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Veröffentlicht am 06.07.2023

Das hier ist weder ein Liebesroman noch Dark Romance !!!

Twist Me - Verschleppt
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Die Covergestaltung des Einzelbandes unterscheidet sich vom Sammelband, aber ich finde beides gelungen. Sie sehen in der Farbgestaltung schön aus, verraten aber nichts über den Inhalt der Geschichte. Die ...

Die Covergestaltung des Einzelbandes unterscheidet sich vom Sammelband, aber ich finde beides gelungen. Sie sehen in der Farbgestaltung schön aus, verraten aber nichts über den Inhalt der Geschichte. Die Story um Julian und Nora wird in drei Bänden erzählt. Die Titel der einzelnen Bücher geben schon einen kleinen Aufschluss, was das Kernthema sein wird. Im ersten Band, „Twist Me – Verschleppt“ lerne ich die einzige Erzählerin Nora kennen. Es ist die erlebende Erzählperspektive in der Ich-Form.

In „Twist Me – Verschleppt“ bleibt die Anzahl der Figuren sehr übersichtlich und beschränkt sich im Kern auf gerade mal drei Personen. Dabei dreht sich alles um Julian, den gut aussehenden „Bad-Boy“ und die gerade erwachsen gewordene Nora. Beide Charaktere bleiben mir bis zum Schluss völlig unsympathisch. Ich empfinde sie als eindimensional gestaltet und voll mit Klischees beladen.
Julian hingegen soll den klassischen erotisierten Bösewicht mimen, der trotz seiner blendenden Schönheit und seines gestählten Körpers eine tiefschwarze Seele hat, die mit dunkeln sexuellen Gelüsten beladen ist.

So treffen die beiden sich zum ersten Mal in einem Klub, die Atmosphäre heizt sich auf, Nora spürt, dass von Julian Gefahr ausgeht. Sie fürchtet sich, fühlt sich gleichzeitig aber wie die Motte vom Licht angezogen. Es vergeht ein wenig Zeit, ich lerne Nora und ihren Alltag ein bisschen näher kennen, kann die junge Frau aber dennoch nicht richtig greifen. Sie wirkt auf der einen Seite schon recht reif für ihr Alter, aber gleichzeitig auch schrecklich naiv und dümmlich.
Julian dagegen bleibt ein Mysterium. Er soll furchteinflößend, aber auch gleichzeitig liebevoll sein. An sich schließt das eine das andere ja nicht aus, aber hier wirkt das alles völlig unglaubwürdig.

Der Schreibstil von Anna Zaires ist einfach, aber schön flüssig verfasst, sodass sich die Zeilen flott lesen lassen. Eigentlich die idealen Bedingungen, um einen schönen Liebesroman mit dunklen erotischen Elementen zu erzählen. Wäre da nicht das völlig falsch transportierte Bild der körperlichen Unterwerfung mithilfe von Sex.
Nora ist unschuldig im wahrsten Sinne des Wortes und wird von Julian entführt und auf seine private Insel verschleppt. Warum und wieso klärt sich später. Viel wichtiger ist Julian von Anfang an, dass Nora sein neustes Spielzeug für seine Libido wird. Zu diesem Zweck muss er sie natürlich „trainieren“, damit sie seine Bedürfnisse erfüllen kann. Selbstverständlich sorgt Julian dafür, dass auch Nora dabei Lust empfindet und mir wird beim Lesen einfach nur schlecht.

„Twist Me – Verschleppt“ ist voll von diesen sexuellen Begegnungen zwischen den beiden. Diese werden immer extremer und Anna Zaires greift hier und da in die BDSM-Kiste und vermittelt dadurch ein völlig falsches Bild von Menschen, die sich bewusst und aus freien Stücken für so eine Spielart entscheiden. Stattdessen nötigt sie ihre Hauptfigur Julian dazu, Nora einfach zu ihrem „Glück“ zu zwingen. Er bestimmt einfach, dass sie eine masochistische und devote Ader hat. Nora hinterfragt das nicht ein einziges Mal. Ihre Fluchtgedanken sind so schnell weggespült wie Fußspuren am Strand. Völlig unglaubwürdig.
Aber am meisten hat mich entsetzt, dass in „Twist Me – Verschleppt“ ernsthaft der Vergleich zu Frauen gezogen wird, die tagtäglich unter den schlimmsten nur möglichen Bedingungen zur Prostitution gezwungen werden. Es werden die Unterschiede zwischen Nora und den Sexsklavinnen herausgearbeitet, die mich einfach nur sprachlos machen. Damit wird Julians Handeln bagatellisiert und auch noch als romantisch vermarktet. Wer das als erregend empfindet, hat sich über Missbrauch und seine Facetten noch nie Gedanken gemacht.
Und nein, „Twist Me – Verschleppt“ hat nichts mit Dark Romance zu tun. Nur weil die männliche Hauptfigur kriminell und bösartig ist und sein Spielzeug zu Orgasmen bringt, ist das noch lange kein Dark Romance. Die heftigen Sexszenen dienen hier überhaupt nicht zur Entwicklung der Figuren, sondern sollen nur voyeuristisch unterhalten.

Mir fehlt es in „Twist Me – Verschleppt“ an so vielem. Die Thematik wird einfach nicht ernst genommen, sie wird heruntergespielt und als nicht so schlimm dargestellt. Hier reiht sich eine sinnlose Sexszene an die nächste. Hauptsache es wird brutaler und noch orgasmusreicher. Die Rahmenhandlung wird zum Hintergrundrauschen, Nora lebt in den Tag hinein und langweilt mich mit den Erzählungen aus ihrem sonnigen Alltag und den dunklen Stunden im Bett bei Nacht mit Julian.
Nicht mal der Plot Twist, der plötzlich auf einen ganz anderen Gaul umschwenkt, kann hier noch etwas retten. Stattdessen frage ich mich ernsthaft, was das wieder soll.
Es wird so abstrus, dass ich eigentlich den Rest nur noch überfliege. Logische Entwicklung eines Handlungsgerüstes suche ich vergeblich. Es geht in „Twist Me – Verschleppt“ nur um das Toppen an Gewalt ohne Sinn und Verstand.

Fazit:
Das Buch ist so weit von Dark Romance entfernt wie der Lottogewinn von meinem Konto. Wer es mag, dass sexuelle Gewalt an Frauen bagatellisiert und als erotisch verkauft wird, kommt voll auf seine Kosten. Mich hat es nur erschüttert und den Kopf schütteln lassen.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Mein persönlicher Flop 2023

Ein wilder Schwan
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Es war einmal ein Mann, der hieß Michael Cunningham. Der dachte so bei sich, die ollen Märchen erzählen gar nicht alles und fand, es sei an der Zeit, selbst Hand an die alten Geschichten zu legen, um aus ...

Es war einmal ein Mann, der hieß Michael Cunningham. Der dachte so bei sich, die ollen Märchen erzählen gar nicht alles und fand, es sei an der Zeit, selbst Hand an die alten Geschichten zu legen, um aus ihnen Märchen für Erwachsene zu zaubern, die laut seiner Marketingexperten böse und hintersinnig sein sollten, abgerundet mit düsterer Raffinesse, Lustigkeit und einem Touch Sexyness. Es fand sich sogar eine japanische Künstlerin, die zu jedem dieser zehn aufgepimpten Geschichten eine handwerklich ziemlich schaurig schöne Illustration erschuf.
Vermutlich wurde das Werk des Michael Cunningham unterwegs von einer bösen Hexe verflucht, denn als ich es zur Hand nahm und las, da suchte ich verzweifelt die amüsante, schwarzhumorige Neuinterpretation der wahren Ereignisse hinter den bekannten Märchen.
Stattdessen purzelten mir Sätze entgegen, die stumpf waren und nur so von Frauenfeindlichkeit und ausgelebter Klischees trieften.
Bis auf eine Geschichte waren alle Nach- und Weitererzählungen negativ behaftet, teilweise sehr vulgär geschrieben und bediente Erotikfantasien aus Urzeiten. Die Charaktere hatten fast ausnahmslos schlechte Charaktereigenschaften, waren eifersüchtig, egozentrisch, geldgierig, selbstsüchtig und einfach nur abstoßend. Gesellschaftskritik? Wohl kaum. Die Geschichten hatten null Mehrwert, es gab kaum Entwicklung und der Sinn blieb mir schlicht verborgen. Nicht mal mit einem guten Gin-Tonic wollte sich mir das Buch offenbaren, es muss am Fluch der Hexe gelegen haben.
Das Einzige, was ich positiv fand, waren die Illustrationen von Yuko Shimizu. Sie waren kräftig gezeichnet und trotz verstörender Details gruselig-faszinierend. Die Detailverliebtheit stand in totalem Kontrast zum nichtssagenden Inhalt dieser zusammengeflickten Interpretationen.

Fazit:
Und wenn ich kein Buddy-Read gehabt hätte, dann würde das Buch in der Ecke verstauben, weil ich keine Lust mehr gehabt hätte, es weiterzulesen.

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