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Veröffentlicht am 21.02.2023

Tolles komplexes Familiendrama

Das Geheimnis des Mädchens
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Emily Gunnis schafft es mit ihrem neuen Roman von Anfang an eine großartige Spannung aufzubauen. Auf drei Zeitebenen erzählt sie die Geschichte zweier Familien, den Hiltons und den James.

1945 wird Tessa ...

Emily Gunnis schafft es mit ihrem neuen Roman von Anfang an eine großartige Spannung aufzubauen. Auf drei Zeitebenen erzählt sie die Geschichte zweier Familien, den Hiltons und den James.

1945 wird Tessa James des Mordes angeklagt. Die Hebamme soll Schuld am Tod der jungen Herrin von Yew Tree Manor, Evelyn Hilton, sein. Die versierte Geburtshelferin hat sich den hiesigen Arzt und den Herrn von Yew Tree Manor, Wilfried Hilton, vor einiger Zeit zum Feind gemacht. Die Familie James ist ganz besonders Wilfried Hilton, dessen Sohn Eli mit Tessas Tochter Bella ein uneheliches Kind hat, ein Dorn im Auge. Der Tod von Evelyn Hilton und die Mordanklage gegen Tessa James legen den Grundstein für die Feindschaft zwischen den benachbarten Familien.

Als 1969 die sechsjährige Alice Hilton während einer Silvesterparty spurlos verschwindet, fällt der Verdacht sofort auf Bobby James, der das Mädchen als Letzter lebend gesehen hat. Die Fehlde zwischen den beiden Familien ist noch immer vorhanden und wieder wird ein Mitglied der Familie angeklagt....

2017. Willow James arbeitet als Architektin. Ihr erstes großes Bauprojekt führt sie ausgerechnet in den Ort ihrer Vorfahren. Sowohl Yew Tree Manor, als auch das alte Pfarrhaus, in dem die Familie James lebte, soll einer neuen Wohnanlage weichen. Doch Willow kommt hinter die illegalen Machenschaften ihres Chefs Mike und ihres Auftraggebers Leo Hilton, bei denen sie als Sündenbock herhalten soll und Willow beginnt zu recherchieren.... Dann verschwindet Sienna, die Tochter von Helen und Leo Hilton spurlos. Wiederholt sich die Geschichte von damals?

Emily Gunnis erzählt auf drei Zeitebenen, die sich abwechseln und einiges an Konzentration erfordern. Die unterschiedlichen Perspektiven werden aus der Sicht der jeweiligen Figuren erzählt. Die Geschichte ist komplex und ich würde nicht empfehlen eines oder mehrere Bücher dabei parallell zu lesen. Der Stammbaum zu Beginn des Buches hat mir anfangs sehr geholfen, nicht den Überblick zu verlieren. Besonders bei Nell und Bella hatte ich manchmal Schwierigkeiten sie zu unterscheiden.

Nach und nach werden die Zusammenhänge aufgeklärt, jedoch hat Emily Gunnis immer wieder überraschende neue Wendungen parat. Damit hält sie den Spannungsbogen sehr hoch und ich klebte an den Seiten. Schon ab dem Prolog hatte mich die Autorin, denn die Verunglimpfung der Hebammen, die teilweise als Mörderinnen und Hexen verschrieen waren, empfand ich ganz furchtbar. Man bedenke, dass diese Vorgehensweise nicht im Mittelalter, sondern 1945 passierte und dies alleine nur durch die Missgunst der Ärzte, die den Hebammen ihre Kunst wegen Neid und Geldgier absprachen.

Schrittweise erfährt man mehr Details und erkennt, dass es im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zu Auseinandersetzungen und Dramen zwischen den zwei Familien kam. Die Spannung steigert sich immer weiter, bis es zu einem regelrechten Showdown kommt, der letztendlich alle Tragödien aufklärt.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, bildhaft und detailliert. Die Charaktere sind alle wunderbar gezeichnet. Sie sind facettenreich und oftmals nur schwer durchschaubar. Man rätselt als Leser mit, wen man trauen kann und wer ein falsches Spiel spielt.
Das Setting rund um das englische Herrenhaus und dem kleinen Ort ist düster und geheimnisvoll, was die Spannung zusätzlich erhöht.


Fazit:
"Das Geheimnis des Mädchens" hat mir sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Eine sehr komplexe Geschichte mit überraschenden Wendungen und dramatischen Begebenheiten. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Verrat

Das Unrecht
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"Das Unrecht" ist der neuerste Roman von Ellen Sandberg aka Inge Löhnig. Mit ihren Spannungsromanen begeistert sie mich immer wieder - manchmal mehr und manchmal weniger, aber "Must reads" sind ihre Geschichten ...

"Das Unrecht" ist der neuerste Roman von Ellen Sandberg aka Inge Löhnig. Mit ihren Spannungsromanen begeistert sie mich immer wieder - manchmal mehr und manchmal weniger, aber "Must reads" sind ihre Geschichten bisher alle gewesen. Und dieses Buch hat mich wieder richtig beeindruckt.

Ellen Sandberg erzählt wieder auf zwei Zeitebenen. Der Roman wechselt zwischen den Jahren 1988 und 2016.
Im Jahr 1988 treffen sich die Freunde Peggy, Sandro, Volker, Annett und Mischa regelmäßig in einer alten Villa. Sie leben in der DDR, in Wismar, und als junge Student:innen träumten sie von Freiheit und Gerechtigkeit. Doch das System unterdrückt ihre Träume und Wünsche auf vielen Ebenen und selbst der gewünschte Studienplatz hängt von der Parteitreue und der Familie ab. Vorallem Mischa setzt diese Bevormundung zu und er denkt an Flucht...

Der Handlungsstrang aus dem Jahre 2016 wird abwechselnd aus der Sicht von Annett und ihrem Ehemann Volker erzählt. Nicht ganz dreißig Jahre später knabbert Annett noch immer an einem Vorfall in diesem Spätsommer im Jahr 1988, ein Jahr vor dem Mauerfall. Und jedes Jahr um diese Zeit wird sie unruhig und zerbricht sich den Kopf, wer von den Freunden Verrat begangen hat. Bis sie es nicht mehr aushält und nach Wismar aufbricht und der Vergangenheit auf die Spur kommt.

In Annets Ehe kristelt es gewaltig, denn Volker will nicht akzeptieren, dass sich seine Frau der Vergangenheit endlich stellen will. Sie möchte unbedingt herausfinden, was damals wirklich passiert ist, als sie selbst im Gefängnis wegen Staatsflucht saß. Die Szenen der Flucht, die Folgen der Verhöre und die Zeit im Gefängnis in der DDR-Zeit werden mit aller Gnadenlosigkeit auserzählt. Was Ellen Sandberg hier offen legt, hat mich entsetzt und mir teilweise die Luft zum Atmen genommen. Es grenzt fast an Psychothriller und hat mich wirklich mitgenommen.
Ich habe an den Seiten geklebt und konnte diese Story über Verrat, Schuld, besitzergreifende manische Liebe und Rache kaum aus der Hand legen. Auch wenn ich bald einen Verdacht hatte, wer der Verräter war, war mir noch nicht klar, wie er es geschafft hat bzw. die Fluchtpläne erfahren hat.

Zum Ende hin gibt einen gewaltigen Knall! Ich habe einige Dinge schon kommen sehen, wollte aber nicht glauben, dass die Autorin diesen Schluss wählt. Ich war richtig entsetzt und trotzdem fand ich es passend - auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte. Vielleicht sind einige Leser mit diesem Ende nicht zufrieden - ich finde es aber absolut gelungen.

Fazit:
Wieder ein sehr interessanter und spannender Roman, der mich fesseln konnte und für mich zu den besten Büchern der Autorin zählt. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Niki ermittelt im Mittelater

Isengrim
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Was habe ich mich gefreut, als endlich der dritte Band um den Zeitreisenden Niki Wolff Anfang November erschienen ist. Nachdem ich "Troubadour" und "Reliquie" geliebt habe, musste "Isengrim" auf jeden ...

Was habe ich mich gefreut, als endlich der dritte Band um den Zeitreisenden Niki Wolff Anfang November erschienen ist. Nachdem ich "Troubadour" und "Reliquie" geliebt habe, musste "Isengrim" auf jeden Fall gelesen werden. Nur eine fiese Grippe hat mich diesmal vom zeitnahen Lesen in der Lovelybooks Leserunde leider abgehalten.

Obwohl die drei Bücher zusammengehören könnte man jedes davon einem anderen Nebengenre neben dem Historischen zuordnen. Stand im ersten Band noch die Zeitreise und ein eher jugendlicher Touch im Vordergrund, wurde es im zweiten Band mit dem Kreuzzug nach Akkon sehr historisch und spannend. Bei "Isengrim" wird es - wie der Titel schon vermuten lässt - blutig und historisch kriminell.

Wir sind im Jahre 1194 und Niki und seine Verlobte Engeltrud sind zurück aus Konstantinopel. Sie haben ein kleines Souvenir mitgenommen, denn Engel ist schwanger und die beiden wollen heiraten. Kurz vor der Hochzeit wird jedoch Engels Freundin und Trauzeugin, die Bademagd Magdalena, bestialisch ermordet. Die Bevölkerung ist überzeugt, dass Isengrim, eine Art Werwolf der des Nachts Menschen mordet und quält, wieder unterwegs ist. Bereits vor fünfzehn Jahren wurde er für die Ermorderung junger Frauen verantwortlich gemacht. Der Kremser Bürgermeister, der kurz vor seiner Wiederwahl steht, und der Hauptmann der Stadtwache haben schnell einen Schuldigen gefunden: der Jude Mendel, vor dessen Haustür die tote Bademagd gefunden wurde. Niki glaubt jedoch nicht an seine Schuld und macht sich mit der Hilfe des Stadtwächters Bruno, seinem zukünftigen Schwager Bertram und weiteren Freunden auf die Suche nach dem wahren Mörder. 

Während in den ersten beiden Romanen das Thema der Zeitreise immer einen kleinen Platz in der Handlung erhält, wird es diesmal nur durch Nikis Flashbacks und Gedanken erwähnt. Niki scheint im Mittelalter angekommen zu sein und nur mehr selten an seine wahre Herkunft zu denken. Nur bei seinem Ehrgeiz die Mordfälle aufzuklären hat er Sherlock Holmes, Agatha Christie oder C.S.I. im Kopf. Doch 1194 gibt es noch keine DNA Analyse, Fingerabdruck Scan oder auch ein normales Gerichtsverfahren. So muss er sich mit Hilfe von seinen Freunden und viel List aufmachen den Fall zu lösen, was Christoph Görg mit viel Humor vermittelt.
Gekonnt hat der Autor wieder historische Persönlichkeiten mit fiktiven Figuren verwoben. Viele davon kennen wir schon aus den Vorgängerbänden, einige kommen neu hinzu.
Eine große Hilfe für Niki ist diesmal Bertram, der aufzeigt, dass er nicht nur der schweigsame und schwerfällige Mensch ist, wie wir ihn aus den ersten beiden Bänden kennen, sondern dass er über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt. Ohne ihn wäre Niki einige Mal richtig aufgeschmissen gewesen...

Wir sind diesmal viel in Krems unterwegs und obwohl ich in der Nähe wohne, wusste ich zum Beispiel nicht, dass Krems zu dieser Zeit die zweitgrößte Stadt Österreichs war und zudem eine Münzprägeanstalt besaß. Der Kremser Pfennig spielt auch in der Geschichte eine große Rolle, ebenso wie die teilweise illustren Verdächtigen, die gar nicht so wenige sind und Niki - bis zum Ende hin - einiges an Kopfzerbrechen bereiten.
Vorallem die letzten Kapitel konnte ich nur mehr in einem Rutsch durchlesen, denn der Spannungsbogen zog immer mehr an und gipfelt in einem richtigen Showdown. Großartig!

Schreibstil:
Christoph Görg erzählt temporeich, wunderbar humorvoll, detailliert und bildhaft. Die Sprache ist eine Mischung aus dem Mitteralterlichen, sowie modernen Gedankengängen und Flahsbacks unseres Protagonisten. Diesmal kamen allerdings diese amüsanten Gedanken etwas weniger vor und die altbekannte Austropop Lieder waren auch weniger, die Niki auf seiner Laute zupfte. Daran war wohl der erhöhte Krimianteil schuld. Trotzdem hätte ich gerne wieder etwas mehr davon Herr Görg! ;)

Fazit:
Auch der dritte Band konnte mich wieder ausnehmend gut unterhalten. Interessant finde ich die verschiedenen Richtungen, die die drei Bände einschlagen. Ein eindeutiges Genre ist nie ganz zu erkennen, wobei natürlich das Historische den Hauptteil einnimmt. Und nun heißt es wieder lange warten bis der vierte Teil erscheint...

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Veröffentlicht am 06.01.2023

Großartige Dilogie!

Die Stewardessen. Bis zum Horizont
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Schon der erste Teil der Stewardessen Reihe konnte mich im Oktober so richtig überzeugen und gehört zu meinen Jahres-Highlights 2022. Umso mehr freute ich mich auf den zweiten Teil "Bis zum Horizont", ...

Schon der erste Teil der Stewardessen Reihe konnte mich im Oktober so richtig überzeugen und gehört zu meinen Jahres-Highlights 2022. Umso mehr freute ich mich auf den zweiten Teil "Bis zum Horizont", der Ende der Fünfziger Jahre spielt und bei dem wir wieder Margot Frei in luftigen Höhen begleiten.

Nachdem der erste Band erst vor 2 Monaten von mir gelesen wurde, war ich sofort wieder mitten im Geschehen. Die Lufthansa bekommt immer mehr Aufwind und stellt die nächsten Flugbegleiterinnen ein. Margot ist in der Zwischenzeit auf vielen Strecken unterwegs, von denen sie früher nur geträumt hat. Doch dann wendet sich das Blatt gegen sie und Margot ergreift die Chance von der Lufthansa zur Pan Am zu wechseln. Doch die Überraschung ist groß, als sie nicht gleich eingesetzt wird, sondern erneut einen Kurs in Miami belegen muss - gemeinsam mit Anfängerinnen der Branche....

Margot ist mit Leib und Seele Stewardess. Sie genießt ihre Freiheit über den Wolken, auch wenn sich ihre Eltern noch immer nicht mit ihrem Beruf angefreundet haben. Mit Almuth und Thea hat sie zwei großartige Freundinnen an ihrer Seite. Doch es stehen für alle drei große Veränderungen an.
Svea Lenz lässt uns an der weiteren Entwicklung der zivilen Luftfahrt und am herausfordernden Arbeitsalltag der Stewardessen teilhaben. Sowohl bei der Lufthansa, als auch bei der Pan Am dürfen sich die Damen und Herren der Lüfte absolut keine Fehler und Dummheiten erlauben und dienen als perfektes Aushängeschild. Mit der Wahl zur "Miss Wings over the world" werden die Anforderungen gleich nochmals angehoben.

Auch diesmal hat Svea Lenz wieder das Lebensgefühl der 1950er Jahre perfekt eingefangen. Die Sprache im Roman ist spritzig und zeitgemäß, die Dialoge lebendig. Die Figuren sind von der Hauptprotagonistin bis hin zu den Nebenfiguren authentisch und facettenreich dargestellt. Neben der Politik dieser Zeit, dem Kalten Krieg und den gesellschaftlichen Entwicklungen, spielen natürlich auch die Mode (die ersten Bikinis) und die Musik (Rock and Roll) eine große Rolle. Dabei hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin wieder Songtitel für ihre Überschriften gewählt hat.

Wie schon im ersten Band hat Svea Lenz einige historische Persönlichkeiten und geschichtliche Details miteinfließen lassen. Wir treffen wieder auf Bundeskanzler Konrad Adenauer, aber auch auf Senator John F. Kennedy und Frank Sinatra, die Margot auf einem Flug begleiten darf, der ihre weitere Zukunft bestimmen wird. Die Autorin hat dabei neben Fiktion reale Ereignisse mit ins Flugzeug...äh...Boot geholt und diese miteinander perfekt verwoben.

Fazit:
Auch der zweite Band um die Stewardessen Margot, Thea und Almuth konnte mich wieder genauso begeistern, wie der Vorgänger. Diese Dilogie kann ich mit guten Gewissen allen ans Herz legen! Eine große Leseempfehlung! 

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Ein Lesehighlight

Kinder des Aufbruchs
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Seit dem ersten Buch, welches ich von Claire Winter gelesene habe, bin ich ein Fan der Autorin. Jeder neue Roman kommt auf meine Wunschliste ohne den Klappentext zu lesen. Die Autorin ist einfach ein Garant ...

Seit dem ersten Buch, welches ich von Claire Winter gelesene habe, bin ich ein Fan der Autorin. Jeder neue Roman kommt auf meine Wunschliste ohne den Klappentext zu lesen. Die Autorin ist einfach ein Garant für tolle Stories!

"Kinder des Aufbruchs" ist die Fortsetzung zu "Kinder ihrer Zeit", kann jedoch auch alleinstehend gelesen werden. Die Autorin hat immer wieder kleine Rückblicke eingebaut, damit auch Leser:innen, die das erste Buch nicht gelesen haben, keine Probleme mit der Story haben. Trotzdem würde ich empfehlen zuerst den ersten Band zu lesen, damit man das Verhältnis zwischen den Zwillingsschwestern Alice und Emma besser versteht. Außerdem war "Kinder ihrer Zeit" ein Buch, dass ich mit dem Lieblingsbuchstatus bewertet habe. Ihr würdet daher etwas verpassen ;)

In der Zwischenzeit sind sechs Jahre vergangen, seit die Zwillingsschwestern wieder vereint sind. Emma ist nach wie vor Dolmetscherin und Alice arbeitet als Journalistin bei einer Berliner Tageszeitung. Alice ist mit Max verheiratet und die beiden leben mit ihrer Tochter Lisa zusammen. Die Ehe ist jedoch ein "Arrangement", um für Lisa dazusein. Max ist Anwalt und hat sich auf Entschädigung von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus spezialisiert. Emma ist mit dem aus der DDR geflüchteten Julius verheiratet, der als Professor unterrichtet.
Wir landen mitten in den politischen Unruhen in Berlin des Jahres 1967. Demonstrierende Studenten sind an der Tagesordnung und der Besuch des Schahs von Persien lässt die Stimmung in der Stadt fast überkochen. Als der Student Benno Ohnesorg ums Leben kommt, der von einem Polizisten erschossen wird, gerät alles aus den Fugen. Alice ist hautnah dabei und trifft auf Fritz, einem ehemaligen Freund aus dem Osten. Er bittet sie um Hilfe für seine Schwester Lore, die ebefalls die DDR verlassen will. Alice steht durch einen Artikel, den sie geschrieben hat, mit einer Fluchthilfe-Organisation in Verbindung und bietet Fritz - nichtsahnend, was sie dabei lostritt - Hilfe an. Als sie auch noch auf ihre frühere Freundin Irma trifft, die als Sängerin Karriere gemacht hat und in den Westen geflohen ist, wird Alice nervös. Irma hat sie damals ausspioniert und an die Stasi verraten. Und jetzt trifft sie kurze Zeit hintereinander auf Menschen aus ihre Vergangenheit? Hat die Stasi auch Alice wieder im Fokus?

Emma leidet in der Zwischenzeit an einer erlittenen Fehlgeburt und trifft bei einem Event in einem Kinderheim, bei dem sie dolmetscht, auf den 11jährigen Waisenjungen Luca. Sie besucht den störrischen Jungen immer wieder und baut langsam ein klein wenig Vertrauen zu ihm auf. Doch Luca hat unglaubliche Angst vor jemanden und flüchtet immer wieder aus dem Heim.
Erst nach und nach stellt sich heraus, dass beide Handlungsstränge miteinander verbunden sind. Beide Schwestern und ihre Ehemänner geraten ins Visier der Stasi und in grosse Gefahr.

Obwohl die Autorin viele politische Themen aufgreift, um diese Zeit auch sehr authentisch darstellen zu können, wird es nie langweilig. Die Demonstrationen der Studenten erinnern mich ein bisschen an die momentanen Klimaaktivisten, ebenso wie der Einfluss der Presse. Es geht aber auch um Fluchthilfe, Gefangenen-Austausch, Geheimdienste und ihre Rolle im Deutschland der 60er Jahre. Diese historischen Themen verwebt die Autorin geschickt mit ihrer fiktiven Geschichte rund um Emma, Alice, Julius, Max, Fritz Irma und dem kleinen Luca.
Claire Winter versteht es großartig alle Sichtweisen so darzustellen, dass man sich selbst beim Lesen wie in einem Strudel der Machenschaften fühlt. Die Figuren sind authentisch und sehr lebendig dargestellt. Die Spannung ist von Beginn an zu greifen und bleibt bis zum Ende erhalten.

Der Schreibstil ist wie immer mitreißend und bildgewaltig. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Die dazugehörigen Namen findet man am Kapitelanfang.
Auf der Innenseite des Buches finden wir eine Karte von Ost- und West Deutschland und den angrenzenden Ländern, sowie eine kleine Karte von Berlin mit der Trennungslinie. Am Ende des Buches erklärt die Autorin über Wahreit und Fiktion auf.

Claire Winter hat hervorragend recherchiert und die Stimmung der späten Sechziger Jahre perfekt eingefangen. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Vietnamkrieges, des Prager Frühlings und ein Aufschrei der Jugend gegen das alte System. Ich habe wieder mit Emma und Alice gebangt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Eine absolute Lese-Empfehlung, wie schon der erste Band!

Fazit:
Ein weiteres Highlight der Autorin! Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Immer wieder überrascht mich Claire Winter mit einem weiteren grandiosen Roman. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung mit dem Hinweis, wenn möglich, zuerst den ersten Band zu lesen.

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