MEINE MEINUNG:
Die Geschichte zwischen mir und dem Buch hier ist quasi endlos. Ich habe es vor Ewigkeiten mal gekauft weil ich günstig dran gekommen bin. Kurze Zeit später hab ich es dann aber wieder ungelesen verkauft, weil es mich nicht mehr interessierte. Es vergingen Monate, in denen ich immer wieder an Magisterium gedacht habe, ehe ich mich dazu entschied, es mir doch wieder zu holen. Und damit es sich lohnt, auch gleich den zweiten Band hinterher. Und jetzt dürft ihr gerne raten, wo die beiden Bücher bei mir zu Hause zu finden waren: richtig! Auf dem Stapel meiner aussortierten Bücher. Jetzt habe ich mich aber dazu entschieden, dem Ganzen doch eine Chance zu haben und habe Band 1 als Hörbuch gehört. Ob ich meinem Gefühl lieber hätte trauen sollen oder ob ich nur knapp einem riesigen Fehler entgangen bin, erzähle ich euch jetzt:
Das Autorenduo hat einen sehr passenden Punkt gewählt, um den Leser in die Geschichte mit einzubinden. Wir treffen auf Callum in einer recht alltäglichen Situation, dürfen ihn aber schon bald zu den großen Aufnahmeprüfungen des Magisteriums begleiten. Ich fand diese Szenen sehr interessant uund obwohl es sich um eine astreine High Fantasy Welt handelt, hatte ich überhaupt keine Probleme damit, mich mit den Begebenheiten und der Kulisse anzufreunden und mich allgemein zurecht zu finden. Die Prüfungen, die quasi den Einstieg in die Geschichte darstellen, sind abwechslungsreich und sorgen direkt für dieses Wettkampf-Feeling, das ich in Internatsgeschichten so gerne haben. Was mir ein wenig Bauchschmerzen bereitete war aber die Tatsache, dass Callum ein wirklich außergewöhnlicher Charakter ist. Das machte mir das mitfiebern ein wenig schwerer; doch alles in allem gefiel mir die Spannung, die schon die ersten Seiten mit sich bringen, sehr gut und ich wurde; ganz wie es die Absichten der Autorinnen war, neugierig gemacht, was Callum und Co. im Magisterium alles erleben werden.
Die Figuren erschienen mir im ersten Band noch ein wenig oberflächlich. Gerade die Nebenfiguren wurden nur wenig ausgeleuchtet, sodass ich immer ein bisschen das Gefühl hatte, es mit Schemen zu tun zu haben, als mit richtigen Menschen. Es war stellenweise auch ein wenig klischeebehaftet, was die Randfiguren betraf. Es gab die reiche Tussi, den Typ, den keiner mag, den Außenseiter und es gab natürlich Callum. Alles in allem fühlte ich mich doch sehr an Harry Potter erinnert, besonders zwischen Aaron und Ron sah ich einige Parallelen – was ja nicht zwingend schlecht sein muss – es ist mir eben aufgefallen.
Callum hingegen ist ganz anders als Harry, aber nun Schluss mit den Vergleichen. Callum, der nur Call genannt wird, glänzt oft durch sein loses Mundwerk. Er gibt stellenweise Kommentare von sich, über die ich nur den Kopf schütteln konnte und mit denen man auch einfach überhaupt nicht rechnet. Er sagt, was er denkt, ohne darüber nachgedacht zu haben und er stößt damit auch anderen vor den Kopf, ohne es so recht wahrzunehmen. Mit gefiel sein Handycap; das passte toll zur Geschichte und machte ihn als Protagonisten zu etwas besonderem – jedoch tat das allein nichts für die Sympathie, die mir einfach stellenweise fehlte. Dennoch, und das finde ich so verwunderlich; fieberte ich total mit ihm mit und war immer hautnah an seiner Seite, wenn er sich durchs Magisterium bewegte; Prüfungen bestehen oder andere Abenteuer meistern musste. Ich mochte ihn, trotz der Aussagen, die er machte und die ich nicht nachvollziehen konnte. Trotz seines losen Mundwerks und der fehlenden Sympathie. Er passte in diese magische Schule, wie die Faust aufs Auge und die Entwicklung, die er innerhalb des Magisteriums an den Tag legte, war glaubhaft und realistisch. Ihn begleiten zu dürfen, wie er nach und nach doch Freunde findet, hat mir enormen Spaß gemacht und man merkte zunehmend, dass er das Herz doch irgendwie am rechten Fleck trug.
Der Schreibstil war der ausschlaggebende Grund, warum ich das Buch immer wieder aussortiert habe. Ich habe von Holly Black ja bereits einen Jahresflop gelesen und hatte unglaubliche Zweifel, ob Cassandra Clare das ganze retten kann. Heute kann ich euch sagen: sie kann es! Oder Holly Black hat sich derart entwickelt, dass es mir nicht mal aufgefallen wäre, dass eine Autorin, deren Stil ich überhaupt nicht mag, überhaupt an dem Buch beteiligt ist. Ich fand die Beschreibungen passend und das Worldbuilding großartig; fand die verschiedenen Tempi gut herausgearbeitet und die Actionszenen toll dargestellt. Ich fühlte mich direkt unter die Erde versetzt und glaubte immer, selbst ein Teil der Schülerschar zu sein. Das Hörbuch hat sich total leicht und verständlich hören lassen und ich freute mich stets, bald weiterhören zu können. Dazu trug aber auch der Sprecher bei, was mich ebenfalls total überraschte. Ich weiß nicht wieso, aber ich bevorzuge einfach weibliche Stimmen. Doch bei Oliver Rohrbeck hatte ich überhaupt keine Probleme, sondern ließ mich von ihm sehr gern mitnehmen auf die Reise. Seine Stimme ist sehr angenehm, seine Betonungen teils zwar etwas übertrieben, aber trotzdem toll und seine Stimmfarben äußerst vielfältig und mitreißend. Kurz um: Schreibstile und Sprecher waren einfach top!
Die Grundgedanken der Story erinnern natürlich schon an Harry Potter – das lässt sich auch nicht wegreden. Doch die gesamte Umsetzung, das Setting und auch der Protagonist sind so ganz anders, als wir es von Hogwarts kennen. Callum, Tamara und Aaron befinden sich im ersten Schuljahr und müssen sich mittels Unterricht auf die Abschlussprüfung des Eisenjahrs, wie das erste Jahr genannt wird, vorbereiten. Wir durchleben in den 300 Seiten das komplette Jahr und begleiten Call und Co. auf ihren Weg richtige Zauberer zu werden. Die Art von Zauberei erinnert dabei so gar nicht an Harry Potter, sondern hat ganz andere Züge. Auch die Gestaltung des Unterrichts und die Aufteilung in Gruppen, anstatt in Klassen, war etwas völlig Neues für mich. Das Buch ist dabei, selbst in den für die Figuren langweiligsten Momenten durchweg spannend und wird für den Leser nie lahm. Die Atmosphäre in dem Buch ist allerdings, jetzt rückblickend, doch sehr düster und stellenweise sogar erdrückend; was man entweder liebt oder nicht ausstehen kann – in meinem Fall: ich mochte die das Feeling beim Lesen sehr gerne und fühlte mich so der Handlung noch näher. Das große Finale hätte dann vielleicht noch eine Spur mehr Tempo und Überraschungen vertragen, doch kann ich nicht behaupten, dass ich mich nicht mitgerissen fühlte und nicht enorm mitfiebern konnte.
FAZIT:
„Magisterium – Der Weg ins Labyrinth“ von Cassandra Clare und Holly Black war eine doch sehr große Überraschung für mich. Während ich mit einem Harry Potter – Abklatsch gerechnet habe, bekam ich eine völlig neue Art von Magie und Zauberei geliefert und dazu noch ein geniales Wordlbuilding inklusive spannender Abenteuer und einer allgemein actionreicher Handlung. Lediglich bei den Charakteren besteht noch Luft nach oben – dennoch freue ich mich sehr auf den Folgeband der Reihe und kann euch „Magisterium – Der Weg ins Labyrinth“ nur empfehlen und ans Herz legen.