat einen realistischen Hintergrund.
Sie hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Schluss darf Winston nochmals zu Wort kommen.
„...Alleine können Hunde gar nicht zielgerichtet jagen...Wie anders sind da wir Katzen! Wenn wir einen Menschen lieben, kommen wir ganz allein auf die Idee, ihm mal so eine erjagte Maus auf die Fußmatte zu legen...“

Veröffentlicht am 28.07.2017

Eine schöne Sommergeschichte

Millionärin wider Willen - Elenas Haus
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„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – ...

„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – und das, bevor sie noch irgendetwas geleistet haben...“

Elena und ihre Freundin Henriette treffen sich zu einer gemeinsamen Teestunde. Bei diesem Gespräch erfahre ich als Leser, was in der letzten Zeit seit Elenas Lottogewinn und dem Kauf des Hauses in der Nelkenstraße in ihrer umfangreicher Familie so passiert ist. Axel, der Sohn, ist voll in den Wahlkampf seiner Partei, der Ökologischen Mitte, eingespannt. Deshalb hatte seine Frau Maren, Immobilienmaklerin, von ihm nicht viel Hilfe beim Umzug in das Haus in der Nelkengasse.
Kerstin, Elenas Tochter, hat im gleichen Haus ihre Anwaltskanzlei eröffnet. Sie ist mit Klaus, einem Arzt, liiert, der zwei Kinder hat und mit seiner Frau in Scheidung lebt. Ossi, Elenas Ex-Mann und Kunstmaler, leidet unter dem Tod seiner Mutter. Er spielt mit den Gedanken, sein Haus im Waldgau zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen. Und dann gibt es noch den Anwalt Helmut, mit dem Elena gern eine nähere Beziehung eingehen würde.
Auch der zweite Teil mit Elena lässt sich flott lesen. Die Autorin hat erneut einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben.
Der Schriftstil ist locker und leicht. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung. Elena hat mit ihrer großen Familie alle Hände voll zu tun. Ihr Bestreben, mit allen gut auszukommen und ausgleichend zu wirken, geht ab und an nach hinten los, weil es falsch verstanden wird. Zwei pubertierende Jugendliche, Roland und Yvonne, sorgen für weiteren Stress. Biene, Klaus` kleine Tochter, macht ihren Vater klar, wo sie ab sofort zu leben wünscht. Obiges Zitat stammt von ihrem Vater. Es ist nicht das einzige kritische Wort, das in dem Roman fällt. Besonders Axel muss lernen, dass seine hehren Ideale in der alltäglichen politischen Praxis schnell angegriffen werden. Dann sind seine konkreten Entscheidungen gefragt. Dabei kann es durchaus um die Wahl zwischen Anspruch und Karriere gehen. Familiäre Bindungen werden von Journalisten schon mal zu Wahlkampfzwecken ausgeschlachtet.
Gut fand ich, dass die Geschichte in kurzen Kapiteln jeweils aus unterschiedliche Sicht erzählt wird. Das sorgt für Abwechslung.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die exakt ausgearbeiteten Gespräche. Sie zeigen die Standpunkte und Ansichten des einzelnen.
Ein Personenverzeichnis ergänzt das Buch.
Das Cover ist ansprechend und weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auf leichte Art wird die Vielfalt in menschlichen Beziehungen thematisiert.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Hilfe für Krempe

Krempe, Kottek und das Ding mit Misses Schulz
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„...Nicht weit von dir, am Ende der Dorfstraße, dort, wo der Wald beginnt und das Gleisbett in der Sonne funkelt, befindet sich ein alter Bahnhof...“

Mit obigen Worten beginnt ein beeindruckendes Kinderbuch. ...

„...Nicht weit von dir, am Ende der Dorfstraße, dort, wo der Wald beginnt und das Gleisbett in der Sonne funkelt, befindet sich ein alter Bahnhof...“

Mit obigen Worten beginnt ein beeindruckendes Kinderbuch. Im Bahnhof wohnt der 71 Jahre alte Kottek mit seiner 10jährigen Enkelin Karoline, genannt Krempe. Ihr Markenzeichen ist eine Eisenwärtermütze, die sie so gut wie nie absetzt. Krempes Eltern sind tot.
In der Nacht schleicht Paulita, die Katze, durch das Dorf. Deren Wanderung nutzt die Autorin, um mir als Leser den Ort und seine Bewohner vorzustellen. Paulita weiß, wo Futter auf sie wartet, und um welches Haus sie lieber einen großen Bogen macht.
Das Buch lässt sich angenehm lesen. Der Schriftstil ist kindgerecht und doch von hoher Qualität, wie obiges Zitat zeigt. Krempe ist ein aufgeschlossenes Mädchen, das ihre Umgebung mit wachen Augen sieht. Dadurch weiß sie auch, dass Ärger ins Haus steht, als Frau Schulz vom Jugendamt erscheint. Doch im Ort hilft man einander. Deshalb greifen die Bewohner auch Opa Kottek unter die Arme, damit Frau Schulz immer ein positives Bild präsentiert wird.
Bei Krempe aber bleibt die Angst, wenn sie Opa Kottek allein lassen muss. Er tut Dinge, von denen er später nicht weiß, warum und weshalb und bringt sich damit in Gefahr.
Die Themen Freundschaft und Zusammenhalt, gegenseitige Hilfsbereitschaft und Achtung voreinander durchziehen wie ein roter Faden das Buch. Trotzdem ist die Handlung spannend und abwechslungsreich.
Zu Beginn jedes Kapitels erfährt der Leser kurz, was er zu erwarten hat.
Schöne farbige Bilder illustrieren die Handlung.
Das Cover weckt Interesse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Mynthas dritter Fall

Das Gold der Raben
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„...Doch Ambrosius verabschiedete den Handelsmann mit freundlichen Worten, und möglicherweise war ein nützliches Samenkorn gepflanzt, aus dem sich in den nächsten Tagen die Blüte der Gier entfaltet...“

Reemt ...

„...Doch Ambrosius verabschiedete den Handelsmann mit freundlichen Worten, und möglicherweise war ein nützliches Samenkorn gepflanzt, aus dem sich in den nächsten Tagen die Blüte der Gier entfaltet...“

Reemt van Huysen, der Fährmann, hat endlich den Nachen fertig. Zweimal hatte es Probleme gegeben. Der erste war verbrannt, dann war eine Holzlieferung auf dem Rhein verloren gegangen. Um die finanzielle Seite kümmert sich Myntha, seine Tochter.
Dann bringt Witold, Mynthas Bruder, ein Fass Wein, das entsprechend dem Zeichen von Frau Alyss geliefert wurde. Myntha aber kann sich an keine Bestellung erinnern. Also lässt sie das Fass öffnen. Zum Vorschein kommt ein toter Säugling.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Es ist der dritte Teil um die Fährmannstochter Myntha. Auch wenn es kurze Einblendungen zu den Vorgängerbänden gibt, empfiehlt es sich, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Dadurch versteht man einige Feinheiten im Handlungsablauf besser.
Da die Gerichtsbarkeit annimmt, das es sich bei dem toten Säugling um ein uneheliches Kind von Reemt handelt, wird der verhaftet und wegen Ehebruchs angeklagt. Myntha will ihren Vater helfen, doch der schweigt beharrlich. Was ist während des Kölner Karnevals geschehen? Zwar waren Mynthas Brüder mit dem Vater zu der Zeit in Köln, aber sie sind auch nicht sehr hilfreich.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben, sei es beim Einkaufen auf dem Markt oder bei Mynthas Nachforschungen in den dunklen Vierteln der Stadt. Auch der private Rahmen sorgt für Abwechslung. Myntha gibt sich alle Mühe, ihre Brüder zu verheiraten. Es sind zwar gestandene Mannsbilder, sie bringen aber bei Frauen die Zähne nicht auseinander. Während Haro nun in festen Händen ist, bringt eine junge Frau Witold aus dem Konzept.
Ein Beispiel für den bildhaften und ausgefeilten Schriftstil ist das obige Zitat. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern und weiß sie gekonnt einzusetzen.
Sehr gut ausgearbeitet sind die Dialoge. Sie zeichnen sich häufig durch einen feinen Humor aus. Es sind auch die verschiedenen kurzen Szenen, die das Lesen zum Vergnügen machen. Ich denke dabei unter anderen an die Köchin Lore, die sich von ihrem Esel verabschieden muss. Ein neuer Maulesel soll sie über den Verlust hinweg trösten. Aber hier trifft erst einmal Sturheit auf Sturheit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Spannend

Das Awaren-Amulett
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„...Als Feldpfarrer hatte er sich verdingen wollen, als berittener Soldat war er letztendlich mitgezogen. Inzwischen graute ihm vor dem, was er gesehen hatte, und er schwor sich, nie wieder eine Waffe ...

„...Als Feldpfarrer hatte er sich verdingen wollen, als berittener Soldat war er letztendlich mitgezogen. Inzwischen graute ihm vor dem, was er gesehen hatte, und er schwor sich, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen...“

Das Buch beginnt zur Zeit Karl des Großen. Sein Neffe Bertulf hat den Schatz der Awaren vor Karl versteckt. Er behält nur ein Amulett. Das möchte er einer awarischen Fürstentochter geben.
Dann wechselt die Handlung in das Jahr 1626. in einem Seitental der Enns lebt Johannes mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester in einer Mühle. Jetzt ist er auf der Flucht. Während seiner Abwesenheit im Auftrag des Vaters haben Söldner die Mühle überfallen. Seine Eltern sind tot, die Schwester verschwunden. Die Mühle ist nur noch eine Ruine. Auch der Mönch Anselm, den Johannes aufsucht, ist nicht mehr in seiner Hütte. Als Johannes seine Eltern beerdigt, findet er bei der Mutter ein kostbares Amulett. Er nimmt es an sich und macht sich auf den Weg nach Linz. Dort lebt Johannes Kepler, ein Freund Anselms.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Ich darf Johannes auf seinen Weg durch Österreich und Deutschland begleiten.
Johannes wurde von Anselm in Schreiben, Lesen und Rechnen, aber auch Medizin und praktischen Tätigkeiten ausgebildet. Ungewöhnlich ist es deshalb, weil Anselm Katholik ist, Johannes und seine Familie aber Protestanten. Auf seiner Reise erlebt Johannes, wie unter bayrischer Besetzung die Protestanten in Österreich entweder zum Katholizismus übertreten müssen, oder das Land verlassen. Johannes findet unterwegs immer Arbeit und Unterstützung.
Der Schriftstil ist leicht lesbar. Gleichzeitig sorgt er für eine fesselnde Handlung, denn ab und an kann Johannes` Leben erst in letzter Minute gerettet werden. Wer von Soldaten aufgegriffen wird, ist deren Willkür ausgesetzt. Behütet im Tal der Enns aufgewachsen, muss Johannes lernen, dass es nicht gut ist, immer seine Meinung zu sagen. Als Protestant steht man im Fokus der Herrschenden. Wie grausam die gegen Andersdenkende vorgehen, erlebt er wiederholt auf seiner Wanderung, denn die Zeitverhältnisse sorgen dafür, dass er nie lange an einem Ort bleiben kann..
Als besonderes Stilmittel verwendet die Autorin Johannes` Erinnerungen an die vergangenen Jahre. In diesen kursiven Teilen erfahre ich mehr über die Kindheit des jungen Mannes, aber auch über die Beziehungen seiner Eltern zu Anselm. Dort lerne ich auch seinen Freund Jakob kennen, der in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist und später in der Handlung noch eine Rolle spielen wird.
Wichtige historische Ereignisse sind in den Text integriert. Das sind zum Beispiel das Würfeln auf dem Haushamer Feld, Hexenprozesse und die Niederschlagung des Bauernaufstandes. Gleichzeitig erfahre ich, wie die Kaufmannsschicht in dieser Zeit gelebt hat, da Johannes bei verschiedenen Familien unterkommt. Die Hilfsbereitschaft unter den protestantischen Familien hat funktioniert, auch wenn sie sich den Regeln der Städte unterordnen mussten.
Als Johannes Anselm wieder trifft, wird der für ihn zum väterlichen Freund und Beschützer.
Gut herausgearbeitet werden die Emotionen der Protagonisten. Johannes` Hoffnung, seine Schwester zu finden, durchzieht wie ein roter Faden die Handlung. Die Wut und der Hass von denjenigen, die ihre Angehörigen und ihr Hab und Gut durch plündernde Söldner verloren haben, ist mit der Hand greifbar.
Obiges Zitat stammt von Konrad. Er fasst zusammen, was viele nicht nur im damaligen Krieg erleben mussten. Im Kampf um die Macht gibt es kaum noch Menschlichkeit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin zeichnet ein realistischen Bild von einem zerrissenen und besetzten Land.