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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2017

Bewegende Gedichte

Zärtlichkeiten
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„...Nichts,
was bleiben soll,
kommt schnell.

Nichts,
was für die Ewigkeit ist,
geschieht sofort.

Nichts,
was Bestand hat,
passiert gleich.

Aber alles,
was sein soll,
findet gerade statt...“

Das ist ...

„...Nichts,
was bleiben soll,
kommt schnell.

Nichts,
was für die Ewigkeit ist,
geschieht sofort.

Nichts,
was Bestand hat,
passiert gleich.

Aber alles,
was sein soll,
findet gerade statt...“

Das ist eines der Gedichte, welches sich in der Sammlung der Autorin befindet. Ich werde später nochmals darauf zurück kommen. Die Veröffentlichung in der Rezension wurde mir von der Autorin gestattet.
Die Sammlung beginnt mit dem Prolog, einem kurzen Prosatext. Schon hier fällt die bildhafte Sprache der Autorin auf. Der letzte Beitrag ist wiederum Prosa, ein Liebesbrief. In poetischen Worten wird Emotionen und Gedanken wiedergegeben. Die Autorin bleibt dabei nicht an der Oberfläche, sie geht in die Tiefe der Empfindungen.
Ein dritter und letzter Prosatext befindet sich etwa in der Mitte des Büchleins. Dazu werde ich keine Ausführungen machen, denn er war in Englisch.
Die restlichen Seiten füllt die Autorin mit Gedichten. Es geht nicht nur um Liebe und Zärtlichkeit, auch um das Hier und Jetzt, um Bindungen und erwachsen werden. Die Autorin versteht es, mit Worten zu bewegen und zu berühren. Manchmal nutzt sie dazu eine mit Metaphern angereicherte Sprache, an anderen Stelle kurze und bündige Aussagen. Adjektive und gekonnt gewählte Verben sorgen für den treffenden Inhalt der Verse.
So unterschiedlich wie der Inhalt, so unterschiedlich ist der Aufbau der Gedichte. Auf drei der vielen von der Autorin gewählten Formen möchte ich näher eingehen.
Eines ist das oben Zitierte. Die ersten drei Strophen beginnen mit dem gleichen Wort. In der vierten Strophe kommt die Aussage zum Gegenteil. Auffallend ist die bewusste Wahl unterschiedlicher Verben in der jeweils dritten Zeile jeder Strophe. Das ist kein Einzelfall. Solche Gedichte finden sich häufiger. Gerade durch ihre Gegensätzlichkeit regen sie zum Nachdenken an und machen Unterschiede deutlich.
Ab und an nutzt die Autorin bewusst Wiederholungen:

„...Neues ist auf dem Weg.
Neues hat sich geregt.

Neu ist das neue Frei.
Und, ja: Ich bin dabei...“

Auch hier setzt sie die letzte Zeile bewusst von dem Rest ab.
Zu den Gedichten, die mich besonders beeindruckt haben, gehören die Vierzeiler. Manchmal nur in 8 Worten steckt eine Menge an Gefühl und Aussagekraft.

„...Meine Versuche
sind Schritte
im Gedenken
an dich...“

Zwei besondere Stilmittel verwendet die Autorin in den Überschriften. Die meisten sind durch einen Punkt geteilt, so LIEBES.KIND, eines meiner Lieblingsgedichte, oder SUCH.FELD.
Bei einigen wenigen ist ein Buchstabe in Klammern gesetzt wie ERWACH(S)EN. Der Inhalt des Gedichts passt zu der Überschrift mit und ohne Klammer.
Der Gedichtband hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin beherrscht das Spiel mit Worten, vermag Emotionen und Gedanken so auszudrücken, dass sie mich als Leser berührt und bewegt haben

Veröffentlicht am 29.07.2017

Winstons vierter Fall

Winston (Band 4) - Im Auftrag der Ölsardine
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„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater ...

„...Vielleicht hatte er aber auch nur ein bisschen viel von diesem Getränk namens Glühwein getrunken – das sorgt bei Menschen nämlich ziemlich schnell für rote Wangen und eine getrübte Wahrnehmung...“

Kater Winston und seine Freunde haben ein Problem. Im Ort sind wiederholt giftige Köder aufgetaucht, die zum Tod von Hunden und Katzen führen. Manche waren in Wurst versteckt, andere in Ölsardinen. Kira, die mit ihrer Mutter bei Professor Hagedorn lebt, hat mit ihren Schulfreunden Zettel entworfen, kopiert und im Ort verteilt, um die Tierbesitzer zu warnen.
Auch der vierte Katzenkrimi der Autorin lässt für mich als Leser keine Wünsche offen. Winstons Erzählstil begeistert mich nach wie vor.
Zwei Blockflöten und ein schräger Gesang strapazieren Winstons Gehör. Weil die Menschen sich das geduldig anhören, fällt obiges Zitat. Dann verschwindet er nach draußen. Im Hof unterhalten sich die Katzen darüber, was man Weihnachten eigentlich feiert. Nur Odette, eine weiße Katze und Winstons Freundin, weiß es. Das passt Winston allerdings nicht, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Sagte ich, dass ich intelligente Frauen liebe? Ich korrigiere mich: Intelligente Frauen sind die Pest...“
Der Schriftstil steckt voller Humor und geschickten Wortspielen. Die Gespräche von Winston und Odette haben ihren besonderen Reiz. Was tut Kater nicht alles für Katze!
Neben den Ermittlungen erzählt Odette von ihrer Vergangenheit. Nach ihrem Erleben ist klar, dass sie Menschen äußerst kritisch gegenübersteht.
Als die Kinder per Telefon die ersten Informationen zu denjenigen, die Gift auslegen, erhalten, erleben sie nicht nur eine Überraschung. Klasse finde ich, wie es Winston immer wieder gelingt, Kira seine Wünsche verständlich zu machen. Auch Babuschka, Kiras Oma, hat erneut einen großen Auftritt.
Die Geschichte ist spannend und hat einen realistischen Hintergrund.
Sie hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Schluss darf Winston nochmals zu Wort kommen.
„...Alleine können Hunde gar nicht zielgerichtet jagen...Wie anders sind da wir Katzen! Wenn wir einen Menschen lieben, kommen wir ganz allein auf die Idee, ihm mal so eine erjagte Maus auf die Fußmatte zu legen...“

Veröffentlicht am 28.07.2017

Eine schöne Sommergeschichte

Millionärin wider Willen - Elenas Haus
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„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – ...

„...Mir scheint, in unserer Gesellschaft gibt es mehr und mehr Kinder, die niemand erdet, wie du es nennst. Die wachsen in dem festen Glauben heran, dass sie für jedermann etwas ganz Besonderes sind – und das, bevor sie noch irgendetwas geleistet haben...“

Elena und ihre Freundin Henriette treffen sich zu einer gemeinsamen Teestunde. Bei diesem Gespräch erfahre ich als Leser, was in der letzten Zeit seit Elenas Lottogewinn und dem Kauf des Hauses in der Nelkenstraße in ihrer umfangreicher Familie so passiert ist. Axel, der Sohn, ist voll in den Wahlkampf seiner Partei, der Ökologischen Mitte, eingespannt. Deshalb hatte seine Frau Maren, Immobilienmaklerin, von ihm nicht viel Hilfe beim Umzug in das Haus in der Nelkengasse.
Kerstin, Elenas Tochter, hat im gleichen Haus ihre Anwaltskanzlei eröffnet. Sie ist mit Klaus, einem Arzt, liiert, der zwei Kinder hat und mit seiner Frau in Scheidung lebt. Ossi, Elenas Ex-Mann und Kunstmaler, leidet unter dem Tod seiner Mutter. Er spielt mit den Gedanken, sein Haus im Waldgau zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen. Und dann gibt es noch den Anwalt Helmut, mit dem Elena gern eine nähere Beziehung eingehen würde.
Auch der zweite Teil mit Elena lässt sich flott lesen. Die Autorin hat erneut einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben.
Der Schriftstil ist locker und leicht. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung. Elena hat mit ihrer großen Familie alle Hände voll zu tun. Ihr Bestreben, mit allen gut auszukommen und ausgleichend zu wirken, geht ab und an nach hinten los, weil es falsch verstanden wird. Zwei pubertierende Jugendliche, Roland und Yvonne, sorgen für weiteren Stress. Biene, Klaus` kleine Tochter, macht ihren Vater klar, wo sie ab sofort zu leben wünscht. Obiges Zitat stammt von ihrem Vater. Es ist nicht das einzige kritische Wort, das in dem Roman fällt. Besonders Axel muss lernen, dass seine hehren Ideale in der alltäglichen politischen Praxis schnell angegriffen werden. Dann sind seine konkreten Entscheidungen gefragt. Dabei kann es durchaus um die Wahl zwischen Anspruch und Karriere gehen. Familiäre Bindungen werden von Journalisten schon mal zu Wahlkampfzwecken ausgeschlachtet.
Gut fand ich, dass die Geschichte in kurzen Kapiteln jeweils aus unterschiedliche Sicht erzählt wird. Das sorgt für Abwechslung.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die exakt ausgearbeiteten Gespräche. Sie zeigen die Standpunkte und Ansichten des einzelnen.
Ein Personenverzeichnis ergänzt das Buch.
Das Cover ist ansprechend und weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auf leichte Art wird die Vielfalt in menschlichen Beziehungen thematisiert.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Hilfe für Krempe

Krempe, Kottek und das Ding mit Misses Schulz
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„...Nicht weit von dir, am Ende der Dorfstraße, dort, wo der Wald beginnt und das Gleisbett in der Sonne funkelt, befindet sich ein alter Bahnhof...“

Mit obigen Worten beginnt ein beeindruckendes Kinderbuch. ...

„...Nicht weit von dir, am Ende der Dorfstraße, dort, wo der Wald beginnt und das Gleisbett in der Sonne funkelt, befindet sich ein alter Bahnhof...“

Mit obigen Worten beginnt ein beeindruckendes Kinderbuch. Im Bahnhof wohnt der 71 Jahre alte Kottek mit seiner 10jährigen Enkelin Karoline, genannt Krempe. Ihr Markenzeichen ist eine Eisenwärtermütze, die sie so gut wie nie absetzt. Krempes Eltern sind tot.
In der Nacht schleicht Paulita, die Katze, durch das Dorf. Deren Wanderung nutzt die Autorin, um mir als Leser den Ort und seine Bewohner vorzustellen. Paulita weiß, wo Futter auf sie wartet, und um welches Haus sie lieber einen großen Bogen macht.
Das Buch lässt sich angenehm lesen. Der Schriftstil ist kindgerecht und doch von hoher Qualität, wie obiges Zitat zeigt. Krempe ist ein aufgeschlossenes Mädchen, das ihre Umgebung mit wachen Augen sieht. Dadurch weiß sie auch, dass Ärger ins Haus steht, als Frau Schulz vom Jugendamt erscheint. Doch im Ort hilft man einander. Deshalb greifen die Bewohner auch Opa Kottek unter die Arme, damit Frau Schulz immer ein positives Bild präsentiert wird.
Bei Krempe aber bleibt die Angst, wenn sie Opa Kottek allein lassen muss. Er tut Dinge, von denen er später nicht weiß, warum und weshalb und bringt sich damit in Gefahr.
Die Themen Freundschaft und Zusammenhalt, gegenseitige Hilfsbereitschaft und Achtung voreinander durchziehen wie ein roter Faden das Buch. Trotzdem ist die Handlung spannend und abwechslungsreich.
Zu Beginn jedes Kapitels erfährt der Leser kurz, was er zu erwarten hat.
Schöne farbige Bilder illustrieren die Handlung.
Das Cover weckt Interesse.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Mynthas dritter Fall

Das Gold der Raben
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„...Doch Ambrosius verabschiedete den Handelsmann mit freundlichen Worten, und möglicherweise war ein nützliches Samenkorn gepflanzt, aus dem sich in den nächsten Tagen die Blüte der Gier entfaltet...“

Reemt ...

„...Doch Ambrosius verabschiedete den Handelsmann mit freundlichen Worten, und möglicherweise war ein nützliches Samenkorn gepflanzt, aus dem sich in den nächsten Tagen die Blüte der Gier entfaltet...“

Reemt van Huysen, der Fährmann, hat endlich den Nachen fertig. Zweimal hatte es Probleme gegeben. Der erste war verbrannt, dann war eine Holzlieferung auf dem Rhein verloren gegangen. Um die finanzielle Seite kümmert sich Myntha, seine Tochter.
Dann bringt Witold, Mynthas Bruder, ein Fass Wein, das entsprechend dem Zeichen von Frau Alyss geliefert wurde. Myntha aber kann sich an keine Bestellung erinnern. Also lässt sie das Fass öffnen. Zum Vorschein kommt ein toter Säugling.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Es ist der dritte Teil um die Fährmannstochter Myntha. Auch wenn es kurze Einblendungen zu den Vorgängerbänden gibt, empfiehlt es sich, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Dadurch versteht man einige Feinheiten im Handlungsablauf besser.
Da die Gerichtsbarkeit annimmt, das es sich bei dem toten Säugling um ein uneheliches Kind von Reemt handelt, wird der verhaftet und wegen Ehebruchs angeklagt. Myntha will ihren Vater helfen, doch der schweigt beharrlich. Was ist während des Kölner Karnevals geschehen? Zwar waren Mynthas Brüder mit dem Vater zu der Zeit in Köln, aber sie sind auch nicht sehr hilfreich.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben, sei es beim Einkaufen auf dem Markt oder bei Mynthas Nachforschungen in den dunklen Vierteln der Stadt. Auch der private Rahmen sorgt für Abwechslung. Myntha gibt sich alle Mühe, ihre Brüder zu verheiraten. Es sind zwar gestandene Mannsbilder, sie bringen aber bei Frauen die Zähne nicht auseinander. Während Haro nun in festen Händen ist, bringt eine junge Frau Witold aus dem Konzept.
Ein Beispiel für den bildhaften und ausgefeilten Schriftstil ist das obige Zitat. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern und weiß sie gekonnt einzusetzen.
Sehr gut ausgearbeitet sind die Dialoge. Sie zeichnen sich häufig durch einen feinen Humor aus. Es sind auch die verschiedenen kurzen Szenen, die das Lesen zum Vergnügen machen. Ich denke dabei unter anderen an die Köchin Lore, die sich von ihrem Esel verabschieden muss. Ein neuer Maulesel soll sie über den Verlust hinweg trösten. Aber hier trifft erst einmal Sturheit auf Sturheit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.