Ein Politthriller der Spitzenklasse
Buchmeinung zu Iben Albinus – Damaskus
Damaskus ist ein Kriminalroman von Iben Albinus, der 2022 bei HOFFMANN UND CAMPE in der Übersetzung von Kerstin Schöps erschienen ist. Der Titel der dänischen Originalausgabe ...
Buchmeinung zu Iben Albinus – Damaskus
Damaskus ist ein Kriminalroman von Iben Albinus, der 2022 bei HOFFMANN UND CAMPE in der Übersetzung von Kerstin Schöps erschienen ist. Der Titel der dänischen Originalausgabe lautet Damaskus und ist 2021 erschienen.
Zum Autor:
Iben Albinus wurde 1972 in Dänemark geboren und war als als Journalistin und Kulturkritikerin tätig. Heute arbeitet sie als Drehbuchautorin, schreibt erfolgreich Fernsehserien und lehrt als Dozentin für Drehbuchgestaltung an der Syddansk Universitet. »Damaskus« ist ihr erster Roman.
Zum Inhalt:
Die dänische Menschenrechtsaktivistin Sigrid Melin hat im Fernsehen überreagiert und findet einen Job bei einer großen Telekommunikationsfirma, die in Syrien Infrastruktur für Telekommunikationsnetze aufbaut. Sie soll aus Damaskus für ein positives Image dieser Unternehmung sorgen. Sie trifft dort auf ihre alte Studienfreundin Reem, die dort ein Sicherheitsunternehmen leitet. Dann kommt der arabische Frühling nach Syrien und es wird turbulent und gefährlich.
Meine Meinung:
Zu Beginn lernt der Leser die politische Aktivistin Sigrid Melin kennen und die Gründe, die sie nach Syrien bringen. Sigrid handelt aus Überzeugung und doch wirkt sie manchmal etwas naiv im Umfeld wirtschaftlicher und politischer Interessen. Ihr Personenschutz in Syrien wird von der Sicherheitsfirma ihrer alten Freundin Reem übernommen. Für ihren Job braucht Reem gute Kontakte zu Regierungsvertretern. Als der arabische Frühling nach Syrien kommt, explodiert das Land förmlich. Viele Leute kämpfen um die Macht und manche um das nackte Überleben. Jeder versucht aber seine Interessen so gut es geht zu wahren. Beispielhaft werden die Beweggründe für das Handeln der einzelnen Figuren erläutert, seien es Reem, Sigrid, ein moderater Berater des Regimes, ein Arzt (Reems Ehemann) oder ein radikaler Geheimdienstleiter in Syrien. Ihr Handeln wirkt glaubhaft und zeigt die Komplexität des Geschehens. Kaum jemand kann frei handeln und alle sind sich der Gefahren bewusst, die ihnen drohen. Sigrid erweist sich als Kämpferin und handelt konsequent. Meine Lieblingsfigur war aber Reem, die so viele gegensätzliche Wirkungen unter einen Hut bringen muss.
Der Schreibstil ist ruhig und angenehm, einzig bei der Beschreibung von Bauwerken und Lebensstil gerät die Autorin ins Schwärmen. Die Handlung ist sehr gut recherchiert und manche brutale und grausame Aktion ist dem Plot geschuldet. Der Spannungsbogen ist gekonnt gezeichnet und überzeugt auch durch eingeschobene ruhige Passagen über die Schönheit des Landes.
Am Ende des Buches gibt es keine Figur, die unbeschadet durch die Handlung gekommen ist. Aber es gibt Überlebende, die einen Weg für ihre Zukunft finden müssen.
Fazit:
Dieses Buch hat alles, was einen spannenden Politthriller ausmacht, komplexe und glaubwürdige Handlung, interessante Figuren und überraschende Wendungen. Dazu kommt die Schilderung der Schönheit eines Landes in gewalttätigen Zeiten und der moralfreie Drang nach hohen Gewinnen.
Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus.