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Veröffentlicht am 17.03.2023

Roman mit leisen Tönen

Weite Sicht
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Mit diesem Debütroman hat Thorsten Pilz einen sehr ansprechenden Roman über vier Frauen geschrieben, die im Herbst ihres Lebens nochmals durchzustarten versuchen.
Charlotte hat eben ihren Mann verloren ...

Mit diesem Debütroman hat Thorsten Pilz einen sehr ansprechenden Roman über vier Frauen geschrieben, die im Herbst ihres Lebens nochmals durchzustarten versuchen.
Charlotte hat eben ihren Mann verloren und erlebt bei der Testamentseröffnung eine unvorhergesehende Überraschung. Ihre Schwester Gesine kämpft gegen ihre eigenen Dämonen. Sabine, die als Teenager bei der Familie von Charlotte und Gesine aufgenommen wurde, ist seit dem Tod ihres Mannes sehr einsam und verliert zusätzlich ihre Wohnung. Sie zieht zu Charlotte in das große Haus in Hamburg. Die vierte im Bunde ist die Dänin Bente, die eine besondere Beziehung zu Charlotte hat und nach dem Tod von Charlottes Mann wieder in ihr Leben tritt.

Nach dem Tod ihres Mannes Friedrich beginnt Charlotte ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen. Fünfzig Jahre war sie verheiratet und zwei Kinder hat sie aufgezogen: Franziska und Matthias. Nun ist es an der Zeit, sich das restliche Leben neu einzurichten. Ein Neuanfang mit über Siebzig?

Charlotte, Bente, Gesine und Sabine sind sehr verschiedene Charaktere und haben unterschiedliche Lebenserfahrungen hinter sich. Charlotte steht im Mittelpunkt der Geschichte, jedoch sind die Lebenswege der vier Frauen miteinander verwoben. Die Beziehung zu ihrer Schwester Gesine ist nicht wirklich herzlich. Nach dem Tod von Charlottes Mann kommen Geheimnisse zu Tage, die die Schwestern weiter entzweien. Alle vier Frauen haben mit einem Verlust zu kämpfen, müssen sich von Erinnerungen befreien und sich im Leben neu orientieren.

"Weite Sicht" ist ein Roman der leisen Töne. Er ist nicht in Kapitel, sondern in Tage aufgeteilt. Erzählt wird teils in kurzen Rückblenden, aber vorwiegend aus der Gegenwart. Man erfährt mehr über die familiären Beziehungen und Freundschaften, die sich über die Jahrzehnte entwickelt und verändert haben. Es geht es um das Miteinander, die Entwicklung der vier Frauen und dem Finden neuer Chancen.

Der Schreibstil von Thorsten Pilz ist auf das Westentliche reduziert und trotzdem schreibt er sehr einfühlsam und der Roman hat Tiefe. Großartig fand ich, wie er sich als männlicher Autor in die weiblichen Figuren hineinversetzen konnte. Die Charaktere sind sehr lebendig und bildhaft dargestellt. Jede von ihnen konnte mich emotional berühren und ich hatte sie lebhaft vor Augen. Nur manchmal hatte ich das Gefühl die Frauen wären jünger als die angegebenen 70+. Auch die Beschreibung von Hamburg und der dänischen Ostküste sind sehr anschaulich und bildgewaltig dargestellt.

Das Ende hat mich zuversichtlich gestimmt, jedoch vermisste ich noch einige Informationen zu offenen oder angerissenen Themen aus der Vergangenheit. Das Wesentliche ist jedoch gesagt. Ein gelungener Debütroman mit einer emotionalen Tiefe, der mir sehr gut gefallen hat.

Fazit:
Eine warmherzige Geschichte mit Tiefgang über Freundschaft, Verzeihen und dem Suchen und Finden neuer Chancen im letzten Lebensabschnitt. Das Buch empfehle ich gerne weiter!

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Bisher der beste Kate Linville

Einsame Nacht
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Einsame Nacht ist der vierte Band rund um die Reihe von Detective Sergeant Kate Linville und der für mich bisher beste. Trotzdem gibt es auch Kritik meinerseits.
Jedes Buch der Reihe ist zwar in sich abgeschlossen, ...

Einsame Nacht ist der vierte Band rund um die Reihe von Detective Sergeant Kate Linville und der für mich bisher beste. Trotzdem gibt es auch Kritik meinerseits.
Jedes Buch der Reihe ist zwar in sich abgeschlossen, dennoch würde ich empfehlen die Reihenfolge einzuhalten. Vorallem auf Band 3 wird diesmal oft zurückgeblickt und der Täter sogar namentlich genannt. Wer sich nicht spoilern möchte, beginnt deshalb am besten mit Band Eins.

Der Prolog hat es diesmal richtig in sich. Er führt uns in die Vergangenheit und zu einem wirklich grausamen Mord. Damit hat mich Charlotte Link sofort gepackt.
Danach sind wir im Handlungsstrang der Gegenwart. Nachdem DCI Caleb Hale aus den Polizeidienst ausscheidet, hat Kate mit Pamela eine neue Vorgesetzte.
Kates erster Fall unter Pamela führt sie zu einem abgestellten Wagen, in dem man die Leiche einer jungen Frau findet, die mit unzähligen Messerstichen getötet wurde. Als Leser wissen wir, dass es eine Zeugin gibt, die hinter der Frau gefahren ist und gesehen hat, wie ein Mann plötzlich mitten auf der Straße ihren Wagen anhält und ins Auto steigt. Doch diese Zeugin hat nicht vor eine Aussage bei der Polizei zu machen.....

Zwischen den Mordfällen erhält der Leser noch Einblicke in das Leben eines stark übergewichtigen Jugendlichen. Seine Geschichte wird nach und nach aufgerollt und ist das verbindende Glied zwischen den Morden.

Charlotte Link hat mit dem vierten Kate Linville Krimi wieder eine sehr komplexe Story aufgebaut. Die Autorin bleibt ihrem bewährten Erfolgsrezept treu und verwebt viele ineinandergreifende Handlungsstränge, die jedoch durch eine nicht allzu hohe Personenanzahl überschaubar sind. Die Figuren scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben, was allerdings täuscht. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven.
Link gelingt es besonders gut über das Innenleben von Menschen zu erzählen, die in der breiten Masse keinen Platz finden oder gesellschaftlich isoliert sind. Sie gibt dem Leser Einblicke in die Gefühlswelt dieser Figuren.
Dennoch ist nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Charlotte Link hat viele falsche Fährten gelegt.

Pamela, die neue Vorgesetzte von Kate ist selbstbewusst, vorschriftstreu und erklärt ihr zu Beginn, dass sie keinerlei Einzelgänge respektiert. Hier kommt ein weiterer großer Kritikpunkt, denn genau diese regelkonforme Chefin verhält sich plötzlich derart leichtsinnig und gegen ihre Prinzipien, dass es einfach nur unglaubwürdig wirkt. Und sie ist in diesem Krimi auch nicht die Einzige, die Alleingänge heraufbeschwört....

Obwohl dieser Krimi 592 Seiten hat, wurde mir nicht wirklich langweilig. Trotzdem fand ich einige Zufälle etwas zu konstruiert und die Kürzung einiger Seiten hätten der Geschichte sicher gut getan.
Die Stimmung ist generell ziemlich depressiv. Kate scheint leider nicht aus ihrem Tief zu kommen und ihr Selbstbewusstsein ist einfach nicht vorhanden. Diese A-typischen psychischen Probleme der Figuren, die oftmals bei skandinavischen Thriller zu finden sind, schreibt Charlotte Link ihren Figuren wiederholt auf den Leib. Ich hoffe aber noch immer, dass sie Kate in Zukunft vielleicht etwas positiver präsentieren wird.....

Trotz der vielen angeführten Kritikpunkte hat mich der Krimi jedoch bestens unterhalten und die 592 Seiten waren schneller gelesen, als ich dachte.

Die Reihe steigert sich von Band zu Band, auch wenn es einige typische und klischeehafte Handlungen gibt. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen und hoffe, dass Charlotte Link Kate Linville endlich etwas selbstbewusster und positiver erscheinen lässt.

Fazit:
Der bisher beste Krimi der Reihe, jedoch auch etwas konstruiert und von der Stimmung her sehr depressiv. Trotzdem gut zu lesen, spannend und mit vielen falschen Fährten ausgestattet. Hier ist vieles nicht so, wie es scheint....

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Tödliche Schmiedekunst

Mostviertler Grafen
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Als Mostviertlerin war ich natürlich sehr auf den fünften Band von Helmut Scharner gespannt. Band 1-3 sollte man der Reihenfolge nach lesen, da sie zusammenhängen. Band 4 und 5 sind jedoch auch alleinstehend ...

Als Mostviertlerin war ich natürlich sehr auf den fünften Band von Helmut Scharner gespannt. Band 1-3 sollte man der Reihenfolge nach lesen, da sie zusammenhängen. Band 4 und 5 sind jedoch auch alleinstehend sehr gut lesbar und abgeschlossen.

Im wunderschönen Mendlingtal und entlang der Eisenstraße, wo einst Schmiede, Köhler und Holzfäller arbeiteten, kann man heute auf spannende Zeitreise gehen. Dazu lädt Schmiedepapst Gottfried Lugbauer ein. Er veranstaltet einen Schmiedekurs im Mendlingtal und wird am zweiten Tag des Kurses beim Schaudriften als Leiche zwischen den Baumstämmen gefunden. Ein Unfall? Nein! Bei näherer Untersuchung wird die Mordwaffe schnell gefunden. Es ist ein selbstgeschmiedeter Nagel, der den Tod des Schmiedepapstes herbeigeführt hat.

Major Brandner und seine neue Kollegin Annika Lindner werden auf den Mordfall angesetzt. Mit Annika hat Brandner eine etwas spezielle Kollgin bekommen. Mit schwarzer Kleidung, teilweise abrasierten Haaren mit Tattoo am Kopf, enstpricht sie kaum dem Bild einer Polizistin, was allerdings auch Vorteile bringen kann. Zudem ist sie direkt und nicht auf den Mund gefallen.
Verdächtige sind schnell gefunden und der Fall soll natürlich so schnell wie möglich gelöst werden. Doch dann passiert ein zweiter Mord und es ist Annika, die dem Täter auf die Spur kommt.....

In "Mostviertler Grafen" wird akribisch ermittelt, aber auch das Privatleben von Brandner und Lindner kommt nicht zu kurz, wobei diesmal mehr Linder im Fokus steht. Als Leser rätselt man sehr gerne mit und hat seine eigenen Vermutungen.

Die Kapitel sind kurz gehalten. Am Kapitelanfang findet man Ort, Datum und Uhrzeit. Der Autor wechselt zwischen der Gegenwart im Oktober und Rückblenden aus dem Juni. Dabei erfahren wir einige Details zum Schmiedefest "Ferraculum" in Ybbsitz. Die Gegend entlang der Eisenstraße wird sehr bildhaft dargestellt und gibt dem Regionalkrimi viel Lokalkolorit.

Der Schreibstil ist atmosphärisch, dialoglastig und lässt sich flüssig lesen. In kursiver Schrift sind wieder Brandners Gedanken eingefügt. Diesmal waren sie wieder besser dosiert, als bei "Mostbarone", wo sie mich zu sehr vom Kriminalfall ablenkten.
Die wechselnden Perspektiven und die getrennt geführten Ermittlungen sorgen für Spannung und Dynamik.

Zum Ende hin gewinnt der Krimi an Fahrt und es gibt ein spannendes Finale. Einziges Manko: Die Bücher werden immer dünner...

Fazit:
Mit "Mostviertler Grafen" hat uns Helmut Scharner ein weiteres Stück Mostviertel näher gebracht und uns in die Schmiedekunst eingeführt. Ein spannender Regionalkrimi, der zum Miträtseln einlädt und mich gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Licht und Schatten

Blankenese - Zwei Familien
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In "Blankenese: Licht und Schatten", dem neuen Familienroman von Michaela Grünig, stehen zwei Familien im Vordergrund. Diese kommen aus unterschiedlichen Schichten. Während die Familie Casparius in einer ...

In "Blankenese: Licht und Schatten", dem neuen Familienroman von Michaela Grünig, stehen zwei Familien im Vordergrund. Diese kommen aus unterschiedlichen Schichten. Während die Familie Casparius in einer herrschaftlichen Villa an der Elbchaussee wohnt und Besitzer einer Reederei sind, lebt die Familie Hansen in ärmlichen Verhältnissen. Irma Hansen, Kapitänswitwe und Mutter, hat im Krieg zwei ihrer Söhne verloren und lebt mit den restlichen Kindern auf engstem Raum. Ihr Mann hat für die Reederei Casparius gearbeitet und Irma macht diese für das Unglück und den Tod ihres Mannes verantwortlich.

John Casparius ist Kriegsheimkehrer, hat einen seiner besten Freunde am Schlachtfeld verloren und nach seiner Rückkehr hat seine Verlobte die Verlobung gelöst. Die ehemals florierende Reederei, die er übernehmen soll, ist durch die politischen Turbulenzen angeschlagen. Als er eines Morgens am Elbstrand spazieren geht und seinen trüben Gedanken nachhängt, sieht er eine junge Frau, die vermeintlich ins Wasser gehen will. Leni Hansen, eine junge Sattlerin, nutzt jedoch die Morgenstunden, um zu schwimmen. Er ist verzaubert von ihrer erfrischenden und unkonventionellen Art. Doch Leni, die aus der einfachen Arbeiterschicht stammt, ist der Familie Casparius nicht gut genug und ihnen außerdem, durch eine frühere Begebenheit, ein Dorn im Auge. John setzt sich jedoch gegen seinen Vater durch und heiratet Leni und das Schicksal nimmt seinen Lauf....

Der Roman spielt von 1919 bis 1939 und wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt und zwar aus der Sicht von Leni, John und Lenis Mutter Irma. Durch die teilweise großen Zeitsprünge konnte ich leider zu manchen Figuren keine richtige Beziehung aufbauen. Einzig Irma ist mir bald ans Herz gewachsen, die es als Kapitänswitwe und Kneipenwirtin nicht einfach hat.
Die Liebe zwischen Leni und John konnte ich nicht ganz spüren und die Hochzeit ging mir ebenfalls etwas zu schnell. Während ich Leni schneller "greifen" konnte, blieb mir John etwas fremd. Vorallem hat mich seine Verstocktheit und Sturheit oftmals verzweifeln lassen. Die Nebencharaktere sind jedoch wieder sehr liebevoll und lebendig gezeichnet.

In dieser großen Zeitspanne von zwanzig Jahre nehmen auch die politischen Hintergründe einen großen Raum ein. Die immer stärker werdende NSDAP und die Verfolgung der Juden tritt dabei in der zweiten Hälfte des Romans immer mehr in den Vordergrund. Vorallem John und seine Schwester Felicitas sind durch ihre jüdische Mutter in Gefahr, auch wenn sie denken, dass sie als Halbjuden mehr oder weniger geschützt sind.


Der Schreibstil von Michaela Grünig ist bildhaft und lebendig. Der damalige Zeitgeist ist perfekt eingefangen.
Man spürt auf den fast 500 Seiten die Veränderungen im Land durch die Inflation, die Weltwirtschaftskrise und dem Erstarken der Nationalsozialisten. Michaela Grünig hat diese Zeit lebendig werden lassen und wieder hervoragend recherchiert.
Weitere Themen sind Liebe, Intrigen, Verrat, Zusammenhalt, Einfluss und Macht. Die fast fünfhundert Seiten lasen sich schnell weg und ich habe mich dabei sehr gut unterhalten.

An die "Palais Heiligendamm Trilogie" kommt der erste Band dieser Dilogie (?) jedoch leider nicht heran. Trotzdem bin ich schon sehr neugierig, wie es mit den Familien Casparius und Hansen weitergehen wird....

Fazit:
Ein toller Auftakt, der mir jedoch zu große Zeitsprünge hatte, um ganz in die Geschichte eintauchen zu können. Ein erster Band mit Höhen und Tiefen, der noch ein bisschen Luft nach oben hat.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Schonungsloser Thriller

Stigma (Milosevic und Frey ermitteln 1)
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Unter dem Pseudonym Lea Adam schrieben Regina Denk und Lisa Bitzer einen schonungslosen Thriller, der unter die Haut geht. Zu Recht gibt es am Beginn des Buches eine Triggerwarnung. Und wer sich noch immer ...

Unter dem Pseudonym Lea Adam schrieben Regina Denk und Lisa Bitzer einen schonungslosen Thriller, der unter die Haut geht. Zu Recht gibt es am Beginn des Buches eine Triggerwarnung. Und wer sich noch immer nicht sicher ist, ob er das Buch lesen soll, der kann einfach in die ersten Seiten reinlesen, die ein sehr genaues Bild über den weiteren Verlauf des Thrillers geben.

Unsere beiden Ermittler Jagoda "Milo" Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey werden mit einem außergewöhnlichen Mordfall konfrontiert, der viele Rätsel aufgibt. Der Tote im Stadtpark hat eine mit Kabelbinder fixierte Mülltüte über dem Kopf, daneben liegen seine herausgetrennten Augen. Der Mann mit dem durchschnittlichen Namen Michael Schmidt scheint ein ebenso durchschnittliches Leben geführt zu haben. Doch dann häufen sich die Indizien, dass es Übergriffe auf Frauen gab. Als ein zweiter Toter mit Müllsack über dem Kopf und abgeschnittenen Ohren gefunden wird, ist klar, dass hier ein Serientäter mordet und man in die Richtung von Sexualstraftaten ermitteln muss.

Der Thriller beschäftigt sich mit einem Thema, bei dem sich für Frauen seit Jahrzehnten, nein Jahrhunderten, nichts geändert hat! Übergriffige Männer, lückenhafte Strafverfolgung, unzureichende Bestrafung und die Angst vor Anzeigen und selbst bloß gestellt zu werden. Immer wieder wird das Opfer wie der eigentliche Täter behandelt. Hat man die Situation nicht regelrecht herausgefordert? Mit Blicken, zu kurzen Röcken oder ganz einfach, weil man eine Frau ist?
Ich muss zugeben, dass wohl niemand in der Leserunde Mitleid mit den ermordeten Männern hatte, nachdem man mehr über diese erfahren hat. Sie sind immer wieder durch das System geschlüpft und nie zur Verantwortung gezogen wurden. Selbstjustiz und Rache ist der durchgängige rote Faden in "Stigma".

Für die beiden Ermittler erweisen sich die Nachforschungen jedoch als schwierig. Milo und Vince sind sehr gegensätzlich und doch ergänzen sie sich perfekt. Milo ist keine einfache Person und der Leser erfährt viel über ihre familiären Hintergründe und auch warum sie gegenüber ihrem Team wenig über sich selbst Preis gibt. Vince hingegen ist offen und meistens gut gelaunt. Nicht immer kommen seine Späßchen bei Milo an. Wenn jedoch Hilfe benötigt wird, ist er sofort zur Stelle.
Als Milo selbst Drohungen bekommt, verhält sie sich äußert unprofessionell. Diese Handlungsweise konnte ich absolut nicht verstehen und ist ein kleiner Kritikpunkt meinerseits.

Zwischen den Kapiteln befinden sich eigene kurze Passagen von Frauen, denen Gewalt angetan wird. Diese Szenen sind so anschaulich, das man den Schmerz und die Angst der Opfer fast körperlich spürt.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist flüssig, die Sprache manchmal etwas derb und dialoglastig. Die Spannungskurve wird konsequent hoch gehalten und man fliegt nur so durch die Seiten.

Für mich war es ein regelrechter Pageturner, den ich innerhalb von kurzer Zeit durchgesuchtet habe. Trotzdem sind es im Endeffekt keine 5 Sterne geworden, da mir dafür irgendetwas gefehlt hat und auch die Richtung, in der sich der/die Täter befinden, bald klar war. Zusätzlich fand ich noch ein paar kleine Fehler, die dem Lektorat nicht aufgefallen sind.

Fazit:
Ein schonungsloser Psychothriller, der unter die Haut geht und sich sehr spannend liest. Keine leichte Kost!

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