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Veröffentlicht am 19.02.2023

Ein Weg durch die eigene Biografie mit Ziel zu sich selbst im Hier und Jetzt

Vergiftete Kindheit
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Susan Forward ist eine renommierte Psychotherapeutin in den USA. Ihr Buch,„Vergiftete Kindheit“, ist ein wunderbares und hilfreicher Ratgeber für Betroffene und Angehörige gleichermaßen, das ganz ohne ...

Susan Forward ist eine renommierte Psychotherapeutin in den USA. Ihr Buch,„Vergiftete Kindheit“, ist ein wunderbares und hilfreicher Ratgeber für Betroffene und Angehörige gleichermaßen, das ganz ohne irgendwelchen esoterischen Schnörkel und ohne heuchlerisches Versöhnungsgerede auskommt.
Eine der wichtigen Botschaften für mich ist: Man muss einem giftigen Elternteil nicht vergeben und kann trotzdem die schlimmen und bisweilen traumatischen Erfahrungen bearbeiten.

Die Lektüre ist darauf bedacht von der ersten Seite an den Leser (und womöglich Betroffenen) auf seine Eigenverantwortlichkeit für das eigene Leben hinzuweisen und ihn daran zu erinnern. Susan Forward betont eingehend, dass das, was einem als Kind widerfahren ist, nicht in der eigenen Hand lag, das restliche und damit eigentliche Leben allerdings schon.

Es werden nicht nur Fallbeispiele aufgezeigt, Susan Forward erklärt sehr plausibel Zusammenhänge, Motive und Reaktionen. Ihr Ratgeber arbeitet auf Konfrontationen der giftigen Eltern ab, auch im Falle dessen, dass das/die Elternteil(-e) bereits verstorben sind – auch dafür hat sie Hilfe. Die realen Fälle, die Susan Forward für ihr Buch gewählt hat, werden Schritt für Schritt auf die Konfrontation vorbereitet und somit auch der Leser.
Wichtig ist im Grunde nicht die Reaktion derjenigen, die jahrelang falsch agiert haben, sondern sich darüber klarzuwerden was falsch lief und was einen bewegt auszusprechen. Man begegnet in den aufgezeigten Beispielen Fällen von wünschenswerter gelungener Konfrontation, wonach sich das Verhältnis zwischen Eltern und erwachsenen Kindern tatsächlich verbessert hat; aber auch gescheiterter Konfrontationen, nach denen die Verhältnisse gelitten haben – jedoch haben die Kinder das Siegesgefühl für sich eingetreten zu sein.
Wer eine Konfrontation plant, wird also für Reaktionen und Ausgänge verschiedener Art vorbereitet.

Wer in diesem Buch Hilfe sucht, wird sich von einigen erlernten und verinnerlichten Glaubensmustern verabschieden müssen, manchmal wird das Lesen schmerzlich sein und einige tief begrabene Erinnerungen wecken, aber man wird sehr viele Erkenntnisse für sich daraus ziehen können.
Zuerst habe ich es etwa 2007 gelesen und seitdem noch ein paar Mal. Für mich hat es nichts seiner therapeutischen Wirkung eingebüßt.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Mmmmmmhhhhhhh...

Aventurine – Das Mädchen mit dem Drachenherz
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Aventurine lebt mit ihrer Drachenfamilie in einem Berg voller Schätze. Weil sie noch sehr jung ist, darf sie den Hort nicht verlassen. Die Schuppen eines Drachen sind erst mit etwas mehr als hundert Lebensjahren ...

Aventurine lebt mit ihrer Drachenfamilie in einem Berg voller Schätze. Weil sie noch sehr jung ist, darf sie den Hort nicht verlassen. Die Schuppen eines Drachen sind erst mit etwas mehr als hundert Lebensjahren als Schutz wirklich brauchbar. Aventurine weiß, dass sie geliebt wird und geborgen ist im Drachenhort, aber sie kann einfach die Sticheleien ihrer Geschwister und bisweilen auch ihrer Mutter nicht mehr ertragen; denn alle anderen Drachen haben ihre sogenannte Leidenschaft schon gefunden. Ihr Bruder Jaspis vertieft sich gerne in philosophische Bücher und ihre Schwester Citrine ist eine wortgewaltige Rhetorikerin, die ihre Worte honigsüß zu präsentieren weiß. Aventurine will auch endlich ihre Leidenschaft entdecken und sich ganz darin vertiefen! Und vor allem will sie nach einer Auseinandersetzung, dass Aventurine noch zu jung zum Jagen sei und außerhalb des Horts keinen Tag überleben würde ein wenig Luft zum Atmen! Während alle anderen beschäftigt sind, zwängt sie sich aus einer Nebenhöhle ins Freie und trifft kurze Zeit später auf einen rastenden Menschen, der etwas so köstlich riechendes auf seiner Feuerstelle kocht, dass Aventurine ihm befielt es ihr zu servieren. Er offenbart ihr, dass es sich um Schokolade handelt, und als der Drache von diesem herrlichen Getränk kostet, erweckt sie unverhofft ihre Leidenschaft dafür. Zu dumm nur, dass der Mensch sich als Magier herausstellt, der sein Leben mit einer List gerettet hat, den Drachen mithilfe eines verzauberten Trankes in ein Mädchen zu verwandeln. Ihrer Gefährlichkeit beraubt, lässt der Magier sie einfach stehen. Aventurine, die bei dem Versuch zu ihrem Hort für Hilfe zurückzukehren von ihrem nichtsahnenden Großvater mit einer Feuerkugel beschossen wird, bleibt nun nichts anderes übrig als auf sich allein gestellt ein Mensch zu sein.
Durch Zufall wird sie von einem Mann und einer Frau gefunden und mit in die Stadt genommen, und zum ersten Mal macht sie Bekanntschaft mit der Tücke der Menschen. Als sie davon hört, dass es in der Stadt Lokalitäten gibt, wo sie ihre Leidenschaft ausleben kann, entscheidet Aventurine sich dazu, diese aufzusuchen. In der Stadt Drachenburg gibt es prestigeträchtige (und weniger etablierte) Schokoladenhäuser, die angesagter sind, je öfter der König mit seinen beiden Töchtern dort aufwartet, um Schokoladenspezialitäten zu speisen. Aventurine wird Lehrmädchen in einem der Häuser und erlebt dort Höhen und Tiefen.
Einige Wochen sind ins Land gezogen, als Aventurine die Meldung hört, dass die Drachen ihren Hort verlassen haben und sich der Stadt nähern. Sie weiß genau, wonach die Drachen suchen. Hoffnung flammt in ihr auf, dass sie ihre Familie wiedersieht. Aber was, wenn die Drachen sie nicht erkennen...?

Ich schwankte beim Kauf zwischen der englischen Originalausgabe und der deutschen Übersetzung, entschied mich dann für letzteres, weil mir a) die Covergestaltung besser gefiel und es sich b) um ein gebundenes Buch handelte. Im Nachhinein bereue ich es etwas, weil die englischen Taschenbücher, was das Titelbild betrifft, auch sehr hübsch sind, und wenn ich den Folgeband lesen möchte, ihn mir auf Englisch kaufen muss, da es gegenwärtig keinen zweiten Band in deutscher Übersetzung gibt. Auch den Originaltitel „The Dragon with a Chocolate Heart“ finde ich gelungener als die deutsche Titelgebung.
Es tut dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch, ich habe mit Aventurine und den Menschen, die sie im Laufe der Geschichte trifft, meine große Freude gehabt! Aventurine ist ein starker Charakter, ein junges Mädchen, das trotz Widrigkeiten weiß, was sie will. Ihre willensstarke und bisweilen freche Art haben mir sehr imponiert!
Als Tipp zur Lektüre empfehle ich noch, ausreichend Schokolade bereitzuhalten, denn die Geschichte hat mir tatsächlich auch einen reellen Schokoappetit gemacht!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Lauter schräge Charaktere, schonungslose Ehrlichkeit, großartiger Humor und eine Prise Philosophie

Das Blubbern von Glück
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Das Blubbern von Glück ist im Kern die Geschichte von Candice Phee, wie sie die Welt um sich herum ein wenig zufriedener macht.
Candice hat einen bewundernswert positiven Blick auf die Welt um sich herum, ...

Das Blubbern von Glück ist im Kern die Geschichte von Candice Phee, wie sie die Welt um sich herum ein wenig zufriedener macht.
Candice hat einen bewundernswert positiven Blick auf die Welt um sich herum, obwohl sie allen Grund hätte es anders zu sehen; sie hat keine Freunde, ihre Familie droht durch den jahrelang zurückliegenden Tod von Candices kleiner Schwester zu zerbrechen, das Verhältnis von Vater und Onkel ist von Hass geprägt. Dafür ist sie in der Schule gut und sie liebt es neue Wörter zu verwenden, die sie aus ihrem Lieblingsbuch (dem Wörterbuch) gelernt hat.
Sie entwickelt Pläne ihre Familie wieder glücklich zu machen, Vater und Onkel wieder miteinander zu versöhnen. Ihrer Lieblingslehrerin mit diesem einen nervös zuckendem Auge bietet sie eine unkonventionelle Lösung dar, und sie versucht ihrem Freund Douglas Benson aus einer anderen Dimension wieder in die richtige Parallelwelt zu verhelfen.

Besondere Highlights, die das Buch für mich so besonders gemacht haben:
- Candice hat einen Freund aus einer anderen Dimension, mit dem sie religiöse Fragen ihren Goldfisch betreffend erörtert.
- Der reiche Onkel Brian wird von der Protagonistin in direkter Rede auch stets genau so angesprochen, „reicher Onkel Brian“.
- Ihre praktikablen Lösungen für ihre Mitmenschen sorgen nicht nur innerhalb der Geschichte für Lacher; in meiner Umgebung erntete ich für mein überschwängliches Kichern über Candices Genialität mehr als einmal verdutzte Blicke!
- Candice schafft es das Gute in ihren Mitmenschen zu sehen, die sie vermeintlich total hassen, und sich sogar mit ihnen anzufreunden.
- Sie gibt nicht auf ihrer Brieffreundin zu schreiben, obwohl sie nie eine Antwort erhält
- Die Geschichte um Candice vereint schonungslose Ehrlichkeit, verpackt in großartigen Humor mit einer Prise Philosophie

Innerhalb der Story wird der Verdacht geäußert, dass Candice möglicherweise Autistin ist, und auch wenn mir kurz der Gedanke kam, habe ich ihn direkt verworfen, da Candice trotz ihrer Direktheit und Ehrlichkeit viel zu empathisch ist und sich um die Gefühle ihrer Mitmenschen schert, als dass sie Autistin sein könnte. Candice ist nicht in eine Schublade zu sortieren, und es würde nichts ändern, wenn man es versuchte. Jeder, der schräge und liebenswerte Charaktere mag, sollte die Bekanntschaft mit Candice Phee machen!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Gemeinsam anders sein

Unendlich mal unendlich mal mehr
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Petra ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie liebt gerade Zahlen, kann die ungeraden aber nicht leiden. Beim Fußball schießt sie daher immer eine gerade Anzahl von Toren. Sie geht niemals über Gullydeckel, ...

Petra ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie liebt gerade Zahlen, kann die ungeraden aber nicht leiden. Beim Fußball schießt sie daher immer eine gerade Anzahl von Toren. Sie geht niemals über Gullydeckel, denn die bringen Unglück. Und wenn sie nach Hause kommt, müssen die Schuhe gerade aufgestellt sein, ohne sich zu berühren.

Aber auch Petras Umgebung ist alles andere als gewöhnlich. Ihr bester Freund Chris stottert und ist manchmal ein wenig jähzornig. Ihre beste Freundin Melika sprach kein Wort Norwegisch, als die beiden Mädchen sich das erste Mal begegneten, weil Melika ein Flüchtlingskind ist. Melika offenbart Petra auch, dass sie einen Bruder hat, der heimatlos immernoch versucht wieder zu seiner Familie zu finden. Sie ist deshalb zunehmend unglücklich, da sie Postkarten bekommt, die von seinem Scheitern berichten nach Norwegen durchzudringen.

Der Schulpsychologe versucht sie mit dem Unperfekten zu versöhnen; nachdem Petra im Unterricht beim Betrachten der Zahl Pi mit ihren vielen Nachkommastellen so schlecht geworden ist, dass sie sich übergeben musste, bittet er sie während ihres ersten Gesprächs, die Kommastellen auswendig zu lernen. Er legt ihr auch nahe im Schwimmbad schwimmen zu gehen, denn Petra ist früher einmal ins Eis eingebrochen und wäre sicher ertrunken, hätte ihr bester Freund sie nicht gerettet. Seitdem fürchtet sie sich vor Wasser, diesem unberechenbaren Element. Der Schulpsychologe und sie einigen sich darauf, dass Petra ja erstmal von der Tribüne aus den Schwimmenden zugucken kann.
Dort sieht sie erstmals den Propellerjungen, der schwimmt und unter Wasser zu zählen scheint. Er fällt ihr sofort auf, und ihr Innerstes wird so kribbelig wie Brausepulver in seiner Gegenwart. Mit ihm vergisst sie so manche ihrer wichtigen Routinen, aber manches darf man nicht vernachlässigen, und Petra entwickelt einen Plan ihre Versäumnisse zu korrigieren.

Die Worte dieser Geschichte sind einfach gehalten, die Sätze knapp. Komplexitäten hat die Autorin in bildliche Sprache verwandelt, welche Petra als Protagonistin feinfühlig dem Leser preisgibt. Die ganze Geschichte ist schwer einzuordnen, aber vielleicht geht es auch genau darum, ebendies nicht zu tun. Man kann interpretieren, man kann es aber auch so stehen lassen. Für mich ist dieses Buch eine Geschichte vom gemeinsamen Anderssein.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Füchse bringen Glück

Renn, Senna, renn
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„Renn, Senna, renn“ ist mehr als die Geschichte eines Mädchens, das seine Schwester verloren hat. Traurig, hoffnungsvoll, märchenhaft und tröstlich sind die Attribute, die mir als erstes einfallen, wenn ...

„Renn, Senna, renn“ ist mehr als die Geschichte eines Mädchens, das seine Schwester verloren hat. Traurig, hoffnungsvoll, märchenhaft und tröstlich sind die Attribute, die mir als erstes einfallen, wenn ich an die Geschichte denke.
Sylvie und Jules lieben sich sehr, umso mehr, da die Familie nur noch aus dem Vater und den beiden Mädchen besteht, nachdem die Mutter sehr plötzlich verstorben ist, als die Mädchen noch ganz klein waren. Jules, die Protagonistin des Buches, kann sich an ihre Mutter kaum noch erinnern, anders als ihre ältere Schwester Sylvie. Manchmal fühlt Jules sich daher von Vater und Schwester ausgeschlossen, wenn über Erinnerungen an die Mutter gesprochen wird. Das Gefühl des Ausschlusses verstärkt sich für die jüngere Schwester noch mehr, wenn Sylvie ihr wieder einmal den Rücken zukehrt und rennt. Sylvie kann sehr, sehr schnell rennen. Damit nicht genug, hat Sylvie den Wunsch, noch schneller und immer schneller zu rennen. Auf Nachfragen von Jules, warum Sylvie denn eigentlich immer noch schneller laufen möchte, bekommt Jules nie wirklich eine Antwort. Sylvie wünscht es sich einfach und läuft bei vielen Gelegenheiten einfach los. Wünsche sind in diesem Buch ein großes Thema; die Gemeinde, in welcher die Kinder leben, hat die Tradition Wünsche auf Steine zu schreiben und diese dann in den Fluss zu werfen, der durch das große Waldgebiet fließt, wo die Wünsche dann – fest genug daran geglaubt – in Erfüllung gehen sollen. Der Wald beherbergt jedoch auch eine Gefahr, den so genannten „Slip“; dieser ist eine Art Unterbrechung des Flusses, der durch eine Gesteinsverschiebung reißend unterirdisch weiter fließt, bevor er eine Weile später wieder oberirdisch aus dem Boden tritt. Die Eltern der Kinder in der Umgebung dieses gefährlichen Teil des Flusses schärfen ihnen ein sich um gar keinen Preis dem Slip zu nähern. Natürlich waren, ohne das Wissen der Eltern, die Kinder schon häufig an dieser Flussstelle.
Eines Morgens, nachdem Jules und Sylvie Schneefiguren gebaut haben, rennt die ältere Schwester wieder einmal los und lässt Jules zurück. Diesmal kommt sie nicht wieder, und so müssen Jules und ihr Vater mit dem Verlust der Schwester leben. Eine Weile nach dem Verschwinden der Schwester taucht jedoch ein Fuchs auf, der Jules sofort auffällt, weil Füchse Glück bringen sollen. Mithilfe des Fuchses ist Jules in der Lage ihre verschwundene Schwester besser zu verstehen, und die größten Wünsche der beiden Schwestern gehen in Erfüllung.

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