Blumig-frivoler Ausflug nach Wien
Die Wohlleben-Töchter Sophie und Fanny kehren aus England zurück ins heimatliche Wien, wo sie nicht nur von ihren Eltern und ihrem Bruder, sondern auch von ihrer Freundin Emilia freudig empfangen werden. ...
Die Wohlleben-Töchter Sophie und Fanny kehren aus England zurück ins heimatliche Wien, wo sie nicht nur von ihren Eltern und ihrem Bruder, sondern auch von ihrer Freundin Emilia freudig empfangen werden. Grund zur Freude sollte auf jeden Fall die schwangere Sophie haben, doch diese plagen auch Ängste, nicht zuletzt wegen des Zerwürfnisses mit ihrer Schwiegermutter. Fanny hingegen macht sich voller Begeisterung an die Einrichtung ihres Gartenpalais und vor allem an die Gartenanlage. Leider muss sie feststellen, dass ihr geliebter Paul ohne ein Wort des Abschieds auf Reisen gegangen ist. Doch da gibt es ja noch den ungarischen Grafen Erdély, mit dem Fanny bald mehr als nur die Leidenschaft für Pferde zu verbinden scheint.
Bei dem Roman handelt es sich um den dritten Band einer Reihe. Der Einstieg fiel mir unerwartet schwer, denn es war recht knifflig, all die Namen und Titel richtig zuzuordnen und die zurückliegenden Ereignisse zu rekonstruieren. Als diese Hürde überwunden war, ließen sich die Ereignisse rund um die vielen Charaktere aber ganz wunderbar lesen. Da waren die selbstbewusste Emilia, die unkonventionelle Fanny, der anfangs noch ungestüme Bruder Georg sowie die restliche Familie und Wiener Gesellschaft. Dabei war ich zutiefst erstaunt, wie frivol es da zuging. Hinter fast jeder Hecke wird geschnaggselt, und zwar bereitwillig nach dem ersten Handkuss. Das hätte ich bei einer Erzählung über die österreichische Biedermeierzeit schlicht nicht erwartet und fand es hoch interessant zu erfahren. Die Autorin ist ja Historikerin und hat da mit ihrem Roman ein ganz neues Licht auf die Epoche geworfen.
Insgesamt ist dieser Roman das reinste Überraschungspaket. Während das Cover stark an die so beliebten Regency-Romane erinnert, bedient sich die Autorin einer historisch und lokal angepassten Sprache, was ich großartig fand, denn wo sonst ist man „enthusiasmiert“, findet man ein „Dekolletetscherl“ oder ist die Rede von „Abattanten“ und dem „Fichu“? Wirklich wunderbar, wenn man sich darauf einlässt. Dazu kommt jede Menge botanisches Wissen vom Feinsten, und ganz besonders gefiel mir das „Akrostichon“, ein damals äußerst beliebtes Blumenrätsel. Tatsächlich spielen auch historische Ereignisse in die Handlung hinein, was wiederum einen sehr interessanten Hintergrund bildet. Dieser Roman wirft einen ganz neuen Blick auf die Biedermeierzeit, die mir in diesen Facetten gar nicht bewusst war.