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Veröffentlicht am 04.08.2023

Mittelalter und Gegenwart

Marschlande
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Dr. Britta Stoever
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Geographie, Universität Hamburg

So steht es auf alten Visitenkarten, die Britta noch stapelweise beim Umzug findet. Ihre Stelle an der Uni ...

Dr. Britta Stoever
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Geographie, Universität Hamburg

So steht es auf alten Visitenkarten, die Britta noch stapelweise beim Umzug findet. Ihre Stelle an der Uni hat sie allerdings längst aufgegeben. Inzwischen ist sie auf Wunsch ihres Mannes mit ihm und den beiden Kindern von Hamburg in die Vier- und Marschlande an der Elbe gezogen. Dort besitzt die Familie seit Kurzem ein Einfamilienhaus, in dem sich Britta jedoch nicht wirklich wohl fühlt.
Beim Spazierengehen wird die Geografin auf den Namen Abelke Bleken aufmerksam, welchen sie auf einem Straßenschild entdeckt. Was hat es mit dieser Frau auf sich? Neugierig geworden fängt Britta an zu recherchieren.

Springen wir zurück ins Mittelalter:
Abelke Bleken ist eine starke, alleinstehende Frau und hat einen eigenen Hof. Sowas ist im 16. Jahrhundert absolut nicht gewöhnlich, und bei der Bevölkerung, vor allem bei den Männern, eckt Abelke durch ihr selbstbewusstes Auftreten stark an.

Zwischen diesen beiden Erzählsträngen und den knapp 500 Jahren springen wir im Buch hin und her. Die Geschichte ist spannend erzählt, sodass man nur so durch die Seiten fliegt.
Nachdem mir von Jarka Kubsova bereits „Bergland“ sehr gut gefallen hat, wollte ich den neuen Roman auch unbedingt lesen. Und ich muss sagen, er ist noch viel besser.
Neben den historischen Ereignissen wird auch die Landschaft absolut bildlich und eindrucksvoll geschildert, wodurch man tief in die Geschichte eintauchen kann.
Ein Nachwort im Anhang erklärt sehr aufschlussreich, was über Abelke und ihr Schicksal überliefert ist. Und das perfekt gestaltete Cover rundet die Lektüre stimmig ab. Von mir gibt’s daher eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Wunderschöner Wohlfühlroman

Am Horizont wartet die Sonne
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„Manchmal ist es besser, sich einfach treiben zu lassen, zuzulassen, dass die Strömung uns in eine andere Richtung zieht, dass der Wind sich dreht und uns mitreißt.“ 
S. 383

Katrin ist Autorin und lebt ...

„Manchmal ist es besser, sich einfach treiben zu lassen, zuzulassen, dass die Strömung uns in eine andere Richtung zieht, dass der Wind sich dreht und uns mitreißt.“ 
S. 383

Katrin ist Autorin und lebt in Hamburg. Während sie mit ihren Büchern recht erfolgreich ist, läuft es im Privatleben alles andere als rund. 
Als Katrin am Flughafen auf ihre Cousine Julia wartet, die gleichzeitig ihre beste Freundin ist, findet sie einen frankierten Briefumschlag. Genauer gesagt, Katrins Hund findet den Brief, was zur Folge hat, dass man danach die Adresse nur noch schlecht entziffern kann. Soviel steht fest: Der Brief war für einen Filipe in einem kleinen Ort in Portugal bestimmt. Und ganz „zufällig“ erfahren wir auch, worum es in dem Schreiben geht, und dass Filipe den Brief unbedingt bekommen sollte. 
Nachdem die beiden Freundinnen sowieso eine gemeinsame Auszeit geplant hatten, reisen sie also zusammen zu der kleinen Halbinsel im Atlantik. Und Katrin macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Empfänger. 

Meike Werkmeister hat wieder einen richtig tollen Wohlfühlroman geschrieben. Der Großteil der Geschichte spielt in Portugal. Wir kommen beim Lesen also richtig schön in Urlaubsstimmung, können die Sonne und das Meer genießen, vom Strand aus die Surfer beobachten, abends in kleinen Restaurants sitzen und die Seele baumeln lassen. Aber wir erfahren auch von den Problemen der Menschen dort in Marial, dem fiktiven Ort, in dem die Geschichte spielt. Wir kommen außerdem einem Familiengeheimnis auf die Spur, und überhaupt passiert so einiges dort. 
Es wird einem auf keinen Fall langweilig beim Lesen. Wer eine nette Lektüre sucht, ein Buch zum Abschalten, um die Seele baumeln zu lassen, dem empfehle ich „Am Horizont wartet die Sonne“ sehr.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Väter und Söhne

Saubere Zeiten
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„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne ...

„Rei in der Tube“ - da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach, denn meine Eltern hatten dieses Waschmittel in den 70er- und 80er-Jahren immer in unseren Urlauben dabei. Und dann wurden damit einzelne Kleidungsstücke im Waschbecken rausgewaschen.

Erfunden wurde „Rei in der Tube“ von Andreas Wunns Großvater. Er hatte eine Drogerie in St. Ingbert und war mit seiner Waschmittelmarke Rei in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich. Dies hat sich allerdings dann geändert, denn bereits Mitte der 1950er verlor er sein Vermögen selbstverschuldet wieder.
Der Journalist Andreas Wunn hat nun in seinem Buch „Saubere Zeiten“ Teile dieser Familiengeschichte mit Fiktivem verwoben und so einen sehr lesenswerten Roman geschaffen.

Der Ich-Erzähler Jakob Auber reist von Berlin nach Trier, wo sein Vater im Sterben liegt. Und er begibt sich dort in der alten Heimat zurück in die Vergangenheit, macht sich auf die Suche nach Antworten - Antworten auf offene Fragen, die sein Vater hinterlassen hat. Dabei führen die Spuren bis nach Rio de Janeiro an die Copacabana.
Es geht um die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, um Schuld und Vergebung, um Zeiten, in denen nicht jeder eine weiße Weste hatte.

Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dieser Geschichte nahtlos ab und werden nicht immer klar abgegrenzt. Teilweise musste ich beim Lesen kurz überlegen, auf welcher Zeitebene der Roman gerade spielt. Aber genau das hat für mich die Lektüre so attraktiv gemacht. Dieses Ineinandergreifen der Geschehnisse und die Zeitsprünge - das alles ist hier wunderbar gelungen. Ein fesselndes Debüt, das sich sehr gut lesen lässt. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Wunderbar und federleicht

Die Familien der anderen
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„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden ...

„Der Zauberberg“ von Thomas Mann - gefühlte 60 Jahre schlich Christine Westermann um ihn herum. Zeitgleich mit dem Schreiben ihres neuen Buches macht sie sich ans Lesen des etwa 1000 Seiten umfassenden Werks. Mit Beenden ihres Buches möchte sie auch mit Thomas Manns Zauberberg durch sein. Ob ihr das gelingt erfahren wir in „Die Familien der anderen“.
Christine Westermann - Journalistin, Moderatorin und Autorin - erzählt in der Lektüre sehr kurzweilig aus ihrem Leben und von ihrer Liebe zum Lesen. Nebenbei lässt sie Buchempfehlungen einfließen. Und immer wieder erfahren wir zwischendurch von ihrem Lesefortschritt bezüglich des Zauberbergs.

Mit 224 Seiten ist „Die Familien der anderen“ ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt. Wer Christine Westermann kennt, der hat beim Schmökern bestimmt ihre Stimme im Ohr. Oder man widmet sich dem Hörbuch, welches die Autorin selbst liest.
Mir hat diese Art von Biografie gut gefallen. Ich mag Christine Westermann sehr und denke wehmütig an die Sendung „Zimmer frei“ mit Götz Alsmann zurück.
Von mir gibt’s daher eine klare Leseempfehlung für diese schöne Lektüre. Eine Lektüre so „federleicht“, um es mit den Worten von Christine Westermann auszudrücken.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Wunderbarer Winterroman

Die Wunderfrauen
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„Die Wunderfrauen - Wünsche werden wahr“ ist der vierte Band über die vier Freundinnen Luise, Helga, Annabel und Marie. Und wie gewohnt entführt uns die Lektüre nach Oberbayern, genauer gesagt an den Starnberger ...

„Die Wunderfrauen - Wünsche werden wahr“ ist der vierte Band über die vier Freundinnen Luise, Helga, Annabel und Marie. Und wie gewohnt entführt uns die Lektüre nach Oberbayern, genauer gesagt an den Starnberger See, diesmal ins Jahr 1991.
Die Kapitel werden wie immer abwechselnd aus Sicht von Luise, Annabel, Helga und Marie erzählt und zusätzlich in diesem Roman auch von Josie, Luises Tochter.
Wir begleiten die Frauen durch die leicht hektische Vorweihnachtszeit. Nicht ohne Stress und Turbulenzen verläuft diese bei den vier Freundinnen und ihren Lieben. Auch springen wir zurück in die vergangenen Jahre und erfahren, was da so alles geschehen ist. Nicht zu vergessen „Luises-Ladenkundealbum“ mit Notizen und Rezepten, das uns schon vertraut ist aus den anderen Büchern. Und wer will, kann wieder zu Spotify hüpfen und die von Stephanie Schuster erstellte Playlist zur Lektüre hören mit passenden Titeln aus der damaligen Zeit.

Mit diesem Buch, das die Reihe sehr stimmig ergänzt, endet leider die Geschichte der „Wunderfrauen“.
Mich hat es sehr gefreut, dass zur geplanten Trilogie noch dieses Weihnachtsbuch dazukam. Ich habe es wieder mit großem Vergnügen gelesen, und am Ende schwang bei mir doch etwas Wehmut mit. Aber eine Leseprobe im Anhang macht bereits neugierig auf die neue Romanreihe von Stephanie Schuster, auf die wir uns jetzt schon freuen dürfen.

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