fantasievolle Geschichte, besondere Stimmung
WarakaIn Waraka ist der Schlüssel der Herrschaft die Angst. Die Bevölkerung lebt in ständiger Furcht vor der Großen Schlange, einer Gottheit, die die Stadt in Schutt und Asche legen könnte. Ihren Hüter Skarf ...
In Waraka ist der Schlüssel der Herrschaft die Angst. Die Bevölkerung lebt in ständiger Furcht vor der Großen Schlange, einer Gottheit, die die Stadt in Schutt und Asche legen könnte. Ihren Hüter Skarf fürchten sie ebenfalls, schließlich hat auch er Einfluss darauf, ob sie alle in Sicherheit sind. Außerhalb der sicheren Stadtmauern lauern weitere Gefahren und Bestien, eine angsteinflößender als die andere. Auch Prinz Arkyn soll lernen, sich die Angst der Menschen zu nutze zu machen. Solange sie ihn fürchten, werden sie sich nicht gegen ihn auflehnen. Eine wichtige Tat auf seinem Weg zum König ist es, sein Seelentier zu töten, während die Einwohner seiner Stadt ihm dabei zuschauen. Doch der Prinz rebelliert, obwohl er sich der möglichen Konsequenzen bewusst ist. Mit Glück gelingt es dem Jugendlichen mit seinem Seelentier, einem Smilo, zu fliehen, nur um sich außerhalb der Mauern weiteren Gefahren ausgesetzt zu sehen und in eine Welt einzutauchen, die ihm fremd ist und in der er sich allein niemals durchschlagen können wird. Gemeinsam mit Saga, auf die er am Meer zufällig stößt, und dem Smilo beginnt für Arkyn eine aufregende Zeit voller Fragen, Gedanken und einer ungewissen Zukunft.
Die Geschichte rund um Prinz Arkyn geht direkt spannend los. Man erlebt den Jugendlichen kurz vor dem „Hier und Jetzt“ einer Art Prüfung, in der er sich als zukünftiger König als würdig erweisen muss, indem er sein Seelentier, einen Säbelzahnjagur (Smilo), umbringt. Arkyn will das allerdings auf keinen Fall tun, obwohl er die Konsequenzen auf verschiedene Weise durchgespielt hat. In dieser ersten Phase erlebt man auch den Hüter der Schlange, Skarf, und bekommt einen Eindruck davon, mit welch harter Hand er die Menschen führt und wie unerbittlich er ist, aber eher auf eine unterschwellige Art. Für Arkyn gab es bisher nichts anderes, als das Leben in seinem goldenen, privilegierten Käfig und doch steht seine Entscheidung fest. So wird es gleich zu Beginn des Buches recht turbulent mit der Flucht des Prinzen und den Gefahren, die direkt danach im Wald rund um die Stadtmauern auf ihn warten. Schließlich kennt Arkyn die Welt „draußen“ höchstens aus Erzählungen, wenn überhaupt. Für ihn gibt es viel zu entdecken, zu hinterfragen und zu lernen.
Im Verlauf bleibt das Tempo innerhalb der Geschichte nicht dauerhaft so hoch. Es gibt immer wieder Passagen, in denen es etwas ruhiger ist, in denen die Charaktere sich viele Gedanken machen, Lösungen suchen oder auf der Reise von einem Ort zum nächsten sind. Auf sie lauern unterwegs weitere Gefahren, Turbulenzen und Auseinandersetzungen, aber auch sehr schöne, fast magische Momente. Die Mischung hat mir insgesamt gut gefallen, der Schreibstil ist mitnehmend, bildgewaltig und zwischendurch auch ein wenig philosophisch. Nach und nach lernt man mehr über die Welt kennen, mit all den besonderen, vielseitigen Kreaturen und den facettenreichen Gegenden. All die kreativen Ideen, die in diesem Buch stecken, haben mich sehr fasziniert und angesprochen. Waraka hat einiges zu bieten und durch den bildhaften Stil und die detaillierten Formulierungen ist es gut möglich, sich die Wesen und Orte gut vorzustellen und sich einen Eindruck von all dem zu verschaffen, was da auf Arkyn und Saga zukommt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Arkyn, so erlebt man ihn intensiver als Saga, die in manchen Situationen eher etwas rätselhaft bleibt, auch weil sie sich nicht so sehr offenbart, teilweise recht schweigsam und nachdenklich ist. Mit der Zeit erfährt man aber auch über sie und ihre Herkunft etwas mehr. Die Art, wie das in die Handlung eingeflochten ist, hat mir gut gefallen, weil es sich nicht nur auf die Dialoge beschränkt. Bei den Gesprächen hätte ich mir manchmal noch etwas mehr gewünscht, auch wenn nachvollziehbar ist, dass die Jugendlichen teilweise überfordert und ratlos sind, weil sie Entscheidungen treffen müssen, die weitreichende Folgen haben können und teilweise nicht klar ist, ob es erfolgreich sein kann, was sie sich vorgenommen haben. Trotzdem war es mir manchmal einfach etwas zu wenig, was dabei bei mir ankam. Auch war die freundschaftliche Verbindung zwischen Saga und Arkyn für mich nicht immer so klar greifbar. Schöner zu verfolgen war da für mich die Bindung, die nach und nach zwischen dem Prinzen und seinem Smilo entstanden ist. Geholfen hat dabei auch die Gabe, die Arkyn in sich trägt.
Die Entwicklungen in der Handlung sind relativ klar ersichtlich und waren größtenteils für mich nicht besonders überraschend. Dennoch hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und für jüngere Lesende sind manche Sachen vielleicht auch nicht ganz so offensichtlich, wie sie für mich waren. Für mich war die Handlung eher geprägt durch die besondere Stimmung, die teilweise herrschte, die facettenreichen Wesen, die vielen wundervollen Ideen und den Mut des Protagonisten, sich gegen das System aufzulehnen und dabei seinen ganz eigenen Weg zu finden, mit dem er hofft zu verhindern, dass zu viel Schaden angerichtet wird. Immer wieder fließt auch das Thema Angst in die Handlung mit ein, denn das ist ja etwas, worauf die Herrschaft in Waraka bisher basierte.
Fazit
Ein schönes Jugendbuch, in dem facettenreiche Ideen stecken, die durch den bildgewaltigen Stil gut vorstellbar rübergebracht werden. Die Stimmung innerhalb der Geschichte habe ich als besonders empfunden. Zeitweise ist es eher ruhiger, nachdenklicher und durch die Art, wie die Dinge offenbart werden fast etwas philosophisch, ohne dabei unverständlich zu werden. Dann gibt es aber auch wieder turbulentere Momente, schwerwiegende Entscheidungen, bei denen die Unsicherheit bleibt, ob das Vorhaben von Erfolg gekrönt sein kann. Das Buch lebt durch die starke Bindung zwischen den Protagonisten, die für mich aber nicht in jeder Facette greifbar war, dem Mut des Prinzen und dem Wunsch, etwas zu verändern und nicht weiter mit der Macht der Angst zu herrschen.