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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Vier Geschichten ergeben einen Roman

Der weiße Fels
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Es sind vier Geschichten, die in Der weiße Fels erzählt werden.
Sie handeln alle in verschiedenen Zeiten.
Die Schriftstellerin – 2020, Das Mädchen – 1907, Der Sänger – 1969, Der Leutnant – 1775.
Nicht ...

Es sind vier Geschichten, die in Der weiße Fels erzählt werden.
Sie handeln alle in verschiedenen Zeiten.
Die Schriftstellerin – 2020, Das Mädchen – 1907, Der Sänger – 1969, Der Leutnant – 1775.
Nicht alle Geschichten haben mich gleich stark gepackt. Die Erzählungsteile um Das Mädchen gingen mehr oder weniger an mir vorbei. Der Erzählpart um dem Leutnant hingegen war faszinierend.
Der Sänger ist durchdrungen vom Zustand der Figur, die von Alkohol und Drogen bestimmt wird. Es gibt bessere Jim Morrisons-Porträts, aber doch. Dieser Text hat was.Das gilt auch für den zeitgenössischen Teil um die Schriftstellerin.

Was die Geschichten verbindet, die vom Ablauf auch geschickt verschachtelt sind, ist die Stimmung und der Schauplatz rund um den von den Figuren mythisch verklärten weißen Fels im Pazifik bei San Blas. So wird aus dem Einzelnen zusammengenommen doch ein großer, komplexer Roman.

Veröffentlicht am 25.03.2023

brillant gestaltete und bewegende Geschichte

Die spürst du nicht
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Lange habe ich Daniel Glattauer nicht mehr gelesen und war daher sehr gespannt auf das neue Buch und wurde auch nicht enttäuscht.
Es beginnt schon brillant, indem ein Familienurlaub in der Toscana gezeigt ...

Lange habe ich Daniel Glattauer nicht mehr gelesen und war daher sehr gespannt auf das neue Buch und wurde auch nicht enttäuscht.
Es beginnt schon brillant, indem ein Familienurlaub in der Toscana gezeigt wird, mit all dem, was damit zusammenhängt, also auch gewissen Spannungen.
Mit dabei ist die Schulfreundin der Tochter, die ein 14jähriges Flüchtlingskind ist.
Schon früh im Buch kommt es zu einem unerwarteten Bruch. Ein Unglück erfolgt. Das Mädchen ertrinkt im Schwimmigpool. Wiederbelebungsversuche mißlingen.

Für die Familie ist das auch eine Belastung, besonders die Tochter Sophie-Luise ist traumatisiert. Hinzu kommen viele negative, provozierende Meldungen in den sozialen Medien. Diese Passagen waren für meine Geschmack nicht so gut lesbar, aber natürlich wichtig für die Handlung und mit ein zentrales Thema im Buch.

Einen großen Teil der Handlung nimmt dann der Zivilprozess ein, dessen Dramatik Glattauer perfekt beschreibt und es gipfelt schließlich darin, dass die somalische Familie auch ihre Lebens- und Flüchtlingsgeschichte erzählen kann. Das ist ziemlich bewegend.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Die Wirkung von Callocain

Blautöne
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Blautöne ist ein in Dänemark angesiedelter Roman mit einem interessanten Thema, das geschickt behandelt wird.
Die Autorin Anne Cathrine Bomann nähert sich dem Thema Trauer mit zwei zeitlich versetzten ...

Blautöne ist ein in Dänemark angesiedelter Roman mit einem interessanten Thema, das geschickt behandelt wird.
Die Autorin Anne Cathrine Bomann nähert sich dem Thema Trauer mit zwei zeitlich versetzten Handlungsebenen. Zum einen Elizabeth ab 2011, deren kleiner Junge gestorben ist und sie wird schlecht damit fertig.
Dann in der Gegenwart bzw. überraschenderweise darüber hinaus geht es an der Uni um zwei Psychologie-Studentinnen, Shadi und Anne sowie ihr Dozent Thorsten, die sich wissenschaftlich mit Trauer in ihren Auswirkungen beschäftigen. Diese Passagen an der Uni sind keineswegs trocken, denn es geht auch um das Privatleben der Beteiligten. Shadi und Anne sind ziemlich unterschiedlich, nähern sich aber mit der Zeit an.
Das Rätsel um die fatale Wirkung eines Medikamentes eint es sie.

Anne Cathrine Bomann ist selbst Psychologin und ihre Darstellungen daher glaubwürdig. Sie erfasst die seelischen Nöte ihrer Figuren gut und geht feinfühlig damit um. Dabei ist auch die Idee von der Pille, die Trauergefühle erstickt spannend, denn es wird gezeigt,m wie gefährlich das sein kann.

Das Buch ist auch sprachlich stark, genau und geschmeidig. Daher ist der Roman, der auch spannende Momente hat, einfach lesenswert.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Das jahr der Veränderung

Wovon wir leben
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In Wovon wir leben zeigt die Österreichische Schriftstellerin Birgit Birnbacher ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema. Das Leben eines Menschen kann sich durch einen einzigen Vorfall ändern.
Die ...

In Wovon wir leben zeigt die Österreichische Schriftstellerin Birgit Birnbacher ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema. Das Leben eines Menschen kann sich durch einen einzigen Vorfall ändern.
Die Protagonistin war Krankenschwester und gab aufgrund einer Verwechslung einer Patientin die falsche Spritze. Die Frau überlebte, aber Julia wird entlassen.
Sensibel zeigt die Autorin den emotionalen Zustand einer Frau und die Lebenssituation im ländlichen Raum. Hinzu kommt die Beziehungsgeschichte zwischen Julia und dem Städter Oskar, die aber eher verhalten bleibt. Auch der nicht mehr junge Vater und der Bruder, der in einem Sanatorium lebt, sind Komponenten in Julias Leben.
Für Julia stellt sich die Frage, gehen oder bleiben?

Birgit Birnbacher findet einen Ton, daher funktioniert die Geschichte. Auch viele Beschreibungen sind stilistisch sauber gemacht. Es ist ein interessanter Roman.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Familiengeschichte über 3 Generationen

Saubere Zeiten
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Der Protagonist und Erzähler Jakob Auber hat seine Mutter schon früh verloren. Die Erinnerungen an sie und ihrem Tod in seiner Kindheit prägen die ersten Passagen des Buches, das ich als Hörbuch (erschienen ...

Der Protagonist und Erzähler Jakob Auber hat seine Mutter schon früh verloren. Die Erinnerungen an sie und ihrem Tod in seiner Kindheit prägen die ersten Passagen des Buches, das ich als Hörbuch (erschienen bei Aufbau audio) gehört habe.
Dann in der Gegenwart liegt auch sein Vater im sterben.
Zurück im Elternhaus wird er wieder von Erinnerungen geflutet, auch an die seines Großvaters, der im Nachkriegsdeutschland mit einer Drogerie erfolgreich war, ein Waschmittel zu entwickeln. Auber mach Sauber wird zum geflügelten Wort, vergleichbar mit Rei in der Tube.

Die Geschichte seiner Familie lässt Jakob nicht los. Er beginnt weiter nachzuforschen, zum Beispiel anhand der Tagebücher und Tonbänder.
Einige Passagen stellen dadurch auch Jakobs Vater Hans in den Vordergrund, später auch den Großvater und zeigt den Werdegang.
Diese Erzählform hat auch seine Fallstricke, funktioniert aber.

Andreas Wunn hat mit Saubere Zeiten ein mehr als ordentliches, weitgehend undramatisches Romandebüt vorgelegt.