Cover-Bild Das dritte Land
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 22.02.2023
  • ISBN: 9783103971224
Karina Sainz Borgo

Das dritte Land

Roman
Angelica Ammar (Übersetzer)

»Das dritte Land« ist der zweite Roman von Karina Sainz Borgo; ihr Debüt »Nacht in Caracas« wurde zu einem Welterfolg.

Angustias Romero ist auf der Flucht vor der Seuche. Mit ihrem Mann und den siebenmonatigen Zwillingen auf dem Rücken ist sie unterwegs in die Berge, auf dem Weg ins rettende Nachbarland. Überall Beschwernis, Hitze und Staub. Die beiden Kinder überleben die Reise nicht.
An der Grenze unterhält Visitación Salazar einen illegalen Friedhof: Das dritte Land. Gegen den Widerstand von Kartellen und Todesschwadronen bietet sie den Ausgestoßenen einen Grabplatz. Hier endlich findet die Mutter für die toten Zwillinge einen Ort. Sie beschließt, bei ihnen zu bleiben und die Totengräberin in ihrem Kampf zu unterstützen.
Mit der Wucht einer antiken Tragödie erzählt Karina Sainz Borgo von Flucht und Hoffnung auf Rettung, mit ihrem Roman setzt sie der realen Totengräberin im »dritten Land« ein Denkmal.

Der Roman wurde 2023 mit dem Prix Jan Michalski ausgezeichnet.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2023

Tragödie voller Brachialgewalt

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Es gibt Bücher, die überraschen und ziehen ihre Leser von der ersten Seite an in einen Sog. "Das dritte Land" von Carina Sainz Borgo war für mich so ein Buch. Es kommt mit der Wucht einer griechischen ...

Es gibt Bücher, die überraschen und ziehen ihre Leser von der ersten Seite an in einen Sog. "Das dritte Land" von Carina Sainz Borgo war für mich so ein Buch. Es kommt mit der Wucht einer griechischen Tragödie, ist kraftvoll geschrieben, voller Härten und doch auch immer wieder poetisch und voll spröder Schönheit. Etwa wenn die Protagonistin und Ich-Erzählerin Angustias ihre erste Begegnung mit Visitacion hat, der Betreiberin eines illegalen Friedhofs im Niemandsland zwischen Großgrundbesitzer und Guerillagebiet irgendwo in Südamerika: Eine schwarze Madonna, die auf einer Schutthalde gelandet ist.

Es ist ein Leben voller Entbehrungen, Krankheiten, Gewalt und Tod, das hier geschildert wird: Angustias war mit ihrem Mann und den Zwillings-Babies unterwegs, in ein anderes Land, in eine bessere Zukunft. Doch als ihre Kinder sterben, sucht sie nach einem Stück Land, an dem sie sie begraben kann, und dort bleibt sie. "So war das Ende der Welt: Ein Haufen Staub aus den Knochen, die wir auf dem Weg zurückließen."

Das Land, um dass es geht, wird nie namentlich genannt, Parallelen zu Venezuela sind unübersehbar, doch der soziale und politische Sprengstoff zerreißt die Gesellschaft auch in anderen Ländern des Kontinents. Gewalt und Verrohung, Hoffnungslosigkeit prägen das Buch. Vollständig depremierend ist es dennoch nicht, denn die Stärke der Frauen, die hier trotz Demütigungen, Gewalterfahrungen und Angst versuchen, die Lebenden und die Toten zu schützen, ist wie ein kleines Flämmchen Hoffnung.

Für Happy Ends allerdings ist das Leben, wie Angustias und Visitacion es kennen, nicht gemacht. "Das dritte Land" zeigt die Stärke der Schwachen, die Beharrlichkeit derjeningen, denen ein eigener Platz, ein eigenes Leben, eine eigene Würde abgesprochen wird. Überlebenswille allein reicht nicht immer aus. Am Ende aber lässt die Autorin inmitten all der beschriebenen Hoffnungslosigkeit die zarte Perspektive einer Zukunft erkennen.

"Das dritte Land" ist ein Roman voller Brachialgewalt, ganz bestimmt keine leichte Kost - aber ein lohnenswertes, lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Widerstand und Mitgefühl im Angesicht von Gewalt und Tod

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Angustias Romero flieht gemeinsam mit ihrem Mann und ihren sieben Monate alten Zwillingen vor einer mysteriösen Seuche, die Körper und Geist befällt. Die Reise aus den östlichen in Richtung der westlichen ...

Angustias Romero flieht gemeinsam mit ihrem Mann und ihren sieben Monate alten Zwillingen vor einer mysteriösen Seuche, die Körper und Geist befällt. Die Reise aus den östlichen in Richtung der westlichen Berge ist beschwerlich und weit, die hygenischen Verhältnisse katastrophal. Die Zwillinge sterben auf der Reise. Schließlich gelangen Angustias und ihr Mann wie viele andere in die Grenzregion. Ihre Vorräte sind aufgebraucht, ihr letztes Geld und die Papiere wurden gestohlen. Im Dorf Mezquite hören sie erstmals von Visitación Salazar, die in der Nähe ein Stück Land besetzt hat, den Friedhof "Das dritte Land", wo sie Tote in Würde bestattet. Angustina findet dort ein Grab für ihre Zwillinge und beschließt, zu bleiben. Doch der Friedhof ist Alcides Abundio, dem reichsten und mächtigsten Mann der Grenzregion, ein Dorn im Auge. Und seine Mittel, um seinen Willen durchzusetzen, sind tödlich...

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Angustias und ihrem Mann auf dem Friedhof "Das dritte Land". Es folgt ein Rückblick, in welchem ich erfuhr, warum sie geflohen sind und wie sie bis dort gelangt sind. Von Beginn ist es eine schwere Lektüre, in der ein Leben nicht viel wert und der Tod allgegenwärtig ist. Im fiktiven Grenzland zwischen den östlichen und den westlichen Bergen regiert die Gewalt. Hier stranden Menschen, die vor der Pest geflohen sind, nur um festzustellen, dass sie nun der Willkür der bewaffneten Guerilla, den Irregulären, ausgesetzt sind.

Neben der Geschichte von Angustias erfuhr ich mehr über Aurelio Ortiz, den Bürgermeister von Mezquite. Er wird von dem einflussreichen Alcides Abundio kontrolliert, der von ihm verlagt, Visitación Salazar von dem besetzten Land zu vertreiben, das ihm gehört. Abundio arbeitet auch mit den Irregulären zusammen, denen er unter falschen Versprechungen neue Männer schickt, die nach Arbeit suchen. Gespannt verfolgte ich, ob Visitación und Angustias sich den Versuchen, den Friedhof zu schließen, wiedersetzen können. So unterschiedlich die leidenschaftliche Visitación und die eher zurückhaltende Angustias charakterlich sind, sie haben gemein, dass sie unabhängige Frauen sind, die bereit sind, für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist.

Diese Lektüre über Entwurzelung, Schmerz, Gewalt und Tod ist keine einfache, doch dem wird Widerstand, Zusammenhalt, Mitgefühl und Freundschaft entgegengesetzt. Das Buch vermittelt damit eine wichtige Botschaft, die zu lesen sich lohnt.

Veröffentlicht am 22.02.2023

In der Grenzregion

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Die in Venezuela geborene Schriftstellerin Karina Sainz Borgo konnte schon mit ihrem Debütroman Nacht in Caracas überzeugen und Das dritte Land ist ebenso intensiv. Mit einer überbordenden, düsteren Sprache, ...

Die in Venezuela geborene Schriftstellerin Karina Sainz Borgo konnte schon mit ihrem Debütroman Nacht in Caracas überzeugen und Das dritte Land ist ebenso intensiv. Mit einer überbordenden, düsteren Sprache, die viel ebenso düstere Atmosphäre verströmt. Am Anfang fühlt man sich davon wie erschlagen und vielleicht ist es wirklich übertrieben. Zu viele Hunde, die bellen.

Der Plot zeigt den Weg von Angustias Romero, eine Frau, die für ihre Kinder eine bessere Zukunft sucht. Sie versucht zusammen mit den Babys und ihren passiven Mann das Nachbarland zu erreichen, doch die kranken Zwillinge sterben auf der Reise und sie hat jetzt nur noch den Wunsch, sie hier im Grenzgebiet begraben zu können. Selbst das ist in dem gefährlichen Land schwierig.Eine mutige Frau hilft ihr: Visitación Salazar.

Es ist eine bedrückende Geschichte, die von Hoffnungslosigkeit erzählt, aber auch davon, dass es Mut und Solidarität gibt.