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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Jagd nach dem goldenen Schnitt

Das Mona-Lisa-Virus
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Während in Mexiko die Teilnehmerinnen eines Schönheitswettbewerbs entführt werden, setzt auf der ganzen Welt ein Bienensterben ein und über einen Computervirus werden sämtliche Bilddateien verunstaltet. ...

Während in Mexiko die Teilnehmerinnen eines Schönheitswettbewerbs entführt werden, setzt auf der ganzen Welt ein Bienensterben ein und über einen Computervirus werden sämtliche Bilddateien verunstaltet. Dazu machen sich Unbekannte auf, Bomben an historischen Gebäuden zu zünden, weltbekannte Gemälde zu zerstören und alte Bibliotheken in Brand zu setzen. Inmitten all dieser schrecklichen Szenarien steht die Neuroästhetikerin Helen mit ihrer Forschung, was beim Anblick von Schönheit im Gehirn passiert. Eigentlich soll sie demnächst einen Auftrag im Louvre annehmen, um dort die Mona Lisa zu untersuchen, doch dann verschwindet ihre Tochter Madeleine spurlos aus einer psychotherapeutischen Klinik und Helen gerät in die Fänge von dubiosen Fanatiker, die sie durch Erpressung bei der Durchführung ihrer Vorhaben zur Unterstützung zwingen. Wird Helen dieser Hölle entkommen? Wird sie Madeleine je wiedersehen? Und welche Gründe haben diese Fanatiker, die Welt in ein Chaos zu stürzen?

Tibor Rode hat mit seinem Buch „Das Mona-Lisa-Virus“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser taucht ab der ersten Seite ein in ein ausgeklügeltes Komplott, dass erst Puzzlestein bei Puzzlestein im Laufe der Geschichte entblättert wird. Die Handlung verteilt sich auf mehrere Schauplätze und Handlungsstränge rund um den Globus, doch der Leser weiß zu Beginn eines jeden Kapitels genau, wo er sich gerade befindet. Unterstützt wird die Geschichte noch durch kurze Tagebuchauszüge aus einem Buch des 15. Jahrhunderts, die kursiv gedruckt Einblicke in die Welt von Leonardo da Vincis und seiner Kollegen gewährt. Die vielen verschiedenen Schauplätze und verschiedenen Personen machen den Einstieg recht anspruchsvoll, da es einiger Konzentration bedarf, den Überblick zu behalten. Doch ist dieser Prozess erst einmal durchgestanden, fesselt die Geschichte sehr. Der Spannungsbogen wird von Beginn an hoch angesetzt und steigert sich bis zum finalen Ende. Besonders interessant sind auch die Einschübe des Autors um den sogenannten „Goldenen Schnitt“, der überall in der Natur und bei den Menschen zu finden ist und als ein ideales Prinzip ästhetischer Proportionierung gilt.

Die Charaktere wurden vom Autor sehr interessant skizziert, oftmals rätselt man, wer wohl gut und wer böse ist. Das stellt sich meist erst im Verlauf der Handlung heraus, doch oftmals wird man auch überrascht, denn Tibor Rode versteht es sehr gut, beim Leser Verwirrung zu stiften. Helen Morgan ist eine sehr interessante Person, ein ehemaliges Modell, das nun in der wissenschaftlichen Forschung arbeitet und sich mit dem Rätsel beschäftigt, wie sich die Betrachtung von Schönheit auf das menschliche Gehirn auswirkt. Sie lebt eher zurückgezogen, ist Mutter einer Tochter, doch das Verhältnis ist seit längerer Zeit angespannt. Als Helen erpresst wird, wächst sie aus sich heraus und versucht doch, ihren Prinzipien treu zu bleiben und selbst möglich wenig Schaden anzurichten. Ihre Sorge gilt einzig und allein ihrer Tochter. Helen ist ein besonderer Mensch, der bei Tönen gleichzeitig Farben sieht, die ihr zugleich Warnung bzw. Entwarnung geben, ob es jemand gut oder böse mit ihr meint. Greg Millner ist FBI-Agent, der schon einige Male bei seinen Einsätzen über die Stränge geschlagen hat und dabei in Ungnade gefallen ist. Doch er ist ein integrer Charakter, dem es vor allem darum geht, das Böse dingfest zu machen. Patryk Weisz ist der Sohn eines exzentrischen Milliardärs, der mit Computern sein Vermögen gemacht hat. Patryk ist schwer zu durchschauen, wirkt am Anfang verzweifelt und ehrlich, entpuppt sich dann jedoch immer mehr als Scharlatan. Das mystisch angehauchte Element in Form des Mannes mit dem Stock ist recht amüsant, doch lässt er am Ende mehr Fragen offen als beantwortet werden.

„Das Mona-Lisa-Virus“ ist ein spannender, rasanter Thriller, der den Leser in Atem hält. Es werden am Ende zwar nicht alle Fragen beantwortet, doch lässt einen das Buch nicht unzufrieden zurück. Eine Leseempfehlung für alle, die ausgeklügelte Thriller lieben!

Veröffentlicht am 22.04.2024

Manchmal musst du dich von etwas Altem trennen, um etwas Neues zu beginnen. - Unbekannt

Eddas Aufbruch
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1968. Die 19-jährige Edda stammt aus wohlhabendem Hause. Ihre Eltern haben ihre Zukunft schon verplant, doch Edda sehnt sich nach Freiheit und reist nach Paris, um dort für einige Zeit als Au-Pair zu arbeiten. ...

1968. Die 19-jährige Edda stammt aus wohlhabendem Hause. Ihre Eltern haben ihre Zukunft schon verplant, doch Edda sehnt sich nach Freiheit und reist nach Paris, um dort für einige Zeit als Au-Pair zu arbeiten. Schon bald hat sie sich eingelebt und neue Freunde gefunden. Student Marcel lässt ihr Herz höher schlagen, allerdings ist der junge Mann voller Zorn und Hass auf alles Deutsche, was die sich anbahnende Beziehung immer wieder schwierig macht und auch in Edda den Wunsch weckt, mehr über ihre Eltern und deren Einstellung zum Nationalsozialismus zu wissen. Bisher sind diese ihr bei Fragen immer wieder ausgewichen, vor allem ihr Vater. Zurück im heimischen Frankfurt entdeckt Edda alte Feldpostbriefe ihres Vaters an ihre Mutter, die in Edda immer größere Fragen und Zweifel hervorrufen und sie diesen nachgeht. Als Marcel sie in Frankfurt besucht und Edda ihm von ihren Entdeckungen erzählt, muss ihre Beziehung durch eine harte Belastungsprobe. Marcel sinnt auf Rache, aber auch Edda muss einige Entscheidungen treffen…
Beate Rösler hat mit „Eddas Aufbruch“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der in einer aufgeladenen Zeit in Deutschland verortet ist und sowohl die politischen motivierten Studentendemonstrationen als auch den von der jungen Generation gewünschten gesellschaftlichen Umbruch thematisiert. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell in die vergangene Zeit eintreten und sowohl die Demo gegen den Berliner Schah-Besuch als auch die Ermordung von Benno Ohnesorg hautnah miterleben. An der Seite von Edda reist der Leser mit nach Paris, beobachtet ihr Leben dort und vor allem die wachsende Beziehung zu Marcel, die Edda nachhaltig prägt. Marcels Hass auf alles Deutsche erklärt sich durch den Verlust der Mutter, die von den Nazis bei ihrer Arbeit im Widerstand ermordet wurde, was für Edda erst einen Kampf gegen Windmühlen bedeutet, aber dann zum eigenen Nachdenken und Hinterfragen zwingt. Die Sprachlosigkeit von Eddas Eltern verdeutlicht, wie sehr die damalige Generation eine Wand des Schweigens ob ihres eigenen Engagements in der Nazizeit aufbaute und die nachkommende Generation damit zusätzlich belastete, was die Gruppierung einer kriminellen Gruppe wie die RAF noch zusätzlich begünstigte. Die Autorin lässt den damaligen politischen Hintergrund gut in ihre Handlung einfließen, wenn diese auch teilweise recht langatmig sind und den Lesefluss etwas beeinträchtigen.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten versehen und wirken dadurch glaubwürdig und authentisch. Trotzdem kann der Leser keine richtige Nähe zu ihnen aufbauen und folgt ihnen als stiller Beobachter bei ihren Unternehmungen. Edda ist eine junge, sympathische Frau mit großem Freiheitsdrang hervorgerufen durch ihr sehr autoritäres Elternhaus. Sie ist gewitzt, aber oftmals auch sehr naiv, erst unter Marcels Einfluss stellt sie Dinge immer mehr in Frage. Marcel ist ein Mann voller Wut und Rachegedanken, die sich erst spät offenbaren und verdeutlichen, dass ihm die Gefühle anderer völlig egal sind. Eddas Ex-Freund Kai zeigt sich zu Beginn noch als ewiger Student, lustlos, nur auf sein Vergnügen bedacht, doch entwickelt er sich zu einem verlässlichen Mann.
„Eddas Aufbruch“ ist durchweg eine unterhaltsame Lektüre über eine Familiengeschichte mit gehütetem Geheimnis sowie der Generation der 60er Jahre mit gut recherchiertem historischem Hintergrund. Die sehr umfangreichen politischen Ausführungen führen leider oft zum Querlesen und zu einer eingeschränkten Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.04.2023

Strobels schwächelt bei Bischoffs 3. Fall

Mörderfinder – Mit den Augen des Opfers
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Inzwischen ist Fallanalytiker Max Bischoff ausschließlich als Privatdetektiv und Dozent tätig. Nicht nur deshalb wundert er sich über die Anfrage des K11 Düsseldorf, seiner ehemaligen Wirkungsstätte, die ...

Inzwischen ist Fallanalytiker Max Bischoff ausschließlich als Privatdetektiv und Dozent tätig. Nicht nur deshalb wundert er sich über die Anfrage des K11 Düsseldorf, seiner ehemaligen Wirkungsstätte, die ausgerechnet von seiner ehemaligen Vorgesetzten Eslem Keskin an ihn gerichtet wird, mit der ihn ein sehr gespaltenes Verhältnis verbindet. Bischoff soll in einem dem kleinen Ort Klotten an der Mosel in einem 22 Jahre alten ungelösten Vermisstenfall ermitteln, zu dem Keskin einen persönlichen Bezug hat. Kaum ist Max vor Ort, wird die Leiche der Tochter von Keskins verstorbener Freundin in den Weinbergen gefunden – ermordet. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft hüllt sich beharrlich in Schweigen und scheint kein Interesse daran zu haben, dass der alte Fall endlich aufgeklärt wird. Bei ihnen hat Max mit seinen Ermittlungen keinen Erfolg. Wird es ihm trotzdem gelingen, den Vermisstenfall aufzuklären?
Arno Strobel hat mit „Mit den Augen des Opfers“ den dritten Fall um seinen Mörderfinder Max Bischoff vorgelegt, der sich um die Aufklärung eines Cold Case dreht und eindeutig zu den schwächsten Romanen des Autors gehört, dessen Romane normalerweise immer Nervenkitzel schenken. Diesmal könnte man die Geschichte allenfalls als Krimi bezeichnen. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser sofort in die Geschichte hinein, der in einem lebendigen, düster gehaltenen Setting Max Bischoff und seinen Mitstreitern auf Schritt und Tritt folgt und über die Schulter sieht. Das kleine Winzerdorf Klotten ist anschaulich beschrieben, so dass man als Leser alles gut vor Augen hat. Bischoffs Spurensuche, das Mauern der Ortsbewohner, die Differenzen mit der Ortspolizei sowie die immer wieder zwischendurch eingefügt Perspektive des Täters soll den Spannungslevel hochschrauben, das gelingt leider nicht. Der Fall selbst ist verworren und die Aufklärung schwierig, wozu auch unvorhergesehene Wendungen beitragen. Aber alte Krimihasen finden sich schon schnell auf der Fährte des Täters wieder, was das Lesevergnügen zusätzlich schmälert.
Die Charaktere sind glaubwürdig in Szene gesetzt, doch kommt der Leser kaum an sie heran und findet sich deshalb in der Statistenrolle wieder. Max Bischoff, sonst eher ein Hansdampf in allen Gassen, bleibt diesmal außergewöhnlich farblos. Er ist ein brillanter Kopf und besitzt die Fähigkeit, sich in den Täter hineinzuversetzen. Psychologe Marvin Wagner läuft Max in diesem Buch den Rang ab und erntet mit seiner frischen, lockeren Art einige Sympathiepunkte. Aber auch Jana Brosius, Horst Böhmer sowie Eslem Keskin bringen sich in der Handlung ein und sorgen für Unterhaltung.
„Mit den Augen des Opfers“ ist Max Bischoffs dritter und schwächster Fall. Wer die Psychothriller des Autors liebt, wird diesmal enttäuscht sein, denn handelt sich hier nur um einen mittelmäßigen Krimi, der oftmals die Spannung vermissen lässt und eingefleischte Spürhunde schon bald auf die Fährte des Täters setzt. Leider nur eine eingeschränkte Empfehlung, schade!

Veröffentlicht am 19.02.2023

„I want it all“ – Not just facts!

Queen - Wie alles begann ...
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Seit der 1974 veröffentlichten Single „Killer Queen“ bin ich ein Fan der britischen Rockband Queen. Zudem hatte ich das besondere Privileg, die Band in Natura kennenzulernen und einige Male als Studiomusikerin ...

Seit der 1974 veröffentlichten Single „Killer Queen“ bin ich ein Fan der britischen Rockband Queen. Zudem hatte ich das besondere Privileg, die Band in Natura kennenzulernen und einige Male als Studiomusikerin auf Tour begleiten und viele persönliche Momente mit ihnen teilen zu dürfen. Das Angebot, die neue Queen-Biografie von Jim Jenkins zu rezensieren, war mir ein besonderes Anliegen, auf das ich mich sehr gefreut habe.
Jacky Smith, die den größten Queen-Fanclub der Welt leitet, hat in Zusammenarbeit mit Jim Jenkins, der als Bandexperte gilt und viele Covertexte der Band verfasste, das Buch „Queen-Wie alles begann“ vorgelegt, in dem der Werdegang der Rockband sowie der Hintergrund der einzelnen Musiker auf Papier gebracht wurde. Die Autoren saßen aufgrund ihrer Tätigkeiten direkt an der Quelle, um nicht nur interessante private, sondern auch musikalische Einblicke zu erhalten. Da könnte man erwarten, dass ihre persönliche Bekanntschaft mit den Bandmitgliedern auch in das Buch miteinfließen würde.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, leider fehlt es durchgängig an Einfühlungsvermögen, um den Leser näher an die Band und deren Musiker heranzuführen. Recht dröge werden viele Details und Fakten heruntergespult, jedoch hat dies mit dem genialen Schaffen der Band nicht viel zu tun, die mit ihren Songs zur Legende wurden. Auch menschlich bleiben Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon außen vor, obwohl doch jeder einzelne von ihnen einen ausgeprägten, eigenwilligen Charakter besitzt und die Zusammenarbeit aufgrund dessen bisweilen als recht schwierig galt. Die eingestreuten Illustrationen ebenso wie die Schwarz-Weiß-Bilder sind eine nette Zugabe, verlieren aber ihre Wirkung auf dem ausgewählten Papier.
„Queen-Wie alles begann“ ist für Fans bestimmt eine schöne Ergänzung zu ihren Band-Memorabilien, jedoch erfahren sie nicht viel Neues. Wer Queen kennenlernen und begleiten durfte, wird enttäuscht sein ob den unterkühlten und wenig mitreißenden Informationen, die sich zudem wenig mit ihrer Musik und den einzelnen Persönlichkeiten befassen. Eher ein Buch über Zahlen und Fakten, weniger eine Hommage an eine Band, die vor 22 Jahren in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, mit ihren Songs den Status der Unsterblichkeit schon lange erreicht hat und deren Einfluss auf die internationale Musikszene immer noch richtungsweisend ist. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.01.2023

Das Geheimnis der Villa Winter

Die Melodie der Villa Winter
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2004. Die 20-jährige talentierte Elodie Wagner studiert als Violinistin Musik an der von ihrer Großmutter gegründeten renommierten Musikakademie, die in der alten Villa Winter beherbergt ist und hat so ...

2004. Die 20-jährige talentierte Elodie Wagner studiert als Violinistin Musik an der von ihrer Großmutter gegründeten renommierten Musikakademie, die in der alten Villa Winter beherbergt ist und hat so wenigstens einige Stunden Ruhe vor dem Drill ihres ehrgeizigen, strengen Vaters. Als ihre Großmutter Maresa bei einer Sommerveranstaltung der Akademie einen Herzinfarkt erleidet und daran verstirbt, sind es Papierfetzen in deren Hand, die Elodies Aufmerksamkeit erregen. Es ist sind Bruchstücke eines Briefes, dessen geheimnisvoller Inhalt über die Villa Winter schnell Elodies Neugier weckt und sie bei ihrer Spurensuche in die Vergangenheit ihrer Großmutter eintauchen lässt, um ein altes Familiengeheimnis an die Oberfläche zu bringen…
Anett Diell hat mit „Die Melodie der Villa Winter“ einen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich nicht nur um ein altes Geheimnis dreht, sondern ebenso zwei Romanzen in sich vereint und dem Leser so kurzweilige Lesestunden beschert. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser über zwei Ebenen durch die Zeit reisen, so findet er sich zum einen im Jahr 2004 in der Gegenwart von Elodie wieder, die an der Akademie studiert und durch den Tod ihrer Großmutter unbeabsichtigt einige Fragmente von einem Geheimnis erfährt und dieses Puzzle neugierig zusammensetzen möchte. Zum anderen darf der Leser ins Jahr 1924 reisen, wo er auf die aus es aus einfachsten Verhältnissen stammende Emilia Sommer trifft, die als Musiklehrerin in die Villa Winter kommt, um die kleine Marina zu unterrichten, die Tochter der Eigentümerfamilie Fairman. Schon bald verliebt sich Emilia in Marinas Vater Paul – eine Liebe, die nicht sein durfte und auch den damaligen gesellschaftlichen Konventionen in keiner Weise entsprach, obwohl die 20er Jahre in vielerlei Hinsicht als unkonventionell galten. Die Autorin steigert mit Hilfe der sich abwechselnden Zeitebenen den Spannungsverlauf ihrer Geschichte und gestattet dem Leser gleichzeitig, die unterschiedlichen Perspektiven vor dem jeweils gegenwärtigen gesellschaftlichen Hintergrund mitzuerleben. Auch der historische Hintergrund der 20er Jahre wurde glaubwürdig mit der Zeitebene verwebt und lässt diese Zeit vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden. Teilweise sind die Schilderungen etwas sehr detailverliebt und verleiten dazu, die Geschichte quer zu lesen. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Auch hat man als Leser ständig das Gefühl, eine ähnliche Handlung schon einmal gelesen u haben. Dem Vergleich mit Bestseller-Autorinnen wie Claire Winter oder Bettina Storks hält diese Geschichte leider nicht stand.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet, die es dem Leser erlauben, ihre Schicksale hautnah mitzuverfolgen. Emilia ist durch eine harte Schule gegangen und steht mit beiden Beinen im Leben, hat ein liebenswertes Wesen und trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Die behütete Elodie dagegen ist eine Träumerin, wirkt noch sehr naiv und weltfremd. Paul Fairman ist ein herablassender Kerl, der sich seiner Stellung wohl bewusst ist. Charlotte Fairman dagegen ist eine extrovertierte Frau, die kaum zu halten ist. Aber auch Marina, Maresa, Charlie und weitere Protagonisten sind wichtig für den Verlauf der Geschichte.
„Die Melodie der Villa Winter“ ist ein Mix aus zwei Liebesgeschichten und einem alten Familiengeheimnis nebst historischem Hintergrund. Eingeschränkte Leseempfehlung für einen kurzweiligen, unterhaltsamen Debütroman, der noch Luft nach oben hat. Ganz nett für zwischendurch!